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Großenhainer Unterhaltungs- & Anzeigeblatt : 29.04.1873
- Erscheinungsdatum
- 1873-04-29
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id38343789X-187304299
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id38343789X-18730429
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-38343789X-18730429
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungGroßenhainer Unterhaltungs- & Anzeigeblatt
- Jahr1873
- Monat1873-04
- Tag1873-04-29
- Monat1873-04
- Jahr1873
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Großenhainer Erscheinen: Dienstag, Donnerstag und Sonnabend mit Ausschluß der Feiertage, Abonnement: Bierteljährlich tv Ngr. UMH altungs- M AnzchMatt. Amtsblatt des Königlichen Gerichtsamts und Stadtraths zu Großenhain. OnsernieiMel8: Für den Naum einer Spalt zeile t Ngr. Inseratenammhme: Bis Tags vorher spätestens früh tO Uhr. Redaction, Druck und Verlag von Herrmann Starke in Großenhain. Dienstag, den 29. April 18V». Von dem unterzeichneten Königlichen Gerichtsamte soll den O. Mai 1873 das dem Gutsbesitzer Karl Gottlieb Schumann in Thiendorf zugehörige Hufeugut nebst walzenden Grundstücken Nr. 3 des Katasters, Fol. 3, 69 und 74 des Grund- und Hy pothekenbuchs für Thiendorf, welche Grundstücke am 18. dieses Monats ohne Berück sichtigung der Oblasten auf 5619 Thlr. — - - - gewürdert worden sind, nothwendiger Weise versteigert werden, was unter Bezugnahme auf den an hiesiger Gerichtsstelle und im Gasthofe zu Thiendorf auöhängenden Anschlag hierdurch bekannt gemacht wird. Großenhain, am 20. Februar 1873. Das Königliche Gerichtsamt. Pechmann. No. Lehmann. Die der Person nach nachstehend beschriebene Johanne Rosine verw. Kunath von Weißig a. R. treibt sich seit längerer Zeit schon wieder bettelnd umher und werden daher die Polizeibehörden und polizeilichen Organe hierdurch ersucht, dieselbe im Betre tungsfalle zu verhaften und mittels Schubes anher zu befördern. Großenhain, am 21. April 1873. Das Königliche Gerichtsamt. Pechmann. Bchnr. Die Kunath ist 54 Jahr alt, 6D/2 Zoll lang, kräftiger Statur, hat runde Ge sichtsform, gesunde Gesichtsfarbe, braune mit grauen untermischte Haare, graublaue Augen, braune Augenbrauen, gewöhnlichen Mund, dergl. Nase, rundes Kinn, ziemlich vollständige Zähne und als besonderes Kennzeichen neben dem rechten Ohr eine Warze. Bekanntmachung. Die am 1. Mar d. Is. fälligen Grundsteuern auf den zweiten Termin 1873 sind nach zwei Pfennigen von jeder Steuereinheit längstens bis zum 20. Mai 1873 an unsere Stadthauptcasse zu bezahlen. Der Stadtrath. Großenhain, am 26. April 1873. Bekanntmachung. Nachdem das diesjährige Gewerbe- und Personalsteuer-Cataster für hiesigen Ort vom Königlichen Finanz-Ministerium approbirt worden ist und auch den einzelnen Steuer pflichtigen bereits Zettel behändigt worden sind, wird andurch noch besonders darauf auf merksam gemacht, daß das Gewerbe- und Personalsteuer-Cataster in der Expedition der Stadthauptkasse zur Einsicht der Betheiligten bis zum 30. dieses Monats ausliegt und Neclamationen gegen die darin enthaltenen Jndividualansätze binnen drei Wochen und längstens bis zum 14. Mai 1873 bei der Königlichen Bezirkssteuer-Einnahme hier schriftlich anzubringen sind. Die Aufstellung der Register zu Einhebung der Gewerbe- und Personalsteuern auf das laufende Jahr wird bis zum Schluß dieser Woche beendigt und sind die am 15. d. M. auf den ersten "Termin laufenden Jahres fällig gewesenen Gewerbe- und Personal steuern mit einem halben Jahreöbetrage von Anfang nächster Woche an bis zum 17. Mai 1873 zu Vermeidung von Zwangsmaaßregeln an unsere Stadthauptkasse abzuführen. Großenhain, am 16. April 1873. Der Stadtrath. ———— Kunze., Bekanntmachung. Da in der letzten Zeit mehrere Stallungen in hiesiger Stadt eingegangen, die mit Militär-Dicnstpferden belegt gewesen, so ersucht man diejenigen Gebäudebesitzer, die Mi- litärpserde auszunehmen in der Lage sind, sich sofort beim Stadtrathe anzumelden. Großenhain, am 28. April 1873. ! Der Stadtrath. Kunze. Den 30. April 1873 Nachmittags 5 Uhr öffentliche Sitzung der Stadt- - verordneten im Nathssitzungszimmer. j Tagesordnung: Juflifieation der Sparkassenrechnung pro 1871; Einrichtung des Sommerturnplatzes; Herstellung eines ThorwegS von der Langegasse nach dem Frühauf- scheu Grundstücke; Crmiethung eines Locals für den Bauinspector; Wiederbesetzung des Rathsreferendariatö. Politische Umschau. Wir haben heute zuvörderst einer traurigen Erscheinung im inneren Leben Deutschlands zu gedenken: Der süd deutschen Bierkrawalle. Jeder, der in den letzten Jahren die Augen offen gehalten hat, muß sich sagen, daß die! socialistischen Ideen unserer Arbeiterwelt ein immer weiteres ! Terrain sich erobert haben, ja daß sie unter dem Schutze der politischen Freiheit, die wir in Deutschland genießen, von Stadt zu Stadt wandern und, wo sie Gelegenheit sinden, stannenöwerthe Spuren ihrer explosiven Kraft hinterlassen. Solche Spnren sind die Vorgänge in Mannheim und Frankfurt, zwei Städte des deutschen Südens, die glücklicher weise auf ihre Gesittung, auf ihren Wohlstand und nament lich darauf stolz sind, daß sie ein eingeborenes Proletariat nur in verschwindend kleiner Proportion besitzen. Bier krawalle gab es freilich von jeher in Süddeutschland, aber sie verliefen in naturwüchsiger Weise; sie waren lediglich die unverfälschte Bierpreisfrage, aber niemals Vorwand und Deckmantel fremder Interessen und Ziele. Anders in Mannheim und Frankfurt. Hier bildete die Bierpreis- erhöhung, die durch den einfachen Nichtbesuch der betreffenden Locale rückgängig zu machen war, nur den Schirm, hinter dem eine socialisrische Kraftanslrengung in Scene gesetzt werden sollte. Von wem? Was Mannheim betrifft, so leugnet man die Betheiligung der Socialislen, weil dieselben an dem betreffenden Tage durch eine Versammlung von der Straße, in welcher der Tumult statlfaud, abgesperrt ge wesen sein wollen. Solch Argument mag Derjenige für stichhaltig hinnehmen, der den Geist der Mannheimer Be völkerung nicht kennt und der da glaubt, daß die Partei, deren höchstes Fest der Gedächtnißtag der Pariser Commune ist, keine politische Heuchelei treibe. Uns überzeugt dieses Argument nicht. In Frankfurt griff die wilde Zerstörungs lust sogar unter Vorantragen rother Fahnen weit über das vorgesteckte Ziel hinaus. Unverhüllt trat der Haß des Socialismus gegen die besitzenden Klaffen zu Tage; es wurde ? nicht blos demolirt, sondern auch geraubt und geplündert; ! ja sogar der Versuch wurde gemacht, ein Haus in Brand zu stecken, und wer bürgt dafür, daß nicht auch das Petro leum eine Rolle gespielt haben würde, wenn der Aufstand mehr Spielraum und Ausdehnung hätte gewinnen können? Die jetzt eingeleiteten Untersuchungen werden schwerlich die wirklichen Urheber der Krawalle ans Licht bringen, denn die Rothen verstehen so gut wie die Schwarzen, hinter den -! Coulissen zu handeln. Aber wenn irgend wo, so darf man hier kühn behaupten, daß die Krawalle zu den socialistischen Agitationen sich wie die Wirkung zur Ursache verhalten. Der deutsche Reichstag hat das Nr ü n z gesetz zu Ende berathen und trotz des Widerspruchs Delbrücks einen Zusatz beschlossen, nach dem alles Papiergeld unter 100 Mark bis zum I. Januar 1875 eingezogen werden muß. Daß sich das alte eingebürgerte Papiergeld so ohne Weiteres durch den jungen Parvenü des Goldes in Form von Fünf-, Zehn- und Zwanzigmarkstücken werde aus dem Felde schlagen lassen, war nicht zu erwarten. Ein Kampf ist unausbleiblich und j das Resultat klar vorauszusehen, wenn nicht gesetzliche Be- ! stimmungen getroffen werden. Bliebe das circulirende Papier- j geld in jetzigem Umfange auf längere Zeit beibehalten, so , wanderte das Gold ins Ausland und das Papier, als die > leichtere Waare, blieb bei uns zu Hause. Es ist deshalb ' wohl zu hoffen, daß der Bundeörath, in dessen Namen Delbrück sprach, seinen Widerspruch aufgeben werde. i Im preußischen Herrenhause liegen die Kirchengesetze j der gegenwärtigen Berathung zu Grunde. Aus den bisher < erfolgten Abstimmungen ergiebt sich, daß 88 Stimmen für, z 70 gegen diese Gesetze sind. Allzugroß ist also die Majorität nicht und die Feudalen ziehen die Berathung in die Länge, j weil sie für möglich halten, es könne der Zufall doch einmal ! einen ihrer sogenannten ,,Berbeffernngs-Anträge" in eines ! dieser Gesetze hineinschmuggelu. Sie lassen dabei freilich ! außer Acht, daß bei der Schlußberathung die Resultate der j Vorberalhnng cassirt werden können. Kaiser Wilhelm trat in Begleitung Bismarck's und Moltke's vorigen Donnerstag Abend seine Besuchsreise nach Petersburg an. Die Session des österreichischen Reichsratbs er reichte in voriger Woche ihr Ende, und damit erlosch die Thäligkeit des letzten, aus indirecten Wahlen hervorgegan- geuen Abgeordnetenhauses. Es schließt daher mit dieser Session ein bedeutsamer Abschnitt in der Geschichte der inneren Entwickelung Oesterreichs und es beginnt nun eine neue Aera, die hoffentlich zur Kräftigung dieses Staates ! führen wird. Angcbahnt ist dieselbe durch das neue Wahl gesetz, aber immerhin stehen der neuen Reichsvertretnng noch sehr schwierige Aufgaben bevor, unter denen die Her stellung eines Einoernehmens mit Polen und Czechen jeden falls eine der wichtigsten ist. Der Krieg der Holländer gegen die Atchinesen auf Sumatra ist vorläufig zu Ende. Das Expeditionscorps hat sich ans Padang zurückgezogen und beschlossen, den Feldzug erst im Herbst wieder aufzuuehmen. In Frankreich scheint die Wahlaufregung einer leich ten Abspannung Platz gemacht zu haben. Wie wenigstens die dortigen Regierungsblätter mittheilen, ist in Pans die Wahl des Grafen Romusat gesichert. Namentlich die ge mäßigteren unter den Pariser Bürgern, die den Bestrebungen der Partei Gambetta's abbold sind, haben in größerer Zahl als sonst Wahlkarten gelöst und die Radicalen sollen von der Unmöglichkeit überzeugt sein, die Wahl Barodels durch zusetzen. Der Telegraph wird uns sehr bald näheren Auf schluß bringen. Die schönen Tage von Aranjuez scheinen für die Re publik Spanien mit schnellen Schritten ihrem Ende zu uahen. Das Ministerium hat die Permanenzcommission der Nationalversammlung aufgelöst, „weil dieselbe ein Element der Unruhe geworden sei", und damit wäre denn die repu blikanische Dictatur thatsächlich eingeführt. Es wird nun zunächst darauf ankommen, welchen Gebrauch die Inhaber der Regierungsgewalt von dieser Dictatur machen. Als dem Könige Amadeus ein ähnlicher Schritt als letzte Rettung für die Monarchie anempfohlen wurde, verweigerte er, solchem Rathe zu folgen. Die Republik dagegen zeigt ein weiteres Gewissen als der König, der lieber die Krone als die Verfassung des Landes opferte. Das ganze Ehaos spricht aber dafür, daß auch die Tage der jetzigen Regierung ge zählt sind. Tagesnachrichten. Dresden, 27. April. Die drei größten Städte unseres Landes wetteifern förmlich in ihrer Erweiterung. In Leipzig entstehen neue Stadttheile nach allen Richtungen hin, so daß die Verbindung mit den näher liegenden Ortschaften, gleichwie mit Reudnitz kaum viele Jahre erfordern wird. Weniger rasch dürfte diese Verbindung hier bei uns vor sich gehen, am ehesten mit Räcknitz, Strehlen und Plauen; fabelhast rasch vollzieht sie sich dagegen in Chemnitz. Hilbers dorfer Bauterrain der Actiengesellschaft für Bau und Grund- erwerb in Chemnitz ist allein in diesem Frühjahre in einem Umfange von 80M0 LI Ellen an Korporationen und Pri vate veräußert worden. Freilich bietet dieses Bauterrain auch besonderen landschaftlichen Rei; bei aller Nähe von Chemnitz. Wie es heißt, sollen anf demselben Wohnsitze je für eine Familie errichtet werden, doch will auch die Ge meinde Hilbersdorf ein Centralschulgebände darauf errichten. Daß die genannte Gesellschaft dabei ausgezeichnete Geschäfte macht, ihr Terrain mit 70, 100 und mehr Prozent Nutzen verwerthet, wird der nickt für übertrieben halten, der da weiß, wie hier die Bauplätze verwerthet werden. Auf dem ehemaligen Falkenhof werden die gar nicht großen Bau plätze mit 11 — 12,000 Thlr. verkauft. Was alte schön gelegene Grundstücke anbelrisst, so genügt in Bezug auf deren Werth anzuführen, daß der von hier versetzte preußische Gesandte sein nicht besonders großes Grundstück in der Linden- und Benststraße an Banquier Ed. Mayer für 80,000 Thlr. verkauft hat. Sachsen. Se. Excellenz der Herr Staatsminister v. Nostitz - Wallwitz hat sich am 26. April in Urlaub auf einige Wochen nach der Schweiz begeben. Die evangelisch-lutherische Geistlichkeit Sachsens hat in ihrer strenggläubigen Mehrheit seither sich in scharfer Opposition gegen das Institut der Civilehe befunden. Nach verschiedenen Anzeichen, die in der letzten Zeit zu Tage getreten sind, scheint es jedoch, als ob dieser Wider stand einer andern Auffassung Platz machen wird. Man theilt mit, daß hervorragende Theologen der Sächsischen Landeskirche, die der obgedachten Richtung angehören, sich dahin ausgesprochen haben, die Kirche werde durch die Ein führung der obligatorischen Civilehe nicht den befürchteten Schaden erleiden, sondern sie werde sogar in eine günstigere Position kommen, weil sie dann alle Diejenigen, von deren unkirchlicher Gesinnung sie überzeugt sei, von der kirchlichen Segensertheilung ausschließen könne. Gegenwärtig müßten die Diener der Kirche nur zu oft ihr Amt bei Denen ver-
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