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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 28.11.1900
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1900-11-28
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19001128013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1900112801
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19001128
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1900112801
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1900
- Monat1900-11
- Tag1900-11-28
- Monat1900-11
- Jahr1900
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 28.11.1900
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verugsgeMr: UcrtetjSbrlt« 2 MI. sa PIg.; durch die Doli s Mi. Die.DrOdnei Nachr-ichlen' erscheinen ,i,»ch Morgen«! die Bttielicr in Drerdcn und der nächsten Uniaebun«. wo die öutraouna durch eigene Bolen oder Komm,isionäre criolgt. erilaiten da« Bialt an Wochentagen, die nicht aut Sonn odergeienagc iotgen, in twei Liicilauraadcn Abcnrs ,uld Morgen« tugenelll. Sür Rückgabe cinge>andtcr Schrift stücke letnc Verbmdlichlcit. Sernivrechanichlnb: »«r l »r. U u. »r. LÖSS. relegramm-Ndreile: »«chrtchto« Dr»«drir. Segründel 1856 I«ovvelL Äd So. HnMek6n»n1«» 8r. 6« Lüvlxs von ksedsen. L7Looo2»«r«L. <7»o»os, Dosso^s tzänrelverir.-inl On«,«!«», 2. rko10Lrspdi8vdtz > Upparaie E t. plrol.. luUusUiv 20 Köojg-^0lu»QU8tkLLr>-,--. k'alckiilLr Nvtott doi OrLsäeL. r^UiUGQ: Hx H lx^prir. Lerliu. InillkIlirtL. ^ O Lrvslau, Alüuoksn, kliiratim-ßx, LolltlllkLLk i. 11. - ri»r^Iox ^ nut Vyvliuib'''li mme. Loiiim ttlploin 1884. In grosser Lusvskl. sovis ^ntordignrig von Ilvri'vn- und Oaii»eiip«lL«i» Im Xiirscdnorgesoiiiiit von ; Lvwriod »Liiivke'8 VeNwerstr. 13. vtUtl. Itl-KW«! 0LKI187 lrüdor 19 I»tzre Lssbitmlt v. l. reck. <!. Herrn llokrstk llr. 1ellKM8 ^reedeo.^^ n^ö '^. fkI-liiNLNÜ-ZIp. 9, "' SporiaMLtr ?vrrv!ISll»?ÜHlw8vv, /ahn-lto^nlirunxon. /^Solt NlaedmelsLsr, voisssur I«Iir»nlie8--1Ueo, im Cut«) Liiui?. lexrinte, !8r»lttN8 7.11m k'risiren kür Onin«'» und c» ^merlllNlligdiv Kvpt>vii80>is. — Iluarptlsx«. » Lu»8l-Vor8vl8 tiir Oumon und Herren rum voNMlldi^en ^u«x;Iei6k tinrvF6imL83i§or Xörperkormen kerdi-rt nuelr eiMnsr bewitlirter Xonstmktien vsi'i MmkÄieli. 81rm8lkS8M LL. ^ Hoi Iieterunt, Nr. 3't8. Toleranzgesetz des Centruins. Hofnachrichtc», Rentnbilität der Landwirthschast, i Biuthmnßl. Witterung: j Man» uisFamilienvater, Mahchul-Ausstcllnng. Telcphonvgraph lGewerbeverein). ! Unsicher. Mittwoch. ^8. November N-(tt). DaS „Toleranz"-Gesetz -es Centrums. In der Finch der Initiativanträge, mit denen der fraktionelle Wetteifer den Reichstag übergossen bat, ragt einer emvor. der die Etikette trügt „Toleranz-Antrag". Wer die Firma nicht liest, der wird schwerlich auf die Verrauchung kommen, daß der Antrag von dem Centrum ausgeht, alio von derjenigen Partei, die mit ihren ultramontnnen Bestrebungen die Intoleranz verkörpert. Denn das Endziel dieser Bestrebungen ist die volle Verwirklichung der Mackt- anivriiche der päpstlich-jesuitischen Hierarchie, die grundsätzlich >ede Religionsfreiheit für Andersgläubige verwirft, die die Bekenner des evangelischen Glaubens wie jeder anderen Religion als Ketzer und Ungläubige verflucht und in Heile», wo ihr die weltliche Macht zur Verfügung stand, auf den Scheiterhaufen führte, zum Min desten aber jederzeit zum Genus? des ewige» Fegefeuers verdammt. Wenn demnach das Centrum dem Reichstage und den Regierungen des Deutschen Reiches den Entwurf zu einem Toleranz-Gesetz an- bietet, so ist es von vornherein selbstverständlich, daß sich hier unter diesem Deckmantel die krasseste Intoleranz birgt, die dahin geht, alle Kräite, die auf den Kadavergehorsam des IesurtismuS und des Pavismus eingeschworen sind, zur freiesten Entfaltung und Bc- thäligung ru bringen, damit jede Geistes- und Gewssienssreiheit außerhalb der römische» Weltkirche allmählich ausgetilgt und die Herrschaft des Ultramontnnismus vollendet werden kann. Wenn das Centrum seine politischen Traditionen und Grund sätze verleugnet, so müssen es spezifisch ultramvntanc. kirchcn- politüche Interessen sein, die das verursache». Bisher waren es vorzugsweise föderalistische und partiknlaristischc Tendenzen, die das Centrum mit ganz besonderer Vorliebe zu vertreten Pflegte, und es gab ehedem im Reichstage keinen schärferen und wach sameren Gegner der unitarischcn Bestrebungen, die auf die Er weiterung der Zuständigkeit des Reiches abziclten, als Windthorst. den Vorgänger des Di. Lieber. In dem Tvlcranz-Antrage des CentrumS wird der Föderalismus, dem es bisher gehuldigt hat. über Bord geworfen, indem fortan das Reich auch auf einem Gebiete der Gesetzgebung zuständig sein soll, das grund sätzlich und ausschließlich den Bundesstaaten Vorbehalten ist. ES handelt sich um so schwerwiegende Eingriffe in die Kirchcnhoheit der Einzelstnaten. daß deren staatliche Selbstständigkeit dadurch ernstlich gefährdet wird, 8 2 des Antrags beseitigt die ver schiedenen landesgesetzlichen Bestimmungen über die Konfession der Kinder durch die Forderung, daß „nach beendetem zwölften Lebens jahre dem Kinde die Entscheidung über sein religiöses Bekenntnis! zustcbt". Die beiden folgende» Paragraphen über den.Austritt aus einer Religioilsgeineinschnst bieten gleichfalls Vorschriften, die Aendcrnngen der einzelstaatlichen Gesetzgebung enthalten. Tief einschneidend in die Kirchcnhoheit der Einzelstaaten sind vor Allem die Bestimmungen über die Religionsfreiheit der Religionsgemein schaften. Sie beseitigen insbesondere allenthalben das staatliche Placet, das Recht der Staatsgewalt, Erlaffe der Kirchenbehörden vor deren Veröffentlichung einzusehen und zu genehmigen. In Bayern besieht das Placet noch in vollem Umfange: in anderen Staaten, wie z B. in Sachsen. Württemberg. Baden, Hessen und ander wärts gilt der staatliche Genehmigungsvorbehalt sür solche Erlasse, die bürgerliche oder gemischte Angelegenheiten betreffen, während für rein kirchliche Angelegenheiten die Verpflichtung zur Vorlegung vor oder gleichzeitig mit bcr Verkündigung der Erlasse vorgeschriebe» isi. Der Toleranz-Antrag der Tr. Lieber und Genossen verlangt, daß Vottckristen und Anordnungen einer anerkannten Religions- gemeinichast, welche sich auf die Reiigionsübnng beziehen, zu ihrer Giltigkeit weder einer Mitthciiung an die Staatsbehörde noch einer Genehmigung von Seiten der Staatsbehörde bedürfen. Ferner werden die einzelstaatlichen Gcsetzcsvorschristcu über die Vorbildung und Anstellung der Geistlichen in Frage gestellt. Nach 8 7 sollen ohne staatliche Genehmigung von anerkannten Religions gemeinschaften, sofern nur keine Staatsmittel in Anspruch ge nommen werden, im ganzen Reichsgebiete Reliqionsgemeindeu oder geistliche Aemter errichtet oder abgeändert werden, und landes- rechlliche Verbote oder Beschränkungen der Verwendung auswärtiger Religionsdiener zu einer ieeliorgerischen Thätigkcit sollen auf die Religionsdiener anerkannter Religionsgemeinschaften keine An wendung finden. Mit Recht wird hierzu bemerkt, daß dann in unser deutiches Vaterland in Schaaren ausländische Mönche und Priester. Bischöfe und Erzbischöfe einziehen würden, die auch den letzten Rest deutsch-nationaler Gesinnung in ihren Sprengel» ungehindert beseitigen könnten. Die besonderen Rechte, die aus Grund der Landesgesetzgebnng in einzelnen Staaten der evangelischen Kirche gewährt sind, sollen allent halben grundsätzlich beseitigt werden, natürlich zu Gunsten einer völlig ungehinderten Propaganda und Proielytenmacherei der pavistisch-iesuititchen Söldlinge. So sollen z. B. fortan die Religionsdiener jeder landschaftlich organisirten Kirche bei allen Mitgliedern derselben Religionsgemeinschaft im Reiche die Religionshandlungen ausüben dürfen, und weiter will der ultra- montane Toleranz-Antrag bestimmen, daß den in einem Bundesstaate anerkannten Religionsgemeinschaften im ganzen Reichsgebiete die freie und öffentliche Ausübung des Kultus zusteheu soll, ins besondere die Befngniß. ohne weitere staatliche und kommunale Genehmigung Gottesdienste abzuhalten. Da das Lieber'sche Toleranz-Gesetz grundsätzlich icdwede Staatshoheit beseitigt, so folgt natürlich auch, daß die Abhaltung von Missionen der anerkannten Religionsgemeinschaften keinerlei gesetzlicher Be schränkung noch Hinderung unterliegt. Alle Schranken sollen mit einmal fallen, die der vollen Wirksamkeit der römischen Unduldsam keit und der Agitation der päpstlichen Hetzer noch in Deutschland gezogen waren! Die Krönung deS ultramontanen Toleranzgebäudes ist natür lich die Wiederzulaffung der Jesuiten. Was wäre das Centrum ohne Jesuiten! Und >o fordert denn der Schlußparagraph. daß „religiöse Genossenschaften, Gesellschaften und Vereine aller Art. welche einer anerkannten Religionsgemeinschaft angebören, zu ihrer Gründung und Tbätigkeit innerhalb des Reichsgebietes keinerlei staatlicher oder kommunaler Genehmigung bedürfen". Hiermit wird über den Jesuitenantrag des Eentrums noch hinausgegangen; denn die Folge wäre die Auchebung nicht bios des Neichsgejetzes vom 4. Juli 1872, das die Jesuiten vom Deutschen Reiche aus- schlieht, sondern zugleich auch etwaiger lundesgeiehlicher Bestimmun gen. durch welche man sich diele päpstliche Leibgarde allenfalls noch vom Halle halten könnte. Der Toleranz-Antrag oeö Centrums ist der kühnste Vorstoß, den sich der Ullramontanismus seit Bestehen des Deutschen Reiches geleistet hat. Er ist eine Frucht des neuen Kurses, der unter den Reichskanzlern Caprivi und Hohenlohe das Centrum aus eine Machtböhe hat gelangen lassen, wie nie zuvor. Man darf gespannt darauf sein, ob Gras Bülow die Kraft besitzen wird, den fortschreitenden Machtansprüchen der Lieber und Genossen wieder eine Grenze zu ziehen. Neueste Dralitmeldungen vom 27. November. Ter Krieg in China. Berlin. (Priv.-Tel.) In dem Befehl, den Graf Wald er fee znr Einleitung der Operation gegen Paotingfn am 12. Oktober in Tientsin erlassen hat, findet sich ausdrücklich fol gende Anordnung: Der Herr Jeldmarschnll hat rücksichtsloses Vorgehen gegen alle Boxer und feindselig austretenden Einwohner unter Schonung der Personen und des Eigenthums der friedfertigen Bevölkerung angeordnet. Nm die Letzteren vor dem Terrorismus ihrer eigenen aiisrnlirerischen Landsleute z» schützen, soll außerdem dnrch Entsendung kleiner beweglicher Kolonnen in verschiedenen Richtungen für die Sicherheit der Bewohner des schon besetzten Gebietes vor den Boxern und für die Aufrechterl,alttmg der Ord nung gesorgt werden. — Was die Herkunft der Hunnenbriefe anbctrisst. so wird auf den Gamffonsbefekl sür die deutsche Orts unterkunst in Tientsin bingewiesen. in dem die Veröffentlichung von Privalbriefen über Kriegsereiguisse ausdrücklich untersagt und hinzugesügt wird: „Die Briefschreiber haben dafür Sorge zu tragen, daß die Empfänger der Briese hiergegen nicht verstoßen, und werden bei Zuwiderhandlungen zur Rechenschaft gezogen werden." Berlin. Laut Melduna des Feldmarschalls Grasen Waldersee hat die Kolonne?)ork nm 19, ds. M. Kalgau er reicht und am 28. ds. M. den Rückmarsch angetreten. Das 1. Bataillon des 2. Infanterie-Regiments ist in Schankaikwan dnrch Etappen truppen adgelöst worden und marschirt direkt nach Peking. Von Tientsin hat Oberstleutnant v. Arnstadt mit einer kleinen Alstheilnng eine Strafexvedition nach Mutinghsien und Nantsartiun, 55 und 40 Kilometer nordwestlich von Tientsin, unternommen. London. Nach einer Depesche hiesiger Abendblätter aus Shanghai kam es dort gestern Abend zu einem Zusammenstoß zwischen etwa 30 französischen Soldaten und einer Anzahl eng lischer Polizisten, bei dem einige Personen verwundet wurden. * Wie». Die „Politische Korrespondenz" meldet aus London: Der Verlauf des Gedankenaustausches der Mächte über die Be schlüsse des Pekinger Divlomatenkorvs läßt eine all gemeine Verstniidiguna vorausiehen. Als Basis gelte in diplo matischen Kreisen, daß die Forderung der Todesstrafe für die Rädelsführer bei grundiätzlichem Begehren dieser Strafart als der verschuldeten nicht in die vseision irrsvocabls eingereiht werde, ferner, daß bezüglich der Entichädigungsfiage dem Bedenken wegen der Leistungsfähigkeit CbinaS zunächst im Prinzip Rechnung ge tragen werde, da vorläufig die Gmndlagen sür die ziffernmäßigen Feststellungen fehlen. * Marseille. Der Dampfer „M elbourne" ist mit 289 Unternsffzleren und Soldaten der Infanterie, Artillerie und Marine hier ringetroffen, welche a» den Kämpfen bei Tientsin und Peking theilgenommen haben. Dieselben befinden sich sämmtlich. bis auf drei Verwundete, wohl. Die Soldaten rühmen die gute Kameradschaft, die zwischen ihnen und den Deutschen bestanden habe. * Berlin. Im Reichstage brachten die Abgeordneten Heim, Müller-Fulda und Genossen die Interpellation ein. „was die verbündeten Regierungen zu thun gedächten, um der bestehen de», weite Volkskrehe schwer bedrückenden Kohlentheuerung wirksam abzuhelicn und sür die Zukunft eine Wiederkehr solcher Mißstände zu verhüten". — Wie das „Tageblatt" erfährt, tbetlte der Vor sitzende der Budoetkommisffo» v. Kardors in der gestrigen Sitzung mit, daß er demnächst den Vorsitz in der Kommission niederlegen wolle. * Frankfurt a. M. Wie die „Franks. Ztg." meldet, be schlossen heute sämmtliche betheiligte Stahlwerke vom Niederrhei», Westfalen. Saar, Mosel und Luxemburg endgiltig, einen sofort in Kraft tretenden, auf 3 Jahre abgeschlossenen Verband für den ge meinsamen Verkauf von Trägern und Halbzeug zu gründen. * Wien. Die Landtage werden innerhalb der Zeit vom 10. December bis 19. Decembcr zasammentreten. * PaciS. Leute Abend zogen etwa 10M Studirende verschiedener Fakultäten vom Sorbonne-Platz unter Hochrufen aus den Präsidenten Krüger nach dem Hotel Scribc, um dem Präsi denten Adressen zu überreichen. * Paris. Die Zahl der Stndenten, die sich am Zuge nach dem Hotel Sende betheiligten, wuchs auf etwa 2>»0 an. Eine Deputation von 20 Studireuden wurde von dem Präsidenten Krüger empfange». Der Sprecher theilte mit. die Stubentcnschast beabsichtige, an alle Staatsoberhäupter eine Petition zu richten, worin eine lchiedsgerichttiche Regelung des Streites zwischen Eng land und den Südafrikanischen Republiken erbeten werden soll. Krüger äußerte sich zu dem Vorhaben zustimmend und gedachte der Studireuden unter den Bure», die für das Vaterland mit in den Kamps gezogen und sür dasselbe den Tod oder Gefangenschaft er litten. später zeigte sich der Präsident. umgeben von vier Studenten, auf dem Balkon. Die Menge brachte stürmische Huldigungen dar. Tie Studenten mnrschirten dann in guter Ord nung nach dem Quartier Latin zurück. * Paris. Präsident Krüger empfing im Lause des Abends die Schüler des Landwirthschaftlichcn Instituts und des Charle- magne-Lyceums. welche ihm eine Bronccsigur überreichte», „David, den Säbel schärfend" darstellend. Um ü>/ü Uhr begab sich Krüger zu dem Minister Delcassö, auf der Fahrt überall lebhaft begrüßt. Dclcassü empfing den Präsidenten, von den Beamten seines KabinetS umgeben. Nachdem Dclcasss den Präsidenten begrüßt, führte der Minister den Präsidenten Krüger in sein Arbeitszimmer, wo sie sich bis 7V« Uhr unterredeten. Später stattete Delcassö den Gegen besuch ab. 'London. Inder Saint-James-Kapelle fand beute Nach mittag ein TrauergolteSdienst für ArthurSullivan statt, woran sich die feierliche Beisetzung in der Paulskirche auichloß. Außer den Vertretern der Königin und des Prinzen von Wales war im Auftrag deS KaiierS Wilhelm auch der Attachö der deut schen Botschaft Fürst Lynar anwesend, der Namens des Kaisers einen Kranz am Sarge niederlegte. Die musikalische Welt war zahlreich vertreten. Auch der Generalintendant der preußischen Schauspiele, Graf Hochberg, sandte einen Kranz. 'London. Das Reuter-Bureau erfährt, daß die Nachricht hiesiger Abendblätter von einem großen Eisenbahnunglück aus ver Chesapeake-Eiseichahu unbegründet ist. * London. Der „Corning Standard" giebt unter Vorbehalt ein Gerücht wieder, wonach eine Verschwörung zur Ermord ung Lord Roberts' entdeckt wurde. Etwa 20 Ausländer waren bc tkeiligt. Tie Verschwörer hatten eine Mine gelegt, welche am letzten Sonntag, während Roberts in Johannisburg in einer Kirche war. auffiieaen iollte. Die Verschwörung wurde durch die Wach samkeit der Polizei und der Schutzwache Roberts' entdeckt. Es heißt, etwa 10 Personen, meistens Italiener, leien verhaftet worden. * London. Reuter's Bureau meldet aus Standerton vom 25. November: Eine engliiche Kolonne griff in der Nähe von Greyliiigstad 150 Buren an und vertrieb dieselben von den Hügeln, welche sie innehatten. Tie Bure» erlitten beträchtliche Verluste. Die Engländer erbeuteten eine große Menge Lebensmittel. ' Belgrad. Meldung des Wiener K. K. Bureau.) Der ehemalige Minister des Innern in dem Kabinet Giorgiewitsch. , G ent > chitsch, der Sonntag hier eingetroffen ist, wurde wegen ' Majestätsbeleidignng. begangen durch eine seiner Zeit in einem ausländischen Blatte veröffentlichte, den König verletzende Aeußcr ung, sowie wegen Beleidigung dnrch zwei den König beleidigende Briefe verhaftet. Gentichitsch dürste auch wegen Veruntreuung von Staatsgetdern verfolgt werden. Berlin. (Priv.-Tel.) Reichstag. Die Berathuug der Denkschrift über die Ausführung der Airlerhegesehe wird auf Vor schlag des Abg. Büffno abgelebt, da sich voraussichtlich über die Frage der Begebung der 80 Millionen im Sommer d. I. nach Amerika eine lehr ausgedehnte Debatte entspinnen würde, und da der Wunsch besteht, zunächst die erste Bernthung der Secmanns- ordnnng zu Ende zu führen. Die Debatte über die Seemanns- ordn u n g und die zugehörigen Nebcngesetze, Verpflichtung der Kanffartheischissc zur Mitnahme heimzubringender Seeleute, Stellenvermittelung sür Schiffsleute, Abänderung seerechtlicher Vorschriften des Handelsgesetzbuchs, wich fortgesetzt. — Ab^ Lenzmann lfreis. Bolksv.) fuhrt aus. zu einer guten Seemcrnns- orduung gehöre vor Allem zweierlei: 1. eine strenge Disziplin noch mehr als in der Armee, ohne falsche Sentimentalität: 2. zur Sicherung der freien Entwickelung des Verkehrs muß jede eng herzige, volizeilich-hnreaiikratische, kleinliche Einmischung fern bleiben; 3. Schutz der Seeleute gegen Ausbeutung. Dem ent spreche wesentiich die Vorlage. Es sei durchaus richtig im Interesse der Autorität der Offiziere, daß die lleberstundeiworschriften ans die Offiziere nicht Anwendung fänden. Für nicht wnnschcnswerth halte er dagegen die ausdrückliche Bestimmung, das; der Schiffs »mge der väterlichen Zucht des Schissers unterworfen sei. Auch ohne solche Bestimmung werde der Schiffsiunge gegebenen Falls einer Ohrfeige ja doch nicht entgehen. Warnen muffe er auch davor, dem Bundesrath, so wie es mehrfach in der Vorlage ge schehe, allerlei Vorichrislsbefuantsse zu, überlassen. Es sei das am allerwenigsten richtig angesichts der Vorgänge in neuerer Zeit, welche zeigen, daß der Bundesrath ia doch vielfach nur einem höheren Willen folge. Zu den polizeilichen V^rationen. die er sür nicht angezeigt halte, rechne er auch die Bestimmungen über die Sonntagsruhe: die kleinen Rheder mache man damit todt. Das Koalitionsrecht dürfe selbstverständlich an Bord nicht ausgeübt werden, andererseits aber müsse der Schiffer einen, Schiffsmann das Verlassen des Schiffes, etwa um einer Versammlung am Lande beiznwohnen. nicht auch dann, verbieten, wenn das Verbleiben des Schisssmannes an Bord nicht dnrch geschäftliche Rücksichten geboten sei. — Aundesraths- bevollmächiiatcr sür Bremen Dr. Pauli legt Verwahrung gegen die Unterstellung ein, als ob der Bundesrath aus irgend welchen anderen als sachlichen Gründen Beschlüsse faffe und sich durch Rücksichten auf Großunternehmer beeinflussen lasse. — Abg. Schwartz (Soz.): Es erscheine fast besser, wenn es bei der alten SeemamiSordnung sein Bewenden habe, denn die wenigen Verbesserungen, welche die Vorlage bringe, würden aufgehoben durch gleichzeitige Verschlechterungen. Die Strafen seien in der Vorlage so scharf, daß säst nur noch das Kielholen schic. Tic Ueberstmrdenbergiltung müsse auch aus die Offiziere Anwendung finden, den» die Offiziere hätten oft mehr zu thun nlS die Mann schäften. Es denke kein Schiffsmauu daran, das Koalitionsrccht auch an Bord zu beanspruchen, aber cs müsse aufhören, daß im Hafen der Schiffer dem dienstfreien Schiffsmauu verbieten könne, cin's Land zu gehen, um einer Versammlung bcizuwohneu. Wester plaidrrt Redner für Seeichöffenqerichte und sür eine auf gesetzlicher Vorschrift beruhenden Tiesiadelinic. Keinesfalls dürfe das Prüge! recht des Schiffers gegenüber den Schssssiuiigeu bestehen bleiben — Abg. Raab (Anlisii bemängelt, baß dnrch eine zu ausgiebige Zulassung der freien Vereinbarung beinr Hrnervertrag die besten Vorschriften der Seemnnnsordnung gleichsam durch eine Hint.rthür wieder hinansgeworsen würden, und befürwortet Gewährung von Ueberstnndenlöhnen an Offiziere, volle Koalitionsfreiheit der Sec lenke am Land, Verbot deS Ladens und Löschens an Sonntagen auch im Anslande, und umfassende Ueberwachnna der Schisse aus ihre Seerüchkigkeit. — Staatssekretär Gras Posadowskv Die Vorlage sei unverändert vorgelegt worden, weil diese schwierige Materie sonst noch einmal an den BundeSrath hätte gehen müsse,!. Hinsichtlich der Tiestndelinie meine er, die Beriissgenoffenschast thäte gut, einen Versuch zu machen, besonders bei den Frachi dampsern. Die Berufsgenossenschast werde demnächst Vorschriften über die Befrachtung erlaffen, die sich im Wesentlichen mit den englischen decken werden. Die Statistik beröche, daß schon jetzt die Schiffsverluste bei unserer Handelsmarine rm Vergleich zu andere» Ländern relativ klein seien. Im Dampserverkehr ständen wir. was die Verluste anlangt, bei Wertem am günstigsten da. ini Segelschiffsverkehr am zmeitgünitigsten »ach England. Redner erklärt es schließlich für nicht ausgeschlossen, daß eine Behörde ge schaffen werde, oie dem Seemenichenicben näher stehe, als wie rS mitten im Binnenlande möglich sei. — Hamburgncher Bevoll zier Dr. Burchard erwidert Lenzmann, daß der Bundes rath als solcher in seiner Integrität gar nicht anzuzwrifeln sei, und nimmt den verstorbenen Vorsitzenden der Seeberufsgenossenlchast Laeisz gegen die Angriffe einer Broschüre in Schutz, welche Raab vorher erwähnt und in mehrere» Exemplaren aus den Tiich des dergelegt hatte. Eine Widerlegung der Airgaben der werde demnächst erscheinen. Die neue ^seemanns- ordnnng bringe den Seeleuten, was nur immer unter Rücksicht nahme aus berechtigte konkurrrrcnde Interessen möglich sei. Abg. Kirsch (Eentr.) giebt dem Abg. Lenzmaiin darin recht, daß va. „ .. nicht mehr so viel dem bundesräthlichen Verordmmgscrmessen über lassen werden dürfe. — Abg. Raab Senator Burchard die sich gegen den vcrtheidigt gegenüber den, Rheder Laeisz richtende. hu,» nlziLiL
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