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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 30.07.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-07-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-188207307
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18820730
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18820730
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Bemerkung
- Fehlende Seiten in der Vorlage.
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFreiberger Anzeiger und Tageblatt
- Jahr1882
- Monat1882-07
- Tag1882-07-30
- Monat1882-07
- Jahr1882
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 30.07.1882
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Erscheint jeden Wochentag Abend« 8 Uhr für den andern Tag. Preis vierteljährlich 2 Mark 2ü Pf., zweimonatlich 1 M. SO Pf. u. einmonatl. 7k» Pf. M Tageblatt chänken mdo. men. >ats- Gatte Zrauz tze». nter- hier- Be ¬ tt die . M, Frau l nach Ug. 4 Uhr 83 r, ngercm e und Boigt, munden ' oW «e«. hr statt. eu. Uhr. ühcil- ck bei dem für zwei seiner st i l q s!rau. r Tod nseres r- und üglers wahren, jiermit 2. »en. stachm. er. Ab ¬ er. Nachbestellungen »uf Hm III» <1 für die Movate August «ad September werbm vo« sämmMchen Postaustalteu wie vo« Her unterzeichneten KxpeHition uuH Hm betanutm AnS- gabestellm in Freiberg, «raub, Langmau, Halsbrücke, LaughmuerSdorf und Weitzmbom zum Preise vo« 1 Mark 5« Ps. angenommen. Lxpsö. öos „ffM. ^nrsigsn u. IsgsdlsU". Die diplomatische Lage ist durch die Thatsache wesentlich verändert, daß die Pforte nicht nur der Kon ferenz beigetreten, sondern sich auch bedingungslos zur Intervention in Egypten bereit erklärt hat. Es wird sich nun fragen, welche Stellung die Westmächte zu diesem Entgegenkommen des Sultans einnehmen werden. Daß infolge dieser türkischen Frontveränderung England sein Mandat für erloschen erachten und alles Weitere der Pforte überlassen wird, ist nicht anzunehmen. Die Eng länder haben sich zu weit engagirt, um jetzt noch, mit dem Odium einer moralischen Niederlage belastet» den Rückzug antreten zu können. Aber mit dem schönen Gedanken der „Times", England werde nach beendeten Kriege das Pro tektorat über Egypten führen, dürfte cs nun vorüber sein, denn jedenfalls stellt die Konferenz die Modalitäten fest, unter denen die englischen und türkischen Militärkräfte gemeinsam zu operiren haben. Man hosit hierbei auf die Bereiwillig- keit der englischen Regierung, der doch jedenfalls daran liegen muß, die Wirkungen des von Arabi proklamirten „heiligen Krieges" durch eine Waffenbrüderschaft mit den Truppen des Sultans zu paralysiren. Jndeß lassen die neuesten Londoner Nachrichten doch befürchten, daß die von England an die Türkei gestellten Bedingungen ein Scheitern der gemeinsamen Operation im Gefolge haben können. — Von der französischen Regierung dürfte der Entschluß der Pforte freudig begrüßt und zum Anlaß genommen werden, der englischen Allianz den Rücken zu kehren. Denn von Tag zu Tag mehren sich dort die Gegner einer Mit-Jntervention. — Italien lehnte den englisch-französischen Antrag auf militärische Mitwirkung ab, um sich nicht von den Ost mächten zu entfernen. Letztere aber thun ihr Möglichstes, die Lösung ver cgyptischen Wirren in die denkbar günstigsten Bahnen zu führen. Im deutschen Reiche existirt zur Zeit eine recht be friedigende Stimmung, zum Theil hervorgerufen durch die gute Ernte, deren wir uns erfreuen, zum Theil aber auch begründet durch den Hinblick auf die immer günstiger werdende finanzielle Lage des Reichs. Dank dem Aufleben von Handel und Industrie ist das übliche Defizit ver schwunden und der Reichsfinanzminister kündigt für das neue Etatsjahr einen bleibenden Üeberschuß von 16 bis 30 Millionen an. Wir wollen hoffen, daß der günstigen Weiterentwickelung unserer wirthschaftlichen Lage keine be sonderen Störungen hindernd in den Weg treten. — Die kirchlichen Zwistigkeiten sind von einem kleinen Kriege zwischen dem Zentrum und den Welfen unterbrochen worden. Die Spaltung dieser bisher unter Windthorst's Fahne fest vereinigten Herren hat ihre Ursache in der verschiedenen Stellung zu den wirthschaftlichen und auch finanziellen Fragen, ursprünglich aber knüpft der Streit an die Ab stimmung über den Antrag von Bennigsen im Reichstage, betreffend die Tabakbesteüerung, an, wobei die Welfen Herrn Windthorst die Rechnung verdarben, indem sic gegen seinen Antrag und für den des Nationalliberalen Führers stimmten. Es würde nach unserem Dafürhalten kein Un glück sein, wenn dieser kleine häusliche Krieg mit einer Sprengung des Zentrums endigte. — Die beabsichtigte Auflösung der Berliner Stadtverordneten-Bersammlung soll auf Hindernisse stoßen. Es heißt sogar, der Kaiser könne sich nicht entschließen, zu dieser Maßregel seine Zu stimmung zu geben. — Ein Baron von Maltzan hat nach Mittheilungen Berliner Blätter einen Plan für die zweck mäßigste Erwerbung von Kolonien ausgearbeitet. In Hamburg wird sich dieser Tage ein Komitee bilden, welches die Sache in die Hand nimmt. Der Plan des Barons von Maltzan geht im Wesentlichen dahin, daß Landstrecken, in welchen sich bereits deutsche Firmen befinden und festen Boden gewonnen haben, unter deutschen Reichsschutz ge stellt werden sollen. Vor Allem soll verhindert werden, daß, wie es jetzt vielfach vorkommt, überseeische Faktoreien, welche durch deutschen Fleiß emporgekommen sind, schließ lich durch Kauf in die Hände von Ausländern übergehen. Aus Oesterreich ist nichts von Bedeutung zu melden. Herr v. Kalley, der Reichsfinanzminister, soll im Begriff stehen, seine Besichtigungsrcise nach Bosnien und der Herzegowina anzutreten, um auf Grund eigener Anschau ungen dann Reformvorschläge zu machen. — In den letzten Tagen fanden in Prag Besprechungen deutscher verfassungstreuer Politiker behufs eventueller Verstän digung mit den deutschen Konservativen statt und soll diese Verständigung selbst um den Preis von Opfern auf freiheitlichem Gebiete erzielt werden. Als geeignet zur Allianz-Grundlage sind folgende Punkte bezeichnet wor den: Aufrechthaltung der Gesetze gegen Wucher und Die Woche. Die abgelaufcne Woche hatte wenigstens eine That auf dem egyptischen Kriegsschauplätze zu verzeichnen und zwar das Gefecht zwischen den Truppen Arabl's und den Engländern bei Ramlch unweit Alexandriens. Die Engländer mußten sich dieses Punktes um jeden Preis bemächtigen, weil ihnen das dort befindliche Pumpwerk die Möglichkeit bietet, die Hafenstadt mit Wasser zu ver sorgen. Das Scharmützel fand am Montage statt und endete mit der Besetzung Ramlchs durch die Engländer. Weitere Zusammenstöße haben bis jetzt nicht stattgesunden und dies erklärt sich aus zweierlei Gründen. Zunächst fehlt cs den Engländern, um offensiv vorgehen zu können, an der erforderlichen Truppenmacht und ehe sie dieselbe an Ort und Stelle haben werden, dürfte noch der Monat August vergehen. Erst am Freitage beschloß das Londoner Parlament eine Vermehrung des Heeres um 10000 Mann. Andererseits erfolgte von den Egyptern kein Angriff, weil der Koran dies ausdrücklich verbietet. In einem Briefe an Gladstone sagt Arabi wörtlich: „Mein Herr! Unser Prophet hat uns in seinem Koran besohlen, Krieg weder zu suchen noch zu beginnen. Er hat uns ebenso befohlen, wenn Krieg gegen uns geführt wird, demselben Widerstand entgegenzusetzen und unter der Strafe selbst, als Ungläu bige zu gelten, Diejenigen, welche uns angegriffen haben, mit jeder Waffe und ohne Mitleid zu verfolgen. Folglich mag England sich versichert halten, daß die erste Kanone, welche gegen Egypten abgefeucrt wird, die Egyptcr von allen Verträgen, Kontrakten und Konventionen entbindet, daß die Kontrole und die Schulden zu Ende sein werden, daß das Eigenthum der Europäer konfiszirt werden wird, daß die Kanäle zerstört, die Kommunikationen abgeschnitten werden und daß von dem religiösen Eifer der Mohamme daner Gebrauch gemacht werden wird, um einen heiligen Krieg in Syrien, in Arabien zu predigen. Egypten wird von den Mohammedanern als der Schlüssel von Mekka und Medina angesehen, und Alle sind zufolge ihres Re- ligionsgesctzes verpflichtet, diese heiligen Orte und alle Wege, welche zu diesen führen, zu verthcidigen. Predigten über diesen Gegenstand sind bereits in den Moscheen von Damaskus gehalten und es ist ein Uebereinkommen mit den religiösen Führern eines jeden Landes der ganzen mohammedanischen Welt getroffen worden. Ich wiederhole und werde fortfahren, es zu wiederholen, daß der erste Streich, welcher von England oder seinen Alliirten gegen Egypten geführt wird, Blutvergießen durch die ganze Länge und Breite von Asien und Afrika verursachen wird, wofür die Verantwortlichkeit auf das Haupt Englands fällt rc." Dieser religiöse Fanatismus, den Arabi zu seinen Alliirten macht, findet noch Nahrung durch eine weit verbreitete Legende, wonach um die gegenwärtige Zeit des Jahr hunderts ein großer Scheich, eine Art von Reformator oder weltlichen Messias des Islams, aufftehen solle, und das Volk setzt hinzu, die Prophezeihung bezeichne die Familie Arabi's als diejenige, aus welcher der Scherif her vorgehen werde. Wenn man erst Arabi's Familie als die in Betracht kommende ansieht, so liegt es für das Volk selbstverständlich sehr nahe, Arabi als den muthmaßlichen Messias zu denken, und diese Idee kann, wenn Arabi sich lange genug hält, um sie festwachsen zu lassen, noch einen ganz bedeutenden Einfluß üben, so daß ihr Dasein immer hin Beachtung verdient. Schon jetzt sind die Aus schreitungen des Fanatismus im Innern des Landes schreckenerregend. Ucbrigens soll Arabi sich aus seinem verschanzten Lager bei Kafr-el-Danar zurückgezogen haben, weil er eingesehen, daß er nicht im Stande ist, sich un mittelbar an der Küste zu halten, wo die englische Flotte immer aktiv in die militärischen Entscheidungen eingreifen kann. Die Nachricht bedarf jedoch noch der Bestätigung. Trunkenheit, gesetzliche Regelung der Sonntagsheiligung, Beseitigung der Gewerbefreiheit, Zulassung der sechs jährigen Schulpflicht auf dem Lande unter Beibehaltung der achtjährigen in den größeren Städten, Einführung des direkten Wahlrechtes in den Landgemeinden mit gleich zeitiger Vermehrung der Abgeordnetenzahl. Hierdurch soll die Einigkeit aller deutschen Stammesgenossen gegen über den anderen Nationalitäten erzielt werden. Eine recht bewegte Woche hat Frankreich hinter sich. Die Jnterventionsfrage gab die Ursache dazu. Bekannt lich war es Gambetta, der seiner Zeit die englisch französische Aktion in Egypten inszenircn wollte; auch auf die Gefahr hin, daß wegen der scharf ausgesprochenen Sonderintercssen beide Alliirtc dabei auf einanderplatzen könnten. Sein Nachfolger, Freycinct, versuchte, dieser Gefahr auszuweichen, indem er nicht, wie sein Vorgänger, die Theilnahme der Türkei an der Intervention unbe dingt zurückwies und mit der Konferenz in engster Fühlung zu bleiben trachtete. Daraus ergab sich ein System des Schaukelns, welches einerseits Englands Ungeduld steigerte, andererseits Diejenigen erbitterte, welche auf Gambetta's Seite standen. Indem Freycinct vollends in die Rolle sich fügte, mit unbedeutenden Kräften das Wächteramt am Suezkanal zu übernehmen, verstimmte er sowohl Die jenigen, welchen die Machtentfaltung Englands Neid ein- flößte, als auch Jene, welche fürchten, Frankreich werde trotz aller Vorsicht doch noch in die Aktion hineingerissen werden. Die gambettistische Partei, die den unbedingten Anschluß an die englische Aktion will, und Diejenigen, welche jede Aktion perhorresziren, sollen sich zum Sturze Freycinets geeinigt haben. Die Kommission zur Bor- bcrathung der Kreditfordcrung für Egypten beschloß auch in diesem Sinne die Ablehnung der geforderten Gelder. Bevor aber das Kommissionsvotum zur Entscheidung der Kammer kam, erfolgte die Bereitwilligkeits-Erklärung der Türkei zur Intervention. Freycinct beantragte deshalb am Donnerstage, angesichts der neuen Situation die Kreditdebatte bis zum heutigen Sonnabend auszusetzen, damit er noch zuvor mit England sich verständigen könne. Es kommt nun darauf an, ob die Regierung noch an der Intervention festhält, oder sie infolge der türkischen Bereit willigkeit für unnöthig erklärt. Im ersteren Falle liegt die Möglichkeit einer Ministerkrists vor. Der Sturz Freycinets aber würde einen Wendepunkt in der neuen Phase der Orientfrage bilden. Das englische Parlament bewilligte mit großer Majorität die Krcditforderung von 2300 000 Pfund Sterling für die egyptische Expedition, genehmigte auch die Vermehrung des Heeres um 10000 Mann. Nur die irischen Deputirten erhoben vergeblich Widerspruch. — Aus Westindien kam die überraschende Nachricht, daß dort einer der Mörder des Lord Cavendish und Bourke s, der Irländer O'Brien, festgenommen worden sein soll. Derselbe soll sich in Puerto Cabello der Polizei gestellt und gestanden haben, daß er den Mord mit drei anderen Personen, die er namhaft machte, verübte. Der Radikalismus scheint in den Köpfen der nor wegischen Bauern sehr feste Wurzeln geschlagen zu haben. Dieser Tage fand zu Stiklestad in Norwegen eine von über 3000 Bauern besuchte politische Versammlung statt. In derselben hielt der bekannte Dichter Björnson eine feurige Rede zu Gunsten der Beseitigung des König- thums und der Aufhebung der Union mit Schweden, welche, wie norwegische Organe berichten, von den Bauern mit donnerndem Beifall ausgenommen wurde. In Rußland scheint die viel angezweifelte Krönung des Kaiserpaares nun doch noch in Szene gehen zu sollen. Die Truppenkörper, welche sür die Krönungsfcter designirt sind, haben Befehl erhalten, am 1. (13.) August nach Moskau abzugehen. Ferner wird bestätigt, daß Graf Woronzoff, der Minister des kaiserlichen Hauses, sich schon nach Moskau begeben hat, so daß an den Vorbereitungen zur Krönung nicht mehr gezweifelt werden kann. Tagesschau. Freiberg, den 29. Juli. Der Orient ist das Land der Märchen und märchenhaft klingen auch die neuesten Nachrichten, welche von dort kommen. Der blutdürstende Arabi soll plötzlich lammfromm geworden sein und ins Kloster gehen wollen. Ein dem „Daily Telegraph" in London zugegangenes Telegramm meldet darüber: Arabi Pascha telegraphirte heute (Freitag) früh dem Khedive den Vorschlag zum Frieden; er er- Amtsblatt für die königlichen uad städtischen Behörden zu Freibag und Braud, venmwortlicher Redakteur Julias Braun i« Freiberg. 34. 3ahr,a»a l Inserate werden bis Vormittags 11 Uhr angenom- > Sonntag, den 30. Juli. j 1882
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