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Großenhainer Unterhaltungs- & Anzeigeblatt : 27.05.1873
- Erscheinungsdatum
- 1873-05-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id38343789X-187305275
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id38343789X-18730527
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-38343789X-18730527
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungGroßenhainer Unterhaltungs- & Anzeigeblatt
- Jahr1873
- Monat1873-05
- Tag1873-05-27
- Monat1873-05
- Jahr1873
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Großenhainer Erscheinen: DienSlag, Do>innoi<ig und Eonuabeud mit Ausschluß dcr Feiertage. Abonnement: Vierteljährlich lu Ngr. WchMuM MAmchMatt. M V // 0 Onseratenannahnre: Bis Tags vorher spätestens Amtsblatt des Königlichen Gerichtsamts und Stadtraths zu Großenhain. Redacnon, Druck und Verlag von Herrmann Starke in Großenhain. 60* Dienstag, den 27. Mai 181!1* Bekanntmachung, ! die Wahl eines außerordentlichen Mitgliedes des Landes-Medicinal- ColLegiums betr. Da am 1. Juni dieses Jahres Herr 0r. moei. Weickert in Freiberg regulativmäßig ! als außerordentliches Mitglied des Landes-Medicinal-Collegiums ausscheidet, so ist eine! Neuwakl erforderlich. Unter Hinweis auf das Regulativ vom 29. Mai 1872 werden daher alle Mit- ! glieder des ärztlichen Kreisvereins im Regierungsbezirk Dresden auf gefordert, sich an dieser Wahl zu betheiligen und dabei die gesetzlich bestimmten For- i maliläten genau zu beobachten. Die Stimmzettel sind von den Abstimmendcn eigenhändig zu schreiben und ent weder mit Bor- und Zunamen unterzeichnet oder auf der Adresse eines geschlossenen Couverts mit der Angabe „Wahlzettel des A. IX. zu IX'. bi." versehen bis spätestens j Sonnabend, den 21 Juni 1873, Rachmittags 2 Uhr, portofrei an die Canzlei der Königlichen Kreis-Direction zu Dresden ein zusenden. Alle nach Ablauf dieses Termines eingehenden Stimmzettel bleiben unberücksichtigt, und werden uneröffnet vernichtet. Dresden, den 15. Mai 1873. i Der mit der Leitung der Wahl beauftragte Mc-icinalbeisitzer der Königlichen Kreis- j Direction. Medicinalratb Vi. Grdmann. Bekanntmachung. Bon dem unterzeichneten Gerichtsamte soll das zum Nachlasse des Häuslers und Brenners Crnst Eduard Hennig gehörige Hausgrundstück, Cat.-Nr. 608. zu Zabeltitz, Fol. 186 des dasigen Hypothekenbuchs, Flnrb.-Nr. 63, welches mit 18,ss Steuereinheiten belegt ist, 0,^ Ar, 32'üjM. umfaßt und ortsgerichtlick auf 450 Thlr. geschätzt worden ist, erbtheilungShalber den 12. Juni 1873 Mittags 12 Uhr freiwilliger Weise versteigert werden, was niit dem Bemerken, daß die Versteigerungs- bedingungen den am hiesigen Amthanse nnd in der Zabeltitzer Schänke aushängenden An schlägen beigefügt sind, hiermit bekannt gemacht wird. Großenhain, am 2I. Mai 1873. Das Königliche Gerichtsamt. Pechmann. Bornemann, Ass. Bekanntmachung. Nachdem von den beiden städtischen Collegien beschlossen worden, das hiesige Stadt gebiet in zwei Straßenwärterbezirke zu theilen, ist ein zweiter Straßenwärter anzu stellen. Derselbe soll einen Wochenlohn von drei Thalern erhalten. Zur Bewerbung um diesen Posten eines Straßenwärter wird hierdurch aufgefordert. Großenhain, am 16. Mai 1873. Der Stadt rath. Kunze. Politische Weltschau. Die Wiedereröffnung der französischen National versammlung ist unter sehr ernsten Umständen erfolgt. Frankreichs politischer Horizont hat sich schwarz umwölkt und die Wettergläser deuten auf Sturm und Gewitter. Dem Präsidenten der Republik gelang es nicht einmal, den feindlichen Parteien innerhalb seines CabinetS einen vor läufigen Waffenstillstand aufzuerlegen, denn die Minister krisis, welche er bis nach Eröffnung der "Nationalversamm lung zu verschieben wünschte, kam früher zum Ausbruch und führte zu einer Neubildung des Ministeriums, die weder rechts noch links befriedigt. Die Rechte ist über das Aus scheiden Goulard's, die Linke über die Entlassung Simon'S erbittert. Nur das linke Centrnm hat einige Ursache zur Zufriedenheit, da eS bei Bertheilung dcr Aemter den Löwen antheil erhielt. Aber auch diese Freude ist einigermaßen dadurch vergällt, weil das rechte Centrum mehrere wichtige Posten im Cabinet inne hat. Wie wenig aber die Parteien geneigt sind, ein sich ans die beiden Centren stützendes Ministerium zu ertragen, zeigte sich gleich bei der Eröffnungs sitzung. Rechte und rechtes Centrum richteten eine Inter pellation an die Regierung, deren Absicht auf die Forderung eines einheitlichen conservativen Ministeriums hinausläuft. Als Antwort hierauf beantragte die Linke, daß binnen vier zehn Tagen die Nationalversammlung den Termin ihrer Auflösung festsetze. Gleichzeitig protestirte dieselbe gegen die Berathung der constitutioncllen Gesetze, welche Thiers der Persammlung vorlegen ließ. Was soll zwischen diesen beiden Parteien, zwischen Tiger und Löwe, ans den armen Gesetz entwürfen des Präsidenten werden'? Doch diese Frage steht vorläufig noch in zweiter Linie. Die Rechte setzte zunächst durch, daß ihre Interpellation am vorigen Freitag zur Be- rathuug kam. Während dabei Herzog v. Broglie die heftigsten Angriffe gegen die Regierung richtete, ja sie geradezu als eine Concession an die Radiealen bezeichnete, erklärte Justiz minister Dufaure, daß die Regierung jetzt den ent scheidenden Augenblick für gekommen halte, die Anerkennung der republikanischen Negierungö- form auszusprechen. (Rechts wilder Lärm; links tobender Beifall.) Eine Botschaft des Präsidenten Thiers, in welcher derselbe um Gehör bei der Versammlung nachsuchte, be schwichtigte endlich die erhitzten Gemüther und veranlaßte die Vertagung der Sitzung bis Sonnabend. An diesem Tage ergriff nun Thiers selbst das Wort und erinnerte daran, daß er nicht nach der höchsten Gewalt gestrebt und daß er bei deren Ausübung die bittersten Erfahrungen ertragen habe. Die Ansichten über die Negierungsform gingen auseinander. Die Einen wollten die Monarchie, die Anderen die Republik; diese Verschiedenheit der Ansichten sei der Kernpunkt der gegenwärtigen Debatte. Die Republik habe eine große Majorität in den Blassen. Zur Fernhaltnng von Un ordnungen bedürfe es einer starken, nicht aber einer Partei- Regiernng. „Unsere Politik", fuhr Thiers fort, „hat den Sieg über die Commune, den außerordentlichen Erfolg unserer National Anleihe, d'.e fast vollständige Befreiung des fran zösischen Bodens von der Occnpation, die Aufrechterhaltung der Ruhe und Ordnung als Resultate zu verzeichnen, eine Politik des Parteikampfes würde solche Ergebnisse nicht er zielt haben. Die Fortdauer des gegenwärtigen provisorischen Zustandes führt zu den größten Unzuträglichkeiten." Im Weiteren erklärte der Präsident, er habe sich aus Nothwendig keit für die republikanische Regierungsform entschieden, denn eine monarchische Regierung sei thatsächlich unmöglich, weil es nur einen Thron und drei Bewerber um denselben gebe. Die Politik der Regierung sei eine wesentlich con- servative nnd verfolge vor Allem das Ziel, den Interessen ! des Landes möglichst gerecht zu werden. Fern von Extremen verlange sie von der einen Partei das Opfer, für die Re publik zu stimmen, während sie an die andere Partei das Berlangen stelle, die Nationalversammlung so lange tagen zn lassen, als uöthig sei, um Gesetze zu schaffen, welche die Republik organisireu. Nachdem Thiers daun noch den Eindruck der letzten Wahlen abgeschwächt nnd vor Dietaturen - gewarnt hatte, schloß er seine Rede mit folgenden Worten: „ Wenn mir der Herzog von Broglie den Borwurf gemacht hat, daß ich die Radiealen unter meinen Schutz nehme, so muß ich ihm erwidern, daß er seinerseits eine Schutz- i Herrlichkeit übernommen hat, welche er ehedem mit Abscheu j zurückgewiesen haben würde, nämlich die Schutzherrlichkeit über das Naiserthum." (Lebhafter Beifall der Linken.) j Die Sitzung ward hierauf zwei Stunden vertagt. Nach der Wiederaufnahme derselben am Sonnabend "Nach- > Mittage sprach der Minister des Innern ganz im Sinne j des Präsidenten Thiers, sowie des Justizministers Dufaure. ! Darauf beantragte ein Mitglied der Rechten (Ernoul) fol- gende Tagesordnung: „ In'Erwägung, daß die Form der - Regierung nicht zur Berathung steht, und daß es darauf! aukommt, das Land dadurch zu beruhigen, daß eine ent j schieden eouservative Politik durchgehends zur Geltung gebracht wird — spricht die Nationalversammlung ihr Bedauern aus, daß die ueuerlichen Veränderungen im Mi nisterium den conservativen Interessen diejenige Genug- thuuug nicht gewährt haben, welche sie zu erwarten berech tigt war." Vom Justizminister Dufaure wurde dagegen eine von der Regierung acceptirte einfache Tagesordnung j beantragt. Bei der Abstimmung verwarf die National versammlung mit 362 gegen 348 Stimmen die von Du- saure beantragte einfache Tagesordnung und bereitete somit der Regiernng eine eclatante Niederlage. (Große Sensation.) ! Präsident Thiers sowie das gcsammtc Cabinet gaben hierauf ihre Entlassung. Die Nationalversa m m lung wählte an Thiers" Stelle den Bonapartisten Mac! Mahon mit 390 Stimmen. Die gesammte Linke enthielt sich der Abstimmung. Blae Mahon nahm die Wahl an. Die Würfel sind also gefallen. Frankreich geht traurigen - Ereignissen entgegen. Aus Spanien kommen wieder neue Berichte über i Carlistenkämpfe; in einer Schlacht (?) bei Puerta de Erau! errangen die Carlisten einen Erfolg, der ihnen jedoch schon wieder von den Regiernngstruppen verleidet worden sein ' soll. Don Carlos will sich übrigens jetzt ü lu Ducrot an die Spitze seiner Bande stellen, nm „zu siegen oder zu fallen." Wie schön, wenn er wenigstens das Letztere zur Wahrheit machte. In Italien gilt das Zustandekommen des ganzen Nlostergcsctzes und damit das Verbleiben des Ministeriums für gesichert, nachdem die Annahme des Art. 2 über die Ordensgeneralate erfolgt ist. In Oesterreich scheint man über die Rettungsmaß regeln der Regierung der großen Börsen-Plaste gegenüber doch auch stutzig zu werden. Diese Staatshilfe zu Gunsten des Spekulationsschwindels, diese lustige Staatsbanknoten- Ausgabe, welche den alten Jammer der Papierzettelzeit wieder heraufbeschwört und daö Agio für Silber emportreibt — leichtsinnig genug nimmt sich diese Staatöweisheit wahr haftig aus! Dabei stürzt noch immer, was stürzen kann. Die Zahl der Börsenbesucher ist im buchstäblichen Sinne j des Wortes decimirt und unter den mit ihrem guten Namen j Begrabenen befinden sich Männer, welche in der Geschäfts- ! Welt weit mehr Vertrauen und weit mehr Achtung genossen haben, als die Banken, welche gleichzeitig mit ihnen zu deu ' Todten gegangen sind. Die Summe der in den Abgrund der Differenzen geworfenen Beträge taxirt man bis jetzt weit über 20 Millionen Gnlden. Der deutsche Reichstag vertauschte vorige Woche die Schwüle des Parlaments mit der frischen Seeluft von Bremen nach Wilhelmshafen. Der Telegraph hat bereits über diesen von der Reichsregierung arrangirten Ausflug ziemlich ausführliche Berichte gebracht, auf die wir hier nicht näher zurückkommen, stieben dieser Partie erledigte der Reichstag mehrere Petitionen und trat'am Sonnabend in die zweite Berathung über den Gesetzentwurf wegen der Kriegsleistungen. In voriger Woche schloß die elfte Legislaturperiode des preußischen Landtags. Die Ergebnisse der letzten Sitzungs periode sind hoch erfreulich. Die Kreisordnung, die kirch lichen Gesetze, die Regnlirung der Klassensteuer, die Erb schaftssteuer, die Modisication der Stempelabgaben, die Ver besserung der Stellung der Staatsbeamten, die Erweiterung des Eisenbahnnetzes — dies Alles sind friedliche Errungen schaften von Bedeutung, die dem Gemeinwohl in ersprieß licher Weise zu Gute kommen werden. Eine andere Er rungenschaft wird das Volk mit nicht minder großem In teresse begrüßen, nämlich, daß zum ersten Male in dieser Session ein Minister (Jtzenplitz) durch einen parlamentarischen Angriff aus dem Sattel gehoben und ein hoher Beamter, der von jeher der Schildknappe der Reaktion gewesen, durch eben diesen Angriff zum rühmlosen Fall gebracht wurde. Hohe Beamte fallen zwar wie Butterbrode gewöhnlich auf die gute Seite, Herr Wagener aber mag fallen, wie er will, die Hauptsache ist, daß er fällt nnd daß er durch einen parlamentarischen Angriff fällt. Diese Thatsache begrün det ein Präjudiz für die Zukunft. Tagesnachrichten. Sachsen. Wie das „Dr. I." mittheilt, ist nach den am 24. Mai aus Ems in Dresden eingegangenen Nach richten das Befinden Majestät des Königs fortdauernd ein vollkommen befriedigendes. Zur Herstellung billiger Wohnungen, namentlich für Arbeiter, hat sich in Plauen i. V. ein Bauverein coustituirt; 70 Procent des nöthigen Capitals sind bereits eingezahlt, vier zweistöckige Hänser mit je drei Familienwohnungen bereits nnter Dach gebracht, während zu zwei anderen der Grund gelegt wird. Preußen. Der Fürstbischof von Breslau hat in bei spielloser Ueberstürzung den Domherrn Frhrn. v. Richthofen noch am 15. Mai, also am Tage seiner Lossagung von den vaticanischen Decretcn, mit Nebergehung aller kano nischen Form, ohne Admonition, ohne Suspension, ohne peremptorische Frist :c. sofort für excommunicirt, degradirt und unter Zurückforderung der päpstlichen Bestallung des Kanonikates verlustig erklärt. Man vermuthet, daß der Fürstbischof durch dieses summarische Verfahren der Wir kung der eben erst publicirteu kirchenpolitischen Gesetze noch znvorzukommen hofft, was ihm aber bei einem vom König ernannten Domherrn denn doch mißlingen dürfte, da dieser auch ohne die kirchenpolitischen Gesetze gegen solche Ver gewaltigung Schutz finden werde. Oesterreich. Der König der Belgier ist am 23. Mai in Wien cingetroffen, während der Prinz von Wales am 22. Mai Wien verlassen hat. — Die Weltausstellung wurde am 21. Mai von 15,791 Personen, darunter 7185 Zahlende, und am nächsten Tage von 27,193 Personen, darunter^l 8,320 Zahlende, besucht. In Schlesien ist infolge eines Wolkenbruchs durch Ueber- schwemmungen großer Schaden angericktet worden.
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