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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 23.07.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-07-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-188207237
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18820723
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18820723
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Bemerkung
- Fehlende Seiten in der Vorlage.
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFreiberger Anzeiger und Tageblatt
- Jahr1882
- Monat1882-07
- Tag1882-07-23
- Monat1882-07
- Jahr1882
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 23.07.1882
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vcnmtwottlichcr Redattex Freiterß. A4» AlhkGOG. dm b ss Inserat« werden bis Vormittags 11 K j Somtag, dm 23. IM § md Tageblatt. Amtsblatt für die lömzlicheu und stüdtifchea Bchördm za Freiberg und Braud. n Erscheint jeden Wochentag Abends S Uhr für 1 Li UH andern Tag. Preis vierteljährlich 2 Mart 2S ^VV^ zweimonatlich 1 M SS Pf. u. einmonatl. 7Ü Die Woche. Wer sich in dem schönen Glauben gewiegt haben sollte, er könne jetzt von allen politischen Dingen auf ein Viertel jahr Abschied nehmen und sich in seiner Lektüre auf Kourszettel, Eiscnbahnfahrpläne und Fremdenführer be schränken, der ist um eine Enttäuschung reicher geworden. Der fürsorgliche Zeitungsschreiber, der für die Sommer saison eine neue Geschichte von der Seeschlange oder ein interessantes Eloberat über die reichsten Leute der Welt kalt zu stellen pflegt, um seine Zeitung auch während dieser traurigen Monate interessant zu machen, packt sorg sam diese ebenso nützlichen wie anziehenden Geistesprodukte wieder zusammen und verwahrt sic für etwaige sieben magere Jahre, um sich einstweilen der fetten sieben zu er freuen. Er braucht seine Phantasie nicht mit seltsamen Mißgeburten, Naturwundern und neuen Erfindungen ab- zuquälcn, er kann sogar das Reizmittel der Beschreibung von besonders abgefeimten Verbrechen entbehren, mit denen unsere großen Städte die Welt zu versorgen pflegen. Die egyptische Frage und die Ereignisse, welche vor und in Alexandrien sich abspielen, reichen vollauf aus, um die Kosten der politischen Unterhaltung für die nächste Zeit zu bestreiten. Amerika war in dieser Beziehung schon längst in der Mode; dorthin lenkten sich fortwährend die Blicke der Welt und es gab Wenige, die nicht mit dem lebhaftesten Interesse alle amerikanischen Verhältnisse stu- dirt hätten. Jetzt ist Egypten an die Reihe gekommen. Die Romane des Herrn Georg Ebers machten den Anfang. Dann kam die Entdeckung der egyptischen Königsgräbcr. Jetzt bildet Egypten nun auch den Mittelpunkt des poli tischen Interesses, nachdem Admiral Seymour begonnen, das egyptische Volk von seinem Unterdrücker zu befreien, wie Gladstone im englischen Parlament erklärte. Freilich weiß alle Welt, daß der Londoner Premierminister eine größere Heuchelei sür die Beschönigung des Bombarde ments von Alexandrien nicht Vorbringen konnte. Die Egyptcr sehen in Arabi durchaus keinen Tyrann und wollen nicht von ihm befreit sein; sie erblicken ihren ein zigen Unterdrücker in den Geldfürsten der Londoner City, deren Zinseszinsen die englischen Kontroleure und Panzer schiffe so prompt und unbarmherzig einzukassiren wissen. Arabi hat sich mit seiner Armee vor Alexandrien in ein verschanztes Lager zurückgezogen und bietet Alles auf, den mohammedanischen Massen den heiligen Krieg zu predigen. In den Moscheen betet man für seinen Erfolg. Der Scheik-ul-Jslam in Kairo, welcher sich weigerte, den Glaubenskrieg zu verkündigen, mußte sich vor der Volks wuth auf die Zitadelle flüchten. So zeigt es sich denn ganz deutlich, daß das Bombardement von Alexandrien, wenn dasselbe dazu dienen sollte, den europäischen Kabi netten Achtung vor Englands Entschlossenheit zum Handeln einzuflößcn, da demselben keine unmittelbare Lan dung der Truppen folgte, nichts anderes war als ein groß artiger Schwabenstreich. Es war die Möglichkeit gegeben die ganze Streitkraft Arabi's in Alexandrien abzufangen. Diese kostbare Gelegenheit wurde versäumt. Arabi wird nun den Engländern noch viel zu schaffen machen. Denn daß nunmehr der englisch-egyptische Krieg nahe bevorsteht, unterliegt kaum einem Zweifel. Die Antwort der Pforte auf die identischen Noten der Mächte, worin die Türkei zur Intervention aufgefordert wurde, ist näm lich erfolgt und zwar in dem Sinne, wie man allgemein erwartete. Die Pforte weicht einer direkten Entscheidung aus, indem sie der Konferenz einen Gegenvorschlag macht. Die Regierung des Sultans erklärt, nunmehr an der Konferenz theilnehmen zu wollen. In Wirklichkeit ist dieser Vorschlag aber eine Ablehnung der Aufforderung zur militärischen Intervention in Egypten. Die Pforte weiß nach den Erklärungen des französischen Ministers Freyeinet in der Deputirtenkammer genau, daß die Mächte nicht gewillt sind, die egyptische Frage durch türkische Diplomatenkniffe verschleppen zu lassen. Die Botschafter erklärten, in dem Falle, daß die identische Note aus weichend beantwortet werden sollte, würden die Mächte ein Ultimatum stellen, um eine befriedigende Antwort zu erhalten, widrigenfalls man annehme, daß der Sultan sich des Souveränetätsrechtes auf Egypten begeben habe. Dann sollten zwei Mächte mit der bewaffneten Durch- sührung der Konferenz-Beschlüsse betraut werden. Es ist nun wohl ziemlich bestimmt zu erwarten, daß die aus weichende Antwort der Pforte die Weiterentwicklung der egyptischen Angelegenheit nicht aushalten wird. England betrachtet nach einer Meldung der „Daily News" dieselbe alsAblehnung der an die Türkei ergangenen Einladung zur Truppenentsendung nach Egypten und bei den anderen Mächten dürfte man gleichen Anschauungen begegnen. Englischerseits wird deshalb unverzüglich ein Expeditions korps nach Egypten gesandt werden. Und in der That hat die britische Regierung nicht viel Zeit zu verlieren, will sie nicht Gefahr laufen, Arabi Pascha inzwischen so weit gekräftigt zu sehen, daß einer Okkupation des Landes daraus ernstliche Schwierigkeiten erwachsen. Schon Mt stehen die Dinge so, daß Arabi vollständig den Herrn Zn Egypten spielt; er setzt nach Belieben Beamte ein und ab und zwingt die Mudirs, ihm die Steuern auszuliefern. Der Khedive möchte gerne gegen ihn einschreiten, ihn in die Acht erklären, aber er wagt es nicht und falls er es wagen sollte, würde der Eindruck davon nur ein geringer sein, da seinen Händen die Zügel der Herrschaft vollständig entschlüpft sind. Nach Lage der Dinge hat die Inter vention der Wcstmächte ohne europäisches Mandat die größte Wahrscheinlichkeit, in welchem Falle die Konfe renz ihre Thätigkeit einstellen dürfte. Die kirchlichen Friedensbestrebungen im deutschen Reiche haben mit der in vergangener Woche ersolgten Rückkehr des Herrn Schlözer von Rom nach Berlin ihren vorläufigen Abschluß erreicht. Eine Konsequenz dieses Mißerfolgs ist es auch, daß der preußische Kultusminister sich weigert, das Gesuch der rheinischen Geistlichkeit um Rückberufung des Bischofs Melcher nach Köln beim Kaiser zu befürworten. Ganz interessant sind übrigens einige Bemerkungen der „Italic", welche in vatikanischen Kreisen stets gute Fühlung hat. Das Blatt schreibt: Herr von Schlözer hat vergebens die Eigenliebe des Papstes geschmeichelt, indem er alle deutschen Fürsten, selbst die protestantischen, welche während der letzten Monate nach Rom kamen, zum Beispiel den König von Württemberg und den Prinzen Heinrich von Preußen veranlaßte, ehr erbietigst ihre Huldigungen im Vatikan darzubringen und sogar auf die Gesundheit Seiner Heiligkeit zu trinken. Der Papst blieb unerschütterlich (in der Ablehnung der Anzeigepflicht). Der Mißerfolg des Herrn v. Schlözer ist also vollkommen gewesen. Die vatikanische Diplomatie hat sich geschickter erwiesen, als er. Uebrigens scheint es, daß die preußische Gesandtschaft sich nur provisorisch in Rom niedergelassen hat; der Gesandte Preußens hielt in höchst auffallender Weise seine Salons geschlossen und dies hat in der diplomatischen Welt Zweifel an der Dauer der Gesandtschaft erweckt. Ein gegenseitiges Mißtrauen ist an die Stelle des Enthusiasmus getreten, mit welchem man beiderseits vor wenigen Monaten die Wiederherstellung der diplomatischen Beziehungen zwischen Berlin und dem Vatikan verkündet hatte." Und dann heißt es zum Schluß: „Die Situation ist heute wirrer, als je, und die Würde beider kontrahirendcn Parteien hat nichts dabei gewonnen. Herr von Schlözer der nach Berlin gegangen, wird dem nach über seine letzte diplomatische Kampagne in Rom nicht sehr befriedigt sein." — Am Anfang vergangener Woche begab sich Kaiser Wilhelm von der Insel Mainau nach Bad Gastein, wo er alljährlich seine Badekur ab schließt. Sein Aufenthalt dort wird sich bis in die zweite Augustwoche erstrecken, worauf er sich direkt nach Berlin begiebt. — Unerwähnt wollen wir eine Erklärung der „Nordd. Allg. Ztg." über die Haltung der deutschen Re gierung in der egyptischen Frage nicht lassen. Das offi ziöse Blatt sagt, in Berlin verspüre man keine Neigung, wie seiner Zeit das napoleonische Frankreich eine Art Zensoren- und Schulmeistcrrolle zu spielen. Gerade diese kluc e Zurückhaltung ermöglicht es dem Fürsten Bismarck, falls sich in der weiteren Behandlung der egyptischen An gelegenheiten Differenzen zwischen einzelnen Mächten er geben sollten, vermittelnd aufzutreten und abermals die Rolle des „ehrlichen Maklers" zu übernehmen. In Oesterreich dauert der kleine Krieg der Czechcn gegen die Verordnung des Kultusministers Konrad noch fort, wonach an der czechischcn Universität in Prag das Staatsexamen nur in deutscher Sprache stattzufindcn hat. Man arbeitet jetzt darauf hin, daß diejenigen Mitglieder der Prüfungskommission, welche nicht dem Professoren- Kollegium der czechischcn Universität angehören, Streike machen und das ihnen anvertraute Amt ablehnen, falls der Minister seine Verfügung nicht zurücknimmt. — Das deutsche Kronprinzenpaar hielt sich am Mittwoch bei seiner Reise nach den Alpen einen Tag in Wien auf. Die französische Deputirtenkammer brachte es fertig, dem Ministerium Freyeinet in ein und derselben Sitzung ein Vertrauens- und ein Mißtrauens-Votum zu ertheilen. Das Vertrauensvotum wurde damit ausgesprochen, daß die Kammer die Bewilligung der Regierungsforderung von 7 800000 Franks zu Marinezwecken mit 340 gegen 66 Stimmen beschloß. Die Auseinandersetzungen Frey- cinets über die egyptische Politik des gegenwärtigen sran- zösischen Kabinets zeichnete man dabel wiederholt mit lebhaftem Beifall aus. Unter diesen Umständen hielt es Gambetta für angezeigt, gegen seinen Nachfolger in der Ministerpräsidentschaft sehr mild aufzutretcn und beschränkte sich auf einige patriotische Aeußerungen, die ihm ebenfalls Beifall einbrachten, ohne die wohlwollende Stimmung der Kammer gegen Freyeinet umzuändern. Im weiteren Ver lauf der betreffenden Mittwoch - Sitzung erhob sich der Radikale Blancsube und interpellirte die Regierung über einen Herzenswunsch der Pariser Arbeiterbevölkerung, nämlich über die Frage einer selbständigen Zentral-Mairie für Paris, wodurch der Hauptstadt der Republik eigentlich das Gepräge einer autonomen Großkommune gegeben wer den soll. Die Regierung ist diesem Projekte nicht günstig und wie erinnerlich, hat Grevy erst vor einigen Tagen bei der Eröffnungsfeier des neuen Stadthauses einen Passus in der offiziellen Rede des Vertreters des Pariser Gemeindcrathes beanstandet, welcher die Hoffnung aus sprach, daß Paris bald eine selbständige Mairie haben werde. Dieser Passus wurde gestrichm. Die Interpellation nahm die Frage wieder auf. Der Minister des Innern, Goblet, verlangte die einfache Tagesordnung sür die In terpellation. Die Kammer lehnte dieselbe mit 278 gegelt 172 Stimmen ab und nahm eine Tagesordnung mit 278 gegen 176 Stimmen an, welche sich direkt gegen die Errichtung einer Pariser Zcntral-Mairie aussprach. Ob gleich dies ganz im Sinne der Regierung war, reichte doch das Kabinet aus formell-konstitutionellen Gründen noch desselben Abends seine Entlassung ein, welche jedoch von Grevy nicht angenommen wurde. Und als am Don nerstag von der Kammer die Erklärung abgegeben ward, man habe mit der Abstimmung vom Tage zuvor kein Mißtrauen gegen die Regierung aussprechen wollen, zog das Kabinet sein Entlassungsgesuch zurück. Die Engländer sind jetzt fast ausschließlich mit der egyptischen Frage beschäftigt. Gladstone kann von Glück sagen, daß er die öffentliche Meinung auf seiner Seite hat, er wäre sonst am längsten Premier gewesen. Auch die Minister-Kollegen Gladstone's erklären sich mit einer „energischen" Politik Englands in Egypten einverstanden und nur Bright, der Kanzler für Lancaster, trat aus dem Kabinet aus, als Quäker und demnach ausgesprochener Friedensfreund. Fast auffallend ist Rußland in den großen politischen Fragen neuester Zeit mehr und mehr in den Hintergrund getreten. Die unsichere innere Lage des Czarcnreichs rechtfertigt auch diese Zurückhaltung. Die Gerüchte von nihilistischen Verschwörungen sind endlich einmal zur Ruhe gekommen, vielleicht aber nur um in nächster Zeit in ver größertem Umsange wiederzukehren. Tagesschau. Freiberg, den 22. Juli. Die heutigen Nachrichten bringen über den Stand der Dinge in der egyptische« Frage nicht sonderlich Neues. Die Botschafter-Konferenz hat Kenntniß genommen von der gestrigen Note Said Pascha's und letzteren gefragt, ob er den Sitzungen der Konferenz bei Corti beiwohnen wolle oder aber es vorziehe, daß die Konferenz bei dem türkischen Minister des Aeußeren tage. Wie es heißt, be absichtigt die Pforte der Konferenz einen Vorschlag zu machen, entweder dahingehend, daß sie militürlsche Kom- missarien zur Begleitung der englischen und französischen Truppen nach Egypten absende, oder dahin, daß der Suez kanal von europäischen Truppen besetzt werde, während die Besetzung Alexandriens und Kairos durch türkische Truppen erfolgen würde. — Andererseits wird gemeldet, Frankreich und England senden je 15 000 Mann zum Schutze des Suczkanals. Beide Korps sind stets in gleicher Stärke zu halten. Außerdem werden verschiedene Punkte dem Kanal entlang befestigt. Das französische Korps be steht aus Marinetruppen und Theilen des algerischen und tunesischen Korps. Den Oberbefehl führt General Tho- massin und, wenn cs zum Kampfe mit der egyptischen Armee kommen sollte, General Gallifct. Inzwischen ist auch Arabi Pascha nicht unthätig. Er erktärte in einer Proklamation an die Gouverneure der Provinzen den Krieg bis auf's Aeußerste gegen die Engländer und
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