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Sächsische Dorfzeitung und Elbgaupresse : 09.07.1920
- Erscheinungsdatum
- 1920-07-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480533490-192007093
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480533490-19200709
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480533490-19200709
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Dorfzeitung und Elbgaupresse
- Jahr1920
- Monat1920-07
- Tag1920-07-09
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Sk. ISS M ri- er» ritz relegr.Mdrrffer Elt««chreffe VftrfeWttz tt: n- «» T «87 >8 ns der »er. «' en »ie mit 0ig m me »er rte aß^ i». us >te >t, im. )in en- cht. !A- )ie en en tS- i« ot» rr- rre, b» 86* ry S- -rt- te- ^e- L7. 1«. Dlasewitz Freitag, S. Juli 1V20 Von der Spaer Konferenz. Die Mitttoochsitzun« in Spa hat für -ie Deutschen ekvas besser abgüschnitten als --ie vorhergehenden. Der qanze Ver- lauf -er Sitzung machte einen freundlicheren Eindruck, wenn aüch die Gegner in ihren Ausführungen die bishertc« Schärfe nicht vermissen liehen. Es steht fest, datz die deutsche Dele- gatio.n einstimmig beschlossen hat, die Forderungen des Ver bandes in'»weit zu erfüllen, als sie von den militärischen Stollen für durchführbar gehalten werden. Uetzer -ie ge strige Sitzung meldet -er Sonderberichterstatter -er TU. folgendes: Zu Beginn der heutigen Sitzung sprach Reichskanzler Fehrenbach sein Bedauern -arWer aus, daß angesichts -er Lfchwierigkeiten in der Entwaffnungsfrage -ie Gegen- setto nicht damit einverstanden sei, -ie militärischen Haupt fragen im Zusammenhang zu besprechen. Er teilt« sodann mit, dah die dcu-tischen Delegierten entschlossen seien, den Wunsch der Alliierten nach Vorlegung bestimmter Vorschläge in der Entwaffnungsfrage zu erfüllst». — Minister Simons wies darauf hin, -ah Deutschland hoffen dürfe, auch seiner seits gewisse Erwartungen erfüllt zu sehen. Zunächst dürfe -ie Entwassnumy nicht im ganzen Reichsgebiet gleichzeitig vorgenommen werden. Sodann wäre es notwendig, -ah die Alliierten in wirtschaftlicher und finanzieller Hinsicht Dentschland Unterstützung nngedethen liehen, ferner hege man aus deutscher Seite die Erwartung, -ah -er Verband die Bemühungen Deutschlands,-den Wafenschmugqel im -en be setzten Gebieten zu unterbinden, unterstützen werde. — General v. Seeckt schilderte hierauf an der Hand um fangreichen -statistischen Materials — -essen amtlichen Lha- raiköer er aus eine Krage Lloyd Georges Hetente — -en gegen wärtigen Stand -er EntwaffunÄ, sowie der Zerstörung -es Materials. Er betonte, -ah ein Zeitraum von 1^4 Jahren notwendig sei, und zwar so, dah vom 1. Oktober 1920 ab vierteljährlich 10000, später vierteljähvtich-30-00 Mann en»!* lassen werden und in demselben Mähe -ie Brigadestärke herabgesetzt wetzde. tbewisse Einzelfragcn sollen- mir den mili tärischen Sachverständigen auf -er Gegenseite besonders be raten werden. Rach einer kurzen Unterbrechung -er Sitzunai betorrte Lloyd George in längerer Rede, -ah den Forderungen der Alliierten nicht ein Mvhtranen gegen die gegenwärtige deutsche Regierung zugrunde läge. Es liege jedoch eine Gefahr darin, di« -er deutschen Rsgierrrmg einen Schauer beibringen müsse, dah 3 Millionen Gewehre und zahlreiches Material tm Lande zerstreut sei. Er würde jedenfalls einen solchen Zustand nicht drei Tage dulden. Die deutsche Regierung habe jetzt Ge legenheit» einen Beweis ihrer Macht zu liefern. Die Frist von Jahr lehnte Ll-ryd George ab und erklärte, die nutzer st e Frist sei eine Verlängerung' um drei Monate. In der morgigen Sitzung werde der Ver band hierüber eine endgültige Antwort erteilen. Von der deutschen Regierung erwarte man jetzt, datz sie den Besitz von Waffen durch Gesetz unter strenge Strafe stellt. Außenminister Simons erwiderte auf diese Rede de» englischen Ministerpräsidenten. Er stimme mit ihm Sarin überein, datz der gegenwärtige Zustand in Deutschland voller Gefahren fei. Indessen sei die deutsche Regierung, durch den verlorenen Krieg und durch die Revolution in ihrer Macht be schränkt. lkeberdies fei es „selbst der starken englischen Re gierung bis in die letzte Zeit hinein nicht mbgtich gewesen, gewisse Entwaffnung«» vorzunehmen." Simons schloss seine Ausführungen, indem er nochmals die Notwendigkeit einer längeren Frist für die Durchführung der geplanten Mass nahmen. betonte. » Die Sitzung wurde daraufhin auf Donnerstag vertag W. T.-B. verbreitet, über die gestrige Sitzung folgenden Bericht: , Spa, 7. Juli. In der heutiMu 3. Sitzung -er Kon ferenz schvl-erte Rcichsunnister Dr. StmonS zunächst die LchwierigHeiten-, die für Deutschland mit der Forderung auf sofortige Ablieferung -es HeertzsmaterialS und gleichzeitige Herabsetzung der Truppenzahl verbunden feten Trotzdem wollten wir bestimmte Daten und Zahlen über die Material ablieferung und die Heercsverminderurvqr abgebem Wir hegten aber die Erwartung, dass die Alliierten bei den wei teren Verhandlungen Verständnis für unsere wirtschaftliche Lage bewiesen, -ass sie uns bei Unterdrückung -es Waffen schmuggels aus dem besetzten in das unbesetzt« Gebiet bei stünden und dass sie insbesondere auf den Abmarsch der Gar nisonen auS -em sogenannten neutralen Zonen utcht be ständen, da anderenfalls dort Revolten, zum mindesten aber schwere Beunruhigungen und Flucht der leitenden Jnd» striekretse unvermeidlich seien. Darauf legte General von Saeckt ausführlich -en Plan wegen, Ablieferung -es restie- renden HeeresmatertalS und der Allmählichen Herabsetzung der Truppenstärke dar. Di« Verminderung der Reichswehr sMe bis zum Oktober 1920 auf 190 000 Manry bis Januar 1921 auf 180000 Mann, bis 1. April 1921 auf 160 000 Mann, bis 1. Juli 1921 180000Mann, bis 1. Oktober 1921 «uf 100000 Mann -urchMführt werden. Lloyd George antwortete, die eigenen Angaben des Generals zeigten, wie berechtigt die Besorgnis der Alliierten vor -em gegenwärtigen militä rischen Zustande vw Deutschlandsset, da jetzt« über die im Kris- demSvertrage zngelaffene Zahl hinaus noch drei Millionen Bewaffnete sich ihn Lande befänden. Da» bedeute «ine be- Aehnlich urteilte in Nr. 18 des „Firn" der sozialdemo kratische Professor an der Berliner Universität Dr. Paul Lensch, der nachwies, dah sachliche Gründe für die Ableh nung einer Kabtncttbildung unter Einbeziehung der Deut schen Volkspartet nicht vorhanden seien: „Auch hier ist als Motiv nichts anderes als das Agi- tatwnsbedürfnts maßgebend." , Sogar der Unabhängige Ströbel sagte in derselben Nummer, dah es ohne Demokratie und Koalition nun ein? mal nicht gehe. Die Ansicht, dah der Weg nicht zurück zum Kapitalismus, sondern vorwärts zum Sozialismus führe, könne nur in der Praxis, also letzten Endes nur in der Koalition gewonnen werden. Ströbel schloh: „Die Koalition zwischen den entwick lungsfähigen Elementen des Bürgertums und -es ge samten Sozialismus ist unvermeidlich, und je eher sie kommt, desto besser ist es für die Entwicklung Deutschlantzs. Schon heute gilt es deshalb, mit allen Kräften die Koa lition vorzubereiten, alle Gewaltpolitik zu verpönen und jedes Dtktaturgelüste zu-bekämpfen." Ganz leise hatte sogar der „Vorwärts" am 16. Juni ähn liches angedeutet, als er in einem Leitartikel „Probleme des Sozialismus" auseinandersetzte, dah die Behauptung, -er Kapitalismus hätte sich abgewirtschaftet, eine Phrase sei: „Dem ungeschulten Verstand wird eine bloße Drauf- gängertakttk ungeheuer schneidig und Erfolg versprechend erscheinen, und erst der Geschulte wird verstehen, dah der wirkliche Sieg nur durch eine vorsichtig wägende Strategie zu erreichen ist, er wird sogar begreifen, was dem Unge schulten ein ewiges Mysterium ble.iben wird: dah man sich zeitweilig auch mit Teilen des Klassengegners verbin den kann, um dadurch die Position der eigenen Klasse Zn befestigen und vorzyschieben". . . Auf halbem Wege stehen geblieben sind dagegen die Blät ter -er Mehrheitssozialisten, die, wie z. B. die „Freie Presse" in Leipzig vom 9. Juni, -en Fehler noch nicht eingestcyen wollen, aber immerhin der Meinung Ausdruck geben, daß eine andere Taktik nötig sei. Die Parole „Der Feind steht rechts!" wird auch hier als verfehlt anerkannt urr- hin zugesetzt, dah man von einer Taktik Abschied nehmen müsse, -ie zum Schaden der Partei Platz gegriffen habe, dah man mit den ewigen Verbeugungen vor der M S. P. aufhören und wie Nach rechts so auch nach links Festigkeit und Rückgrat bewah ren müsse. . „Ueberall da, wo das geschehen ist, hat die Partei den Wahlkampf glänzend überstanden, wo man aber anders verfuhr hat man die Hasen in die unabhängige Küche ge trieben." Denselben Gedanken — man sieht, die Erkenntnis ist im Zunehmen begriffen — sprachen sämtliche Redner der Dres dener Funktionärsitznng vom 17. Juni aus, ebenso die Red ner der Bezirkskonferenz dss Bezirkes Zwickau (Volksstimme Plauen vom 30. Juni). Sie alle waren einig in dem Zuge ständnis, daß die Parole des Parteitages von Meißen „Der Feind steht rechts" verfehlt war. Wir Mieren hier die Acuherungen einiger Diskussionsredner: „Der Wahlansfall wäre besser gewesen, wenn wir den Kampf mehr nach links geführt hätten. Heute hört man z. B. nichts mehr von den Unabhängigen gegen den Reichs- mehrminister, weil er ein Bürgerlicher ist . . . Der Wahlkampf gegen links ist nicht scharf gdnng ge führt worben. Von einer „Bruderpartei" kann keine Rede mehr sein. Die Methoden der M S P. dürfen wir niAt in der cigLnen Partei fortsetzen, gegen unsere Parteigenossen zu Hetzen. Huntert Stimmen aus bürgerlichem Lager sind mir lieber, als tausend Stimmen von den Unabhängigen. Im politischen Kamps muß man sich des Angriffs bedienen, auch gegen die Unabhängigen. - Im Wahlkampf hat die U. S. P. die gemeinsten An-, griffe gegen uns erhoben. Bon dem Eharakter zeugt ein Zwischenruf in Rebesgrün, wo ein Unabhängiger gerufen hat: „Ludendorff sei ihnen lieber als Noske." Richard Meier, Mitglied des Reichstages: Man dürfe nicht mehr länger den Buckel Hinhalten, sondern müsse jetzt auch auf die Unabhängigen» einhauen." Auf dieser Konferenz wurde schließlich eiue Entschließung gefaßt worin es am Schluß heißt, daß eine Opposition auch gegenüber der rein negierenden Politik der Unabhängigen und Kommunisten -um Ausdruck kommen müsse. In den Massen werden diese und ähnliche „Ketzer gedanken" recht beifällig ausgenommen. Wenigstens wissen wir zuverlässig, daß ein sehr bekannter sozialistischer Agitator unaufhörlich Versammlungen abhält, in denen er offen erklärt, die Partei müsse ihre bisherige Taktik aufgeben; wie sie l^r Jahre die Interessen des Volkes über die der Partei ge stellt habe, müsse sie das auch jetzt tun und lieber die Demo kratie und die Republik reiten, als das bloße Agitations bedürfnis befriedigen. Es qeye nicht an, Regierungspartei zu sein und zugleich Opposition zu machen, wie man das bis zum 6. Juni geübt habe. Wenn man mit kapitalistischen De mokraten und Zentrumlern ein Kabinett bilden könne, ohne die Klaffenkampstheorie zu verletzen, müsse man das auch mit Leuten können njje Dr. Heinze, Dr. Kaiser, *Dr. Blüher und andere. ' Leider erfahren di? großen Massen der Arbeiter von diesen Stimmen noch nicht genügend, weil dle Presse der sozia listischen Partei zurzeit zuviel mit anderen Dingen belastet ist. Allein die hier tätigen Kräfte sind eifrig am Werk und werden wohl bald eine recht beachtliche Minderheit bil den. Dann aber dürfte es aus sein mit der bequemen Oppv- sitionsstellung, dann wird die Partei wieder praktische Ar> beit auch in der Regierung leisten müssen Erscheint jeden Wochentag nachm. 4 Uhr für ^>en folgenden Tag. Bezug: orcrs: durch die Post viertelj. 12.— einschliesslich Bestellgeld; dürr!- Wien frei ins Laus vierteljährlich 12^-, monatlich 4—; b^i AbbolnngindcrGesm^Osstellevieri'-.O'ibrsickiN.—.ni"'iaO»'s, >!> > Anzeigen-Prcis: die Sgefpaltene Grunozcile oder deren Raum 1— Mark, im Teftteile die Zeile 2L0 Mark, füs Tabellen- un schwierigen Sah 50"/v Ausschlag. Anzeigen-Annähme für die nächste Nummer bis vorm. 11 Uhr. Amtsblatt für die Amtshauptmmmschafte« Dresden-Allstadt und Dresden-Reustadt, das Amtsgericht Dresden für die Superintendentur Dresden II, das Forstrentamt Dresden und sllr die Gemeinden: Blasewitz, Weitzer Hirsch, Laube^lst, Dobritz, Wachwitz, Nicderpoyritz, Hosterwitz, Pillnitz, Weitzig, Schvafelb Publikations-Organ und Lokalanzeiger für Löschung, Nochwitz, Bühlau, die.Löhnitzgemeindcn, Dresden-Striesen, -Neugruna und -Tolkewitz Die Sozialdemokratie aus dem Wege nach Damaskus? Innerhalb der sozialdemokratischen Partei bricht sich all mählich die Erkenntnis Bahn, datz man mit dem Austritt aus der Regierung, wie überhaupt mit der Taktik seit dem 6. Juni «inen Fehler begangen hat. Ja, man gibt das teilweise schon ganz offen zu. Erregte es doch ziemliches Aufsehen, als zwei Redakteure des „Vorwärts" sich zu denen bekannten, die bereit waren, mit der Deutschen Volkspartei ein Kabinett zu bilden: Erwiq Barth und A^tur Zickler. Der erste sprach sich in einer Berliner Versammlung in diesem Sinne aus, der letztere flüchtete mit seiner Meinung in die westliche Volks zeitung in Wilmersdorf, wo er, Ende Juni, rund heraus er klärte, daß die Partei eine unhaltbare Stellung ein nehme. Ihre Politik sei ein Vabanquespiel. Z. setzte ferner auseinander, dah die ParteiAntt ihrer Enthaltungspolitik dle Interessen der Partei über die Interessen des Volkes gesetzt habe, während sie doch als größte Partei die Pflicht zur Aktivität, die Pflicht zur Koalition hätte. Z. sagte ferner: „Es gibt eben in Deutschland noch Millionen Volks genossen, die noch nicht wissen, was eö heißt, wenn Strese- mann gegen Scheidemann oder Traub wider Crtspien steht. Aber die Wesenheit zweier von SfinNes und Legten vertretener, alles bombastischen Bollwerks lediger Jnrer effenweltcn wird selbst der stumpfste Kleinbürger bald er kennen. W i r t s ch a ft s k a b i n e t t! Laßt dem lieben Gott das Ideal und das Prinzip, laßt die Flinte neben Weih rauch und die jetzigen Menschenrechte samt allem Schind luder beiseite, das lange genug damit getrieben worden ist und nehmt -en iRechrnstift zur Hand, das einzig taugliche Instrument zur Lösung des Wiederaufbaurätsels . -. W I ri sch a f t s ka b i n e t tt Legten und Hejfferich sollen ihre Kräfte gegeneinander einstimmen, in deren Schnittpunkt die Synthese des möglichen Wiederaufbaues liegt." Auch die sozialdemokratische Zeitschrift „Firn" in Ber lin i Verlag für praktische Politik und geistige Erneuerung, Berlin Wü7j erklärte den Beschluß der Parteiinstanzcn vom. 13. Juni in bezug auf die Nichtbeteiligung in der Regierung für verfehlt und sagte begründend dazu: „Als die Sozialdemokratie nach der Revolution in die Regierung ging, lieh sic sich bei diesem notwendigen Schritt nicht von dem Umstand abhalten, daß sie sich mit Politikern kapitalistischer Anschauung in die Macht teilen müsse . . .' Auch die V o l k s p a r t e i l e r, mit denen wir nach der Wahlverschiebung die Regierung bilden müßten, unterscheiden sich von uns Sozialdemokraten im wesentlichen nur durch ihre kapitalistische Anschauung, wie sie auch die Zentrumsleute und die Demokraten, mit denen wir bis jetzt im gemeinsamen Koalitionsbett lagen, vom Sozialismus durch ihre Ueberzeugung von der allein selig machenden kapitalistischen Wirtschaft trenn ten .. . In Wirklichkeit fürchtet man, dah man sich durch die Zusammenarbeit mit der Deutschen Volkspartei noch mehr Popularität verscherzen könne. Aber das ist nich! zu befürchten, unsere Rolle als Regierungspartei hat unserer Äerntruppe keinerlei Abbruch getan . . . Unsere poli tisches Heil liegt keineswegs darin, dah wir die Unterschei dungsmerkmale zwischen uns und den Unabhängigen ver kleinern, sondern darin, daß wir sie vergrößern. Wir dür fen das begonnene Werk unter keinen Umständen im Stiche lassen!" ' - . . In der folgenden Nummere (19 vom 1. Julij geht der „First" im Leitartikel noch schärfer mit der althergebrachten Herkömmlichseitstaktik der Partei ins Gericht und vergleicht sie mit der Echternacher Springprozession, die bekanntlich im mer drei Hopser vorwärts und zwei zurückmachte... Es heißt in diesem sehr bemerkenswerten Artikel: „Es ist seit längerer Zeit für die politisch Sehenden in der Partei kein Geheimnis mehr, daß das alte Partei programm den Zeitverhältnissen nicht mehr entspricht: Be rcits lange vor -em Kriege wurde dies zum Ausdruck ge bracht und in den ungeheuren politischen Reibungen des Weltkrieges sind dann auch eine Anzahl der „tragenden" Grundsätz^dieses Programms zur völligen Unbrauchbar keit zermürbt morden. Anstatt dies zuzugeben oder dieser Tatsache durch eine großzügige Programmrevision zu ent- sprechen, haben die maßgebenden Instanzen der Partei zu ballen versucht, was nicht zu halten war . . . Die politische Kurzsichtigkeit wurde zum politischen Verbrechen, als man die Sozialdemokratie bei» der letzten Wahl unter dem Kampfruf ins Feld sandte:' „Der Feind-steht rechts!" Das Monnte, da wir nach der Rechten hin noch niemals Schonung Pekannt haben, nur so verstanden werden, daß die Radikalen geschont werden sollen ... Für die Parteianhänger aber, die -ie Partei und mit der Partei den Sozialismus auS der Echternacher Springprozession in die Bahn der Stetig keit führen wollen, muß jetzt die Zeit des Zuschauens vor-, bei sein." Besonders bemerkenswert ist, daß die Kerntruppe der sozialdemokratischen Partei, die sozialistischen Gewerkschaften, sofort nach der Wahl erklärt hatten, die Partei dürfe das Reichsschiff nie und nimmer den Rechtsparteien ausliefern, und der Redakteur des Deutschen (tzewerkschaftsbundes Paul Umbreit erklärte eö am 15. Juni für ausgeschlossen, daß die auf dem Boden der republikanischen Verteidigung stehenden Parteien eine Regierung der «Reaktion zulassen können. U. er klärte ferner, die Partei dürfe sich ibrer Verantwortlichkeit nicht entziehen, weil es vielleicht bequemer wäre, Opposition zu machen, und sie dürfe sich auch nicht scheu hinter die Ver antwortung anderer Parteien verstecken. en. 79* -
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