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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 24.06.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-06-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-188206248
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18820624
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18820624
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFreiberger Anzeiger und Tageblatt
- Jahr1882
- Monat1882-06
- Tag1882-06-24
- Monat1882-06
- Jahr1882
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 24.06.1882
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34. Jahrgang. . , I Inserate werden bis Vormittags 11 Uhr angmom- Sonnabend, den 24. Ium. 1882. reikUM^ und Tageblatt. Amtsblatt für die königlichen nnd städtischen Behörden zn Freiberg und Brand. Verantwortlicher Redakteur Iuliu- Braun i« Freiberg. » Erscheint jeden Wochentag Abends S Uhr für dm ,^/S 1 /> /> andern Tag. Preis vierteljährlich 2 Mart 2S Pf., zweimonatlich 1 M. SV Pf. u. einmonatl. 7b Pf. Johannistag. N«d wieder kam Joyaunistag Per schöne Kag der Ktütye«, Pa Lieke pitgert seynend «ach Pe« Lieven, die geschieden; Zum Ariedhof geht die Wallfahrt hin, Per heik'ge« Kfficht z« warten, An suchen heim die Schläfer drin Im stillen Oottesgarten. Per Mume« trägt man viele zu In schmerzverhüllte« Micken, Per Keimgegangnen Schtummerrnh Mit ihnen auszuschmücken; Ks legen Kränze Kind und Kreis Auf theure Oräver nieder — Pen Kimmel fragt die Ghräne heiß: „Jind' ich die Weinen wieder?" — Sei rnhig Kerz, — Johannistag Kommt einst anch Pir, dem müden, Kald thust Pu Peinen letzten Schlag Zur Kny im Kravesfrieden; Knd legt Pir dann der Lieve Kand Kin Keis anf Peinen Küget, Ward längst Pir in dem vessren Land Pes Otanvens Kottesstegel! Hermann Barth. Die Rede Lennigsen's im Reichstage. Die Tabakmonopol-Dcbatte im Reichstage ergab zwar ein greifbares Resultat nicht, rednerisch aber waren die Ergebnisse dieser mehrtägigen Verhandlungen von der buchsten Bedeutung. Es ist ja richtig, daß bei der De batte über ein so viel ventilirtes Thema etwas Neues kaum gesagt werden kann. Darauf aber kam es auch gar nicht an. Die Monopol-Debatte gestaltete sich zu einer Auseinandersetzung über die Zwecke und Ziele unserer gesammten Politik zwischen dem Reichskanzler und der Opposition. Diese Auseinandersetzung — die im Ganzen von allen Seiten sachlicher geführt wurde, als sonst bei solchen Gelegenheiten üblich — ist es gewesen, die diesen Verhandlungen ihre große Wichtigkeit verlieh. Wir möch ten wünschen, daß die wichtigsten Reden in stenographischer Wiedergabe in allen deutschen Gauen die weiteste Ver breitung fänden. Es würde dies zur Aufklärung über die Lage ganz erheblich beitragen. Die Hauptredner jener Tage waren Fürst Bismarck, Eugen Richter und Bennigsen; Rickert und Bamberger, Windthorst und Minnigerode standen erst in zweiter und dritter Linie. Bismarck's Reden sind von der gesammten Oppo sitionspresse, Richter's von der konservativen Presse als unbe deutend hingestellt worden; Bcnnigsen's Rede jedoch wurde von rechts und links als eine bedeutende Leistung anerkannt. Die Fortschrittler und Sezessionisten machen einige Vor behalte, indem sie erklären, nicht in allen Punkten mit Bennigsen einverstanden zu sein; die Konservativen greifen den Redner heftig an, indem sie ihn als von der bösen „Linken" umgarnt hinstellen; aber von keiner Seite wird geleugnet, daß Herr v. Bennigsen damit auf Feind und Freund einen tiefen Eindruck machte. In der That glauben wir, daß die Auseinandersetzungen des national liberalen Parteiführers — welche dessen glänzende staats männische Begabung in das hellste Licht setzen und neue Hoffnungen an die fernere Thätigkeit dieses Mannes knüpfen lassen — als die erfreulichste Erscheinung in dem nun beendeten Redekampfe zu betrachten ist, die überall Eindruck machen muß. Zu diesem Eindruck hat auch die Form beigetragen, in welche die Erklärungen Bennigsen's gekleidet waren. Die würdige, maßvolle Art, in welcher der Führer der National-Liberalen austrat, mußte um so tiefer wirken, als dieser Ton unserer Volksvertretung abhanden zu kommen droht und die Leidenschaft, die Gehässigkeit, die persönlichen Angriffe und Beschuldigungen in den Ver handlungen des Reichstages einen leider recht breiten Raum einnehmen. Die wahrhaft vornehme Art der Darstellung, der Verzicht auf alle die kleinlichen Mittel, seine Rede pikant zu machen, sicherten Herrn v. Bennigsen von An fang an die Zustimmung aller Derer, welche mit Bedauern den Ton wahrnehmen, in welchem die Verhandlungen der ersten politischen Körperschaft des deutschen Reiches zu weilen geführt werden. Aber davon abgesehen, bot Herr v. Bennigsen auch sachlich so viel Bedeutendes, daß der Inhalt seiner Rede der Form derselben vollständig ent sprach. Drei Punkte sind es, die wir als ganz besonders be deutsam aus dieser Rede herausheben und weiterem Nach denken empfehlen möchten: die schlagende Widerlegung der unmuthigen Acußcrungen, welche der Reichskanzler hinsichtlich des nationalen. Sinns im deutschen Volke ge macht; die Erklärung, daß das deutsche Volk bezüglich der sozialpolitischen Reformen ein paar Jahre Ruhe ge braucht; endlich aber, was uns das Allcrwichtigste erscheint, das Anerkcnntniß, daß wir hinsichtlich der sozialen Frage an einem Wendepunkte der ganzen Geschichte der zivilisirten Mensch heit in Europa angclangt sind und daß der Staat wie die bürgerlichen Klassen die Verpflichtung haben, auch aus Religiosität oder Humanität an diese Dinge heranzu- trcten und Dasjenige, was in der sozialen Bewegung wirklich berechtigt ist, zu einer nachhaltigen Ausgabe für die Gesetzgebung zu machen. Bestrebt sich Herr v. Bennigsen in Bezug auf den ersteren Punkt, die Gereiztheit in den Beziehungen zwischen dem Reichskanzler und dem deutschen Volke zu beseitigen, so begrenzt er in den beiden letzteren Punkten seine Stellung nach rechts und links klar und deutlich. Er kann und will gefährliche Experimente nicht mitmachen; er sagt unumwunden, wo unser Staatswesen krankt, näm lich durch die Ucberhastung und Uebereilung, mit der Alles betrieben wird und welche keinen Gedanken völlig ausreifen läßt. Er erkennt aber freudig den großen Ge danken an, welcher den Reichskanzler beseelt und trennt sich unzweideutig von Denen, welche da meinen, der so zialen Bewegung gegenüber könne man sich aus's Zusehen verlegen; es genüge, an die Macht des Gehenlassens zu glauben, dann werde sich schon Alles von selbst finden und auf's Beste ordnen. Wenn der Schluß des Reichstages nicht bei so trübem politischen Himmel erfolgte, wie man wohl erwarten konnte, so danken wir's der Rede Bennigsen's, die uns die Hoffnung auf eine bessere Zukunft neu belebt. Tagesschau. Freiberg, den 23. Juni. Es ist seit Jahren bekannt, daß Fürst Bismarck als Reichskanzler und als Präsident des preußischen Mini steriums seiner Rolle als leitender und verantwortlicher Staatsmann eine dominircndc Stellung gegeben hat und daß im Großen und Ganzen die preußischen Minister und Staatssekretäre der Reichsregierung keine eigenen, selbst gewollten politischen und wirthschaftlichcn Systeme zu ver treten haben, sondern berufen sind, als erste Mitarbeiter an den Plänen und Reorganisationen des Fürsten Bis marck mitzuwirken. Aus diesem Grunde hat daher, so lange Fürst Bismarck Reichskanzler und preußischer Mi nisterpräsident bleibt und nur ein anderer Minister aus scheidet, eine Ministerkrisis in Berlin keine tiefe, etwa einen politischen Systemwcchsel bezweckende Bedeutung. Immerhin bleibt aber eine Ministerkrisis ein wichtiges Ereigniß im politischen Leben und deshalb erwähnen wir auch die gegenwärtige, wonach der preußische Minister Bitter um seine Entlassung gebeten hatte und der preußische Minister des Innern, v. Puttkamer, ebenfalls Differenzen mit dem Reichskanzler haben soll. Bewahrheitet sich, daß wirklich beide Minister gehen wollen, so wäre allerdings die Krisis eine außergewöhnliche und sie könnte vielleicht doch der Vorbote zu einigen Acnderunqen in der Politik und Taktik des Reichskanzlers fein. Scheidet aber nur der Finanzministcr Bitter aus dem preußischen Kabinet, so ist diesem Personenwechsel jedenfalls gar keine politische Be deutung bcizumessen, denn cs wird gemeldet, daß der Finanz- ministe'r Bitter sich schon seit längerer Zeit mit dem Gedanken trage, seincEntlassung zu nehmen, wobeidieUrsache allerdings diejenige zu sein scheint, daß der Finanzminister Bitter nicht in allen Punkten mit dem Steuerreformplane des Fürsten Bismarck übcreinstimmt Wahrscheinlich will der Reichskanzler aber auch als Finanzminister einen Staats mann zur Seite haben, der in allen Punkten seine Resorm- pläne mit ihm energisch und zäh durchzukämpfen entschlossen ist. Dem Nachfolger des Herrn Vitter wartet daher ein sehr dornenvolles Amt und man darf gespannt darauf sein, welcher Staatsmann dasselbe mit Feuereifer über nimmt. Die meisten Chancen sollen in dieser Richtung der Saatssekretär des Reichsschatzamtcs Scholz und dec Geheimrath Tiedemann, Letzterer ein besonderer Vertrauter des Fürsten Bismarck, haben. In der Ministerkrisis selbst hat sich indessen noch gar keine definitive Thatsache voll zogen, denn der Kaiser hat bis jetzt weder das Entlassungs gesuch des Ministers Bitter angenommen, noch abgelehnt. Immerhin glaubt man aber mit Sicherheit annehmen zu müssen, daß Herr Bitter als Finanzministcr aus dem preußischen Kabinet ausscheiden wird und zwar mit dem Ruhme eines der begabtesten und verdienstvollsten Beamten, den er sich in seinen langjährigen Verwaltungsdiensten erworben hat. Lorbeeren als Finanzminister konnte sich Herr Bitter allerdings nicht erwerben, in dieser Stellung scheint es für ihn, wie für die meisten seiner Vorgänger nur Dornen gegeben zu haben, wie ja anerkanntermaßen das Amt eines Finanzministcrs fast immer das schwierigste und undankbarste ist. Mag Herr Bitter einen glücklicheren und erfolgreicheren Nachfolger erhalten- Allzuviel Hoffnung kann man in dieser Richtung allerdings nicht haben, da sich zur Zeit unser politisches und wirthschaftliches Leben in scharfen Gegensätzen bewegt, die in großen Kämpfen wahrscheinlich nicht geschlichtet werden können. Kaiser Wilhelm setzt in Ems die Brunnenkur regelmäßig fort, promenirt viel und nimmt täglich die Vorträge des Militär- und des Zivil-Kabinets, sowie des Wirklichen Geheimen Legationsrathes v. Bülow entgegen. Vorgestern Mittag machte die Kaiserin von Koblenz aus zu Wagen dem Kaiser einen zweistündigen Besuch. Beide Majestäten erfreuen sich des besten Wohlseins. Zu dem gestrigen Diner bei dem Kaiser hatten Einladungen erhalten Graf Schönburg-Glauchau, General-Lieutenant v- Werder, L-chloßhauptmann v. Buch und Oberstlieutenant v. Lessel. Nach dem Diner unternahm Se. Majestät eine Spazier fahrt nach Nassau und erschien später im Theater. — In dem Frankfurter Prozesse contra, Sachs wurde gestern Vormittag das Zeugenoerhör beendigt. Die Fragestellung erstreckte sich aus betrügerischen Bankerott und zerfiel in drei Haupt- und drei Unterfragen. Die Fragen mit Be zug auf Unterschlagung entsprächen der Zahl der neunzig vernommenen Zeugen, desgleichen die Fragen wegen Be truges, so daß die Summe der Fragen hunvertunddreizehn beträgt. Die Vertheidigung beantragte noch die Frage nach mildernden Umständen. Alsdann begann der Staats-
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