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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 28.02.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-02-28
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-188202286
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18820228
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18820228
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFreiberger Anzeiger und Tageblatt
- Jahr1882
- Monat1882-02
- Tag1882-02-28
- Monat1882-02
- Jahr1882
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 28.02.1882
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reikUrM^i^ und Tageblatt. Amtsblatt für die königlichen nnd städtischen Behörden zu Freiberg nnd Brand. Verantwortlicher Redakteur Julius Braun iu Freiberg. - > „ 34. Jahrgaug . Erscheint jrNru Wochentag Abends S Uhr für den Inserate werden bis Vormittags N Uhr angenom- 4A. Dienstag, den 28. Februar. 1882. Nachbestellungen aus den,,tb retk«rx»r n»«I für deu Manat VS" Mär; "W, werde» von sSmmUiche» Postanstalteu wie von der »ulerztichueteu Expedition und den bekauuteu AuS- gabestellm tu Freiberg, Brand, Langenau, Halsbrücke, LanghennerSdors und Weißenborn zum Preise von 75 Pseuuigeu angenommen. cxpsll. lls8 „ssrvid. -hnrssgsi. u. Isgsblstt". Tagesschau. Freiberg, 27. Februar. Wenn auch die vom General Skobclcff an die Wand gemalte panslavistische Sturmlawinc uns noch mit keiner un mittelbaren Gefahr bedroht, so ist cs doch unter allen Um ständen geboten, die Bestrebungen des Panslavismus scharsim Augczubehaltcn und diccrbärmlichenBlößen desselben auszudccken. Von keinem seiner Verfechter wurde aber auch gerade der Fanatismus, der Größenwahn, die schamloseste Ungerechtigkeit und der dreisteste Schwindel der Panslavisten- partei so klargclcgt als durch die Reden dieses Generals, wonach Deutschland der „ANcsverschlingcr" und Rußland der von Deutschland „beengte und bedrängte" Staat ist. Eine größere historische Lüge als diese wurde wahr haftig noch niemals der Welt an den Kopf geschleudert und cs ist hochinteressant, dies nachzuweisen. Daß das deutsche Reich des Mittelalters, ja noch unter Kaiser Maximilian viel weitere Grenzen als das neubegründete deutsche Reich besaß, ist jedem Gcschichtskenner bekannt und daß das wicdcrgcwonnenc Schleswig-Holstein und Elsaß-Lothringen deutsche Stammländer sind, wagt auch kein gerechter Historiker zu bestreiten. Was hat q^> Deutschland Alles verschlungen? Nur das, was man uns in Zeiten der Ohnmacht abgenommen hatte. Wir wollen indessen ganz gerecht sein und eine vor hundert Jahren durch Deutschland, resp. Preußen vollzogene Ländervcrschlingung zugcben; es geschah dies anläßlich der Theilunq des politisch und moralisch bankrotten Königreichs Polen. Doch davon verschlang gerade Ruß land den Löwenantheil, während sich Preußen mit dem kleinen Posen begnügen mußte, und durch einen Blick auf die Landkarte begreift man, daß die Annexion dieses Theiles von Polen durch Preußen eine nahezu gebieterische Noth- wcndigkeit für diesen Staat war, um seine abgelegenen Provinzen — Preußen und Schlesien — gegen die dazwischen drängenden slavischcn Staaten zu schützen. Wir geben die Erwerbung Posens durch Deutschland ohne stammcsgenosscnschaftliche' Anrechte ausdrücklich zu, kon- statiren aber, daß gerade Rußland bei dieser Ländcr- verschlingung auch dabei war und das größte Stück, nämlich' Warschau, Wilna und Podolien, verschlang. Das arme „bedrängte" Rußland hat aber seit seiner Gründung eben immer schon an engen Grenzen gelitten, denn Peter der Große anncklirte dieserhalb das von Deutschen, Letten und Finnen bewohnte Kurland, Livland, Estland, Jngermannland und Finnland. Er und seine Nachfolgerinnen Katharina I. und II. nahmen den Türken die ganze Krim und andere Länderstriche ab und dort wohnten keine slavischcn unterdrückten Stammesgcnosscn, sondern Tataren. In diesem Jahrhunderte machten sich dann die Russen an die Eroberung Kaukasiens, wo Tscherkcssen und Georginen wohnten, die durchaus nicht von den Russen befreit sein wollten; dann griff auch das bedrängte Rußland über den Kaukasus und das Kaspische Meer hinüber und annektirte Turkestan, Taschkent, Chokand, Kuldscha, Chiwa und neuerdings auch das Land der Tekke-Turkmenen; im letzten Türkenkriege erhielt Rußland auch Bessarabien, wo Rumänen wohnen, und in Kleinasien Kars und Batum, wo Armenier und Kurden leben; daneben hat auch Rußland ganz Sibirien bis hinauf nach Kamtschatka in den Sack gesteckt, so daß das nach General Skobeleff's Worten bedrängte Rußland ein Gebiet von mehr als 400000 Quadratmcilen mit circa 90 Millionen Einwohnern beherrscht, wogegen Deutschland, dcr„Allesverschlingcr", noch nicht einmal 10000Quadrat- meilen mit 45 Millionen Einwohnern besitzt. Da nun Rußland noch immer länderhungrig ist und zumal auf die Reste der Türkei einen andauernd heißen Appetit verspürt, so wird man wohl noch begreifen, wer in Europa der „große Länderverschlinger" ist und man hat danach auch herausgefunden, welche echt russische Frechheit und Verlogenheit in den Worten des Generals Skobeleff lag Selbst auf die Gefahr hin, dem Leser den Seufzer „Skobeleff und kein Ende" auszupressen, müssen wir heute noch Einiges über diesen Mann nachtragen. Wenn cs wahr ist, was man der „Schles. Ztg." schreibt, daß näm lich die Rede Skobeleff's an die Serben in den maßgeben den Kreisen, bevor sie gehalten war, bekannt gewesen und sogar von maßgebender Hand, d. h. vom Grafen Jgna- tieff, im Manuskripte korrigirt worden ist, so gewinnt trotz aller Verleugnungen und Demcntirungen das Auf treten Skobeleff's eine weit über den Augenblick hinaus greifende Bedeutung, dann ist sie in der That das, als was man sic aller Abschwächungen zum Trotz auffassen will: ein schlau angelegter und wohl überdachter Atten tatsversuch der herrschenden Gewalten auf die Friedens liebe des Czaren und seiner gegenwärtigen Bcrather in der auswärtigen Politik. — Seine Rückreise trat der General nicht auf dem kürzesten Wege über Berlin an, sondern machte einen Abstecher nach Genf und beabsichtigt von dort seine Weiterreise über München und Prag zu nehmen. Wie die „France" durchblickcn läßt, würde dem Agitator als Buße für seine oratorischcn Sünden die Uebcrnahme des Armee-Kommandos in Minsk, der Hauptstadt des an Ruisisch-Polcn und Galizien grenzen den Gouvernements gleichen Namens, auferlcgt werden. Nach einer anderen Version würde er seinen Abschied er halten und sich dann nach der Herzegowina begeben, um seine „geknechteten Brüder" zum Siege zu führen. Wir müssen natürlich dahingestellt sein lassen, welche von beiden Nachrichten weniger Glauben verdient. — Dem „Montagsblatt" wird aus Petersburg gemeldet: Es verlautet, der Kaiser sei auf die erste Nachricht von ^tsibelcff's Pariser Rede in größten Zorn gerathcn und Gerwrcll Anfangs kassircn wollen. Davor hätten Stob/"., nur die Bitten seiner Freunde Jgnaticff und Katkow vewahrt. Der Kaiser habe die sofortige tele graphische Rückberufung Skobeleffs befohlen, dem jedenfalls in Gatschina ungnädigster Empfang zu Theil wird. Es heißt, ihm solle sein Armeekorps, sowie die Gcneral- adjutantcn-Charge genoinmen, und 0er General vorläufig zur Disposition gestellt werden. Nach russischen Begriffen eine allerdings sehr schwere Strafe. Personen, die Skobeleff genau zu kennen vorgebcn, glauben, er würde dann selbst vollständigen Abschied verlangen, auf eigene Hand weiter agitiren und eventuell nach der Herzegowina gehen. — Endlich wird mehrfach bestätigt, daß der deutsche Kaiser mittelst Handschreibens an den Czaren freund schaftliche Vorstellungen wegen Skobeleffs gemacht habe. Dieselben waren um so ängczcigtcr, als man versucht hatte, dem Czaren den genauen Inhalt der Skobelcff'schen Reden und den wahren Eindruck derselben auf die Na-H- barmächte vorzuenthaltcn. Herr von Giers führte aller dings dem Czaren gegenüber eine offene Sprache, aber erst nach mehreren Tagen, fast gleichzeitig mit dem Ein treffen des Handschreibens des deutschen Kaisers. Beides machte großen Eindruck auf den Czaren, worauf er den Befehl gab zur sofortigen Heimberufung Skobeleffs. Das preußische Abgeordnetenhaus setzte am Sonnabend die Etatsberathung fort. Der Abgeord nete Stöcker erörterte die Gründe für das Entstehen der antisemitischen Bewegung und warnt, zuviel jüdische Lehrer an Schulen und Universitäten anzustcllcn. Der Abgeord nete Virchow fordert Stöcker auf, bei dem Kultus- und Justizetat formulirte Anträge einzubringen, damit die Stellung der Regierung in der Judenfrage klar werde. Minister v. Puttkamer erinnert daran, daß sich die Re gierung anläßlich der Hänel'schen Interpellation bestimmt über die Stellung zur Judenfrage ausgesprochen habe und sei der Standpunkt nicht verändert. Den Vorwurf kalt blütigen Zusehens gegenüber den Judenprozessen müßte der Minister zurückweisen. Die Regierung sei mit ihrem ganzen Gewichte für die Erhaltung des Landfriedens ein getreten, sie könne aber nicht jedesmal über den Kopf der Exekutivbchörden hinweg sofort militärisch cinschreiten. Sein Zirkulär an die Provinzial-Behörden sei gegenstands los gewesen, da bereits Alles geschehen sei, um Ausschrei tungen nieder zu halten und glaube er, keinen Vorwurf zu verdienen. — Morgen, am 28. Februar, erfolgt sder Zusammentritt des preußischen Volkswirthschafts- rathes. Man darf seinen Berathungen mit um s so größerer Spannung entgegensehen, als die betreffenden Vorlagen den Reichstag m seiner nächsten Sitzung be schäftigen werden. Bis jetzt ist zur Berathung des Volks- wirthschaftsrathes, respektive der Sektionen desselben, Fol gendes definitiv bestimmt: Gesetzentwurf betreffs Abände rung Titels drei der Gewerbeordnung, handelnd über den Gewerbe-Betrieb im Umhcrziehen und einiger Vorschriften über den stehenden Gewerbebetrieb, Fragen bezüglich der Subhastationsordnung, Gesetzentwurf betreffs Fabrikation von Zündhölzern mit weißem Phosphor, Einführung der Kontrole zum Verkauf gelangender Milch, eine Frage be treffend die Abänderung der Vorschriften der Hundesperre und Ausgabe von Obligationen auf den N^men lautend, und wahrscheinlich werden vorgelegt werden die Grund züge für das Hilfskasscngcsetz, das Unfallversiche rungs-Gesetz und der Tabaksmonopol-Ent wurf. Die Absicht, den Reichstag im kommenden Früh jahr nochmals einzubcrufen, besteht fort. — Bekanntlich schweben schon seit zwei Jahren Differenzen zwischen der deutschen und der russischen Regierung hinsichtlich der Dampfschifffahrt auf dem Niemen, weil die russische Regierung deutschen Dampfern nicht gestattete, unter deutscher Flagge den Niemen zu befahren. Als seinerzeit das deutsche auswärtige Amt beim Petersburger Kabinct Vorstellungen hierüber machte, bezog sich das letztere auf den Vertrag vom 3. Mai 1815, und als deutscher seits nachgcwicscn wurde, daß laut diesem Vertrag die Schiff fahrt auf allen Flüssen der ehemaligen Republik Polen frei sein müsse, änderten die Russen ihre Taktik und erklärten, diesen Vertrag nicht als Basis der weiteren Verhandlungen in dieser Angelegenheit betrachten zu wollen. Seitdem blieb die Sache auf sich beruhen. Gegenwärtig soll die deutsche Regierung die Absicht haben, die Verhandlungen wieder aufzunchmcn und zwar in so energischer Weise, daß bis zum nächsten Frühjahr dieselbe erledigt sein soll. — Am Sonnabend traf der russische Botschafter Orloff in Berlin ein, konferirte gestern Vormittag mit Saburoff, wurde dann vom Kronprinzen und Nachmittags vom Kaiser und der Kaiserin empfangen und dinirte um 5 Uhr beim Fürsten Bismarck. Das österreichische Abgeordnetenhaus genehmigte am Sonnabend den Dispositionsfonds, nachdem die Abgeord neten Lußkandl und Ruß gegen, die Abgeordneten Gabler, Hausner und der Berichterstatter, Graf Clam-Gallas, für denselben gesprochen hatten. Die Linke stimmte gegen Bewilligung des Fonds. — Vom Kriegsschauplatz wird offiziell gemeldet: Das angriffsweise Vorgehen gegen Zagorje ist eingcleitet. Laut Meldung des Generalkom mandos in Serajcwo vom 19. d. M. sollten im Einver ständnisse mir FML. Baron Jovanovic 4 Kolonnen unter dem General Lcddihn, den Obersten Arlow und Haas, so wie dem General Sckulich am 20. und 21. d. M. von Trnova und Foca aus, sowie von Mostar und Nevcssinje als von Gacko aus so marschiren, daß sämmtliche Kolonnen am 24. Februar bei Kalinovic und Mjchevia sich vereini gen. Sämmtlichen Kolonnen waren Gebirgsbatterien bei- gegebcn. Der inzwischen eingetretene starke Schneefall und die Ungunst der Witterung veranlaßten das General kommando nicht, diese Dispositionen zu ändern. General Lcddihn meldet aus Kalinovic am 23. d. Abends, daß er mit seiner Kolonne das Plateau von Zagorje erstiegen habe. Borja, Jelasca, Kalinovic und die anderen Ort schaften in der Umgebung seien frei von Insurgenten, die Verbindung mit der Kolonne des Oberst Arlow sei her gestellt. Am 24. d. lasse er gegen Hotoljc die Verbindung mit dem Oberst Haas aussuchen. — General Obadich meldet am 23. d. Abends: Eine als Rekognoszirungs- Patrouille über Loja gegen Brod ausgcsandte Kompagnie überraschte eine Schaar Insurgenten. Es entspann sich ein heftiges Gefecht, in welches noch 1^, Kompagnien und eine Gcbirgsbatterie cingriffen. Das Gefecht dauerte etwa sechs Stunden. Während ein Theil der österreichi schen Truppen die Insurgenten am Südabhange von Crni Vrh festhielt, nahm der Rest der österreichischen Truppen den Nordausgang von Brod mit Sturm. Die Insur genten übcrschcfften und durchfuhren auf das Eiligste die Arina und eröffneten von dem linken Ufer der Drina aus sofort von Neuem ein lebhaftes Feuer, wurden jedoch schließlich durch das Feuer der österreichischen Truppen
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