Ischopairer Wochenblatt. Gemeinnützige und angenehm unterhaltende Mittheilungen für den Bürger und Lan-nrann. Mit alleuAnädrgster Rönigl. Sächsischer Loncesston. M 41. Sonnabends, den 10. Oktober M o t t or ES ist so schwer, im Gleis zu bleiben, Weil uns,der Eifer selbst verwirrt, Doch wird' man daß am Beste» treiben, Wovon man selbst getrieben wird. 1. Churfnrst August I. und die Magd aus LZstra bei Dresden. *) -ES pflegte sonst der Erste der Auguste In Ostra'S Schatten-An sich zu ergehen, Weil er dort frei sich von den Zeugen wußte, Die lästig oft den Fürstenthron umstehen. Dort ging er »»gekannt, allein, Um ganz ein Bürger nur zu sei». — Von Anna habt ihr sicherlich vernommen, Der Chnrfürstin, aus jener guten Zeit, Der Wirthln, die zu seines Landes Frommen, Als EhgesponnS August sich angefreit, — Penelope an Arbeit gleich, Gar fromm dabei und tugcudreich. — Und Ostra, damals eigen schon dem Hofe, — War hochbeliebt ob seiner Meierei, Da schaltete, entfernt von Putz nnd Zofe, Die Churfürstin, als ob sic Bän'rin sei, Und ging in Boden, Keller, Stall Und griff mit an selbst überall. — Als nun auch einst August gegangen, Wo nahebei die Meierei sich zeigt, Da fühlt er wohl nach frischem Trunk Verlangen, (Weil brennender emvor die Sonne sieigt.) Und gehet unerkannt in'S Hans Und bittet gute Milch sich aus. *) Auch kleine häusliche Vorgänge von alten lie benswürdigen vaterländischen Rcgcntcnhäusern verdienen im Volke treues Aufbcwahre». Gs bringt die Magd herbei dem wackern Fürsten Don ird'no» Krug mit frischer Milch darin, Er trinkt mit Lust; doch als gestillt sein Dürste», Bemerkt er, daß die Milch gewaltig dünn. Und ruft die Magd, und fragt genau, „„Warum die Milch doch allzublau?"" — Die aber spricht: ,Mit Leßrer Milch bedienen Kann ich ihn nicht. So wie der Morgen graut, Zst auch sofort die Chnrfürstin erschienen, And nimmt der Milch die gute fette Haut, Das schlechte gicbt zum Kauf sie her, Der geiz'ge, alte, brumm'ge Bär." — ES will August gar große Kurzweil machen, Daß Annen man mit solchen Namen ehrt — Und geht nach Haus, und hier mit lautem Lachen Erzählt der Fürstin er, waö er gehört. Die aber läßt von Ostra dort Sich Halen jene Magd sofort. — Und hinter der halboffnen Zimmerthüre Verbirgt August sich, um den Spaß zu sch'nr Die Fürstin ruft, daß man herein die führe,. — Die draußen man wohl bebend schon sah stch'n, — Die Magd erscheint, und riesengroß Bricht nun das Donnerwetter los. — Geduldig hört die Wagd die harten Redens Sie hat'S gesagt, das Wort mit Frevelsinn; Zum Widerspruch kann sie sich nicht entblöden. Nimmt den Sermon in tiefem Schweigen hin, Und August lacht im Hinterhalt Gar herzlich, wie die Predigt schallt. — 'Doch als nun Anna endlich abgebrochen, Wirb auch die Magd voll Mißmuth wieder laut Und weint: „Ich habe freilich schlecht gesprochen, Doch dacht ich nicht, daß er, dem ich'S vertraut, Gleich alles wieder klatschte frei, Und solch ein Galgenschwengel sei," —>