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Leipziger Monatsschrift für Textil-Industrie : 29.10.1919
- Erscheinungsdatum
- 1919-10-29
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- Deutsch
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- Universitätsbibliothek Chemnitz
- Digitalisat
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- ZeitungLeipziger Monatsschrift für Textil-Industrie
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Nr. 44. XXXIV. Jahrgang. Wochenberichte Leipzig, 29. Oktober 1919. Handelsteil der Leipziger Monatschrift für Textil-lndustrie JL Zugleich: Wochenschrift für Spinnerei und Weberei. Handelsblatt Allgemeine Zeitschrift für die Textil-lndustrie Begründet 1884 in LEIPZIG. für die gesamte Textil-Branche. vormals „Die Textil-Zeitung“. Fachzeitschrift für die Weil-, Baumwoll-, Seiden-, Leinen-, Hanf- und Jute-Industrie, für den Garn- und Manufakturwarenliandel. sowie die Tuch- und Konfektionsbranche. Nachdruck, soweit nicht untersagt, nur mit genauer Quellenangabe gestattet. Organ der Sächsischen Organ der Vereinigung Organ der Norddeutschen Textil-Berufsgenossenschaft. Sächsischer Spinnerei - Besitzer. Textil-Berufsgenossenschaft. LEIPZIG,'nörrienstraße <> Virl,||! | Herausgegeben von Theodor Martins Textilverlag in Leipzig. ||| Diese Wochenberichte erscheinen jeden Mittwoch und bilden den Handelsteil der „Leipziger Monat schrift für Textil-lndustrie“. — Der Preis für die „Leipziger Monatsohrift für Textil-lndustrie“ mit den Vierteljahr!, erscheinenden „Sonder-Nummern“ und den Beiblättern: Muster-Zeitung und Mit teilungen aus und für Textil-Berufsgenossenschaften beträgt für Deutschland, Österreich, Ungarn u. Tschechoslowakei pro Halbjahr^ 8,—, übrige Länder pro Halbjahr JL 25.—. Die „Wochenberichte“ können zum halbjährl. Preise von JL 7,— für Deutschland, Österreich, Ungarn und Tschechoslowakei, übrige Länder zum halbjährl. Preise von JL 20.— bezogen werden. In der deutschen Post-Zeitungspreisliste sind die Monatschrift nebst Beiblättern (auf Seite 203) unter „Leipziger Monatschrift für Textil-lndustrie“, die Wochenberichte (auf Seite 369) untar dem Titel „Wochenberichte der Leipziger Monatschrift für Textil-lndustrie“ eingetragen. Die Bezugs-Gebühr ist im voraus zahlbar. Wenn ein Bezug spätestens einen Monat voi Schluß des Halbjahres nicht gekündigt wird, gilt derselbe als fortbestehend. Anzeigen« Gebühr: Petitzeile (3 mm hoch und 43 mm breit) oder deren Baum JL 1,—, Stellen gesuche 70 Pfg. Bei Wiederholungen Rabatt nach Tarif. Beilagen nach feststehendem Tarif. Adresse für sämtliche Zuschriften und Geldsendungen: Leipziger Monatschrift für Textil-lndustrie, Leipzig, Dörrienstr. 9. Die Gefahr der Verschleuderung für unsere Export-Industrie. Von Dr. Ernst Schultze, Privatdozent an der Universität Leipzig. [Nachdruck verboten.] Unter den zahlreichen Sorgen, die uns heute bedrücken, wächst immer riesiger die um unsere Valuta im Auslande empor. Greift sie doch in unser ganzes Wirtschaftsleben mit eisernem Griff hinein. Vor allem befindet sich infolgedessen unsere Ausfuhrindustrie in einer schweren, vielfach in ihrer Bedeutung noch nicht erkannten Gefahr, die sich kurz dahin zusammen fassen läßt: daß wir zu billig an das Ausland liefern, uns selbst der teuer gekauften Rohstoffe berauben, das Ausland mit billigen Waren überschwem men, dort infolgedessen nicht etwa Dank, sondern neuen Haß ernten und Abwehrmaßregeln hervorrufen, die unsere Exportindustrie erdrosseln müssen — kurz, daß wir dem Abgrund der Verarmung, in den wir schon tief hinein geglitten sind, unrettbar verfallen. Daß es dahin kommen muß, wenn nicht rechtzeitig gebremst wird, sollen die folgenden Zeilen dartun, wobei von vornherein betont sei, daß alle wirklich erf o Igreichen Abhilf smaßregeln in der Volks wirtschaft nicht v»m Staate und seinen Organen, sondern von dem Wirtschaftskörper selbst ausgehen müssen. Freilich' ist oft genug ein Eingreifen des Staates nicht zu entbehren. Alles aber, was er tut, kann nur schematisch sein und bleibt schwerfällig, wird daher der sich mit blitzartiger Schnelle verändernden Lage des Wirtschaftsmarktes nicht gerecht. Nur die volkswirtschaftliche Einsicht der unmittelbar Beteiligten kann hier helfen, — sh™ niuni^ht in. yÄimhtjzefüh], Denn das bedarf wohl keiner Be gründung, daß wir, zumal in einer Zeit wie dieser, auf Gedeih und Verderb miteinander verbunden sind, und daß wir alle miteinander ins Elend geraten, wenn wir nicht so viel Pflichtgefühl aufbringen, nicht um kleiner persönlicher Vorteile willen das Interesse der Gesamtheit preiszugeben. Der Krieg hat unendlich viele Werte in Deutschland abgenutzt oder verbraucht oder zerstört. Wir sind daher aus einem reichen zu einem armen Volk geworden. Zu allem Überfluß hat uns der Gewaltfrieden, dem wir uns gebeugt haben, mit einer Riesenlast von Verpflichtungen beladen, deren Er füllung uns den Atem abschnüren muß, wenn wir nicht mit bienenartigem Fleiß, zugleich aber mit außerordentlicher Klugheit und Geschicklichkeit der Lage Herr zu werden suchen. Daß es an dem Fleiß heute in bedauerlichem Maße fehlt, weil die Arbeitsleistung in fast allen Betrieben empfindlich ge sunken ist, bedarf kaum der Erwähnung. Um so wichtiger ist mithin die planmäßige Durchdenkung unserer Wirtschaftslage und die ge schickte Durchführung der Maßregeln, die uns aus unserer Not heraus führen können. In dieser Beziehung kann dem deutschen Kaufmannsstand der englische zum Vorbild dienen. Letzterer hat in jeder großen Krisis — und an solchen Notlagen hat es in der wechselreichen englischen Geschichte wahrlich nicht gefehlt — immer wieder auf die Füße zu fallen gewußt, weil er sich darüber klar zu werden suchte, wie die englische Volkswirtschaft als Ganzes am besten aus den erwachsenen Schwierigkeiten herauskommen könne. Wer in solcher Lage Entscheidungen traf, die mit dem natio nalen Pflichtgefühl nicht in Einklang zu bringen waren, verfiel der Verachtung seiner Standesgenossen. .Aber es war nicht nur Pflichtgefühl, das die englischen Kaufleute zu gemeinsamem Vorgehen ver- anlaßte und ein Herausbrechen aus dieser geschlossenen Front selten machte; vl eltnehr erfüllte auch das wohlerwogene Eigeninteresse jeden Einzelnen mit der Überzeugung, daß er am klügsten handle, wenn er nicht Vorteile für sich auf Kosten der Allgemeinheit herauszuwirtschaften suchte, sondern darauf verzichtete, damit die Gesamtheit um so eher ihr wirtschaftliches Gleichgewicht wieder erringen könne. Denn in der Tat kann — um einen der einfachsten Fälle zu nennen —• eine Unterbietung von Konkurrenten derselben Nation im Handelsver kehr dem Ausland in gefahrvoller wirtschaftlicher Lage keine andere Folge haben als ein Abstürzen der Preise, die den eigenen Vorteil alsbald illusorisch machen. In Zeiten sinkender Valuta ist das ganz besonders gefährlich. Selten hat sich die Währung eines Landes in so übler Lage befunden, wie heute diejenige Deutschlands. Schon im Kriege sind gewaltige Summen ins Ausland abgeflossen, sowohl in barem Gelde wie in Wert papieren und anderen Werten. Dann folgten die wilden Monate der Revo lution und die Besetzung unserer Randgebiete durch feindliche Heere. Allein das offene Loch im Westen hat uns ungezählte Millionen entzogen. Wirkte es doch wie eine Säugpumpe: wie in einen luftleeren Raum strömte unser Geld dorthin, um für Dinge angelegt zu werden, die wir zum einen Teil bitter nötig hatten (Nahrungsmittel, Seife usw.)', zum anderen aber doch wohl hätten entbehren können, und die wir (in beiden Fällen) weit über dem Wert bezahlten. Das Krebsübel des Schiebertums, die Bestechlichkeit ge wisser Beamter, die für die Durchlassuug eines mit englischen und franzö sischen Waren beladenen Waggons den ziemlich festen Preis von 20000 einstrichen, hat uns weitere ungeheure Mittel gekostet. Nicht umsonst spricht man im besetzten Gebiet von den ,Einfuhroffizieren“ der Entente, die riesige Geldsummen an diesem Schieber- und Schleichhandel verdienen. Es ist wohl kein Zweifel möglich, daß wir die dort erstandenen Waren über ihren Wert bezahlen und daß unsere Feinde Hunderte von Millionen, viel leicht sogar Milliarden auf diese Weise mit geringer Mühe an uns verdient haben. Wir müssen diese Summen in den Schornstein schreiben, aber schlimmer als das: unserer eigenen Industrie wird dadurch die Absatzmöglichkeit im Inlande erschwert. Lassen wir uns über die Lage nicht durch den Warenhunger hinweg täuschen, der allenthalben in Deutschland zu herrschen scheint. Gewiß: es werden fabelhafte Preise für alle möglichen Dinge bezahlt, selbst für minderwertige Waren; nur die Ersatzwaren, die von den ersetzten Dingen kaum etwas anderes als den Namen haben, finden heute allenthalben sehr geringen Absatz. Als treibende Kraft wirkt für den Warenhunger neben der Aushungerung, die durch die Entbehrungen der langen Kriegsjahre heraufgerufen wurde, auch die in manchen Kreisen herrschende Angst mit, es könne zu einem Staatsbankerott kommen. Zahllose Angehörige aller Stände, — nicht zum wenigsten auch Arbeiter und Arbeiterfrauen — ver kaufen ihre Staatspapiere um jeden Preis und heben selbst ihre Einlagen in den Sparkassen ab, weil sie fürchten, eines Tages könnten die Auszahlungen eingestellt werden. Es scheint ihnen sicherer, statt dessen greifbare Dinge in Händen zu haben. Und so kaufen sie denn wild darauf los. Daher leerten sich in fast allen Geschäften die Warenlager, auch die ältesten Ladenhüter verschwanden, alles nahm der Markt willig auf. Als ob man ein paar Wassertropfen auf eine heiße Platte spritzte, so verdampfte alles. Ins Unerträgliche verschärft wurde die Lage durch die Arbeitskämpfe, die seit der Revolution in den meisten Wirtschaftszweigen ausbrachen.’ Jeder Wunsch der Arbeiterschaft oder der Angestellten wurde rücksichtslos geltend gemacht. Kein Entgegenkommen der Arbeitgeber konnte verhindern, daß häufige Arbeitspausen eintraten, die die Wiederauffüllung des Waren bestandes empfindlich verzögerten. Selbst dort, wo alle Meinungsverschieden heiten zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer durch unbedingtes Entgegen kommen der ersteren aus der Welt geschafft waren, wurde eine ungestörte Arbeit dadurch unmöglich, daß es mehr noch als an Rohstoffen an Kohlen fehlte. Die ungeheuerliche Brennstoff not, die über ganz Deutschland durch die kein Ende nehmenden Bergarbeiterstreiks verhängt wurde, ließ selbst diejenigen Betriebe, die mit inländischen Rohstoffen arbeiten und außer für unseren eigenen Markt für die Ausfuhr hätten arbeiten können, auf ein Mindestmaß der Leistung zurücksinken. Diese endlosen Wirren in unserer Volkswirtschaft verminderten den an sich schon geringen Warenvorrat aufs äußerste. Immer heftiger wurde das Verlangen nach Waren, und die nun geradezu mit Händen zu greifende Entwertung unseres Geldes, die den beständigen Lohnsteigerungen und Arbeitsunterbrechungen auf dem Fuße folgte, ließ zusammen mit der Gefahr, daß aus politischen Gründen der Staatsbankerott ausgesprochen werden oder daß doch unsere Kriegsanleihewirtschaft ebenso wie unsere Auslandswährung völlig zusammenbrechen könnte, die Gier nach Waren bis zur Siedehitze steigen. So stiegen die Preise — und im selben Maße purzelte unsere Währung. Allein: gerade dies schien die Lage zu erleichtern. Zum Er staunen vieler Kreise und. zum Triumph derjenigen, die von der kecken Behauptung nicht lassen wollten, daß selbst die wildesten Lohnsteigerungen uns nicht ins Elend bringen könnten, belebte sich die Ausfuhr, weil gerade unsere sinkende Valuta starke Ankäufe deutscher Waren möglich machte. Hat sich doch ein geradezu lächerliches Mißverhältnis zwischen dem inneren Wert dieser Waren und dem Preise ergeben, den sie, umgerechnet auf ausländische Währungen, heute erzielen. Wenn die Mark auf 0,20 Frc.
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