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Großenhainer Unterhaltungs- & Anzeigeblatt : 20.11.1873
- Erscheinungsdatum
- 1873-11-20
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id38343789X-187311201
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id38343789X-18731120
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-38343789X-18731120
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungGroßenhainer Unterhaltungs- & Anzeigeblatt
- Jahr1873
- Monat1873-11
- Tag1873-11-20
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Erscheinen: Dienstag, Donnerstag und Sonnabend mit Ausschluß der Feiertage. Abonnement: Vierteljährlich 10 Ngr. Großenhainer WchMngs-miL Anzcheblaü. Amtsblatt des Königlichen Gerichtsamts und Stadtraths zu Großenhain. Inseratenpreis: Kür den Raum einer Spalt» ;nlt t Ngr. Inseratenannahme: Bis Tags vorher spätestens früh 16 Uhr. Redaction, Druck und Verlag von Herrmann Starke in Großenhain. M L»L Donnerstag, den 2V. November 18»» Verordnung, Maaßregeln gegen die Rinderpest betreffend. Da offiziellen Mittheilungen zufolge die Rinderpest neuerdings auch in Niederösterreich (Ober St. Veit bei Wien) ausgebrochen ist, so haben auf die Einfuhr von Wiederkäuern aus'Niederösterreich bis auf Weiteres nicht mehr die Bestimmungen unter 3, sondern unter 4 der Verordnung vom 24. Juli dieses Jahres Anwendung zu leiden. Es ist daher die Einfuhr von Wiederkäuern aus Niederösterreich mit Ausnahme von Rindvieh der grauen Race (Steppenvieh), dessen Einfuhr nach der Bestimmung unter 1 der angezogenen Verordnung unbedingt verboten bleibt, nur über Bodenbach und Zittau gegen Beibringung eines amtlichen Zeugnisses, wodurch nachgewiesen wird, daß die betreffenden Thiere un mittelbar vor ihrem Abgänge mindestens 30 Tage an einem seuchenfreien Orte gestanden haben und daß 20 Kilometer um denselben die Rinderpest nicht herrscht, sowie unter der Bedingung gestattet, daß der Transport durch seuchenfreie Gegenden erfolgt ist, und die betreffenden Thiere beim Uebergange über die Grenze vom Bezirksthierarzte untersucht und gesund befunden worden sind. Dresden, den 12. November 1873. Ministerium des Innern. v. Nostitz-Wallwitz. Jochim. Am heutigen Tage ist auf Grund erfolgter Anzeige auf dem die Firma des Gas- beleuchtungs-Actienvereins zu Großenhain betreffenden Fol. 1 des hiesigen Handelsregisters verlautbart worden, daß Herr Bürgermeister Leo Friedrich Ludwig-Wolf hier an Stelle des ausgeschiedenen Herrn Friedrich Oskar Kunze in das Direktorium eingetreten ist. Großenhain, am 14. November 1873. Das Königliche Gerichtsamt. , — Pechmann. S. In dem hiesigen Handelsregister ist heute auf erfolgte Anzeige die neuerrichtete Firma Julius Müller zu Großenhain und als deren Inhaber Herr Ernst Julius Müller daselbst auf Fol. 168 eingetragen worden. Großenhain, am 14. November 1873. Das Königliche Gerichtsamt. Pechmann. S. Auf erfolgte Anzeige ist heute auf Fol. 139 des hiesigen Handelsregisters das Er löschen der Firma I. C. Brückner zu Großenhain verlautbart worden. Großenhain, am 14. November 1873. Das Königliche Gerichtsamt. Pechmann. S. Der Sturz der preußischen Junkerpartei. Rühmlos und ohne Sang und Klang fand beim letzten preußischen Wahlkampfe die Junkerpartei ihren Untergang. Weit entfernt, für die Verstorbenen ein Loblied anstimmen zu wollen, dürfte es doch interessant sein, in Kurzem die Ursachen darzulegen, welche ihre endliche Auflösung herbei- sührten. Selten wohl hat eine Partei ein so volles Maß poli tischer Sünden angehäuft, wie diese. Seit der Zeit ihres Entstehens kannte sie nur glühenden, unauslöschlichen Haß gegen alle gerechten Forderungen einer vorwärtsschreitenden Zeit und setzte sich dadurch in trotzig bewußten Widerspruch zu den Jahrhunderte alten Ueberlieferungen des preußischen Staates, dem seine Schöpfer — Männer wie der große Kurfürst und Friedrich der Große — die Bestimmung an gewiesen hatten, auf der Bahn zeitgemäßen Vorangehens in allen staatlichen und kirchlichen Beziehungen stets der Erste zu sein. Trotz ihrer bis zum Ueberdruß ausgeschrienen Devise: „Ehret den König!" arbeitete diese Partei viele Jahre lang mit bohrender Zähigkeit daraus hin, die vom Könige feierlich beschworene Verfassung zu verkümmern und so den Grundpfeiler aller königlichen Macht, die Achtung und Liebe des Volkes, zu untergraben. Die konservative Partei war es, welche das öffentliche Leben wieder in die durch die Revolution von 1848 abgestreiften Bande des Bureaukratismus und der Polizeiherrschaft hineinschnüren wollte. Sie warf in der Zeit ihrer Macht die freisinnige Städteordnung von 1808, das Werk des großen Staats mannes v. Stein, über den Haufen, sie war nicht wähle risch in Benutzung der Waffen gegen die Principien der Gewerbefreiheit und gegen Alles, was dem Fortschritte ähnlich sah. Noch vor Jahresfrist stemmten sich diese Junker mit allen Kräften gegen die Einführung der neuen Kreisordnung, um nur ja nicht den unbeschränkten Land- rathsabsolutismus dem Princip der Selbstverwaltung zum Opfer zu bringen. Es ist kein Spiel des Zufalls, daß mit der Periode, in welcher die konservative Partei ihre höchsten Triumphe feierte, die auswärtige preußische Politik die tiefsten De- müthigungen erfuhr. Der Tag von Olmütz, von allen wahren Vaterlandsfreunden schwer beklagt, ward nur von den Conservativen als der erfreuliche Ausgangstermin einer neuen Epoche in der Entwickelung des preußischen Staates gefeiert. An ihnen fand der deutsche Bund seine eifrigsten Lobredner. Als das italienische Volk im Jahre 1859 in den glorreichen Kampf für seine Unabhängigkeit und ^rlbstständigkeit trat und Deutschland die Erfolge mit seinen Wänsten Sympathien begleitete, da konnten nur die Eonservaiiven ihre tiefe Abneigung dagegen nicht verbergen. Ihrem Einflüsse gelang es, die staatliche Anerkennung des neuen rtakensichen Königreichs über Gebühr hinauszuschieben. Nach dem Kriege von 1866 durften die Conservativen im Herrenhause noch wagen, ihrem Bedauern über die durch Oesterreichs Unterliegen ermöglichte Neugestaltung der deutschen Verhältnisse Ausdruck zu geben. Und erst vor wenigen Tagen, als der große Chambord Aussicht hatte, auf Frankreichs Thron die von allen Culturvölkern ver pönten Grundsätze einer unheilvollen Reaktion zur Geltung zu bringen, verhehlten die preußischen Conservativen nur schwach ihre Freude darüber. In kirchlichen Dingen hat diese Partei es stets geliebt, sich mit der Vertheidigung eines vermeintlichen Lutherthums zu brüsten. Aber wie wenig hatte sie mit dem Geiste des großen Reformators gemein! Wie er sich räusperte und wie er spuckte, das hatte sie ihm allerdings glücklich abge guckt und die einzelnen Härten und Absonderlichkeiten in seinem Wesen wußten die Herren Pastoren dieser Richtung trefflich nachzuäffen; aber seine erhabene Lehre von der Freiheit der Schriftforschung und dem allgemeinen Priester- thum verkehrte sich bei ihnen in das gerade Gegentheil einer verknöcherten Orthodoxie. Die Unfehlbarkeit, die der Vatikan seit dem letzten Concil beansprucht, hatten sie schon längst im Stillen für sich mit Beschlag belegt. Was Wunder daher, daß die geistige Verwandtschaft zwischen den Ultra montanen und Stockconservativen bei den jüngsten Kämpfen der römischen Kirche gegen den modernen Staat in so grelles Licht trat, wenn der bekannte Herr v. Gerlach als Protestant mit Sack und Pack ins Lager des schwarzen Centrums übersiedelte? Aber gerade die klerikale Frage und die zur Abweisung jesuitischer Angriffe erlassenen Kirchengesetze wurden der Eckstein, an welchem die Partei zerschellen mußte. Dem Volke gingen nachgerade doch die Augen auf und so sprach es denn sein Urtheil über diese Partei durch die letzten Wahlen. Vox populi, VOX Ü6i — Volksstimme, Gottes stimme ! Möge sie niemals wieder eine Auferstehung feiern. Tagesnachrichten. Sachsen. Se. Majestät der König haben, wie das „Dr. I." mittheilt, am 17. Novbr. Vormittags das Offi ziercorps des Feld-Artillerie-Regiments Nr. 12, „Corps- Artillerie", zu dessen Chef Sich Allerhöchstderselbe ernannt haben, zur Aufwartung unter Führung des Regiments- commandeurs (Oberst Heydenreich) empfangen. Das Kriegsministerium bringt unterm 6. November zur allgemeinen Kenntniß, daß Se. Majestät der deutsche Kaiser und König von Preußen den General der Infanterie und Commanbeur der 23. Infanteriedivision, Se. königl. Hoheit den Prinzen Georg, Herzog zu Sachsen, zum commandiren- den General des XII. (kgl. sächs.) Armeecorps ernannt hat. In Dresden ist am 18. Novbr. in den ersten Morgen stunden der Dachstuhl und ein Theil des dritten Stocks des freiherrl. v. Fletcher'schen Seminargebäudes von einem Feuer, dessen Entstehungsursache noch nicht ermittelt ist, zerstört worden. Preußen. Das Abgeordnetenhaus hat am 15. Novbr. den Abg. v. Bennigsen zum Präsidenten, den Abg. vr. Löwe zum ersten und den Abg. vr. Friedenthal zum zweiten Vice präsidenten gewählt, so daß die Wahl ganz so ausgefallen ist, wie sie vorher zwischen den beiden liberalen Parteien und der freiconservativen Partei verabredet worden war. — In der am 17. Novbr. dem Abgeordnetenhause vorgelegten Uebersicht der Einnahmen und Ausgaben für das Jahr 1872 zeigt der Finanzminister an, daß der Gesammtüberschuß der Einnahmen 27,720,055 Thlr. beträgt, wovon 12 Mill, für das Jahr 1874 disponibel bleiben. Der Schuldenetat sei 1872 um 80 Millionen entlastet worden. Für das Jahr 1874 verlange die Negierung ein Extraordinarium von 33V» Millionen für productive Zwecke und zwar soll unter Anderen das Cultusministerium 3 Millionen, das Justiz- und das Finanzministerium je 2 Millionen, das Handelsministerium 24 Millionen (darunter 9 Millionen für Canäle, Hafenbauten rc., über 11 Millionen für Eisen bahnen u. s. w.) erhalten. Im Ministerrathe am 13. Novbr. soll beschlossen worden sein, dem Landtage den im vorigen Jahre von den Com- missaren der einzelnen Ministerien ausgearbeiteten, damals aber nicht zur Vorlage gelangten Gesetzentwurf über Einfüh rung der obligatorischen Civilehe vorzulegen. Die Geneh migung des Königs zu der Vorlage soll bereits erfolgt sein. Der Erzbischof Ledochowski erhebt energischen Protest beim Oberpräsidenten gegen die Wegnahme der Kirchen bücher und Siegel in Filehne, Hinzdorf, Kulmsee und Bytin und verlangt Mittheilung des Protestes an den Cultus- minister, da die genannten Gegenstände Kircheneigenthum seien und, obgleich die Pröpste nach dem Landrecht zur Ein reichung von einem Duplicat der Kirchenbücher verpflichtet sind, daraus nicht hervorgehe, daß diese, welche aus kirch lichen und pröpstlichen Mitteln erworben worden, Eigenthum des Staates seien. Oesterreich. Bon Seiten des Präsidiums des Ab geordnetenhauses ist an die im Reichsrathe bisher nicht erschienenen Abgeordneten aus Böhmen und Mähren, sowie an die beiden vorarlbergischen Deputirten die geschäfts mäßige Aufforderung gerichtet worden, ihre Sitze im Ab geordnetenhause einzunehmen. Aus Gmunden wird gemeldet, daß der König Georg von Hannover vor einigen Tagen nach längerem Aufent halte in Frankreich dorthin wieder zurückgekehrt ist. Italien. Das Parlament ist am Sonnabend durch den König in Person eröffnet worden. Die Thronrede hebt hervor, daß Rom die Hauptstadt Italiens habe werden können, ohne die Unabhängigkeit des Papstes in der Aus übung seiner geistlichen Functionen und Beziehungen zu der katholischen Welt zu verringern. Man werde indessen bei aller Achtung vor dem religiösen Gefühl und der reli giösen Freiheit Angriffe auf das Gesetz und die nationalen Institutionen nicht erlauben. Die Beziehungen zu den ge- sammten Mächten Europas seien die freundschaftlichsten und erhielten ihre Sanction durch die an den beiden Kaiserhöfen in Wien und Berlin abgestatteten Besuche. „Die mir von den beiden Kaisern und beiderseitigen Völkern dargebrachten herzlichen Beweise von Sympathie", fuhr der König fort, „galten Italien, welches den unter den Nationen ihm ge bührenden Platz zu erobern wußte. Nachdem der Grund zur Feindschaft zwischen Oesterreich und Italien verschwunden, bleibt von nun an nur Vertrauen auf die Gemeinsamkeit der Interessen und auf die Vortheile gesicherter Freundschaft, welche um so höher anzuschlageu sind, als sie in Ueberein stimmung mit den Familiengefühlen sich befindet, welche eine höhere gebieterische Pflicht zwar beherrschen, aber in meinem Herzen nicht auslöschen konnte. Italien und Deutschland, welche sich beide im Namen des Nationalitätsprincips constituirten, haben es erreicht, liberale Verfassungen auf Grundlage einer Monarchie zu gründen, welche während Jahrhunderten ebenso mit den Unglücksfällen der Nation, wie mit ihren Ruhmesepochen verknüpft ist. — Die Beziehungen zwischen diesen beiden Regierungen, welche der zwischen beiden Völkern bestehenden Sympathie entsprechen, sind eine Bürgschaft für die Erhaltung des Friedens. Wir wünschen, mit allen Nationen in Eintracht zu leben. Nichtsdestoweniger werde ich ein treuer Hüter des Rechtes und der Würde der Nation sein." Nachdem die Thronrede neue Gesetzentwürfe für die Organisirung der Armee und Marine sowie für das Finanzwesen angekündigt und die Hoffnung auf eine lange Dauer des Friedens ausgedrückt hat, um die Aufgabe er füllen zu können, den Kindern das Vaterland zu sichern, welches unter schweren Prüfungen in der Vergangenheit unerschütterlich gehütet worden, schließt der König: „Heute wie damals habe ich Vertrauen zu der Nation; heute wie damals,- ich weiß es, hat die Nation Vertrauen zu ihrem König." Die Thronrede wurde häufig durch lebhaften Bei falls- und Hochruf auf den König unterbrochen. Frankreich. In der Nationalversammlung verlas am 17. Novbr. der Herzog v. Broglie zu Beginn der Sitzung folgende Botschaft des Präsidenten Mac Mahon: „Ich halte es in dem Augenblicke, in welchem die Discussion über die Verlängerung meiner Gewalten ihren Anfang nimmt, für meine Pflicht, mich darüber zu äußern, welche Bedingungen ich für die Prorogation meiner Amtsdauer für wünschenswerth halte. Frankreich, welches nach Stabilität und Stärke Verlangen trägt, würde einer Staatsgewalt kein Verständniß abgewinnen können, deren Dauer schon in ihrem Beginne Reservationen unterworfen wird, durch welche dieselbe von den constitutionellen Gesetzesvorlagen abhängig gemacht wird. Das würde heißen, in einigen
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