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Sächsische Staatszeitung : 30.12.1921
- Erscheinungsdatum
- 1921-12-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480732469-192112303
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480732469-19211230
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480732469-19211230
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Staatszeitung
- Jahr1921
- Monat1921-12
- Tag1921-12-30
- Monat1921-12
- Jahr1921
- Titel
- Sächsische Staatszeitung : 30.12.1921
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Staatsanzeiger für Erscheint Werktag» nachmittag» mit dem Datum de» folgenden Lage». Bezugspreis: Unmittelbar oder durch die Postanstalten 6 M.monatl. Einzelne Nrn.SO Pf. Fernsprecher: Geschäftsstelle Nr. 2129b — Echriftleitung Nr. 14K74. Postscheckkonto Dresden Nr. 2486. den Freistaat Sachsen Ankündigungen: Die 32 mm breite Lrundzeile oder deren Raum im Ankündigung», teil« SFOM, die 66 mm breite Grundzeile oder deren Raum im amtlichen Teile b M., unter Eingesandt 6 M. Ermäßigung auf Familien- u. Geschäftsanzeigen. Schluß der Annahme vormittags 10 Uhr. Zeitweise Nebenblätter: Landtag»-Beilage, Synodal-Beilage, Ziehungslisten der Berwaltung der Staatsschulden und der Landeskulturrentenbank, Jahresbericht und Rechnungsabschluß der Landes-Brandversicherungsanstalt, Verkaufsliste von Holzpflanzen auf den Staatsforstrevieren. Beauftragt mit der Oberleitung lund preßgesetzllchen Vertretung für den schriftstellerischen Teil): Regierungsrat Doenges in Dresden. Freitag, 3v. Dezember Nr.3v3 1S21 Dresden, 29. Dezember. Die RegiernAg und die Ste«ervorlage«. (Eigene Meldung.) Wie wir zuverlässig hören, wird I)r. Wirth einige Tage vor Wiederzusaminentritt des Reichstags die Führer der Sozialdemokraten, des Zentrums, der Demokraten und auch der Deutschen Botkspartei zu einer Besprechung einladen, um ihnen nahezulegen, sich über ein Kompromiß über die Steuervorlagen zu einigen. Er wird dabei auch auf die schwierige außenpolitische Lage und darauf Hinweisen, daß die ganze Politik der Regierung in letzter Zeit von dem Gesichtspunkt ausgegangen sei, daß eine Balancierung des Etats durch die Steuern er- folgen werde. Wenn es auch nicht gelingt, bis zur Sleuerberatung die große Koalition zu schaffen, so ist der Reichskanzler doch davon überzeugt, daß cs ihm gelingen werde, die genannten Parteien zu nnem Kompromiß in der Steuerangelegenhcit zu- s. u inenzustthren. Tie Reparatiouskoks. Französisch: Blätter teilen mit, daß die ili.pmativnsloinmijsion sich mit einem angeblichen Vnzug Deutschlands in der Lieferung von Kols luschäftigt habe. Die regelmäßige Lieferung von 15 000 Tonnen pro Tag sei seit dem 15. De- zcmber auf 9 bis 10 000 Tonnen zurückgegangen. Die Mitteilung spricht von einer dritten Ber- schlung Deutschlands, die hierdurch festgcstellt wcrde. Die erste Verfehlung datiere vom Jimi 1920 vor der Konferenz von Spa, die zweite gehe aus den Monat März 1921 zurück, als die deutsche Regierung die erste Milliarde Goldmark, die aus Grund des Versailler Vertrages als Nb- schlagszahlung der Summe von 12 Milliarden verlangt wurde, nicht bezahlt habe. Das „Echo de Paris" fügt der Nachricht hinzu, eS sei an- gebracht, am Vorabend der Konferenz von Cannes den schlechten Willen Deutschlands noch einmal feierlich festzustellen. Von unterrichteter Seite wird hierzu folgendes bemerkt: Im Verfolg des Ende November einsetzenden starken Frostes sind bekanntlich erhebliche Stö rungen in der Wagengcstellung im Rnhrrevier cingetreten, die zu einem ungewöhnlichen An- wachsen der Haldenbestände und zu außerordent lichen Erschwerungen der laufenden Kohlender- sorgung auch des Inlandes geführt haben. Hier- mit hängen auch die trotz des Weihnachtsverkehrs in einigen Bezirken getroffenen Einschränkungen des Personenverkehrs zusammen. Die Rückwirkung dieser lediglich durch höhere Gewalt herbeigeführten Verhältnisse auf die Pflichtkohlenlieferungen an di: Alliierten konnte nicht ausbleiben. Es mußten davon auch die auf Wunsch der französischen Industrie seit dem Herbst in verstärktem Maße angeforderten Kokslieferungen betroffen werden. Tie tatsächlichen Kokslieferungen seit dem 15. De zember erreichen jedoch fast 12000 t neben rund 90090 t Kohle täglich. Die zuständigen ReichS- ministeriln haben sofort eingegriffen. Die ge troffenen Maßnahmen: Zurückstellung anderer Lieferungen auf die Gefahr von Arbeitseinstellungen in der heimischen Industrie, Gestellung von Trans portmitteln, Feiertagsarbeit usw. haben nach den heute vorliegenden Meldungen den Erfolg gehabt, daß das Liefersoll an Koks im Durchschnitt des 25., 26. und 27. Dezember roll erreicht worden ist. Am 27. Dezember sind nicht weniger als 43792 t Koks verladen worden. Die Reparationskommission ist durch die Deutsche Kriegslastenkommission über die Bemühungen der Deutschen Regierung, die vorliegenden Schwierigkeiten zu überwinden, fort laufend unterrichtet worden. Es wird überdies Gelegenheit sein, bei den für den 3. Januar in Aussicht genommenen Verhandlungen über die weiteren Liefcrprogramme und über die AuSsuhr- frage noch etwa von der Reparationskommission gewünschte Aufklärungen zu geben. Die Versuche, ein« wernünftige Lösung der Reparationssrage, um die sich gegenwärtig alle beteiligten Mächte bemühen, nach dem Vorbild von Spa durch Schaffung von Schwierigkeiten in der Kohlenfrage zu stören, dürften daher ohne Erfolg bleiben. Von Meutschlaud sind auch die beiden ersten an- geblAyen Uersehtnngen niemals anerkannt worden. Das Hilfswerk der Landwirtschaft Der Vorsitzende des Reichsausschusses der deut- schen Landwirtschaft, v. Braun, Vorsitzender des ReichSwirtschastsrateS, nimmt zur Frage de» Hilss- Werkes der deutsche,: Landwirtschaft in den nach folgenden Ausführungen Stellung: Schon während des Krieges und vor allem nach unserem politischen und wirtschaftlichen Zu sammenbruch wurde die landwirtschaftliche Pro duktionssteigerung als wichtigste Maßnahme von allen Kreisen der Landwirtschaft erkannt und ge fordert. Der Durchführung eines wirklich groß zügigen Produktionsplogramms stand bisher eine so weitgehende Verständnislosigkeit aller nichtland wirtschaftlichen Kreise, einschließlich der maßgebenden Stellen, gegenüber, daß wir untätig zusehen mußten, wie unsere gesamte Volkswirtschaft und unsere Staatsfinanzen durch eine niit Golddevisen ab zudeckende Lebensmitteleinfuhr immer tiefer in eine passive Bilanz Hineintrieb. Tie Verhältnisse liegen heute ini Vergleich zur Vorkriegszeit erheblich un günstiger. Weite landwirtschaftliche Überschuß gebiete haben wir verloren, gleichzeitig eine erheb liche Einbuße in der allgemeinen Ertragsfähigkeit der Böden und der Viehbestände erlitten. Tie Aushebung der drückendsten ZwangSwirtschaftSfesseln hat hieran nur wenig zu ändern vermocht. Das nur sehr durchschnittlich befriedigende Ernteergebnis treibt uns einer ErnährungslrisiS mit zunehmender Schnelligkeit entgegen. Ich hoffe daher, daß man auch in den »setsan de, Konsument«« Be^tünvnt» gewinnen wird für das Hlffswerk der Landwirt- schäft. Auf der einen Seite bedeutet es die erheb liche Herabminderung der Abhängigkeit der Volks- Wirtschaft und unserer Staatssinanzen vom Gold- devisenmarkie zur Bestreitung der dringendsten Lebensbedürfnisse, auf der andern Seite, und hier auf lege ich besonderes Gewicht, die Erleichterung der Lebenshaltung unserer schwer arbeitenden In- dustriebevölkerung und des notleidenden Mittel- standes. Warum tritt die Landwirtschaft gerade in diesem Augenblick an die Öffentlich leit? Die außenpolitische Entwicklung und das Schwanken unserer Valuta hat uns einer völligen politischen und wirtschaftlichen Isolierung nahe gebracht, ohne daß die Öffentlichkeit dies heute noch in vollem Umfange verstanden hat, und wie sie schlimmer de Kriegsblockade nicht mit sich bringen konnte. Das furchtbare Wort von den „zwanzig Millionen Menschen zu viel im Herzen Europas" könnte entsetzliche Wirklichkeit werden. Mit letzter Kraft versuchten wir, die unmöglichen Entschädigungsforderungen zu erfüllen. Zur Ab- deckung der Goldfchuld wurden sogar die Lebens- mittelkreditc herangezogen. Für die Führer der deutschen Landwirtschaft war dies ein Sturmes« zeichen. Seit diesen Tagen ist unabhängig von den in der Öffentlichkeit herumschwirrenden Ge rüchten von Anlciheplänen und -Aktionen von uns gearbeitet worden, und als es sich zeigte, daß uns das Wasser an der Kehle stand und uns nur noch die Hoffnung aus unsere eigene Leistung blieb, waren wir mit unseren Vorbereitungen fertig. Was bedeutet die Produktionssteige rung für die Landwirtschaft? In erster Linie handelt es sich um die Be schaffung der gewaltigen Kredite, die wir zu diesem Werke benötigen; wir nehmen ferner das große Risiko auf uns, welches in der Ungeklärtheit der wirtschaftlichen Verhältnisse und in der schwierigen innen- und außenpolitischen Gesamtlage liegt. Wir bedürfen dazu der weitestgehenden Unter- stützung von feiten der Reichsregierung und der übrigen Berufsstände. Dir halten neue gesetzliche Grundlagen für die Wrlsamkeit unserer Selbst verwaltung und für die Kreditbeschaffung für not wendig. Wir brauchen die weitestgehende Unter stützung der Industrie in bczug auf Versorgung mit Düngemitteln, Vermehrung und Verbesserung der Maschinenanwcndung, Nutzbarmachung aller technischen Errungenschaften. Verhandlungen sind in dieser Hinsicht schon im Gange. In der Be schaffung des Kunstdüngers sind wir von der Leistungsfähigkeit der betreffenden Industrien ab hängig, ebenso in dem sehr ausdchnungssähigen Einsatz von Maschinen. Bcr allem aber bedürfen wir der ehrlichen Zustimmung aller Bolkskreise, um der deutschen Landwirtschaft die Arbeitsfreude zu erhalten. Welche sofort wirkjam/n Einzelmaß« nahmen sind von der Landwirtschaft ins Ange gefaßt? Die zunächst zu ergreifenden Maßnahmen liegen in der Richtung von Verhandlungen mit der Reichsregierung über die Ausdehnung der Selbstverwaltungsbesugn sse und die Bildung einer Kreditgemeinschaft. Tie landwirtschaftlichen Selbst. Verwaltungskörper werden sodann für ihre Be zirke in möglichst weitgehender Dezentralisation, wie es bereits jetzt in einzelnen Landesteilen in Angriff genommen worden ist, die rationelle Düngerverwertung, Caatgutauswahl, Schädlings- bekämpfung und eine Reihe weiterer technischer Maßnahmen einzuleiten haben. Im übrigen schweben Verhandlungen über die Verbilligung und Erleichterung der Nahrungsmittelversorgung. Aris dem Tange der bisherigen Verhandlungen und privaten Besprechungen mit Vertretern der Berufsstände und der Regierung habe ich den Eindruck gewonnen, daß heute, wenigstens in der Theorie, volles Verständnis für die Bedeutung des Hilfswerks besteht. Tie heutige wirtschaftliche Lage der Landwirtschaft ist infolge der Abnutzung ihrer Betriebsmittel und der Aussaugung des Bodens lediglich eine Scheinblüte. Allein für 20 Milliarden müssen wir mehr als bisher an Düngemitteln in den Boden hineinstccken. Tie deutsche Landwirtschaft muß mit allem Nachdruck die Forderung ans eine rein sachliche wirtschafts- politisch geführte Diskussion der Berufsstände unter sich und auf eine Unteistützung durch die Reichsregierung crheben. Von einer dritten Verfehlung kann somit weder sachlich noch formell dse Rede sein. Ei liegt noch die folgende Pariser Mel- düng vor: Paris, 29. Dezember. Wie „Liberte" erfährt, hat die Reparationskommission sich in ihrer gestrigen Sitzung nicht mit der Frage der deutschen Koks- lieserungen besaßt. Über diese Frage wird erst in einer späteren Sitzung beraten werden. TieWiederauftichtnngdesHandels in Rußland. Paris, 29. Dezember. Über den Zweck der morgen beginnenden Beratungen der alliierten Sachverständigen aus Handels-, Industrie- und Finanzkreisen schreibt der „Matin": SS handelt sich nm die Schaffung eines Konsortiums zur Wieder ausrichtung des Handels in Rußland. Es sei ein reines Privatunternehmen. Die Regierungen würden sich begnügen, das Unternehmen zu er mutigen und zu kontrollieren. Es würden aber keine Staaisgelder dafür ausgewendet werden. Die Amerikaner sollen ausgcfordert werden, an dem Unternehmen, tas sich nicht allein auf Rußland beschränke, sondern olle Fragen bearbeiten werde, die Milleleureva betreffen, w lzunebm-n. Auch den Deutschen wird die Beteiligung gleich den anderen Großstaaten angeboten werden, jedoch unter der Bedingung, daß die Hälfte des deut schen Nutzens zu Reparationszahlungen verwendet wird. Diese Konferenz und dieses Konsortium mit Privatkapital habe nichts zu tun mit der internationalen Konferenz zur Gesundung der Wechselkurse, die anfangs Februar vermutlich in Genf zusammeutreten wird. An Lieser Konferenz wird jedenfalls auch Rußland teilnebmen. Tie Unruhen in Aegypten. London, 29. Dezember. Reuter berichtet über die Lage in Ägvpten: In Suez ist bekannt gegeben worden, daß Flugzeuge auf Ansamm. lungen Rauchbomben werfen würden. Wenn die Leute sich dann nicht zerstreuten, würden Lie Flugzeuge Granate» abwerfen und mit Maschinen- gewchren feuern. Ter Postd'eust ist wegen der gegenwärtigen Lage aus Kairo beschränkt worden. Die „Egyptian Gazette" und das Blatt „Jstat- Klei" sind verboten worden. Der Unterrichts- m nistcr hat alle Regierungsschulen geschlossen. Tas neue Sachsen. Von Wilhelm Buck, sächsischer Ministerpräsident. In der heutigen Morgenausgabe deS „Berliner Tageblattes" veröffentlicht der Hr. Ministerpräsident Buck einen fesselnden Aufsatz mit dem Titel „Das neue Sachsen". Wir geben ihn nach folgend im Wortlaut wieder. D. Schristl. Unter den deutschen Freistaaten ist wohl keiner, der so wie das industrielle Sachsen nabh dem Zusammenbruch des alten Deutschland er schüttert und wirtschastlich am meisten in Mitleiden schaft gezogen wurde. Auf einem Gebiet von rund 15000 gulrm wohnten 1910 4 806661 Menschen, von denen nur 11,9 Proz. der erwerbstätigen Bewohner in der Landwirtschaft tätig sind gegen 56,3 Proz. in Jndustti: und Gewerbe, 13 Proz. in Handel und Verkehr, 5,6 Proz. cls Beamte und freie Berufe. Tazu kommen noch 13,2 Proz. Rentner, Anstaltsinsassen, Berufslose usw. Aus diesen Zahlen ergibt sich die Struktur des Landes und erklären sich die Schwierigkeiten, die wäh rend des Krieges und in der Nachkriegszeit kaum zu meistern waren. Sachsens weltbekannte Industrie war zum größten Teil auf den Erport eingestellt, alle Be- russgruppen sind daran beteiligt. Tie nach dem Zusammenbruch eintretende Arbeitslosigkeit hatte in Sach'en, das nur 7,8 Proz. der deutschen Be völkerung zählte, bis zu 30 Proz. der im Früh jahr 1920 in Deutschland gezählten Arbeitslosen erreicht, dazu die Ernährunasschwierigkeiten, die sich aus der im Verhältnis zur Gesamtbevölterung geringen landwirtschaktlichen Nutzstäche erklären, haben für die Staalsregierung und die Gemeinden Belastungen und Arbeiten ergeben, die nur durch aufopfernde Tätigkeit aller in der öffentlichen Ver- waltung Wirkenden getragen werden konnten Tie von den vereinigten revolutionären Ar beiter« und Soldatenräten Sachsens am 14. No« vember 1918 berufenen sechs Volksbeauftragten übernahmen am 15. November von den früheren Ministern die Regierungsgeschäfte. Durch die Übernahme dieses Amtes haben die Volksbeauf« traglen das Versprechen gegeben, den Versuch zu machen, das treibende Wrack des Staates durch die Wogen der Erregung und durch die Klippen der Leiden'chasten Hindurchzusteuern, die Auf- räumungsarbeiten vorzunehmen und den Aufbau des neuwerdenden Staates vorzubcreiten. Am 2. Februar 1919 wurde die Volks- kammer für den Freistaat Sachsen gewählt. 42 Sozialdemokraten, 22 Demokraten, 15 unab» hängige Sozialisten, 13 Teutscknationale und 4 Deutsche Volksrarteiler zogen in das erste Parlament der Republik ein. In 154 Sitzungen hat die Volkskammer bis zum 28. Oktober 1920 ihre Ausgaben erledigt, unter diesen als vor« nehmste die Schaffung einer Verfassung und eines Landtaeswahlgcsctzes. Tie Verfassung wurde nach unwesentlichen Änderungen des Regicrungs- enlwurfes in der 152. Sitzung am 26. Oktober einstimmig angenommen. Am 14. November 1920 fanden die Wahlen zum Landtag nach dem eben falls einstimmig angenommenen Landtogswahl gesetz statt, die ein anderes Resultat als die noch unter dem friscken Eindruck der Kriegszeitleiden und des Zusammenbruches erfolgten Volkskammer- Wahlen ergaben. 27 Sozialdemokraten, 20 Teutsch nationale, 18 Deutsche Volksparteiler, 13 unab hängige Sozialdemokraten, 9 Kommunisten, 8 Temokraten und ein Zentrumsmann wurden 1920 gewählt, «in Resultat, das den Politike nicbt überraschte. Bei den Volkskammerwahlen 1919 hatten Hundertlauscnde von politisch ungeschulten Wählern sozialistisch und demokratisch gewählt in der Er wartung, daß es nunmchr gelingen werde, in kurzer Zeit den durch den Krieg er zeugten gewaltigen Verlust au Wirtschaft- lichen und moralischen Werten auS- zugleichen, eine Erwartung, die naturgemäß nicht in Erfüllung gehen konnte. In Deutschland sind über vier Jahre lang 11 Millionen Männer zum Kriegsdienst eingezogen, 7 Millionen Männer und Frauen waren dieselbe Zeit in der Kriegsindustrie beschäftigt, der Verlust der produktiven Tätigkeit von 18 Millionen Menschen in vier Jahren, da- gewallige Minus an Werten kann nur in jahr zehntelanger, mühevoller gemeinsamer Arbeit ans geglichen werden, nicht in Monaten oder ein dir zwei Jahren. Die nicht nur in Sachsen vor-
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