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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 21.08.1930
- Erscheinungsdatum
- 1930-08-21
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-193008213
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19300821
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19300821
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1930
- Monat1930-08
- Tag1930-08-21
- Monat1930-08
- Jahr1930
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 21.08.1930
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Riesaer D Tageblatt Drahtanschrift JE U Ä 1 E A V (EÜitllllÜI NÄ) Postscheckkonto: Tageblatt Riesa. Dresden 1530. Fernruf Nr. so. Da» Riesaer Tageblatt ist da« zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amt»hauptmannschast Birokass«: Postfach Nr. es. Großenhain, dar Amtsgericht« und der Amt«anwaltschaft beim Amtsgericht Riesa, de» Rate« der Stadt Riesas Riesa Nr. SL de« Finanzamt« Riesa und de« Hauptzollamt« Meißen behördlicherseits bestimmte Blatt. Donnerstag, 31. An,»ft 1S3V, abends 83. Jahr, 1»S Lewtlliater Rabatt erlischtz wenn der Betrag verfällt, durch Klage «ingezogen werden muß oder der Auftraggeber in Konkurs gerät. Zahlung«, und Erfüllungsort: Riesa. Achttägige Unterhaltungsbeilage AäK^ -Kriegs od.r°,Utig.r irgendwelcher Störungen de« Betriebe, d« Drucker.. d'rLi.^anden oder der Lin« Anspruch auf Lftfmmg od« Nachliesernna d« Zutuns oder auf Rückzahlung d«, .Bezugspreises Rotationsdruck nnd.Berla,^ L-n^.r ft Winterttch, R,esa. «efchistSste,.. »oetheftru». » Ärantwortlich für Redaktion: Heinrich Uhlemann. Riesa: für ««riaentetl: Wilhelm Dittrtch, Riesa. ag, wen« hne der- Msl ist eine Wm AmWt. Gedanken zur Lohnpolitik Henry Ford«. Kein Großindustrieller besitzt gegenwärtig einen Namen von solchem Weltklang wie der Amerikaner Henry Ford. Seine Automobilproduktion in den Vereinigten Staaten Nordamerikas, seine erfolgreichen Bemühungen um die Hebung des Flugwesens in seiner Heimat, seine industrielle Expansionspolitik nach Europa, seine kapitalistischen Er- folge einerseits, seine literarische und journalistische Tätig keit andererseits und nicht zuletzt die Macht seiner Per sönlichkeit lassen die Welt immer wieder aushören, wenn er sich zu einer brennenden Zeitfrage äußert. Die Vorgänge bei Siemens in Berlin, die damit zusammenhängenden Verkürzungen von Löhne« und Ge hältern, die Kündigung von Angestellten in der Metall- rndustrie. die Tarifkundigungen im Bergbau in Rheinland und Westfalen und die große Lohnlenkungswelle, die über unsere ganze deutsche Volkswirtschaft sich hinwälzt, die zu nehmenden Entlassungen von Angestellten und Privatbe amten, das Wachsen'des Unsicherheitsfaktors in unserem Gesellschaftsleben, alle diese Tatsachen und Tendenzen haben eine Beunruhigung in Unser Volk hineingetragen, die angesichts der bevorstehenden Wahlen in mehr als einer Hinsicht äußerst bedenklich erscheint. Jedenfalls ist es begreiflich, daß in der Oefsentlichkeit jetzt wiederholt die Frage aufgeworfen wird, weshalb gerade jetzt diese Kündigungen, Entlassungen, Gehalts- und Lohnverkür zungen erfolgen, wo „vielleicht das letzte bürgerliche Kabi nett"" um sein Leben kämpft. Der Rcichsverband der deutschen Industrie, besonders Geheimrat Duisberg, kann für sich das Verdienst in An spruch nehmen, daß er fast bei allen seinen öffentliche« Kundgebungen während der letzten Monate immer wieder gegen die allgemeine Schwarzseherei Front machte. Lei der drang er mit seiner Parole nicht durch. Der Wirt- schaftshistorikcr wundert sich darüber nicht, denn er kennt das Auf und Ab des Wirtschaftslebens und die Psychologie, von der die Wirtschaftenden, die Führer und die Ge führten, jeweils erfaßt zu werden pflegen, wenn die Volkswirtschaft im Wellentale festzusitzen droht. In der allgemeinen Krisenstimmung erscheinen jeweils rückläufige Entwicklungstendenzen, die sich zunächst im Lager des Unternehmertums bemerkbar machen, dann aber ganz naturgemäß auf die Privatbeamten und Angestellten ab färben und die allgemeine Depression in der Arbeiterschaft noch vermehren. Das ist in allen Krisenzetten der kri tischste Moment. In Lagen wie der unsrigen, da das Ar- beitslosenheer, die industrielle Reservearmee» sich der Drei- millionen-Ziner nähert, erscheint eine derartige Menta lität besonders bedenklich und gefährlich. Wir begrüßen es daher aufrichtig, daß der ameri kanische Großindustrielle Henry Kord sich in der deutschen Oefsentlichkeit meldet und kühn gegen den allgemeine« Strom zu schwimmen wagt. „Wir wollen kein Gottes- gnadentum"", erklärt er. Damit wendet er sich nicht »egen eine philosophische oder theologische Auffassung von Wirt schaft und Gesellschaft, sondern vielmehr gegen den Herrn- i n-Haufe-Standpunkt, das Nietzschcanertum im Wirt schaftsleben, daß im Zeitalter der Kartelle und Trusts, in dem der Solidarismus zwischen Unternehmertum, Ange stellten und Arbeiterschaft eine entscheidende Rolle spielt, wirklich nicht am Platze ist. Wirtschaft ist Dienst am Publi kum. Dies gilt in leder Hinsicht, selbst hrnsWirch der Lohnpolitik. Der „Fordismus", der unsere Wirtschafts wissenschaften seit Jahren beschäftigt, zeichnet sich durch eine großzügige Lohnpolitik aus. Ford hat es ftettich leichter als unsere Wirtschaftsführer, denn dte Wirtschafts belastung, die unsere Volkswirtschaft infolge der Doung- gesetze zu tragen hat, berührt den Amerikaner nicht, inso fern er in den Vereinigten Staaten Nordamerikas pro- ouziert und durch seine rationalisierten Absatzorganisa tionen seine Produkte abzusetzen sucht. Auch das Fordschx Riesenunternehmen ist längst international geworden um» in unserer Mitte wirklich rein Fremder mehr. Gerade deshalb verdient es besondere Bec '' Henry Ford uns heute versichert: „Niedrig, teuern die Waren"". Allerdings! „Ein hol genau so verderblich wie ein hoher Preis. !— — ,, . empfunden wird, ist freilich beziehungslos. Angemessene Löhne werden ebenso wenig als hoch empfunden wie an gemessene Preise. Angemessene Löhne und angemessene Preise stellen jedermann zufrieden. Die Löhne!, die Pro- sperität bringen, sind diejenigen, di« sich aus der schöpferi schen und technischen Begabung der Fabrikleitung im Ver ein mit der Anpassungsfähigkeit und Zusammenarbeit der Arbeiter ergeben. Wenn das Lohnverständnis der Lei tung nicht darüber hinausgeht, daß sie sich mit Leuten zufrieden gibt, du niedrige Löhne nehmen und umgekehrt das Interesse der Arbeiterschaft nur auf hohe Löhne gerichtet ist, dann ist der tote Punkt erreicht, so daß es keine Rolle mehr spielt, was für Löhne stahlt werden, weil die Industrie und alle Ärbeitsmöglichkeiten, die sie bietet, so wie so bald am Ende sein werden."" Aus dieser Lohnphilosophie heraus wendet sich Henry Ford gegen die Politik der niedrigen Löhne und die Be kämpfung der Armut durch öffentliche Unterstützungen aus den Steuereinkommen, da ein derartiges Programm die Armut in Wirklichkeit nie vermindert. Ford erkennt scharf, daß niedrige Löhne dte Ausbreitung des heimatlichen Marktes Verbindern, da sie den Lebensstandard der breiten Massen aus das Existenzminimum bannen. „Die niedrigen Löhne werden noch mehr Unheil anrichten, denn sie werden du- Waren verteuery. Wem» em Unternehmer Mr «ted- MssWk MW WkMllk«, AIWlltki M «MlWsHki. Der Führer der Deutschen VolkSpartei, Dr. Echot, jrechtSs, I -ahin geeinigt, daß ihre Parteien «in« «ewetnsau»« und die Vertreter der Konservativen VolkSpartei, Reichs- Wahlaufruf «lassen und im kommenden Reichstag tu so- Minister TrevirannS Mittel, und der BirtschastSpartei, zialpolttifchen, rauen- und außenpolitischen Frag« Ms«w- Sachsenbera llinks), haben sich in gemeinsam« Besprechung I mengehen werde». Zkl KMills du IM MWWM. ) Veefta, 21. Suguft Das Relchskabinett verabschiedete in seiner gestrige« Sitzung unter Vorsitz des Reichskanzlers Dr. Brüning den von dem Reichsinnenminister Dr. Wirth vorgelegten Entwurf eines Reichswahlgesetzes, der mmmehr dem Reichs rat zugeleitet werden wird. Der Entwurf geht davon «ms, die besonderen Mängel des geltenden Wahlrechtes, dte großen Wahlkreise, die lan gen Listen und die dadurch hervorgmwfene Entpersönlichung und Mechanisierung der Wahl zn beheben. Der Wähler fast wieder unmittelbar an dte ReichswT- lensbildung herangebrachk, der Gedanke der Verbunden heit des Abgeordneten mit seinem Wahlkreise «ad dte parteipolitische Konzentration gefördert werden. Zar Erreichung dieser Ziele sieht der Entwurf eine wesent liche Verkleinerung der Wahlkreise, die Beseitigung der Reichsüfie und den Wegfall de» amtlichen Stimmzettel, vor. L» werden 182 Wahlkreise gebildet, die zu 31 verbänden, diese zu 12 Länder gruppen zusammengefaht sdid. Vie Ver keilung »zahl, auf die ein Abgeordneter entfällt, beträgt 7V 000. Einzelnen Persönlichkeiten wtrd dnrch da, neue Wahlgesetz der weg zum Parlament geöffnet. Der Einreichung von WahlvorfchtSgea bedarf e, nicht mehr. Innerhalb der Par tei««, dte Sitze in de« Verbände« erhalten habe«, wird ein verhältnismäßiger Ausgleich in de« Ländergrnopen vorge- uouuaen. Scho« durch den Wegfall der Reiltwiiste wird eine Veemsttderaag der Zahl der Abgeordneten erreicht. Diese verstärkt sich durch die in AuaAchk aeaommeoe VerteKungszahl von 70000. Der Entwurf fleht bewusst von versassaug^ludeeadeu Regelungen ab, um die vom deutsche« voll Votzt- vchoem in Gcmg zu setzen. MWMIlWUkM Das Reichskabinett hat am Dienstag abend einen Se» setzest warf berate» und gebilligt, -er sich mit der Sinrich, tnng eines «ene» ReichsverwaunngSgerichtS befaßt. ES handelt sich hierbei um ein großzügiges, sowohl rechtlich al» auch politisch außerordentlich bedeutsames Werk, da» ein sehr wesentliches Mittel ist, um aus dem Rechtsgebiet den Boden für di« so laug ersehnte Vereinheitlich«»» fte» StaatSwesenS zn schaffen. Das neue Reichsverwaltungsgericht soll ein« BMaffung erhalten, die es in Parallele zu dem Reichsgericht stellt. ES soll tu die Sphäre des Reichsgerichts nicht eingreifen und keine Sachen verhandeln, die vor den ordentlichen Richter gehören. Seine Zuständigkeit wir- in verwaltungs rechtlicher Richtung sehr weit sein. Es wird sowohl Be- ^chwcrdeverfahren wie Anfechtungsverfahren zu regeln haben, die innerhalb der Sphäre -er Reichsbehörden ge legen sind. Es wir- also einmal Berufungsinstanz sein bei allen verwaltungsrechtlichen Streitfragen, als auch die direkte Beschwerdestelle gegen Maßnahmen, di« von den Reichsbehörden verfügt und von den Betroffenen als unge rechtfertigt empfunden werden. Der Staatsgerichtshof für das Deutsche Reich soll vom Reichsgericht zum ReichS- oerwaltuugsgericht übersiedeln, wie eS auch schon in der Verfassung gedacht ist. Der wesentlichste Gedanke LieseS Gesetzentwurfes ist es. die Eigenjustiz der Länder in vcrwaltungsrechtlicher Be ziehung zukünftig soweit einzuschränken, daß eine Verein heitlichung der bisher bestehenden 16 einzelnen Länder gerichtsbarkeiten möglich ist. Preußen, mit dem eingehend verhandelt worben ist, wird wahrscheinlich als erstes seine Berwaltungsgerichtsbarkeit dem Reichsverwaltungsgericht angliedern und eingliedern. Wann die anderen Länder folgen, steht noch nicht fest. Es soll jedenfalls kein Zwang zur Unterordnung ausgeübt iverden, sondern die kultur politisch und aus Sparsamkeitsgründen so wichtige Arbeit d«S neuen Reichsverwaltungsgerichts soll von sich aus über zeugen und so zur Vereinheitlichung führen. rkae Löbne so viel Leute habe« kann, wie er nur wM, wird er dazu neigen, seine Ausgaben für Maschinen und Verbesserungen niedrig zu halten, denn bei einem nied rigen Lohntarif werden sie sich anscheinend nicht bezahlt machen. So wird er unmoderne Waren zu hohen Preisen produzieren." Doch genüg! Henry Ford kommt zu dem Schluß, daß die einzig erfolgreiche Lohnpolitik lene ist, die nach höheren Löhnen, geringeren Kosten und ge ringeren Preisen drängt. Bis zu diesem Ziele haben wir noch einen weiten Weg zurückzulegen, „denn bei uns ist alles viel zu hoch außer den Löhnen, die K« niedrig sind." Das ist zutreffend. Aber auch jene Erkenntnis ist richtig: „Kein Unternehmer hat das Recht, von einem Menschen zu verlangen, mit Verstand zu arbeiten, wenn er ihn nicht dafür extra bezahlt." Ae deittlchur Studuttea oerlsffe« LrMl Abbruch aller internationalen Beziehungen Berlin, 21. August. Die Deutsche Studentenschaft teilt mit: „Dte deutsche De- leaatioa auf d« Brülleier Ratstagung des Internationalen Skudentenverbandes fTIE) hat dem ^Präsidenten der TIE in einem Schreiben mitgeteikt, daß sich die Deutsche Studen tenschaft genötigt sehe, alle Beziehungen zum Internationalen Studentenverband abzubrechen. Gleichzeitig hat der Leiter des Amtes für Leibesübungen der Deutschen Studentenschaft, Diplomingenieur Hinsch-Berlin, lein Amt als ständiger Viz?- prasident der Sportkommission der CIE niedergelegt. Den Grund für den Abbruch der Beziehungen bilden die beteidlaeadea Aeuherungen, die von dem tschechischen und voluischen Vertreter während der letzten Sitzung der Brasse- ler Tagung gegenüber den deutschen Vertretern ausgespro chen worden sind. Trotz der unter Führung der dänischen und englischen Vertreter unternommenen Bemühungen der neutralen Nationalverbände wurde die von deutscher Seite geforderte Entschuldigung vom Rat mit elf gegen neun Stim men bei vier Enthaltungen verweigert, so daß eine weitere Aufrechterhaltung der Beziehungen zur EIE. für die deut scheu Vertreter nicht möglich war. "
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