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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 25.10.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-10-25
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-188210256
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18821025
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18821025
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFreiberger Anzeiger und Tageblatt
- Jahr1882
- Monat1882-10
- Tag1882-10-25
- Monat1882-10
- Jahr1882
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 25.10.1882
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Amtsblatt für die löulglichcu mü stSdttscht« Behördeu zu Freiberg mb Brand. Verantwortlicher Redakteur Juli»« Br„» i» Sreiber«. , 34. JahraiMß. - —- -A >« H FU l *?^?^ir»«W»chtnta,Lbmd»a Uhr für veu Jufrratewerd«kt«Bor«tttas« 11 llhr«ugmom- i ^249., Mittwoch, dm 25. Oktober. 11882. MM^^SSMSSSISSSSSWSSSMSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSW^—SS—M^SSMSM—--M—»>»»——-M—Ww-W-MW»— Rachbestellungtu auf dm „Freiberger Anzeiger »»b Tageblatt" für die Monate November und Dezember werden im Preise von 1 Mark 50 Pfg. von sämmtlichen kaiserlichen Postanstalten, sowie von nachstehenden Ausgabe stellen angenommen: In Freiberg bei: der Expedition, Rinnengasse 96L., August Jäckel, Meißnergasse, Oswald Heinzmann, Annabergerstraße, B. Heyden, Ecke der äußeren Bahnhofstraße, Gustav Weidauer (früher Neuber L Engelschall Nachf.), Erbischestraße, R. Kreickemeier, Obermarkt, Theodor Stölzner, Weingasse und kleine Borngaste, Fr. W. Werner, Neugasse, Auswärts bei: Ernst Helbig jun., Kaufmann in Erbisdorf, für Brand, Erbisdorf, Linda, St. Michaelis, Eduard Hutzsch, Einnehmer in Oberlangenau, für Ober- und Niedcrlangenau und Kleinhartmannsdorf, Ernst Tcutscher, Gemeindevorstand m Halsbrücke, für Halsbrücke, Conradsdorf, Krummenhennersdorf, Sand und Tuttendorf, Eduard Scheinert, Schnittwaarenhändler in Lang- Hennersdorf, für Langhcnnersdorf und Seifersdorf, Franz August Böhme, Restaurateur in Weißenborn, für Weißenborn. Die Expedition des Freiberger Anzeiger". Zur Kolonienfrage. Die Kolonicnfcage nimmt seit Jahren die öffentliche Aufmerksamkeit in Deutschland in ungewöhnlichem Grade in Anspruch; Vereine werden gegründet, um die Koloni sations-Bestrebungen populär zu machen; in den Pro grammen der politischen Parteien, in der Tagespresse wird auf die Wichtigkeit der Sache hingewiesen; die gelehrte Literatur über den Gegenstand schwillt in's massenhafte an: aber über die akademische Erörterung hinaus zu irgend einem praktischen Anfang und Versuch sind wir bisher nicht gelangt. Der Gedanke der Erwerbung von Kolonien hat kaum ausgesprochene Gegner, aber er bleibt immer eine platonische Liebe. Alljährlich sehen wir Tausende und Hunderttausende von Landsleuten über's Meer ziehen und brechen in Klagen aus, daß diese Kräfte dem Mutter land so gut wie verloren gehen; wenn aber einmal irgend ein Vorschlag zu einem praktischen Vorgehen in der Koloni sationsfrage gemacht wird, so erschrecken wir gleich über das Phantastische, Abenteuerliche, Gefährliche solcher Zu- «uthungen. Und wenn gleich vor unseren Augen auch heutzutage noch Engländer, Franzosen, selbst Italiener, Spanier, Holländer sich neue Kolonialgebiete erwerben, das bescheidene Gemüth unseres Volkes läßt sich doch nicht ausreden, daß für Deutschland nichts mehr vor handen sei. Die Schuld, daß wir in dieser Hinsicht auch nicht einen Schritt vorwärts kommen, liegt einmal an der Re gierung, deren Interesse an dieser Frage keineswegs leb haft genug ist und sich mit der unglückseligen Samoa- Affaire erschöpft zu haben scheint, sodann aber an einem Mangel an privatem Unternehmungsgeist. Vor Unter nehmungen, sür die sich in England und Frankreich leicht Kapital und Wagelust findet, schrecken Deutsche als vor etwas Ungewohntem und Abenteuerlichem zurück. Man braucht bei Kolonialprojekten nicht allemal an die Unter jochung fremder Staatsgebiete mit Waffengewalt zu denken, obwohl es auch an Beispielen hiervon in der neuesten Geschichte Englands und Frankreichs nicht fehlen würde. Es giebt auch andere, friedlichere, wenn auch langsamere Wege zu dem Ziele, Wege, die vom privaten Unterneh mungsgeist zuerst beschritten werden müssen. „Einer politischen Annexion muß heutzutage, soll eine ge sunde Kolonisation geschaffen werden, eine Besitzergreifung durch Private vorauSgehen. Einzelne Häuser oder Gesellschaften müssen Faktoreien errichten, welche, wenn sie gedeihen und an Ausdehnung gewinnen, später den staatlichen Schutz deS Mutter landes erhalten." So schreibt ein sehr berufener Beurthciler, Gerhard Rohlfs, der in einem Aufsatz: „Welche Länder können Deutsche noch erwerben?" im neuesten Hefte der Zeitschrift „Unsere Zeit" sich über den in Rede stehenden Gegenstand verbreitet. Rohlfs weist dabei auf die Art hin, wie die Engländer jetzt eben die Besitz-Er greifung von Borneo vorbereiten und untersucht dann, wo sür deutsche Niederlassungen, die dann später vielleicht in Staatsbesitz übergehen könnten, noch Raum sei. Er sieht dabei von Ländern ab, die einigermaßen zivilisirte Regie rungen und Staatszustände besitzen, so wünschenswcrth auch im Interesse der Kultur und Humanität eine euro päische Oberherrschaft wäre, wie in Abessinien, Marokko, Tripolitanien, Korea u. a. Er weist vielmehr auf geradezu herrenlose große Gebiete hin, wie die ausgedehnte Insel Neuguinea, namentlich aber den afrikanischen Kontinent, an dessen Küste noch immer weite Strecken der Besiedelung durch Handelsfaktoreien harren und den Zugang zu dem produktenrcichcn Hinterland eröffnen würden. Rohlfs führt eine ganze Reihe derartiger Küstengegendcn im Osten und Westen Afrika's an. Aber auch hier dringen Engländer und Franzosen alljährlich mehr vor und Zeit ist nicht mehr zu verlieren. „Unsere Kaufleute lieben es nicht," sagt er, „Faktoreien Koniptoire oder Kultivationspunktc anzulcgen, welche viel leicht erst nach einem Jahrzehnt Gewinn abwcrfen. So unternehmend der Handelsstand in den hanseatischen Städten ist, so etablirt er seine überseeischen Handelshäuser ausschließlich in solchen Ländern, welche schon von irgend einer anderen europäischen Macht staatlich annektirt worden sind. Giebt es irgend eine deutsche Faktorei, welche auf herrenlosem Gebiet gelegen wäre? Man geht nach Amerika, nach Australien, nach China, nach Japan, auch nach Afrika, aber immer erst dann, wenn die anderen Mächte geordnete und sichere Zustände geschaffen haben- Ein selbständiges Vorgehen, ein Gründen von Faktoreien in herrenlosen Ländern, wie die französischen, britischen und holländischen Kaufleute es thun, wie die spanischen und portugiesischen es thaten, kennen die deutschen Kaufleute nicht." Rohlfs spricht sich insbesondere auch sehr bitter über die großen Opfer an Geld und Arbeit aus, welche die deutsche Afrikasorschung alljährlich in Anspruch nimmt, ohne den geringsten praktischen Nutzen zu schaffen; er fordert, daß den Humanitären und wissenschaftlichen Be strebungen jetzt endlich auch ein praktischer Hintergrund mit nationalem Nutzen gegeben werde. „Bis jetzt hat man Stationen im Innern errichtet, auf Ländereien oder Gebieten, welche unmöglich Deutschland zufallen können, weil die Küste schon vergeben ist. Wenn Deutschland Nutzen haben soll von den Summen, welche es alljährlich für die Erforschung Afrika's verausgabt, so muß von nun an die Thätigkeit der Afrikanischen Gesell schaft nur auf solchen Gebieten sich entfalten, wo man, frei von der Konkurrenz, sich der Hoffnung hingeben kaum diese Ländereien einst in deutschem Besitz zu wissen. „Zehn Jahre hat Deutschland verstreichen lassen; ist dieser Zeitraum noch einmal verflossen, so wird cs für immer zu spät sein." Mit dieser beherzigenswcrthen Warnung schließt der berühmte Forschungsreisende seine Betrachtungen. Tagesschau. Freiberg, den 24. Oktober Nach den neuesten Bestimmungen verläßt Kaiser Wilhelm heute Abend 6^. Uhr Baden-Baden und trifft morgen Vormittag in Berlin ein. — Der deutsche Kronprinz sagt in einem Dankschreiben an den Berliner Magistrat für dessen Geburtstagsglückwünsche: „Ich benutze gern den Anlaß, um es auf s Neue auszusprechen, wie ich der Hauptstadt und ihrem in großer, stetig fortschreitender Entwickelung begriffenen, musterhaft verwalteten Gemein wesen meine lebhafte Theilnahme allezeit unverändert be wahre." — Das Dankschreiben an die Stadtverordneten sagt, „er (der Kronprinz) wisse dem Danke keinen besseren Ausdruck zu geben, als durch die Versicherung fort dauernden aufrichtigen Antheils an allen Bestrebungen, welche dem Wohle der Hauptstadt und der Bürgerschaft dienen." — Heute tritt der Bundesrath zu einer Plenarsitzung zusammen, wobei er Beschluß über den Antrag wegen erneucter Anordnungen auf Grund des 8 28 (kleiner Belagerungszustand) des Sozialistengesetzes fassen wird. Unter den Führern der Sozialdemokratie ist neuerdings ein heftiger Kampf über die Frage ent brannt, ob für die Sozialdemokratie selbst und für deren Bestrebungen eine Aushebung des gegen sie gerichteten Ausnahmegesetzes wünschenswcrth erscheine oder nicht. Die Liebknecht'sche Gruppe verficht die Ansicht, daß es für die sozialdemokratischen Zwecke besser sei, wenn das Sozialisten gesetz in seiner gegenwärtigen Form bestehen bleibe; die Beweissührung geht dahin, daß cs der Sozialdemokratie trotz des Gesetzes möglich war, ihr Bestehen zu wahren, daß sie sich auch innerhalb dieses Gesetzes eingerichtet, ihre Beziehungen, ihre propagandistische Thätigkeit zu er halten gewußt habe. Sollte — was bei der gegenwärtigen Zusammensetzung des Reichstages keineswegs unmöglich erscheine — eine Majorität sich zusammcnfinden, welche !für die Aufhebung des Ausnahmegesetzes stimmt, so wäre damit für die sozialdemokratischen Bestrebungen wenig oder eigentlich gar nichts gewonnen. Denn es sei nicht anzu- nehmen, daß nach Aufhebung des Sozialistengesetzes eine freie Bewegung ihrer Partei gestattet werden würde, viel mehr sei zu fürchten, daß dann durch Revisionen der ordentlichen Gesetze, resp. durch Novellen zu diesen neue Mittel geschaffen werden würden, um die Sozialdemo kratie zu bekämpfen, daß es dann nicht nöthig sein würde, sich gegen diese neuen Gesetze „cinzurichten", die zwar möglicherweise auch gegen andere politische Parteien ausgenutzt werden könnten, die aber eben deshalb den Unterschied zwischen Bourgeoisie und der Sozialdemokratie verwischen würden, während das Sozia listengesetz Jeden wie mit Ketten an den Sozialismus banne, der sich ihm einmal dienstbar gemacht habe. Bon der anderen sozialistischen Gruppe wird hingegen betont, man solle sich nicht so sehr „von der Phrase" beherrschen lassen und durch Bemühungen zur Aushebung des Aus nahmegesetzes wenigstens die Schaffung von so viel Er leichterung versuchen als möglich sei. Von dieser Seite wird überdies auch vor einer unzweckmäßigen Theilnahme an der „hohen" Politik gewarnt, dagegen eine Bethciligung an allen Bestrebungen empfohlen, welche geeignet erscheinen, eine Besserung in der Lage der arbeitenden Bevölkerung hcrbcizuführen. Daß dieser häusliche Streit innerhalb der sozialdemokratischen Partei mit den gröbsten Waffen ge führt wird, braucht nicht besonders erwähnt zu werden; der schlimmste Ton wird aber wohl erst angeschlagen werden, wenn der Radikalste aller Radikalen, Herr Most, wieder in die Aktion eintritt. Derselbe verläßt nämlich am 26. d. M. sein Gefängniß in London. — Der Ber liner Magistrat hat beschlossen, eine Subkommission ein- zusctzen, welche sich mit der Frage beschäftigen soll, in welcher Weise die Stadt Berlin den vrerhundertjährigen Geburtstag Luther's am 10. November 1883 würdig feiern kann. Es ist dabei eine Schulfeier in Aussicht ge nommen, außerdem sollen indeß noch andere hochwichtige Beschlüsse gefaßt werden. Der Magistrat ist Patron vieler evangelischer Kirchen und hat deshalb alle Veranlassung, den Geburtstag des großen Reformators würdig zu be gehen. — Bezüglich des Ausfalls der preußischen Wahlen sagt die „Nat.-lib. Ksrrcsp.": Es liegt aller Grund zu der Annahme vor, daß das neue Abgeordneten haus gegenüber dem jetzt erloschenen eine sehr, wesentliche Verschiebung in der Stärke der Parteien nicht aufzuwcisen haben wird. Weiter als daß es noch gelingt, die bis herige kleine, aus den Deutschkonscrvativen und den Ultra montanen mit deren polnischem Anhang bestehende Mehr heit aus dem Felde zu schlagen, versteigen sich heute unsere Hoffnungen nicht mehr. Eine Mehrheit der liberalen Parteien ohne Zuhilfenahme der gemäßigteren Elemente aus dem konservativen Lager ist nicht vorhanden. Die Konsequenzen aus dieser Thatsache lassen sich heute noch
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