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Der sächsische Erzähler : 17.06.1871
- Erscheinungsdatum
- 1871-06-17
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735960349-187106176
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735960349-18710617
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735960349-18710617
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDer sächsische Erzähler
- Jahr1871
- Monat1871-06
- Tag1871-06-17
- Monat1871-06
- Jahr1871
- Titel
- Der sächsische Erzähler : 17.06.1871
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Sommimd, d« 17. Jimi. ellelriüische Aeil'age zum sächsischen Erzähler. L87I. Zur gemeinnützigen Unterhaltung für alle Stande. Wer zapanesische Knopf. Criminalgeschtchte nach den Mittheilungen eines Polizeibeamten von Otfrid MyliuS. (Fortsetzung.) Aber bei der Untersuchung war auch Vieles zu Tage gekommen, was die bisherige Maske der , Ehrbarkeit von dem Andenken des Ermordeten riß. * Man ermittelte aus seinen Geschäftsbüchern, daß der Verstorbene schamlosen Wucher getrieben und sich eine Menge Opfer: kleine Kaufleute, Handwerker, junge Verschwender u. s. w., durch allerlei Agenten hatte zutreiben lassen. Man munkelte von seltsamen Härten und Rohheiten, die er und die ihn be herrschenden Verwandten, nämlich sein Sohn Nathanael und sein Schwiegersohn Carsten, gegen Richard und dessen Familie sich hatten zu Schulden kommen lassen, und Frau Octavie stand nun ge rechtfertigt von Einem abscheulichen Verdachte da, seit sich ergeben hatte, daß sie die einzige Schwester jenes Edmond Humbert war, an dessen Unschuld sie glaubte und dessen Anwesenheit in der Stadt sie ihrem Gatten aus Schonung verschwiegen hatte, weil eS Richard so schmerzlich war, den Schwager als verurtheilten Galeerensklaven zu wissen. Die Untersuchung wär geschlossen, die Acten an den Gerichtshof eingesandt, der Tag der Schwur gerichts-Verhandlung schon anberaumt, denn trotz seines Leugnens waren Humbert als des Raubmords dringend verdächtig, Octavie als seine Mitschuldige vor das Schwurgericht verwiesen worden, dessen Sitzungen man mit der größten Spannung in der ganzen Stadt entgegensah. Einstweilen war Termin zur Versteigerung der Mobilien des Ermordeten «nberaumt, und der Gerichtshof hatte mich beauf tragt, derselben anzuwohnen und nach allfälligen neu zu gewinnenden Indicien zu forschen. Bei dieser Versteigerung, wo die beiden Töchter, Schwieger söhne und der Sohn Nathanael des Erschlagenen anwesend waren, ließ sich die Oberpastorin Theodora Helske mir vorstellen und bat mich auf einen Augenblick um Gehör unter vier Augen. Ich folgte ihr in einen kleinen fensterlosen Alkoven zwischen dem Wohn- und dem Schreibezimmer des Ermordeten, und hier befragte mich die Frau um meine Privat ansicht wegen der Schuld oder Unschuld ihrer Schwägerin Octavie. Ich wagte natürlich keine arme Gefangene nicht allzu sehr zu belasten, was Ansicht geltend zu machen; aber Frau Theodora ich versprach, denn ich selbst hielt Richard'S Frau ^sprach offen ihre Ueberzeugung von Octavie's Un- für unschuldig. schuld aus und beschwor mich, doch nichts unver- Bei der Versteigerung waren als neue Indicien sucht zu lassen, was zur Erhärtung derselben führen könne. „Ich wär die Einzige von der Familie, welche mit Octavie verkehrte/' sagte Theodora; „sie ist übersprudelnd lebhaft, sanguinisch, unbesonnen, frohmüthig, aber brav und gut; ich habe nie an ihre Mitschuld geglaubt, wie sehr auch ihr Bruder gravirt erscheint. Ich habe ihre drei Kinder seit Monaten in der Verpflegung, und diese sind so gut geartet und wohlerzogen und hängen mit solcher Liebe an ihrer Mutter, daß diese keine Verworfene sein kann. Dies ist auch der höchste Trost meines tiefgebeugten Bruders Richard." In diesem Augen blicke wurden wir gestört durch zwei Handlanger des Auctionators, welche einen kleinen Schrank aus denr Alkoven in das Wohnzimmer rückten, um ihn unter den Hammer bringen. Als sie ihn von der Wand abrückten, rollte ein Gegenstand mit Hellem metallischem Klang aus dem Boden hin, und gleich darauf trat ich auf einen harten kleinen Körper, bückte mich danach und hob ein Ding auf, das eine Art Hemdknopf vorstellte. Es war eine Maske von weißem und braunem Kupfer, ein weinendes Ge sicht von der Größe eines Silbergroschens. „Was ist das? hat Einer von euch diesen Hemdknopf verloren?" fragte ich die beiden Dienst männer, die verneinten. — „Bitte, lassen Sie sehen!" bat Frau Helske „Ach, das ist ja einer von den japanesischen Knöpfen meines guten seligen Vaters," fuhr sie dann lebhaft fort; „wie kommt der Knopf hierher? Mein Papa hatte deren zwei, die mein Bruder Ludwig aus Nagasaki mitgebracht hatte. Es waren Schnallen knöpfe gewesen, aber Ludwig hatte sie zu Manschetten knöpfchen umarbeiten lassen und dem Papa mit anderen japanesischen Curiositäten geschenkt. Das andere Knöpfchen, genau eben so groß, stellte ein lachendes Gesicht dar. Beide lagen immer in dem Drahtkörbchen auf Papa's Schreibtisch bei den alten Münzen und Ringen." Auch Frau Carsten und Frau Nathanael er kannten den Knopf sogleich, und stimmten bei, als Frau Helske lächelnd sagte, ich solle meinen Fund behalten. Ich steckte den Knopf zu mir, der halb zertreten war, und Frau Helske beschwur mich noch dringend, doch in meiner Aussage vor tEm Schwur gericht betreffs jener Unterredung Octavie's mit mir, über welche ich als Zeuge vernommen wurde, die
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