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Sächsische Dorfzeitung : 17.04.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-04-17
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480520429-188804175
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480520429-18880417
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480520429-18880417
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Dorfzeitung
- Jahr1888
- Monat1888-04
- Tag1888-04-17
- Monat1888-04
- Jahr1888
- Titel
- Sächsische Dorfzeitung : 17.04.1888
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Dienstag, den 17. April 1888. 50. Jahrgang. Feuilleton Der Günstling des Herzogs. Von O. Bach. (16 Fortsetzung.) Der Pfarrer Burg empfing die Herrschaften mit einer kurzen Ansprache, ehe sie sich in die neuerbaute schöne Kirche begaben. Als sie die Schwelle des Gotteshauses über, schritten, erklang die Orgel voll und laut und zwischen den Kindergesang mischte sich eine wundervolle klare Mädchen stimme, die, nachdem der einfache Choral beendet war, das „Ztabat Llster" von Rossini so kunstgerecht und vollendet vortrug, daß diese verwöhnten Hörer und Hörerinnen wie gebannt den süßen, melodischen, zu Herzen dringenden Tönen lauschten. AIS der letzte Ton verklungen war, die Orgel den Schlußakkord gespielt hatte, blickte die Herzogin erstaunt, bis in's Innerste bewegt, umher. Eie sah sich vergebens nach der Sängerin um, die ganz versteckt oben auf dem Chore ihren Platz ge nommen hatte und jetzt zitternd vor Angst und Unruhe sich verborgen halten wollte, als Herr Hennig sie leuch tenden AugeS aussuchte, um sie der Herzogin auf deren Wunsch vorzustellen. Der so fein ersonnene Plan des guten alten Herrn wäre fast an der Schüchternheit und Befangenheit Judith'-, welche die Sängerin war, gescheitert, wenn nicht Bottmer al- Abgesandter de- Herzog- erschienen wäre und dadurch ihren Widerstand besiegt hätte. am Sa- Al. m« Ul« lhr err er- err Ihr eu- ä«- tte. mst st" t» mit Politische Weltschau. Deutsches Reich. Wenn auch die Kanzlerkrisis augenblicklich ihren akuten Charakter verloren hat, so kann sie doch noch keineswegs als beseitigt betrachtet werden, indem die jüngst stattgefundene Unterredung zwischen der Kaiserin und dem Fürsten Bismarck, soweit sie sich auf diesen Punkt bezog, leider gänzlich resultatlos ver laufen ist. Es gelang nicht, die zwischen den beiden hohen Personen hinsichtlich der geplanten Vermählung der Prinzessin Viktoria mit dem Prinzen von Battenberg bestehenden Meinungsverschiedenheiten auszugleichen, vielmehr verharren die Kaiserin und der Reichskanzler nach wie vor auf den von ihnen eingenommenen, sich feindlich gegenüberstehenden Standpunkten. Dagegen soll die erstere ihre Bereitwilligkeit bekundet haben, die definitive Entscheidung bezüglich dieses Projektes noch hinauszuschieben, so daß Fürst Bismarck zur Zeit keine direkte Veranlassung hat, von seinem Posten zurückzutreten. Immerhin dürften es aber höchst unerquickliche Verhältnisse sein, unter denen augenblicklich der Reichskanzler sein Amt sortführt. — Zur Vorgeschichte der Krisis theilt man nachträglich noch Folgendes mit: Der Battenberger beabsichtigte bereits anläßlich der Beisetzung des Kaisers Wilhelm nach Berlin zu kommen. Der Kanzler erhob jedoch politische Bedenken dagegen, die der Kaiser schließlich als gerechtfertigt anerkannte, infolge dessen denn auch auf einen Wink von Berlin aus die Reise des Prinzen unterblieb. Trotzdem hielt es der Kanzler für angebracht, eine längere Denkschrift voll Hochpoli, tischer Erörterungen und Kombinationen dem Kaiser zu unterbreiten und man war in den betheiligten Kreisen nicht wenig überrascht, als nun auch der bekannte Lärm in der gouvernementalen Presse losging und der Sturm gegen eine Festung begann, die eigent lich Niemand vertheidigte. Möglich, daß die Aeuße- rungen einer hochstehenden Person, die nicht für den Kanzler bestimmt waren, diesem hinterbracht worden sind; vielleicht auch, daß die Verzögerung der Antwort des Kaisers auf die Denkschrift, die nach anderer Auf fassung eigentlich gar keine Erwiederung erforderte, den Kanzler in den Glauben versetzte, daß er einen Widerstand vor sich habe, der in Wahrheit aber gar nicht vorhanden war. Gleichzeitig dürfte dem Fürsten daran gelegen gewesen sein, seine Stellung zum Kaiser für die Zukunft klar zu stellen und darin unterstützt ihn die ihm ergebene Presse in einer Weise, die bereits nicht nur den Führern der Kartellparteien bedenklich wird, sondern die auch bereits anfängt, gewisse hoch stehende Personen stutzig zu machen, deren sonstige un- ne Ke» bPfg tkk-ed. u. Redakti«, Dre-den-Rcufta-t v. Meißner Gaffe -. Vte Zeitung erschein» Dienstag, Buuuerstag und EannabenZ Abonnement-- Pret»: Vter1eljLhrl.Mk.1M Z« beziehen durch die kaiserlichen Post aostalten und durch unsere Boten. Lei freier Lieferung z-karnte werden bi- Montag, Mittwoch u. Freitag Mittag angenommen und kosten: die1spalt.Zeile1üPfg Unter Gingesandt: SVPsg. ' Jnseraten- Annatzmefteven: Die Arnowisch« Buchhandlung, Jnvalidendank, Haaj.nsleinLBogler, Rudolf Mosse, G L. Daub« « To. in Dre-den, Leipzig, Hamburg, Berlin, Frankfurt a/M. u. s. w. bedingte Ergebenheit dem Reichskanzler gegenüber notorisch ist. Hierzu bemerkt die „Frankfurter Zig.": Wir erkennen es als völlig korrekt an, daß Fürst Bis marck als der verantwortliche Leiter der deutschen Politik um seine Entlassung einkommt, sobald er die Ueberzeugung gewinnt, daß von höchster Seite Maaß- regeln geplant werden, die ihm die verantwortliche Wahrnehmung seines Amtes unmöglich machen oder auch nur erschweren. Der Kanzler stellt sich damit auf den Boden des monarchischen Konstitutionalismus, der den Herrscher jeder Verantwortlickk.-it entkleidet und dieselbe den von ihm gewählten Ministern auf bürdet, in deren Entscheidung es folgerichtig stehen muß, ob sie im Stande sind, für die Regierungshand- lungen mit ihrer Person dem Lande gegenüber einzu treten. Auch vom politischen Standpunkte aus muß man dem Fürsten Bismarck völlig Recht geben, wenn er zur Zeit in einer Vermählung des Prinzen Alexan der von Battenberg mit einer Tochter des Kaisers eine Gefährdung seiner auf ein möglichst gutes Einvernehmen mit dem Czaren gerichteten Politik erblickt. Nicht Rußland als Nation, sondern der Wille des russischen Alleinherrschers kommt dabei für uns in Frage und wer den Haß kennt, von welchem der Czar gegen den ehemaligen Fürsten von Bulgarien erfüllt ist, wird sich der Erkenntniß nicht verschließen können, daß in den Augen des Czaren die Vermählung des Battenbergers mit einer preußischen Prinzessin keine „reine Familien angelegenheit", sondern ein politischer Akt sein würde, dem man bedenkliche Konsequenzen zuzujchreiben nicht unterlassen wird. Der neueste Artikel des „Journal de St. Pötersbourg" bestätigt diese Auffassung, indem darin ausdrücklich betont wird, daß Rußland aus jener Heirath Folgerungen ziehen würde, Vie auf die Be ziehungen zwischen Deutschland und Rußland von Ein fluß sein müßten. Auch selbst diejenigen, welche die Zu rückhaltung Deutschlands in der bulgarischen Frage nicht billigen, werden zugeben müssen, daß des Reichs kanzlers Widerstand gegen jene Vermählung sich mit der politischen Tendenz, wie sie bisher vom Fürsten Bismarck dem Czaren gegenüber verfolgt wurde, voll ständig deckt. Wie bereits gemeldet, gedenkt die Königin von England Ende dieses Monats zum Besuche des deut schen Kaiserpaares in Charlottenburg einzutreffen, ein Entschluß, der keineswegs, wie gewisse Blätter wissen wollten, durch das vorläufige Scheitern des vielbe sprochenen Heiraihsprojektes erschüttert worden ist. Vielmehr verlautet, daß sich die britische Königin von Anfang an mit großer Entschiedenheit gegen die ge plante eheliche Verbindung ihrer Enkelin mit dem Prinzen von Battenberg ausgesprochen hat. Ohne sich an das Sträuben des jungen Mädchens zu kehren, das bei der Berührung des heimlich geliebten Mannes wie elektrisirt zusammenzuckte, ergriff er freund lich ihre Hand und ihr liebkosend die Haare aus der fieberheißen Stirn streichend, führte er sie die schmale Treppe, welche von dem Schiffe der Kirche zum Chore führte, hinab, während Herr Hennig, sich triumphirend die Hände reibend, folgte. Man war in dem vornehmen Kreise sichtbar ge spannt auf das Erscheinen der Sängerin und als jetzt der junge Mann das todtenbleiche, darum aber nicht minder schöne Gesicht des Mädchens in dem schlichten Trauerkleide der Herzogin zuführte, da reckten und streckten sich neugierige Köpfe hervor und ein allgemein befriedigtes „Ah" zeigte die Bewunderung an, die das liebliche Geschöpf hervorrief. Bottmer zog sich mit einer tiefen respektvollen Verneigung zurück, während der alte Hennig, da graue Haupt entblößt, an Judith'- Seite trat, um das Mädchen der hohen Frau mit den Worten: „Durch, laucht sehen in Judith Rodenstein eine unglückliche Vater- und mutterlose Waise, die nicht-, nichts als ihre schöne Stimme besitzt", vorzustellen. — „Ich bin nicht in der Loge, den Schatz, der in ihrer Kehle verborgen liegt, zu heben" — fuhr er mit leiser, bewegter Stimme fort — „ober Durchlaucht nehmen sich vielleicht de- armen Kinde- an, dessen Schicksal ein traurige- ist und dos nur durch die Gnade edler, großmüthiger Menschen die Gabe, die ihr Kott verliehen, weiter auS- dilden kann. Der Herr Pfarrer, sowie ich, können dem jungen Mädchen da- beste Zeugniß geben und wenn sich Ihre Durchlaucht der armen Waise an- iich fische A «Heilung. Ein unterhaltendes Blatt für den Bürger und kandmann. Amtsblatt für die kgl. AmtShauptmannschasten Dresden-Altstadt und Dresden-Neustadt, für die Ortschaften des kgl. Amtsgerichts Dresden, sowie für die kgl. Forstrentämter Dresden, Tharandt und Moritzburg. verantwortlicher Redakteur und Verleger Kerrmann Müller in Dresden. Wir berichteten bereits, daß am Donnerstag eine merkliche Verschlimmerung in dem Befinden des Kaisers eingetreten war. Nähere Nachrichten darüber besagen: Eine plötzlich sich bemerkbar machende Verengerung des Athmungskanales ließ die Einlegung einer neuen, länger geformten Kanüle nothwendig erscheinen und wurde hiermit der Professor v. Bergmann betraut. Nachdem dieser sich seiner Aufgabe in der geschicktesten Weise erledigt hatte, erschien die Athmung, die insolge des voraufgegangenen Zwischenfalles etwas erschwert war, wesemlich erleichtert. Am Freitag begab sich der hohe Herr in einem geschlossenen Wagen nach seinem Palais in Berlin, wo er etwa eine Stunde weilte, um dann, nachdem er noch der Kaiserin-Mutter einen Besuch abge- stattet, wieder nach Charlottenburg zurückzukehren. — Der „Kölnischen Ztg." zufolge wurde der Kaiser in der Nacht vom Mittwoch zum Donnerstag von schwerer Athemnoth befallen. Ein Krankenwärter eilte des halb gegen 1 Uhr zu dem in der Nähe des hohen Patienten schlafenden vr. Hovell, weckte ihn und theilte ihm seine Wahrnehmung mit. Dieser begab sich gegen 2 Uhr zum Kaiser un.» sand, daß die Kanüle nicht richtig saß; er versuchte dieselbe wieder in die richtige Lage zu bringen, wobei die Umgebung der Wunde vielfach verletzt wurde; erst gegen Morgen glaubte vr. Hovell einen Erfolg erzielt zu haben. Im Laufe des Tages aber hatte der Kaiser wiederholt Er- stlckungsanfälle auszustehen, deren Anlaß die Herunter- stoßung großer Gewebetheile in die Lungen war; mit der Zett steigerte sich die Athemnoth dermaaßen, daß schließlich Mackenzie selbst der Ansicht war, wenn Pro fessor v. Bergmann nicht bald komme, sei der Kaiser in Gefahr. Endlich erschien derselbe denn auch und konstatirte, daß die rechtwinkelige gebogene Kanüle über haupt nicht mehr in die Luftröhre reichte; sie saß zwar noch in der Wunde, sah aber mit ihrem vorderen Theile beträchtlich aus derselben heraus; die Luftröhre selbst war mit einer Wuchermasse erfüllt. Professor v. Berg, mann beseitigte auf's Schleunigste die ungeeignete Ka nüle und legte eine neue rin. Der Kaiser erholte sich dann nach und nach und Freitag Morgen konnte Pro fessor v. Bergmann beim Krankenbesuche festftellen, daß das Befinden verhältnißmäßig befriedigend sei. Wie nunmehr verlautet, hat der hochselige Kaiser Wilhelm in seinem Testamente fast sein ganzes Prwat- vermögen dem Kron-Fldeikommißfond überwiesen, aus welchem bekanntlich die Prinzen und Prinzessinnen des königlichen Hauses jährliche Zulagen erhalten. Ein persönliches Vermächtnis ist nur dem Prinzen Heinrich von Preußen zu Theil geworden und zwar soll dasselbe in einem größeren Landbesitze in einer der östlichen Provinzen bestehen. nehmen wollten, würde Gott ein Wohlgefallen daran finden." Der alte Herr war wärmer und wärmer geworden eS galt ja seinen längst gehegten Lieblingögedanken verkörpert zu sehen und als er die freundlich theil- nehmende Miene der Fürstin sah, da zog er sich mit einer tiefen bittenden Verneigung zurück, um die Ant wort der Dame abzuwarten. Während dessen hatte der Pfarrer dem Herzog, der nach der Herkunft des auffallend hübschen Mäd chens gefragt, die nöthige Auskunft gegeben und lebhaft interessirt näherte sich der hohe Herr seiner Gemahlin, die in aufmunternder Weise Judith in ein Gespräch verwickelt hatte. Ihre Blicke schweiften dabei von dem schüchtern dastehenden Mädchen zu Bottmer hinüber, der wieder an die Seite seiner Partnerin getreten war, welche ihn, von der fremdartigen Erscheinung Judith'- gefesselt, bat, ihr Näheres über sie mitzutheilen, waS er denn mit einem etwa- beklommenen Gefühle that, da e- ihm schwer wurde, den klaren, offenen Augen der jungen Dame gegenüber von dem seltsamen, ihm aber nur zu erklärlichen Tode Rodenstein'- zu sprechen. Ohne sich über ihre Entschließungen auSzulaffen, rüstete sich die Herzogin, ebenso wie ihr Gemahl, die "Rückfahrt anzutreten: ihr Gefolge ahmte ihrem Bei spiele nach und fast schien eS, als sei die ganze, von Hennig so fein eingefädelte feine Jntrigue ohne jeden Er. folg geblieben. Seme mitleidigen Augen suchten Judith, die wortlos, die Augen gesenkt, dastand, ohne eS zu wagen, sich der Menge anzuschließen; da rief ihn ein Wink an die Seite der Herzogin, mit einem huldvollen Lächeln reichte sie erst dem Pfarrer, der sie an den
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