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Lichtenstein-Callnberger Tageblatt : 26.11.1901
- Erscheinungsdatum
- 1901-11-26
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1776437853-190111265
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1776437853-19011126
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1776437853-19011126
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLichtenstein-Callnberger Tageblatt
- Jahr1901
- Monat1901-11
- Tag1901-11-26
- Monat1901-11
- Jahr1901
- Titel
- Lichtenstein-Callnberger Tageblatt : 26.11.1901
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WMMckM WM Wochen- und Nachrichtsblatt zugleich KGLD-Anzeiger str Koftiors, KSMß, Mns-ors, Wr-srs, St. Mm, Keimichssrt, Marienm n. Wsen. Amtsblatt für den Stadlrat M ^ichteasteln. —— — 81. Jahrgang. ——————« Rr. 275. Dienstag, den 26. November 1901. Diese« Blatt erscheint täglich (außer S°nn< und Festtags) abends für den folgenden Tag. Bierteljährlicher Bezugspreis l Mart 25 Pfennige. — Einzelne Nummer 10 Pfennig«. Bestellunaen nehmen außer der Expedition j„ Lichtenstein, Markt 179,alle Kaiser!. Postanstalten, Postboten, sowie die Austräger entgegen. — Jnfera te werden die otergefpalten« Korpuszeile »der deren Raum mit 10 Pfennigen berechnet. — Annahme der Inserate täglich bis spätestens vormittag 10 Uhr. Im „Amtlichen Teil" wird hie zweispaltige Zeile oder deren Raum mit 30 Pfennigen berechnet. Für auswärtige Inserenten kostet die sgespaltene Zeile 15 Pfennie. Ai Dt»MO KM« «ü MW». Das unerhörteste, herzzerreißendste kniend ist über die unschuldige Frauen- und Kinderwelt eines ganzen Volkes hereingebrochen! Ein unbarmherziger, grausamer Feind ver nichtet seit einem vollen Jahre planmäßig und mit verab scheuungswürdigen Mitteln die junge Generation einer edlen, weißen, christlichen Rasse, — der nn» stammverwandten Bure»! Wie Verbrecher sind deren Frauen, Mädchen und Kinder mit Waffengewalt von ihren friedlichen Heimstätten gejagt und in Lagern zusammengetrieben worden, die keinen Schutz gegen die Unbilden der Witterung gewähren, die die Brutstätten von Typhus, Scharlach, Ruhr, Lungenentzün dung, Schwindsucht und Dlphterilis sind! Mit unzureichen der Nahrung versehen, unter dünnen Leinwandzelten bald vor Hitze verschmachtend, bald im kalten Nachtfröste er schauernd, sterben die Kleinen in einer Zahl, die jedes füh lende weibliche Herz auf das Tiefste erschüttern muß. Von 54 32« unmündigen Vurenkindern sind von Juni bis Leptember dieses Jahres 52NK durch diese empörende Behandlung hingemordet worden. Ein volles Zehntel all der Kleinen, die noch vor Jahresfrist die Freude und Augenweide glücklicher Eltern waren, ist durch diese größte Brutalität, welche die Geschichte gesitteter Völker kennt, binnen dreier Monate m das Grab gesunken. Und wenn nicht rascheste Hilfe kommt, wird es nach weiteren zwei Jahren in Südafrika keinen fröhlichen Kindermund mehr geben, der die heimatlichen Laute seiner Muttersprache mehr zu stammeln vermöchte! Und so bitten wir denn alle Frauen und Mädchen Deutschlands uin Barmherzigkeit für jene heldenhaften Dulderinnen ihres Geschlechtes drunten im fernen Südafrika. Wir bitten sie, ihre mildthätige Hand zu öffnen, auf daß dem entsetzlichen Sterben und Siechtum jener armen Buren kinder Einhalt gethan werde, soweit cs in unseren Kräften steht und es der Wille eines unmenschlichen Feindes erlaubt. Wir bitten sie, zu diesem Zwecke allenthalben ört liche Frauenkomitees zu bilden, die sodann durch mit aller Kraft und mit der möglichsten Beschleunigung betriebene Lammlungcn innerhalb der Frauenwelt ihres Wohnortes dazu beitragen könnten, wenigstens einigermaßen das ungeheure Elend in Südafrika zu lindern. Wer die Nachrichten über die englischen Kriegsgreuel gelesen haben wird, mag dann wohl keinen Augenblick mehr anstehen, der Entrüstung und jenem Abscheu lauten Ausdruck zu geben, die einem Volke gegenüber berechtigt sind, das die Gesetze der Ehre und Ritterlichkeit vergessen hat und gegen Frauen und Kinder Krieg führt, weil es deren wehrhafte Männer und Väter nicht zu bezwingen vermag! Die deutsche Zentrale für Bestrebungen zur Beendigung des Burenkrieges: Franz o. Desregger, kol. Akademieprofessor; Dr. E. Grueber, kgl. Universitätsprofessor; Dr. Th. Lipps, kgl. Universitäts- Professor: Tr. C. Lebbeke, kgl. Professor an der Technischen Hochschule; A. Fallner v. Sonnenburg, kgl. Major a. T.; Dr. H. Molenaar; Tr. Neustätter, Auge- arzt; Schuster- Weidenberg, Kunstmaler; A. Grieser, Rechtsanwalt. Anni. 1. Wir erbitten uns von jeder zustandegekommenen Bildung eines Frauenkomites umgehende Nachricht an Rechts anwalt A. Grieser in München, Comeniusstraße 4/1. 2. Die gefummelten Beiträge können entweder gleich falls an diese Adresse abgefühtt werden oder sind direkt an das Internationale FrauenkomiteeAlcmaar (Holland) «inzusenden, welches sich zu dem besonderen Zwecke ge- bildet hat, den unglücklichen Frauen und Kindern Südafrikas Hilfe zu bringen. Dieses internationale Frauen- komite wendet sich auch an dieFrauenund Mütter Deutschlands, und glauben wir mit unserem heutigen Aufrufe dessen edle Ziele am kräftigsten zu fördern. München, den 9. November 1901. j. AlMMtM-AMt KlRmMk» SM. Am Donnerstag eröffnete Herr Musikdirektor Warnatz mit seinem 1 .Abonnementskonzert unsere' dies jährige Wintersaison auf kongertalem Gebiete. Der überaus zahlreiche Besuch bewies deutlich, daß man sich wiederum einen hohen Kunstgenuß versprach. Und wahrlich, der musikalische Speisezettel wies nur Gutes und Schönes auf, undHerr Dir. Warnatz hatte sich die Zubereitung desselben so sorgfältig ange legen sein lassen, daß man in der That in vollem Maße genießen konnte. Neben der Ouvertüre zur Oper Iphigenie in Aulis v. Gluck, Menuett u. Narci» »11» kraueese a. d. Divertimento v. Mozart u. Re- veria von Vieurtemps, deren Darbietung sich das Orchester mit liebevoller Hingabe widmete, zeigte das Programm Schuberts unvollendete Sin fonie Ü-m o 11 , Uos Ureluäos v. Liszt und Rapsodie norve^ionne Nr. 3 von Svendsen. Die II-mo11 Sinfonie ist eins der hervorragend sten Werke dieses Meisters, in der die ganze In nigkeit des Empfindens, sowie reiche und weiche Melodik und kühne Harmonik, durch die Schubert für Schumann und Liszt vorbildlich geworden ist, zum Ausdruck kommt und seitens des Orchesters dank der sorgfältigen Einstudierung seines Leiters zum Ausdruck gebracht wurde. Durchsichtig und klar gaben sich bei dem reichlich angebrachten Figurenwerke die gesamten Streichinstrumente im Xlie^ro moderato, denen sich im Andante 60V moto Fagott und Oboe trefflich zur Seite stellte, während die übrigen Instrumente sich in weiser Mäßigung zurückhielten. Im Gegensatz zu diesem Werke stehen Liszts hochmoderne Präludien, eine Schöp fung, die an alle Instrumente, besonders aber an die Streichinstrumente bis zum Kontrabaß hinab und an die Holzblasinstrumente außerordentlich hohe Anforderungen stellt, und in dem der Komponist mit einem wahren Raffinement in der Verwendung allerKlangeffekte die höchstenWonnen und Schmerzen des menschlichen Herzens und die Wechselfälle des Lebens darzustellen gewußt hat. Wir sind Herrn Warnatz dankbar für die nochmalige Darbietung und es ist ganz besonders hecvorzuheben, daß in derselben nicht das mechanische, taktmäßige, zer schnittene Auf- und Niederspielen, sondern der wirklich periodische Vortrag, mit dem Hervortreten der besonderen Accente und der Abrundung der melodischen und rythmischen Nuancierungen vor herrschte. Das Orchester, in dem in anerkennens werter Weise alle vom Komponisten oorgeschriebenen Instrumente besetzt waren, hielt sich auch bei den schwierigsten Partien überaus tapfer und erzielte mit seinen Klangwirkungen einen vollen Erfolg. Das dankbare Publikum lohnte mit nicht enden wollendem Beifall und beruhigte sich erst dann, als Herr Warnatz nochmals hervorgetreten war. Ein Vergleich mit der letzten Vorführung von Res kre- ludes in unsern Mauern durch eine auswärtige Kapelle muß entschieden zu Gunsten unserer Kapelle ausfallen. Nicht unerwähnt wollen wir lassen, daß Herr Kantor Reuter, wiesrüher, amKlavier denHarfeupart sehr geschmackvoll durchführte. Als dritter Hauptkonkurrent des Abends figurierte Svendsen mit seiner, seinem Freunde Grieg gewidmeten Norwegischen Rapsodie Nr. 3. Wer freilich eine Art Lisztscher Rapsodie zu hören gedachte, könnte enttäuscht gewesen sein. Der kühle Norweger ist eben anders geartet, und so entwickelt der nordische Svendsen auch nicht das dämonische Feuer. Trotzdem ist sein Tongemälde außergewöhnlich reich an klanglichen Schönheiten: Das von den Holzbläsern Allegro moderato ange schlagene Thema einfacher, aber melodiösester Art wird sehr bald von den Geigen, die anfangs als Begleitungsinstrumente auftreten, ausgenommen, bis sie sich gleichsam zum Zwiegesang einer muntern Vogelschar gestalten, denen die Blechinstrumente im Re sekundieren. Bald aber greifen die 1. Violinen im Wechsel mit der 1. Flöte ein neues Thema auf, um darauf im feinsten pp zum 1. Thema zurück zukehren, wobei Paukenwirbel im ppp wie leises Murmeln von Meereswellen an das Ohr des Hörers dringt. Doch „wie in den Lüsten der Sturmwind saust", so steigern sich bald Streich- und Holzblas instrumente aufs neue zum ff, die Hörner gellen darein wie Mövenschrei, und im Paukenwirbel donnert die brandende See ans felsige Gestade. Doch der Sturm legt sich, das 1. Thema erhält wieder die Oberhand. Im nun folgenden Staccato der Violinen und Viola tröpfeln die letzten Regen ¬ perlen klingend aufs kahle Gestein, die aufgeregte Natur hat sich beruhigt, das Land ist verjüngt. Und nun erhebt sich im Ria vivo ein in den ein zelnen Instrumenten thematisch wundervoll durch geführter Hymnus: Wie schön ist meine nordische Heimat, wie lieb ich sie! Mit der Wiedergabe auch dieser Schöpfung verdiente sich die Kapelle und ihr Leiter reichen wohlverdienten Beifall, denn sie bot uns mit ihr ein farbenprächtiges Stimmungsbild. Herr Direktor Warnatz, dem am Schluffe des Konzerts ein Lorbeerkranz überreicht wurde, und der durch zwei Zugaben (Brahmssche Tänze Nr. 5 und 6) dankte, hat sich mit diesem Abend gewiß wieder viele neue Freunde klassischer Musik ge wonnen und den guten Ruf seiner Kapelle aufs neue bestätigt und gefestigt. Politische Tages-Rundschau. Deutsches Reich. * Das Befinden der K a i s e r i n ist, einer Berichterstatter-Meldung zufolge, gegenwärtig wieder ganz normal. Die Krankheitserscheinungen sind vollständig gewichen, doch muß sich die Kaiserin auch fernerhin an strenge Diät halten und in jeder Beziehung vorsichtig sein. * Die Großherzogin Viktoria von Hessen hat ganz und gar nicht die Absicht, nach Darm stadt zurückzukehren. Sie wird ihren Geburtstag am Montag in Coburg verleben und mit ihrer Mutter, der Herzogin Maria von Sachsen-Coburg- Gotha, der Witwe Herzog Alfreds, Ende dieses Monats nach Nizza reisen. * Der Reichstag wird voraussichtlich am Montag, den 2. Dezember mit der ersten Lesung der Zolltarifvorlage beginnen. Oesterreich * Ein von sämtlichen Bischöfen Oesterreichs unterzeichneter Hirtenbrief beschäftigt sich lediglich mit der „Los von Rom-Bewegung". „Los von Rom" heiße „Los von Gott". Die Bewegung wird eine hochverräterische und staatzerstörende ge nannt. In heftigster Weise werden alle Gläubigen aufgefordert, der Bewegung entgegenzutreten. Türkei. * Der Sultan erklärte dem russischen Bot schafter, er habe dem Großvezir Said Pascha em pfohlen, mit Rußland die besten Beziehungen zu unterhalten. Großbritannien * Vielleicht fällt Chamberlain noch über den Knüppel, den er uns Deutschen in die Beine werfen wollte. Auch in England wird Chamberlain wegen seiner Aeußerungen über die deutsche Kriegführung im Jahre 1870 scharf getadelt. „Star" sagt, es fei hohe Zeit, daß Chamberlain die Machtbefugnis entzogen werde; er bilde eine nationale Gefahr, die möglichst bald beseitigt werden müsse. Spanien * Die Regierung leugnet zwar noch die Be denklichkeit der neuerlichen Vorgänge in Barce lona ab, doch alle Privatmeldungen versichern über einstimmend, daß die catalonischen und castilia- nischen Studenten ganz furchtbar einander bekämpft haben und daß viele Verwundete dabei auf dem Platze geblieben sind. Die Hochschule in Barce lona soll nun endgiltig geschlossen werden, und man spricht von einer wiederholten Verhängung des Kriegszustandes über die Stadt. Südafrika * Wieder eineVerschwörung wollen die Engländer in Johannesburg entdeckt haben. Sie haben sie, wie sie melden, „im Keime" erstickt. Letzten Dienstag um Mitternacht wurden etwa
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