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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 25.02.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-02-25
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-188202257
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18820225
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18820225
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFreiberger Anzeiger und Tageblatt
- Jahr1882
- Monat1882-02
- Tag1882-02-25
- Monat1882-02
- Jahr1882
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 25.02.1882
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KL ir Inserate werden bis Vormittags 11 Uhr angenom- '/.SUHr 47 rnie weroen ois norminags i1 uyr angcnom- und beträgt der Preis für die gespaltene Zeile 1 oder deren Raum 1b Pfennige. (Wid ¬ men fsd. ne ic «rü : Leue »« ind Drr» Pfl.ueroch«. I Mier lirdei rerdurch nefd» 1882. und Krau. ?rnr »§ -KL ÄW le zahirricht» ayme Lei Li ll uu2 Ädmo. Reichthum vermehrt. Die wirtschaftliche Entwickelung dieses Staates ist in den letzten Jahrzehnten eine so glänzende gewesen, wie sie es bei dem Ueberwiegen der Landwirthschaft wohl niemals geworden wäre. England blieb freilich von Krisen nicht verschont, wie sic im Ge- schäftslcben Vorkommen; aber im Großen und Ganzen hat cs ihm noch nie an Absatz für seine Produkte gefehlt- Es setzt seine Waaren überall auf der Erde, insbesondere in seinen Kolonien, ab und vermochte allmählich so viel Kapital aufzuspcichern, daß dieses schon seit langer Zeit Verwendung außerhalb des Landes sucht und sich selbst an die riskantesten Unternehmungen wagt. Wer aber nun den Schluß ziehen wollte, wir Deutschen müßten cs den Engländern nachmachcn und gleichfalls dem Industriestaat«: zustrcbcn, der würde einen starken Jrrthum begehen. Wollte man selbst die ernste Lehre außer Acht lassen, welche die beschichte aller Zeiten ver kündet: daß nur die auf Ackerbau sich gründenden StaatcnBestandhaben, Eines wird man nicht übersehen dürfen, worin unsereVerhältnisse sich von den englischen unter scheiden. Wir haben keine Kolonien, die wir ver anlassen können, von uns Waaren zu kaufen. Der Deutsche steht auf dem Weltmärkte ohne die wichtige Unterstützung da, welche ein großer Kolonialbesitz verleiht. Wir würden mit unserer großen industriellen Produktion, haben wir's erst auf den Industriestaat abgesehen, eines schönen Tages vollständig aus dem Sande sitzen, wenn die fremden Länder, wie dies von ihnen schon längst angcbahnt ist, mehr und mehr unserer Produktion sich verschließen. Ein vorwiegend industrielles System ohne großen Kolonial besitz, welcher der Ucberproduktion einigermaßen die Wage hält, ist auf die Dauer einfach unmöglich. Auf die Dauer, sagen wir. Und die Dauer ist doch die Hauptsache dabei; denn in so hochwichtigen Fragen wechselt man nicht innerhalb weniger Jahre ein System- Genau betrachtet, verspricht aber selbst ein großer Kolo nialbesitz kaum lange Dauer; denn gerade das Beispiel Englands zeigt uns, daß selbst der anscheinend sicherste derartige Besitz sehr leicht in Frage gestellt wird. In allen Wclttheilen hat England heute schwere Sorgen um seine überseeische Besitzungen; hier kommt cs mit dieser Macht, dort mit jenem eingeborenen Volke in Konflikt. Es kann in keinem Winkel der Erde ein Schuß fallen, ohne daß die englischen Staatsmänner zusammenzuckcn. Schon viele Kriege führte England deshalb; aber Alles, was bisher dagewcscn, war nur Geplänkel. Die Ent- schcidungskämpfe harren noch seiner und ist cs in diesen nicht siegreich, so geräth cs mit seiner Industrie in die denkbar schlimmste Lage. Dann wird sich die Kehrseite der jetzt so glänzenden Medaille des Frcihandelssystems erst zeigen. .frisch« -«er- ötl, iin. 34. Jahrgang Somabend, den 25. Februar. Nachbestellungen auf dm »»Ä für den Monat Erscheint jeden Wochentag Abends 6 Uhr für den andern Tag. Preis vierteljährlich 2 Mark 2S Pf., zweimonatlich 1 M SV Pf. u. eimnonatl. 7S Pf. M KM W M und Tageblatt. Amtsblatt für die königlichen nnd städtischen Behörden z» Freiberg n»d Brand. Berantwortlicher Redicktem Julius Braun iu Freiberg. Eages^chait. Freiberg, 24. Februar. Entgegen unserer gestrigen Nachricht, daß die deutsche Regierung wegen der Rede Skobeleffs in Petersburg diplomatische Schritte verfügt habe, sagt heute die „Nat- Ztg ", diese Behauptung entbehre jeder Begründung. An gesichts des vollständigen Widerspruchs mit anderen Or ganen der Presse ist cs unmöglich zu erkennen, auf welcher Seite die Wahrheit liegt. Ucbrigens schreibt man neuer dings aus Berlin, twß die deutsche Rcichsregierung in der Behandlung dieser Affairc sich große Vorsicht auf- crlcge und daß sic die Genugthuung für die Schwatzhaf tigkeit eines sein Herz und seine Zunge nicht bemeisternden Generals nicht so hoch anschlaqe, um dafür gewichtige Friedcnschancen leichthin aufs Spiel zu setzen. Die deutsche Regierung kenne nur zu genau die prekäre Po sition jener russischen Staatsmänner, welche für eine ge mäßigte, friedliche Politik cintrctcn, und sei sorgsam be dacht, Alles zu vermeiden, was die Stellung dieser Männer erschweren könnte. Man sei in Berliner Reaierungskreisen vollständig überzeugt, daß das Auftreten Skobeleffs den Czaren und Herrn v. Giers sehr peinlich berührt haben müsse und daß der Petersburger Hof nichts unterlassen würde, den bramarbasirenden General zu desavouiren, wenn nicht die Rücksicht auf die öffentliche Meinung in Rußland und auf die vorherrschende populäre Strömung selbst den höchsten Würdenträgern einige Reserve aufer- lcgtc. — Das preußische Abgordnctcnhaus genehmigte gestern durchweg den Gesetzentwurf, betreffend die Ver wendung der Jahrcsüberschüssc der Eisenbahn-Verwaltung, nach den Kommissionsanträgen, mit welchen sich auch der Finanzministcr einverstanden erklärte. — Nach der „Kobl. Zeitung" kam es gestern in Rheinbrohl anläßlich der Be erdigung eines Kindes protestantischer Konfession zu einem Tumulte. Die Zivilgcmcindc Rheinbrohl beanspruchte ge mäß gesetzlicher Bestimmung das Glockengeläute für die Beerdigung und ließ, als die bezügliche Anforderung er folgslos blieb, die Gendarmerie des Kreises zur Unter stützung hcrbcikommcn. Die sanatisirte Volksmenge zwang jedoch die Gendarmen zum Rückzug. Zur Aufrechthaltung der behördlichen Autorität ging von Ehrenbrcitcnstein ein Kommando von 100 Mann vom Füsilier-Bataillon des 68. Regiments unter Hauptmann von Bock per Bahn nach Rheinbrohl. — Die Rettungsstation Jcrshocft der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger meldet: Am 23. Februar von dem norwegischen Schooner „Martin Luther," Kapitän Olsen, gcstranocl zwischen Bitte und Jcrshocft, 6 Personen gerettet durch den Raketen-Apparat der Station Jcrshocft. Das österreichische Abgeordnetenhaus nahm gestern mit 262 gegen 6 Stimmen den Gesetzentwurf auf Ein führung der Ausnahmegerichte in Dalmatien an, nachdem der Justizministcr die Vorlage begründete und Abg. Kopp erklärte, die Linke werde nach den von der Regierung gegebenen vertraulichen Aufklärungen für die Vorlage stimmen. Der russische Botschafter in Wien stattete gestern dem Grafen Kalnoky einen Besuch ab, um über den Zwischenfall Skobclcff beruhigende Erklärungen abzu- geben. - Hinsichtlich der cgyptischen Frage sind Oester reich und Deutschland entschlossen, keine Konzession zu machen, und zwar auch die nicht, daß von einer türkischen Intervention in Egypten auf alle Fälle abgesehen werde. Im Gegenthcil wird die betreffende Forderung Frankreichs dadurch crwiedert werden, daß die genannten Mächte gerade eine türkische Intervention als das geeignete Mittel bezeichnen, um Garantien für die Sicherheit in Egypten herzustcllen. — Aus Krakau wird telegraphisch berichtet: Im Dorfe Przysictnica bei Alt-Saudec wurde gestern der Stcuerscquestrator Brablcc bei Gelegenheit der Einforderung rückständiger Steuern von einem Bauer erschlagen. Der Unglückliche hinterläßt eine Frau und vier unmündige Kinder. Der Mörder leistete heftigen Widerstand, bevor er von den Gendarmen festgenommen werden konnte. — Auf dem Kriegsschauplätze in Dalmatien ist man gegenwärtig beschäftigt, ein „Gcbirgs-Kraxcn-Detachemcnt" einzuführen. Diese den Insurgenten abgelauschtc Institution yat den Zweck, die Verwundeten, deren Fortschaffung durch Sani tätsfahrzeuge oder Blcssirtenbahren der Tcrrainschwierig- kciten halber nicht opportun erscheint, durch Tragkörbe, vul^o „Berg-Kraxen" aus dem Fcuerbereiche zu entfernen. Diese Kraxen, ähnlich konstruirt wie die zur Fortschaffung großer Lasten in den Alpenländern verwendeten, sind zur Aufnahme je eines Blessirten oder Kranken eingerichtet. Ihr Träger kann selbst in dem schwierigsten Karstterrain sich damit trotz schwerer Belastung fortbewegcn. Das Gcbirgs-Kraxcn-Detachemcnt, dies der offizielle Titel, steht unter ocm Kommando eines von zwei Unter offizieren assistirtcn Offiziers der Sanitätstruppe und formirt einen Zug von 24 Mann, die als Kraxen träger fungiren. Diese letzteren rekrutireu sich blos aus tyrolcr Mannschaft und cs haben den Transport von Verwundeten aus der Fcuerlinie je drei sich gegen seitig ablöscnde Träger einer solchen Kraxe zu besorgen. — Neu ist auch die Anschaffung von Gcbirgshunden. >Mit dem letzten Lloyd-Dampfer ist näml ch iu Trebinje eine Meute von vicrundzwanzig Hunden eingetroffen, welche unter Führung erprobter „Huntsman" den einzelnen Kolonnen beigegebcn werden sollen, und welche den hinter Felsblöcken versteckten, oder im Anschleichen begriffenen Gegner wittern und dessen Nähe den Truppen verrathen. He 248«. 7 Zerm t. ibcndi eie au» adet er» il«. aus z-mz » »ersdors. werden von sämrntlichea Poftaustalten wie von -er unterzeichneten Expedition nnd der» bekannten Aus gabestellen in Freiberg, Brand, Langenau, Halsbrücke, Langhenuersdorf und Weißenborn zum Preise von 75 Pfennigen angenommen. Lxpgck. Ü68 .Frsib. ^nrsigsn u. 7^gsd>sN". England und der Freihandel. Vielfach wird in der deutschen Presse den Engländern die Propaganda für den Freihandel verübelt und die neuerdings dort ausgetretene Agitation für Schutzzölle als ein erfreuliches Zeichen der Zeil dargcstellt. Unserer An sicht nach ist das Eine wie das Andere irrig. Man kann für Deutschland den Schutz der nationalen Arbeit für unerläßlich halten und braucht den Engländern noch keinen Vorwurf daraus zu machen, wenn sie uns den Freihandel empfehlen. Von den Engländern können wir nicht ver langen, daß sic andere als ihre eigene Interessen für maß gebend betrachten. Man kann für uns Deutsche den Freihandel sür schädlich halten, ohne deshalb die Ver werflichkeit desselben für England zu behaupten. Eines schickt sich nicht für Alle. Dieser Spruch wird im öffent lichen Leben unserer Zeit, die gar zu gern gcneralisirt, nur zu ost übersehen. Wir gönnen den Engländern ihr Fr-ibandelssystcm und sic mögen uns unsere Zollpolitik la,, — so wird's wohl das Beste sein. Als die Söhne des stolzen Albion sich in den vierziger Jas.cn für das Freihandelssystem erklärten und die Korn zölle abschafften, da entschieden sie damit eine für die ganze wirthschaftliche und vielleicht auch politische Zukunft ihres Landes hochwichtige Frage, die wichtigste Frage, die cs überhaupt für sic gab: ob nämlich ihr Land ein Ackerbau st aat, oder ein Industriestaat werden solle. Die Antwort war freilich durch die Thatsachcn schon gegeben. England hatte bereits Jahrzehnte lang unter dem Einflüsse verschiedener Umstände, seiner Boden schätze sowohl wie seines infolge der glücklichen insularen Lage angesammelten Reichthums und seiner Agrarver fassung wegen, nach und nach dcmJndustriestaate sich genähert. Unter solchen Umständen legten die Thatsachcn es nahe, die Antwort so zu geben, wie sic denn auch wirklich ge geben wurde, um den lange vorher begonnenen Prozeß des Uebcrganges zum Jndustriestaate zu beschleunigen und auszudchnen. Man that dies, indem man die Kornzölle aufhob. Damit erreichte man Zweierlei: durch die Kon kurrenz der fremden Ackerbau treibenden Staaten wurde der Getreidepreis und damit der Lebensunterhalt des Arbeiters billiger gemacht und dadurch, daß nunmehr der englische Ackerbau weniger lohnend ward, führte man der englischen Industrie zahlreiche Arbeitskräfte zu, welche früher in der Landwirthschaft Verwendung fanden. Beides aber diente ein und demselben Zwecke: die Industrie bekam billige Arbeitslöhne und wurde in den Stand gesetzt, anderen Ländern in ihrer Produktion nicht nur in Bezug auf Güte der Waaren, sondern sogar in Bezug auf den Preis zuvorzukommen und dabei immer noch hübsch zu verdienen. War man einmal darüber einig, daß ein In dustriestaat geschaffen werden solle, so ließ sich gegen die Maßregel gar nichts einwendcn; im Gegentheil mußte dieselbe ganz zweckentsprechend nnd empfehlenswerth er scheinen. Der Industrialismus aber, das läßt sich gar nicht verkennen, hat bisher hauptsächlich Englands Glanz und
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