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Der sächsische Erzähler : 29.12.1883
- Erscheinungsdatum
- 1883-12-29
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735960349-188312291
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735960349-18831229
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735960349-18831229
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDer sächsische Erzähler
- Jahr1883
- Monat1883-12
- Tag1883-12-29
- Monat1883-12
- Jahr1883
- Titel
- Der sächsische Erzähler : 29.12.1883
- Autor
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»/V 52. S»nnadend, den rs Deeemder. 1888. Aetl'etrrßische Weitage zum sächsischen Eczähsec. Zur g e m e r n n ü tz i q eu Unterhaltung für alle Stände. Ium Jahreswechsel. Wie freundlich nicken und blinken die lieben Sterne vom Himmel herab und umkreisen den ehr würdigen Nachtwandler, der sein Licht heute noch einmal so hell als sonst auf die schneebedeckte Erde herniedersendet, als gelte es, mit der Sonne zu wetteifern. Dafür ist aber auch heute der Ehren tag, oder besser gesagt, die Ehrennacht unseres lieben Mondes. Heute läßt er sein Licht nicht für die schlafende, sondern für die wachende Erde leuchten; heute, beim Ueberaang vom letzten Tag des alten zum ersten Tag des neuen Jahres will Niemand den zwölften Glockenschlag verträumen. Buntes Leben und Treiben herrscht bei der ge- fammten Christenheit, herrscht in jedem Weiher, in jedein Dörfchen, in jedem Flecken und Städtchen. Ueberall sind junge Leute beiderlei Geschlechts scherzend und lachend beisammen; in jenem Stüb chen sitzt ein altes Mütterlein, das bereits ge schmolzene Blei erwartungsvoll in der Hand haltend und des zwölften Glockenschlages harrend, um das Metall zischend in das Wasser fallen zu lassen und sich später aus der gebildeten Form die Zu kunft zu deuten; hier und dort sitzen Mann und Weib an dem Bettchen ihres schlafenden Kindes, besorgt um das, was das neue Jahr bringen wird : in einem andern Zimmer sitzt auch wohl em liebend Paar beisammen, sich die Zukunftsträume des im neuen Jahre zu gründenden Ehebundes ausmalend; in jenem Kämmerlein finden wir eine Mutter, die den thränenschweren Blick von ihrer Arbeit ab- gewenoet und auf die Kinder geheftet hat, deren Vater schon seit Jahren in weiter Ferne weilt. Sie denkt darüber nach, wie sie im kommenden Jahre durch ihre wenig Lohn bringende Arbeit die Kleinen sättigen kann. In diesem Augenblick hallen zwölf Helle Schläge von der Kirchenuhr durch die Nacht — es klopft an ihrer Thür, ein wetter gebräunter Mann tritt in's Zimmer — ein freu diger Schreck, ein rasches Erkennen, und beide Gatten liegen sich nach langer Trennung in den Armea! Helltönend, vernehmbar das Glöcklein klingt, Sein Ton erfreuend zum Herzen dringt: „Das alte Jahr ist verronnen. Ein neues hat heute begonnen!" Draußen aber ist in diesem Augenblick das Leben noch viel bewegter, bunter geworden. „Prosit Neujahr!" hallt es aus allen Kehlen, Freuden schüsse und Jnbelrufe durchtönen die Lust, Gratu lationen fliegen hin und her! Der erste Tag im neuen Jahre, der erste Januar ist angebrochen! Und dennoch müssen wir uns bei richtigem Hinblick gestehen, daß sich dixscr Tag durch nichts von den vorhergehenden besonders unterscheidet, insofern, so lange die Welt steht, heitere und trübe, freude- und kummervolle Tage in der Natur und für die Bewohner des Erdballs wechseln. Es ist immer das ewig wiederkehrende Einerlei: bald Regen, bald Sonnenschein, heute Freude, morgen Trauer; soeben noch tiefer Frieden, alsbald Aergerniß, Feindschaft und Krieg! Das war von jeher, und so wird es auch in alle Ewig keit bleiben. Und dennoch, dennoch kehrt stets, so oft man auch im Erfüllunggehen der vorhergehen den Neujahrswünsche und Hoffnungen schon ent täuscht worden ist, mit dem hereinbrechcnden neuen Jahr ein neuer Frühling, neue Hoffnung bei uns ein. Es dünkt uns immer von Neuem, als müßte mit dem Jahreswechsel auch eine Aenderung, resp. Erneuerung und Verbesserung in unserem inneren und äußeren Leben, eine Verjüngung und Ver schönerung unserer äußeren Lebcnsverhältnisse ein treten. Wie viele Millionen von Herzen schicken am Sylvester ihre Wünsche zum Himmel empor, daß mit dem Abschluß des alten Jahres auch ein Ab schluß mit dem bisherigen Leben stattfinoen möge, daran die Hoffnungen für das neue Jahr knüpfend. Wünsche und Hoffnungen gehen stets Hand in Hand und wenn auch etwas Gewünschtes nur eine Hoffnung auf Verwirklichung hat, eine Hoffnung, die wie der Wunsch gleich einem körperlosen Phan tom in die weite Welt gesandt wird und sich darin verliert, so bleiben doch die Hoffnungen stets ein Lebensbcdürfniß, die den ermüdeten Geist von Neuem aufrichten, ihm die Nahrung zu erneuetem Wirken und Schaffen zuführen: Hoffnung! Hoffnung! mild wie Frühlings schimmer, Strömst so reich dahin auf weiter Flur: Blumen blühn durch Dich in öde Trümmer, Laß mich finden deine Strahlenspur. Deine Stimme tröstet mich und spricht: „Einst wird's besser! Einst wird's besser! Hoffnung täuschet nicht!" Und so wollen wir denn getrost und mit neuen Hoffnungen beseelt in das neue Jahr eintreten. So wie wir uns jetzt anscheinend eines äußeren befestigten Friedens erfreuen dürfen, so möge auch das Jahr 1884 den inneren Kämpfen und Streitigkeiten ein Ende bereiten, nnd wenn sich
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