Suche löschen...
Zwönitztaler Anzeiger : 19.10.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-10-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1859945678-188610195
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1859945678-18861019
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1859945678-18861019
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungZwönitztaler Anzeiger
- Jahr1886
- Monat1886-10
- Tag1886-10-19
- Monat1886-10
- Jahr1886
- Titel
- Zwönitztaler Anzeiger : 19.10.1886
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
WmWckr Iiizciaer. Loealblatt für Zwönitz, Niederzwönitz, Kühnhaide, Thalheim «ad kmgednng. - (Fortsetzung des „Anzeiger für Zwönitz und Umgegend".) Amtliches Organ für den Stadtgemeinderath, den Kirchen- und Schulvorstand zu Zwönitz. ll. Jahrgang. Nedaction, Druck und Lizenthum von C. B. Ott in Zwönitz. ll. Jahrgang. Dieses Blatt erscheint wöchentlich drei Mal (Dienstag, Donnerstag und Sonnabend) und ist durch alle Postanstalten, sowie durch die Expedition und deren Austräger vierteljährlich für 1 Mark 20 Pfg. <incl. Bringerlohn) zu beziehen. — Die Insertion beträgt für die dreigespaltene Corpuszeile oder deren Raum 10 Pfg. und werden Inserate bis Nachmittags 2 Uhr Tags vor dem Erscheinen des Blattes angenommen. 122. Dienstag, den 19. October. 1886. Ein seltsamer Angriff ans die deutsche Industrie. Seitdem die deutsche Industrie mit wachsendem Erfolge in den großen Concurrenzkampf der Völker auf dem Weltmärkte eingreift, steigert sich auch die Zahl ihrer Feinde und Neider, die der mächtig aufstrebenden Industrie- und Gewerbthätigkeit unseres Vaterlandes den ihr gebührenden Platz in dem friedlichen Völkerwettkampfe nicht gönnen wollen. Es hat darum von den verschiedensten Seiten her nicht an zahlreichen versteckten wie offenen Angriffen bald auf diesen, bald auf jenen Zweig der deutschen Industrie gefehlt und alle liefen mehr oder weniger darauf hinaus, die Leistungsfähigkeit unserer In dustriellen in den Augen des Auslandes möglichst herabzusetzen. So lange derartige, manchmal recht unsaubre Manöver lediglich von privater Seite ausgingen, konnte es schon der deutschen Industrie getrost überlassen bleiben, sich durch gesteigerte Leistungen selber glänzend zu rechtfertigen. Aber anders liegt die Sache, wenn solche Angriffe von den Vertretern fremder Staaten, also von osficiellen Persönlichkeiten, ausgehen; jene erhalten alsdann eine ganz andere Bedeutung und dann ist es geradezu Pflicht der deutschen Negie rungen, für die angegriffene heimische gewerbliche Thätigkeit einzu- treten, wenn eben diese Angriffe sich als ungerechtfertigt erweisen. Ein solcher Fall liegt nun in der bekannten Angelegenheit des Consuls der Vereinigten Staaten in Chemnitz, Herrn Tanner's, vor. Derselbe hat an seine Regierung einen Bericht über die verschieden sten Zweige der Chemnitzer Jndustriethätigkeit, speciell aber der Textilbranche, erstattet, der an Verstellungen und Uebertreibungen das Menschenmögliche leistet und welcher schließlich von den Chem nitzer Fabrikaten auf die deutschen Manufacturwaareu im Allgemeinen übergeht und auch den letzteren gegenüber eine „vernichtende Kritik" ausübt. Wir können an Dieser Stelle nur einige von den zahlreichen Anschuldigungen wiederholen, welche Herr Tanner gegen die deutsche Industrie schleudert, doch dürften sie zur Charakteristik seines Mach werkes hinlänglich genügen. So behauptet der sehr ehrenwerthe Vertreter der nordamerikanischen Union, daß die amerikanischen Fa brikate durchgängig besser seien als die deutschen; die deutschen Fa brikanten wüßten dies auch, und daher verkleideten sie ihre Waaren unter englischen Namen, um sie so concurrenzsähiger zu machen; da indessen die Deutschen ihr Rohmaterial und ihre Arbeit etwas billiger erhielten, so sei es unmöglich, mit ihnen zu concurriren. Weiter sagt Herr Tanner, daß die Preise der deutschen Waaren zu fallen begannen, sobald deren Werthlosigkeit im Auslande erkannt worden sei; der Preis deutscher Arbeit sei so niedrig, daß die Arbeiter nur von Brod und Kunstbutter (!) leben könnten und für so armseligen Lohn würde natürlich auch armselige Arbeit geliefert. Es dürfte daher für die amerikanischen Empfänger, meint Herr Tanner ganz ernsthaft, die Frage nahe liegen, ob es sich nicht empfehlen würde, den Handel mit den deutschen Manufacturwaaren ganz auszugeben rc. Es erhellt schon aus dieser kurzen Blüthenlese, in welchem Tone sich der Bericht des amerikanischen Consuls bewegt. Ueberflüssig ist es, zu betonen, daß alle in dem Bericht erhobenen Anschuldigungen theils absolut unwahr, theils arg übertrieben sind und man begreift, daß in den Kreisen der Chemnitzer Industriellen, namentlich unter den Fabrikanten der Wirkwaarenbranche, gegen den Vertreter der Unionsregierung die hellste Entrüstung herrscht. Hat sich doch die genannte Branche ge rade in Nord-Amerika durch die Solidität ihrer Erzeugnisse ein aus gedehntes Absatzgebiet erobert, dessen Wiederverlust sie befürchten muß, wenn die amerikanischen Käufer derartige Auslassungen ihres osficiellen Vertreters in Chemnitz zu hören bekommen, denen doch von rechtswegen ein größeres Gewicht beigelegt werden muß, als privaten Berichten. Glücklicher Weise denkt man in den Kreisen der amerikanischen Käufer selbst ganz anders über die Leistungsfähigkeit der Chemnitzer und überhaupt deutschen Textilbranche, als Herr Tanner, wie aus Zuschriften aus diesen Kreisen hervorgeht. Trotz dem ist und bleibt es eine seltsame Erscheinung, wie Herr Tanner in seiner osficiellen Eigenschaft dazu kommt, derartige unqualificir- bare Angriffe gegen einen hochachtbaren, wichtigen Zweig der deutschen Judustrie zu richten, denn wenn er sich nur einigermaßen in den betr. Chemnitzer Verhältnissen orientirt hätte, so hätte er unmöglich zu derartigen Anschauungen kommen können. Selbstverständlich lassen die Chemnitzer Industriellen solche un erhörte Anschuldigungen nicht auf sich sitzen und sind sie bereits der der sächsischen Regierung dahin vorstellig geworden, auf diplomati schem Wege die nölhigen Schritte zur Ehrenrettung der Chemnitzer Industrie zu thun. Bei dem lebhaften Interesse, welches die sächsi sche Negierung der Weiterentwickelung der heimischen Industrie wid met, kann nicht bezweifelt werden, daß sie sich der Sache voll und ganz annehmen wird und es steht darum zu erwarten, daß der „Bericht" des Herrn Tanner kein weiteres Unheil anstiften wird. Es verlautet denn auch, daß Consul Tanner abberufen werden soll und darf man hieran wohl die Hoffnung knüpfen, daß sein Nachfolger die Pflichten seines Amtes anders auffassen und sich nicht dazu hergeben wird, den dun keln Bestrebungen zur Verunglimpfung der deutschen Industrie noch einen osficiellen Mantel umzuhängen. HerLtiche und Sächsische Angelegenheiten. — Die Ernte des Erzgebirges wird dieses Jahr als eine im Allgemeinen sehr günstige bezeichnet. Auch in den höchstgelegenen Gegenden ist sie überall recht gut ausgefallen. Mit besonderer Be- frievigung blickt der Erzgebirgler auch auf die guten Ergebnisse der jetzt im vollen Gange befindlichen Kartoffelernte. Ist doch das Ge deihen dieser Frucht für jene Gegenden geradezu eine Lebensfrage. — Sind die Gerichtsvollzieher bei der Zwangsvollstreckung als Beauftragte des Gläubigers oder als Beamte thätig? Die Frage ist vom Reichsgericht bisher schwankend beantwortet, so daß sich der Gerichtshof zu einer Plenarentscheidung hat entschließen müssen. In der Plenarentscheidung vom 10. Juni d. I. ist der Gerichtsvollzieher als Bevollmächtigter anerkannt; der Gläubiger hat also wegen Ver sehen einen unmittelbaren Anspruch an den Gerichtsvollzieher, und darf dieser ihn nicht vorweg an den Schuldner verweisen. Die Stellung der Gerichtsvollzieher ist durch diese Plenarentscheidung eine wesentlich geänderte. — Henzes „Jllustrirter Anzeiger für Comptoir und Bureau" theilt mit, daß neuerdings wiederholt falsche Fünfmark-Goldstücke vorgekommen sind. Die Falsifikate sind aus Silber angefertigt und gut vergoldet, die Ausführung derselben ist so täuschend, daß die Falsifikate nur durch das Gewicht von den echten Münzen !unter- schieden werden können. Sie sind mit dem Bildniß des Kaisers Wilhelm versehen und lauten auf das Jahr 1877. — Die Ziehung der 5. Classe der 110. Kgl. Sächs. LandeS- lotterie beginnt am 3. und endigt am 24. November d. I. Die Er neuerung der Loose muß bis zum 25. October d. I. geschehen. — Chemnitz wird demnächst ein Preis-Scat-Tournier haben, das nach der Congreß-Tournier-Ordnung und zwar in den Räumen der „Lindensäle" stattfinden soll. Da man auf eine sehr rege Be theiligung rechnet, sind vorläufig 30 Preise in Aussicht genommen deren erster hundert Mark betragen soll. — Die technischen Staatslehranstalten in Chemnitz werden gegenwärtig u. A. auch von fünf jungen Bulgaren besucht, welche aus Kosten der bulgarischen Regierung dort ihre Ausbildung auf dem Gebiete der mechanischen bez. der chemischen Technik erlangen sollen. Es ist dies ein ehrenvoller Beweis für das Ansehen, welches nicht nur die Schulen Sachsens im Allgemeinen, sondern vor Allem auch die technischen Staatslehranstalten in Chemnitz selbst im Aus lande genießen. Unter den eben jetzt neuaufgenommenen Schülern befinden sich außerdem Schweden, Russen, Dänen und Oesterreicher. — Plauen, 11. October. Den Fleischermeister K. hier hat heute Nachmittag ein bedauerlicher Unfall betroffen. Als derselbe im Stalle des Schlachthofes einen ihm angehörigen Bullen besehen wollte, stieß ihn das Thier mit den Hörnern zu Boden und tram pelte mit den Fäßen auf ihm herum. Nur dem Umstande, daß schnelle Hilfe zur Stelle war, ist es zu danken, daß K. nicht sofort getödtet wurde. Außer mehreren schmerzhaften Stellen am Körper hat K. eine schwere Verwundung knapp über dem linken Auge er halten, die den Verlust der Sehkraft des betreffenden Auges be fürchten läßt. — Ein guter Fund wurde jüngst auf der Flur des Gutsbesitzers Ulbricht in Niederrossau bei Mittweida gethan. Es fand sich gelegentlich der Feldbestellung die dort vor 23 Jahren verlorene Uhr des Sohnes desselben im Erdreich wieder. Das Wunderbarste aber
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite