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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 27.02.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-02-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-188502274
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18850227
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18850227
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFreiberger Anzeiger und Tageblatt
- Jahr1885
- Monat1885-02
- Tag1885-02-27
- Monat1885-02
- Jahr1885
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- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 27.02.1885
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AmtsblM ftr M Ümglichen ms Wüsche« Behörde« zu Freiberg md Brand. Beeaotwvrtlicher Redaktulr: Juli»- Braun in Freiberg. —— — - 37. ^abraan» --- - - -- - - - —— - E» f! Estcheint jcdm Wochculcg Abend« Mc für ! JwMtr werden bl« Ve:miwH 1.1 Uhr «xen-rn. 48. ^Lch,«ZkS^LN Freituq, deu 27. Februar. >«"'>. Tagesschau Freid-rg. den. 26. Februar. Für die junge deutsche Kolonialpolitik ist die jetzige un ruhige Stimmung unter den Eingeborenen Westafrikas von ernstem Interesse, wenn auch die Mißstimmung der Neger sich zunächst gegen die Engländer wendet. Ueber den bereits gemeldeten Aufstand in Quittah entnimmt die „Kreuzzeitung" einem ihr soeben zugegangenen Privatbricse Folgendes: „An Bord der „Accra", 29. Januar 1835. Mit der „Alla Wör mann" schnell die Nachricht, daß hier vor dem Fort Quittah, Goldküste, ein Aufstand eingeborener Häuptlinge stattgefunden hat. Die Engländer wurden zurückgedrängt. Sie hatten nur Haussatruppen. Kapitän Campbell wurde von 5 Schüssen schwer verwundet. Für heute haben die Engländer ange- lündigt, daß sie zwei Dörfer dem Erdboden gleichmachen würden, falls die Aufständischen nicht ihre beiden Anführer auslieferten und 1000 Pfund Sterling Strafe zahlten, wovon ein Viertel sofort anzuzahlen sei. Die Engländer haben be mannte Boote auf die Lagune gebracht und scheinen vollständig in der Uebermacht zu sein, zwei Kriegsschiffe sind bereits da und ein Avisodampfer begegnete uns gestern morgen, der nach Cape Coast Castle geht, um Truppenverstärkungen zu holen." Es liegt nahe, daß derartige Unruhen nicht nur das Kolonial- geschäst, an welchem der deutsche Handel lebhaft betheiligt ist, schwer beeinträchtigen, sondern auch die Stimmung in den be nachbarten Ansiedelungen verschlechtern. Bis jetzt scheint aber in dem deutschen Kamerun-Gebiete seit der Niederschlagung dcS Aufstandes durch die- Mannschaften der Schiffe „Bismarck" und „Olga" Alles ruhig geblieben zu sein. Dafür spricht die gestrige Notiz des „Reichs- und Staats-Anzeigers": „Nach den bei der Admiralität eingegangenen, bis zum 19. Januar rei chenden Meldungen des Chefs des westafrikanischen Geschwa ders war der Gesundheitszustand der Schiffsbesatzungen ein befriedigender, der Zustand der in den Gefechten bei Kamerun im Dezember v. I. Verwundeten durchweg ein guter." Unser Kaiser lonferirte gestern Nachmittag mit dem deutschen Reichskanzler. — Als Nachfolger des verstorbenen sächsischen Gesandten, des Geh. Raths v. Nostitz-Wallwitz, nennt die „Nat.-Ztg." den Grafen Wilhelm Hohenthal. Im preußischen Abgeordnctenhause wurde gestern die Berathung des Kultusetats noch immer fortgesetzt. Bei dem Titel „Bisthum Köln" sagte der ultramontane Abg. Biesenbach unter wiederholten Beifallsbezeugungen des Zentrums: „Seit neun Jahren befindet sich unser Erzbischof in der Verbannung, seit dieser Zeit entbehrt unsere Diözese einer geordneten Seelsorge. Im Rechtsstaate Preußen, im Lande der Gewissensfreiheit, wurden unsere Bischöfe abgcsetzt, nicht wegen eines strafwürdigen Vergehens, sondern weil sie aus Gewissenspflicht nicht anders handeln konnten, als sie handelten. Was Falk niedergerissen, die Herren v. Puttkamer und v. Goßler haben es noch nicht aufbauen können. Die kirchenpolitischen Novellen haben nur Halbheiten gebracht, sie tragen nur einen dilatorischen Charakter. Schöne Worte imponiren uns nicht! Wir protestiren dagegen, daß unsere vitalsten Interessen zu Tauschobjekten für Steuern und Zölle herabgewürdigt werden. Schlagen Sie doch endlich den Weg des sicheren Friedens ein, damit auch für uns das Wort er schalle : ich will Frieden haben mit Meinem Volk. Geben Sie uns unseren hochwürdigsren Herrn Erzbischof I)r. Paulus Melchers wieder, damit wir endlich die Streitaxt begraben können in diesen, ausreibcndcn und nutzlosen Streite! Der des Mißgeschicks im Sudan nochmals um Gladstone zu- sammenzuschaaren. Von allen Mitgliedern der liberalen Partei ist dies jedoch nicht mehr zu erwarten. Am Diens tag erklärte bei der Weilerberatbung des Northcote'schen Die englischen Tadelsanträge. Seit acht Tagen sicht sich das Ministerium Gladstone gezwungen, über das Mißgeschick im Sudan im britischen Parlament Rechenschaft abzulegen und die Vorwürfe der Opposition über sich ergehen zu lassen. Die gegen das Kabinet seit der Wiedereröffnung des Parlaments gerichteten Angriffe dürften das jetzige System kaum ernstlich erschüttern, wohl aber den greisen Minister Gladstone so rcgicrungs- müde machen, daß er den lange mit großer Zähigkeit be haupteten Platz jüngeren Kräften seiner eigenen Partei räumt. Gleich bei dem Zusammentritt des Parlaments empfing man den Eindruck,' daß der früher so zungenfertige britische Staatsmann nicht mehr derselbe Mann sei, dessen Redegabe so unzählige Male Stürme des Beifalls im Untcrhause entfesselte. Bei seinem Eintritt von den Liberalen mit Jubelrufen empfangen, sah der britische Premierminister nach seiner ersten Rede am 19. Februar ringsum den Ausdruck der Enttäuschung auf allen Mienen, weil er es vermied, den von allen englischen Patrioten betrauerten Märtyrer von Khartum, dem heldenmüthigen General Gordon, einen schwungvollen Nachruf zu halten. Die ganze Darlegung der Lage mißlang dem sonst so gewandten Staatsmann, weil es ihm an Sicherheit mangelte und all- rugefährlich schien, unter den jetzigen Umständen auf seine frühere Ansicht zurückzukommen, daß man den Sudan sich selbst überlassm müsse. Schon der Satz, daß Egypten den Sudan aufgeben solle und wolle, rief eine so stürmische Opposition hervor, daß es der Minister vorzog, diese Er klärung wieder abzuschwächen. Das Eingeständniß Glad- stone's, daß der von der Mehrheit des britischen Volkes verlangte Rachefeldzug gegen Khartum wahrscheinlich bis zum nächsten Herbst verschoben werden müsse, rief selbst in den Reihen der Regierungspartei heftige Aufregung hervor, da ein so langer Aufschub das Ansehen des Mahdi bei den noch zweifelhaften Stämmen entschieden wesentlich steigern und seine Besiegung noch weit mehr erschweren würde. des Mahdi nur dann unterstützen, wenn die Negie rung Khartum seiner Zeit nicht wieder räumen lasse, ohne für die Stämme, die England Beistand geleistet fätten, Sicherheit geschafft zu haben. Ebenso wünsche er die Besetzung von Berber und werde, wenn die Regierung dieselbe nicht zusage, für den Antrag Northcote's stimmen. Man muß nun abwarten, was Gladstone hierauf zu erwiedern wissen wird. Goschens Drängen auf eine rückhaltslose Erklärung kann ihm sehr gefährlich werden. Wenn aber auch der Sturm auf das Kabinet noch mals abgeschlagen wird, kann dies immer für die Li beralen nur ein Pyrrhussieg sein, wenn nicht eine jüngere Kraft berufen wird, an Stelle Lord Granvilles das Porte feuille des Auswärtigen zu übernehmen und zwar mit Vollmachten, welche Gladstones unpraktische Einmischung für die Zukunft vollständig ausschließen, wenn dieser es nicht vorzieht, sich gänzlich in's Oberhaus zurückzuziehen. Wie sich die Sachen bis jetzt anlassen, würde als Nach folger Gladstöne's in erster Reihe Goschen als Chef eines neuen liberalen Kabinets, in zweiter Salisbury als Haupt eines Toryministeriums in Frage kommen. er für unmöglich, da dies nur fortwährende Kämpfe zur Folge haben würde. Als ebenso unausführbar stellte Gladstone das Verlangen Morleys dar, da die englische Regierung keine bindenden Verpflichtungen eingehen könne. Um die Aufmerksamkeit von dem speziellen Mißerfolge im Sudan abzulenkcn, betonte der englische Premierminister die angeblich befriedigende Neformarbeit in Egypten selbst und das gute Einvernehmen mit Frankreich in der egyptischen Finanzfrage. Den Vorwurf des „Zu spät" mit Hinblick auf den Wvlseley'schen Feldzug vermochte Glad stone auch diesmal nicht zu entkräften und scheint deshalb seine zweite Rede ebenso enttäuschend als die erste gewirkt zu haben. Die „Times" meint wenigstens, Gladstone könne sich, auch wenn die jetzigen Angriffe der Opposition erfolglos bleiben sollten, doch nur dann halten, wenn er aus dem bisherigen rein theoretischen Bannkreise herausträte und sich entschlösse, wieder Fühlung mit der öffentlichen Meinung Englands zu nehmen. Der ebenfalls liberale „Observer" erklärt, Gladstone habe sich bereits unmöglich gemacht und sei sein Bleiben im Amte mit der Würde Englands gegenüber dem Auslande nicht länger vereinbar. Ec müsse einen Sitz im Oberhaus erhalten; dort könne er in Zurückgezogenheit einem neuen liberalen Kabinet angehören, ihm in inneren Fragen den Nimbus seines Namens leihen, in der aus wärtigen Politik aber müsse er einem anderen liberalen Führer Platz machen. Welchem, darüber schweigt das Blatt. In der konservativen englischen- Presse findet man dagegen das eigentümliche Zugeständniß der Unfähigkeit, an die Stelle des jetzigen liberalen Kabinets ein regierungs fähiges konservatives Ministerium zu setzen. Aus diesem Grunde widerräth wenigstens die „Morning Post", die Angriffe gegen die Regierung weiter zu treiben, weil es das ganze parlamentarische System in England schädigen würde, wenn das Ministerium Gladstone zurückträte und die Opposition öffentlich bekennen müßte, keinen Ersatz für dasselbe bieten zu können. Dieses Bedenken scheint der kühne Führer der Konser vativen im britischen Oberhause, der Marquis v. Salisbury, nicht zu theilen, da er an diesem Donnerstag eine Resolu tion beantragen will, in welcher ausgesprochen wird, „die Kammer sei der Ansicht, daß der beklagenswcrthe Mißerfolg, durch welchen die Expedition im Sudan den erwünschten Zweck versehlt habe, der Unentschiedenheit der Regierung und der bedaucrnswerthen Verzögerung im Anfänge der Operationen beizumessen sei, und ferner, daß eine Politik, welche den ganzen Sudan nach Beendigung der militärischen Operationen aufgeben wollte, gefährlich für Egypten und unverträglich mit den Interessen des Reiches sein würde." Ein solcher Antrag kann füglich nicht mehr den früheren Zweck haben, das Ministerium auf den rechten Weg zu bringen und ihm dann in patriotischer Weise zu Hilse zu kommen, sondern den, das Kabinet Gladstone zu stürzen und die Zügel der Regierung selbst zu übernehmen. Mit Rücksicht auf den schlimmen Stand der auswärtigen An gelegenheiten würde die Mehrheit der englischen Nation dem Marquis Salisbury schon eher als dem Minister Gladstone die Fähigkeit zutrauen, sich mit den mitteleuro päischen Mächten zu verständigen und dadurch die schlimme Jsolirung der englischen Politik zu beseitigen. So wünschens- werth es aber erscheint, daß England das eingebüßte An sehen im Auslande wiedergewinne, welches zu einer erfolg reichen Führung der auswärtigen Angelegenheiten erforderlich ist, traut man doch weder dem Marquis Salisbury noch Sir Northcote Fähigkeit und Neigung zu, dem fast noch dringenderen Bedürfmß nach inneren Reformen zu genügen. Die wirthschaftlichen Verhältnisse in England sind sehr traurig, die Landwirthschaft siecht dahin, die Industrie sieht sich genöthigt, die Arbeitslöhne beträchtlich herab zusetzen, die Arbeitslosigkeit nimmt zu und große innere Fragen drängen sich mehr und mehr in den Vordergrund. Da es keinem Zweifel unterliegt, daß nur die Liberalen zu ihrer Lösung berufen sein können und gerade Gladstone nach dieser Richtung hin bedeutende Fähigkeiten bewiesen hat, so mag dieser Umstand und die noch von der letzten Wahlreformbewegung her bestehende Abneigung gegen die Konservativen die meisten Liberalen veranlassen, sich trotz Wären die parlamentarischen Gegner Gladstöne's be fähigter, so könnten sie jetzt dessen staatsmännische Talente auf eine gefährliche Probe stellen. Das eigene Bewußtsein, in der auswärtigen Politik oerhängnißvolle Fehler gemacht zu haben, drückt offenbar den alten leitenden Staatsmann Englands weit mehr nieder, als alle Vorwürfe seiner poli tischen Gegner. Sir Northcote, der Führer der konservativen Opposition im Unterhause, vermied es sogar, ein eigentliches Tadelsvotum zu beantragen, sondern begnügte sich am Montag mit dem Ausdruck eines bloßen Mißvergnügens. Ebensowenig konsequent erschien der gleichzeitig eingebrachte Tadelsantrag des Untcrhausmitgliedes Morley, welcher es zwar ablchnte, ein Verdammungsurtheil über die Politik Gladstöne's auszusprechcn, aber dem Bedauern darüber Ausdruck gab, daß die Regierung englische Truppen zur Niederwerfung der Macht des Mahdi verwenden wolle. Die „Times" sagt mit Recht, daß die Aeußcrungen der beiden Gegner der Regierung in der Montagssitzung des britischen Unterhauses der Bedeutung der in Reoe stehenden Fragen keineswegs entsprächen und höchlichst enttäuschend gewirkt hätten. Northcote's Angriff sei schwach und Rorley's Verlangen unlogisch gewesen, freilich habe aber auch Gladstöne's Antwort gezeigt, daß auch er diesmal die Situation nicht recht erfaßte. Das konservative Organ „Standard" nennt Gladstöne's Rede ein Wunder von Schwäche und meint, dieser Staatsmann sei noch immer so eigensinnig und unbußfertig wie jemals. Der Premierminister betonte, daß England sein Ver sprechen, dem General Gordon Entsatz zu bringen, ge halten habe und daß nur durch Vcrrath die vollständige — — Erfüllung des Versprechens verhindert worden sei. Eines Tadelsantrags der Deputirtc Goschen im Namen der so- englische christliche Rcgienmg in dem mohammedanischen j genannten imperialistischen Liberalen: er könne die Ver- Sudan einzurichten, wie dies die Opposition verlange, halte Wendung englischer Truppen zur Niederwerfung der Macht Nachbestellungen auf den Monat März werden zum Preise von 75 Pfennigen von allen kaiserlichen Postanstalten sowie von den be kannten Ausgabestellen und der unterzeichneten Expedition angenommen. Expedition des Freiberger Anzeiger.
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