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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 14.09.1900
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1900-09-14
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19000914020
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1900091402
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19000914
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1900091402
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1900
- Monat1900-09
- Tag1900-09-14
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An lündignngen an» der Privatleite Zeile 2» Ptg,: dis rivaltige Zeile als „Eingesandt" oder an» Dcilicu: «o Mg, In Nummern nach Sonn- und 7,eier tagen I- bcz, rlvaltige Grundzeiten M, « bei. so und so Big. nach besonderem Tarif. Auswärtige Aufträge nur gegen Lorausbezäblung, Belegblätter werden mit 10 Pig, veiechnel. Lodert Lödwo zua. NvLüvretEs,,, xrSBtei- Lmnsiii. SeorMletL LS. Nr. 253. KpieB: Areitag, 14. September 1900. Neueste Drahlberichtc. Hofnachrichten, Hosrath Prof. Tr. Zum 7, Huldigungsalt und Herbslscst des Conscrvativcn Beicins, Deutscher Baugeweikentag. Dresdner Renuverein, Ostende, Se. Königl. Hoheit Prin; Friedrich August hat mic O-ciolge am Dienstag unter Führung des Herrn Obcrdirektors Aernschreib-»md Hcrusprech-Berichte v. 13. September. Ter Krieg ii» Eliina. Berlin, Nach Meldung des Nvrddcutschcn Llovds über die Fahrt der Truppcntransportsckisfe trascu die ..Sachsen" ain 12. d. M. iir Singcipore und „Tnrmstadt" am 12. d. M. in Tuet ein. «Gera" setzte am 12. d. M. die Reise vvn Colombo nach Singapore und „Rhein" die Reise von Shanghai nach Tsintau fort. Berlin. Das Kriegsministcrium thcilt mit: „wachsen" am 12. d. M. in Singapore, „Palatin" am 12. d. N». in Suez, ..Dresden" am 12. d. At. in Tongkn gelandet. Geist und Ge- lundheitszustand der Truppen vorzüglich. „Fürst Bismarck" ist mit dem Chef des Krenzergeichwaders, Biceadmiral Bcndemann, am 12. d. M- in Tsingtau cingetroffen und am IR d. M. nach Taku in See gegangen. Berlin. Ter zweite Admiral dcS Krenzergeichwaders meldet aus Takn vom 11. ds. M.: Kapitän z T. Pohl ist gesund an Bord der „Hansa" zurückgekehrt. Tic Mannschaften sind noch in Tientsin und werden allmählich von dort zurückkommen. Tas Tctachcmcnt Soden ist in Takn und wird von dort nach Tsingtau überfuhrt. Tie Leute desselben sind sehr angestrengt und leiden zum Thcil auch n» Tnrmlranlheitcn. — Für Fron v. Kelteler, die unter deutschem Geleit in Tientsin eingetrosseii ist, halte ich zur Ucberfahrt nach Japan die „Savoin" bereit, London, Den „Times" wird ansShangbai vomll.d.M, gemeldet: Li-Hung-Tichang empsing ein Kaiserliches Cdikt, dnrch welches Tiching und Rung-Iu neben ibm zu Friedens-Unterhändlern ernannt werden. Tlching befindet sich jetzt in seinem eigenen Hanie, welches in dem unter javanischer Bewachung stehenden Stadtviertel liegt. ^?1nng-I» soll mit seinen Truppen in der Nähe von Pingting in Schansi östlich von Taibnensu. stehen, wo er die Rückzugslinie des Kaiserlichen Hoies deckt. Li Hnng-Tschang hat ihm geratlien, offen znznacbcn, das: seine Truppen ihm nicht wehr gehorcht und die Ausländer angegriffen hätten. Er lLi- Hung-Tschangj wolle dann sehen, ob die Bcrbündcren geneigt seien, ihn als Friedens-Unterhändler nnznnclnncn. Eine Meldung bon Tschan-tschi-tung besagt, Amig-lu bnbe sich bereit erklärt, nach Partingfu zu gehen, er sträube sich aber noch dagegen, die Er nennung zum Friedens Unterhändler nnznnehmen. London. Dem „Rcnter'schcn Bureau" wird aus Tientsin vom 10. ds. M. gemeldet: Tie gemischte Expedition. die von hier nach Paotingfn nbgegangen ist. Halle wegen Negcnfällen ihren Abmarsch bis letzten Sonnabend verschoben. Eine Kolonne mar schirte westwärts, eine andere in südwestlicher Richtung. Nach einem Marsch von 15 Meilen lagerten die Truppen in Janglintsching. westlich von Tientsin, nachdem sie den Weg ohne Kampf zurück- gelegt hatten. Heute morgen sind sie weiter marlchirt. Tic ruishchen Fahnen sind auf den Ruinen der chinesischen Häuser, die sich längs oes Flusses befanden, gehisst worden. Petersburg. Ter Kreuzer „Dimitrp Tonskoi" ist von Takn am 5. September mit der Familie des russischen Gciandtcn v. Giers an Bord nbgereist und am 8. in Nagasaki angekommcn. Peking. Prinz Tsching erklärte in einer Privatnnterrednng mit den auswärtigen Vertretern, das; er zwar die Vollmacht habe, die Unterhandlungen zu führen, daher aber olmeLi-Hnng-Tsckang nichts lhun könne. Er Hobe an ihn tclcgraphict und ihn dringend aufgesordcrt. nach Peking zu kommen. Peking. Eine amerikanische Kaballcrieabtheilnng, die zur Deckung eines Viehtransports ansgciandt war. überraschte in einem Tempel bei Schaho 300 Soldaten: 30 wurden getödtet und 121 Gewehre erbeutet. Der Feind floh nach Nordweslen. Etwa .100 Barer griffen 2 Kompagnien Russen an, die als Schutzwachc einer beim Eiienbahnbau beschäftigten Truvvcnabtheilimg. 7 Meilen südlich von Machopn, dienten. Sobald Berstärknngen cingetroffen waren, wurden die Boxer angegriffem wobei 2 Russen verwundet wurden. Die Boxer waren mit Schwertern und Sperren be waffnct. Russische Kavallerie drang sodann in die Getreidefelder cm. wo die Boxer sich versteckt batten und kodieren viele Boxer durch Säbelhiebe. Auch der Führer der Boxer wurde getödtet; die letzteren verloren allein an Todien 200 Manu. Ein russischer Offizier wurde verwundet und 2 Kosaken getödtet. Da dies nicht der erste Uebersall ist, so ist unter dem russischen Obersten Trctiakow eine Strascipcdition abgcsandt. welche die in der Umgegend liegenden Städte zerstören soll. Admiral Alerejew ist zu einer JiNpeltion d:r Russen hier cingetroffen. T h a ngha i. Von den Japanern wurden hier 600 Matrosen und 2 Geschütze gelandet. Berlin. Eine Konferenz zur Besprechung der Abmehr- maszrcgeln gegen die in Glasgow nusgcbrochcne Pest hat vergangene Woche im Reichsamt des Innern zialtgesnnvcn. — Ter Gou verneur vvn Kamerun, v Puttkamer. ist vvn hier nach Kamerun zurückgereist. Ursprünglich war beabsichtigt, dag er sich von hici nach London als Bevollmächtigter begeben sollte, um mit der englischen Regierung über die Frage der Regnlcrung der Grenze nni Brvkslusie zu verhandeln. — Auf der Tagesordnung der geslngei: Sitzung des LlaatsministcriuniS stand wieder die Frage der Herabietzung der AnSfnhrtalise für Zucker, die, wie irrthüinttch gemeldet worden war, schon in der vorletzten Sitzung entschieden worden sein sollte. Eine Entscheidung ist auch gestern nicht bcrbcigesühit worden. Ten Bethcindlungen wohnte Siaalssekreiär Freiherr v. Tlnclcmann bei, Weitzc 1, sels. Ans einem Neubau des Brannkohlemvcrkes in der Nähe des Bahnhofs Werschau stürzte ein eben vollendeter Schornstein in dem Augenblick ein, als ein Arbeiter den üblichen Plnmenslrnus; anbrachke. Ter Arbeiter wurde msort getödtet, ! andere schwer und einige leicht verletzt: auch wurden 2 Pferde erschlagen. Breslau. Tic .Schlei. Ztg." meldet »ns Pransnitz, iKreis Jancr> vom 12. d. M.: Prinz Georg von Sachsen ist henlc Nachmitlag 3>,2 Uhr, von Dresden kommend, über Liegnitz hier cingetroffen und von dem Besitzer von Obec-Pransnitz. Oberst leutnant Glasen Georg v. Lüttichau und deni Königl. Landmth v. Gcnso ans Inner empfangen worden. Ter Prinz wird auf dem hiesigen gräflichen Schlosse für die nächsten Tage Quartier nehmen und von hier aus dem Korpsmanöver des I.^lrmec-Korps zwischen Inner und Goldbeig am 13., 11. und 11. September lieiwohnen. Ten Prinzen begleiten der Oberstleutnant v. Earlowitz und der Jtügeladsnrant Rittmeister v. Metzsch. Kiel. Heute früh 1>1 Uhr traf der Herzog der Abruzzen, mit dem dänstchen Pvstdcimpser von Korsoer kommend, hier ein Ter Herzog wurde im Aufträge des Kaisers von dem stellvertreten den Stntionscher empfangen. Rach esticm kurzen Svazicrgnngc am Hafen setzte der Herzog um OE- Uhr die Fahrt nach Hamburg fort. Frankfurt a, M. Wie die „Franks Ztg." ans New-Aork meldet, wurde der ..Sun" zufolge dnrch den Orkan in TexaS die Baumwollernte um 10,600 Ballen geschädigt, Paris. Tein ..Matin" zufolge überfiel ein italienischer Anarchist den Direktor der geistlichen Waisenhäuser in Toiwaine und verletzte ihn tödtlich durch Messerstiche. Ter Thäter wurde verhaftet. Man fand bei ihm die Bilder des Kaisers von Oester reich und des Präsidenten Lonbet. London. Die Blätter äußern übereinstimmend, daß die Flucht Krügcr's für England viel bcanemer sei. als seine Ge fangennahme. da hierdurch ernste Verwickelungen abgewandt würden, und erklären, daß dieser wenig dramatische uno helden hafte Abgang Krnger's der Krüger-Legende einen nicht wieder gut zu machenden Schade» zuffigcn werde. Jlne Ocrtlichcö und Lächsisches. Dresden. 13. September. Majestäten der König und die Königin empfingen heute Mittag 12 Uhr im Schlosse zu Pillnitz den Vor sitzenden des Vereins zur Gründung von Voltsheilstätten für Lungenkranke im Königreich Sachsen Geh. Kommcrzienrath Georgi znm Vortrag über das im Oktober d. I. einznweihcnde Heim Earolagrün bei Auerbach im Vogtlandc für weibliche Lungenkranke. —* Znm gestrigen S 0 up er bei Ihren Königl. Majestäten . war Frau Edle v. d. Planitz geb. v. Tsihilschk» und Bögendvrff posiirten vier Musikchvce angetreten, Wiedcrholc mit Fräulein Töchtern mit Einladung ausgezeichnet worden, Fücher und des Herrn Betriebsdirektors Stephan den fiskalischen Rothschonbergcr Stölln vom Mnndloche in Roihichönbcrg ab auf wärts bis zn den sogenannten beiden Königstaseln befahren. Diele beiden, kimstlerffch in Sandstein ansgenihrtcn Tafeln er innern an die Besuche, die König Friedrich August und König Johann dem für den Freibcrger Bergbau so werlhvollen Roih- nhönbergcr Stölln während der Zeit seiner Herstellung abgestattet haben. Tie erste der Tafeln befindet sich 682 Meter vom oberen Stollnmnndloch entfernt und hat folgende Inschrift: „Se. Maje stät König Friedrich August gaben durch Höchsteigene Hand- nnlegnng 'mit Schlägel und Eisen diesem -Ltollnbetrieb am 21. August 1852 die Weihe." Tic zweite Tafel ist 036 Meter vom oberen Mundloch entfernt angebracht, ihre Inschrift lautet: „Se. Majestät König Johann beiuchten mit Sr. Königl. Hoheit dem Prinzen Georg am 1. Oktober 1811 diesen Stvlln und schlägelrcn allhier vor Ort." — * Um das Bild Sr. Majestät des Königs fertig zn stellen, ist Fürstin Lwosi. die bekannte Künstlerin Parlaghy, hier cingetroffen und im „Europäischen Hof" abgesüegcn. Tic Sitz ungen haben bereits in Pillnitz begonnen. —^ Ein um die Vetcrinärwistenschast rm Allgemeinen dnrch seine vicljährige Lchrthntigkeit an unserer Landesuniversität hoch verdienter akademischer Lehrer, der Königl. Sachs. Hosratb Herr P r0 fei s0r Tr. med. Friedrich Anton Zürn, ist vor gestern Abend in Stadt Sulza i. Th. nach langem schweren Leiden gestorben. — Ter Verblichene wurde am 16. April 1831 zu Rudolstadt an der Saale geboren, stndirte in Dresden Thier arznciwisien'chatt. praktizirte 12 Jahre als Thierarzt in Thüringen und winde 1867 als Lehrer Ser Vcrcrinärwissenichaiten an das landwinhichastlichc Institut der Universität Jena berufen. In demselben Jahre wurde er zum Referenten für thierärztliche Angclcgen- heüen im großherzvglichen Stciatsinmistcnum zu Weimar ernannt, ferner znm Mitglied der großherzoglichen Medizinal-Kommission mit dem Präsilaie „Medizinal-Affessor". Im Juli 1860 ernannte ihn die medizinische Fakultät der Universität znm Ehrendoktor, 1871 wurde er außerordentlicher Professor der Medizin in Jena und solate am 1. Avril 1872 einem Rufe als ordentlicher Honorarvrofessor fnr Thiecarzneiwissenichaft an die Universität Leipzig. Im Jahre 188! wurde er znm Königl. Sachs. Hosralh ernannt. Er ist Ritter 1. Klasse des Königl. Sachs. Albrechtsordens und Inhaber des Kaiser!. Nuss. Stanislansordens 2. Klasse. Vor wenigen Jahren trat er in den Ruhestand. Hosrath Prof. Dr. Zürn hat eine außerordentlich reiche litlerarffchc Thätigkcit entfaltet. Außer größere» Werken über unsere Hnnsthiere ü. s. w. schrieb e,r eme beträchtliche Anzahl von Anssätzen, die in sachwiffenschaktlichen und landwirtbichastlichen Zeitschriften erschienen. Eine besondere Bedeutung kommt ihm als Universitätslehrer zu. Das frühere Vcterinärinstitilt der Leipziger Universität war von ihm geschaffen und mit einer reichen Sammlung van Gegenständen zu Lehrzwecken, sowie zur Kenntnis; des Erterienrs unserer Hausthiere u. s. w. aus gestattet. Bcicmdcne Verdienste hat er sich durch die von ihm geleitete i Thicrklinik erworben. Tausende von Landwirlhcn haben ihm ihre ! Keilntniffe in Bezug aus Thierbehandlnng und Pflege. Scnchcn- > lehre n. f. w. zu verdanken. »Leine verständliche Vortragsweise, unterstützt von einem ausgezeichneten Anschauungsmaterial führte ihm stet-s zahlreiche Hörer zu. auch ans Kreisen, die längst außer halb des akademischen Lebens standen. Sein Andenken wird allezeit gesegnet blcihcn. —* Ter Konservative Verein zu Dresden leitete sein gestriges Hcrbstfest durch einen imposanten HnldiaungS - äkt ein. Weit über tausend dem Verein zugehörige Personen, Männlein und Weiblcin. Kinder und „große" Leute, vereinigten sich gestern Nachmittag zu einer Tampfschiffsahrt imch Pillnitz, deren erster und eigentlicher Zweck darin bestand, Sr. Ma i esl ä! §dem König Albert auch wäbrend seiner sommerlichen ^ Abwesenheit von der Residenz einen Beweis treuer Anhänglichkeit j und unverbrüchlicher Sachienkrene zn geben. Auf den vier mit Flaggen und Wunoeln reich geschmückie» Dampfern „König Alber!". ! „Augnsta Vietoria". „Habsbnrg" und „Germania" wurde Q>3 Uhr die Fahrt unter lustigen Marschweistn der auf den Schiffen grüßten Böller ! schüssc vom Ufer her die dichtbeletzten schmucken Schiffe, und Kunst und Wissenschaft. i* In der Sonnabend den 11. d. M. im Konigl. Opern- hause stattfindenden Aufführung bon Richard Wagncr's „Sieg fried" wird Herr Lieban vvn der Königl. Hvfoper in Berlin die Partie des „Minie" singen. Ostende. Strandbilder. Man mag sagen, was man will, von allen Seebädern des Nordscestrandes ist Ostende das schönste und eleganteste. Promenirt man auf der herrlichen Digne mit den spiegelnden Fließen, rechts das ewig wogende Meer, links die Fahrstraße, die üppigen Restaurants, die eleganten Billen, die lockenden Aus lagen der Kaufläden, das Alles belebt von internationalen Gästen, mit meist vornehmen Allüren, gekleidet nach französischer Eleganz oder im lull ckross der Amerikaner und Engländer, so hält weder Nordernen, noch Scheveningen. noch Blankenvcrghe den Vergleich mit diesem Seehadr ans, ganz zu schweigen von dem Stückchen rother Erde Helgoland. Wcstcrland-Svlt macht vielleicht eine Ausnahme, aber man darf eS doch nicht mit Ostende vergleichen wollen. Hier in Ostende ist Alles Komfort und Luxus, dort fast Alles primitiv und kahl-einfach: hier ist der Strand gleich dem Parqnet eines Fürstensaales, dort einer „Trampelbahn" von todt- licher Langerweile: hier geht man über Fließen und Asphalt, dvrt watet man im Sande vdcr im Tünenaras. Zn verkennen ist dabei allerdings nicht, daß auch Westerland leine mächtigen Reize besitzt. Das unvergleichlich schöne Meer mit der herrlichen Brandung, seine erhabene, herbe Majestät der Einsamkeit. Wer diese liebt, wer der Einfachheit, dem gut bürgerlichen Leben den Vorzug giebt, der gehe nach Westerland, wer aber das Badeleben eines eleganten Wcltstmndes kennen lernen will, der kann mir Ostende aufluchen, denn hier findet er Alles vereint, was andere Bäder nur vereinzelt bieten. Man eifert, Ostende sei sehr theuer für gewöhnliche Sterbliche, die nicht zu den oberen Zehntausend gehören, ein nicht zn wählen der Aufenthalt. Das ist übertrieben. Gewiß, Ostende kann lehr theuer werden, man kann ein Vermögen auSgeden, nnd wenn man den Lockungen iu Allem folgt, die hier in den verführerischsten Gestalten nuftreten, sei es nun in Wein und Spiel, oder in Spiel und Weib, io kann sogar ein Millionär sehr leicht hier bankerott machen. Aber auch für einfache Menschen, die nicht nur von Sekt, von Fasanen ä In Savarin, getrüffelten Hühnern nnd dergleichen leben, ist Ostende als Aufenthalt lehr gut mög lich : nur muß man verstehen, zu leben und die Kunst besitzen, sich einznrichten. Am Ende der Digne, in der Rne Longne, in einem sehr kübichcn Hause mit der einladenden Ucbcrschrift: ,,»1n ropo8 cia In vigus'l nnt der Aussicht auf das Meer, das bei der Hochflut!, säst bis zur Hansthnre mich besuchen kam. fand ich ein elegantes Zimmer im zweiten Stock, einschließlich der Bedienung für den gewiß billigen Preis von täglich 5 Frcs. Aut der l'I-ioo ck'Lrmes trank ich meinen Morgcnthee (komplett für 1 Frc. nnd ans dem selben Platze, im Herzen der Stadl bei einem Charcutier, der zugleich Kvchkünsller nnd Knchengelchrtcr ist, desien Name ver dient, gedruckt zu werden, bei Mr. Jean Boaaerts, speist man für 2 bis 3 Frcs. ganz vortrefflich, jedenfalls billiger nnd besser als in manchem gepriesenen ersten Restaurant deutscher Großstädte. — Für das Bad mit Badewäsche zahlt man 1 Frc.. dafür be kommt man noch einen Badeanzug geliefert und wird mit einem, allerdings mehr gntmüthigcn als edlen belgischen Rasse pferd in einem komfortablen Badekarren in das Meer gesabren. Kann man billiger leben, besser weisen, eleganter baden? Wohl giebt es zahlreiche Etablissements, und dazu gehören die Hotels, ui denen man für ein Zimmer 20 bis .10 Fres. und mehr pro Tag zahlt nnd sür ein Diner anS vier Gängen für drei Personen 71 Frcs., ja sür einen einfachen Salat sür 3 Personen zahlten Freunde st Fres und für ein Huhn 25 Frcs. — aber wer wird solche Hinterhalte misslichen. Brauche ich zu meinem Diner Orchideen »ins dem Tisch, brauche ich einen ülaitro cl'lidwl, der mir das Huhn tranchirt, und zwei Kellner, die mir den Sekt ein- schänken? Leute, die solche Diners einnchmen. sind entweder Reiche. Protzen oder Abenteurer, oder sie gehören zu der edlen Spezies der Schmarotzer, die sich mit durchschlevpen lasse». Da ich nun weder zu der einen noch zu der anderen Partei zähle, so begnüge ich mich mit einem einfachen, sehr anten Diner nnd trinke, wenn ick recht nobel sein will, eine Flasche Burgunder oder Bordeaux dazu. So lebe ich in Ostende wie „Gott in Frankreich", billig, gut und elegant. Ten Mittelpunkt des hochinteressanten Badclebcns bildet ! der Kursna l. In seltener Pracht nnd großer Ausdehnung steht er ans einem vorgeschobenen Theil der Digne. die beiden großen Straßen beherrschend, die nach dem Hafen und nach dem ttliaicst raxal fuhren, das der König von Belgien eine» großen Thcil der Saison bewohnt. Der Kmsaal steht hier gleichsam aus einem Throne nnd hält Hof. Alles strömt ihm zu. besonders am Abend, wenn er nach dem Diner glänzt und leuchtet in verführerischem Schimmer von Hunderten von elektrischen Lcnnvea. Und waS für Schönheit dieses eine Hans nicht Alles in sich vereinigt! Da ist > vor Allem der in einen Halbkreis mit niäcktiacn Glaswänden ge zierte große Saal der Mittelpunkt der Gesellschaft. Hier sitzt man plaudert, trinkt, promenirt und medisirt, immer mit dem Ausblick aus daS herrliche Meer, aus oas borüberwogende Publikum, ge- i schützt vor Sonne, vor Wind nnd Regen. Vorüber ziehen zahl reiche Segel- und Ruoerbootc, große Dampfer, ganze Regatten tnmmcln sich ans den Wellen, während man an der Seite eines guten Freundes oder auch einer guten Freundin, je nachdem, bei einem erfrischenden Trnnke und einer aromatiichen Eigarette den Klängen des berühmten ans hundert ersten Künstlern bestehenden Orchesters lauscht oder Sängern nnd Sängerinnen zuhört, die znm Gastspiel aus Paris, London und Brüste! hierher kommen. An diesen Saal, der ca. 3000 Personen saßt, schließen sich eine Reihe anderer wundervoller Räume: der Ball-, der Lese-, der Schreib- und der Spiclsaal, letzterer allerdings nur nach Aus nahme in den ,.6lab vrivv" und einem einmaligen Entrde von 20 Fres. zugänglich. Diese Aufnahme in den „Privatklub' ist in-' dcß nur eine Form, die leicht umgangen werden kann: hat mun den Frack oder den Smoking nnd thunlichst eine weiße Eravatte zur Hand und das not ngc Gold in der Tasche, dann öffnet sich ohne Schwierigkeiten der Klub mit all' seinen fragwürdigen Existenzen niännlichcn und weiblichen Geschlechts. — Anschließend an den großen Saal befindet sich ein kleinerer, intim vornehmer, mit einer reizenden Miniatur-Bühne, auf der Kiinstler-EniembleS der ersten Pariser und Brüsseler Theater kleine Opern, Lustspiele.! Possen aussührcn. Ich sah hier im vortrefflichen Zusammenspiel' die in Dcntschland nnbckannte einaktige Oper von Gouiwd .,!-»> Oolombo" und das englische Lustspiel „Der kleine Lord". Wenn, der Vorhang gefallen — die Vorstellungen beginnen hier niw 3 Uhr — wird dieser Tbcatcrsaal geräumt und zu einem BallsaaH
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