Suche löschen...
Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 29.10.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-10-29
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-188210295
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18821029
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18821029
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Bemerkung
- Fehlende Seiten in der Vorlage.
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFreiberger Anzeiger und Tageblatt
- Jahr1882
- Monat1882-10
- Tag1882-10-29
- Monat1882-10
- Jahr1882
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 29.10.1882
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
und Tageblatt. AmtMM für die Miglichm M städtischen Behörden zn Freiberg nnd Brand. Verantwortlicher Redakteur Iuliu» »rauu tu Freiberg. Inserat« werden bi« Vormittag» 11 Uhr angenorw- II men und beträgt der Preis für die schalten« Zell« ß 1 oder deren Raum 1b Pfennige. ' ll « "' "" ' Ij ' ' " - — - g Erscheint jeden Wochenlaa Abends 6 lldr für den ^SS8.f j S-mt-g, den 29. Owber. , Rach-estellunge« ins den ^I»»«1jxer UI»«> für die Monate November und Dezember Verden von sSmmtlichen Poftanstalte« wie von der »nterzetchueten Expedition und dm bekannte« AvS- gabestellm in Freiberg, Braud, Laugenan, Halsbrücke, LanghmnerSdors und Weitzmbom zum Preise von 1 Mark SV Pf. angenommen. Lxpsü. 6v8 „ssi-vid. ^nroigsn u. 7agsd!sN". Die Woche. 117 910768 Gulden aufweist, wovon nach Abzug der Be deckung und verschiedener Ueberschüsse ein Gesammt- erforderniß von 99991763 Gulden verbleibt. Eine stehende Position in dem gemeinsamen Budget Oesterreich- Ungarns bilden die Ausgaben für die in den okkupirten Provinzen stehenden Truppen und auch jetzt beträgt die außerordentliche Erforderniß für das Okkupationsheer über den Friedensetat wieder 8988000 Gulden. Da die okku pirten Provinzen nicht im Entferntesten im Stande sind, diese Summe selbst aufzubringen, so wird die erwähnte Position wohl noch längere Zeit als unangenehme, aber unvermeidliche Zugabe im gemeinsamen Budget des öster reichischen Staates figuriren. — Die Ansprachen der bei den Delegations-Präsidenten an den Kaiser sowie nament lich die Antwort des Monarchen konstatiren die guten Beziehungen, welche Oesterreich gegenwärtig mit allen europäischen Staaten unterhält. Es bleibt beim Alten! Wir haben in der vergangenen Woche im leitenden Staate des deutschen Reiches — im König reiche Preußen — die Wahlen zum Abgeordnetenhaus!! sich vollziehen sehen, von denen man hoffte, sie würden irgend wie durch neue Parteigruppirungen einen Ausweg aus der jetzigen Misöre unserer inneren politischen Zerrissenheit zeigen. Das ist nicht geschehen, im Gegenthcil bleibt alles beim Alten. Im Großen und Ganzen sind die Partei verhältnisse nicht so wesentlich geändert, daß man man für die bevorstehende Session mit gannehmnnderten Faktoren zu rechnen hätte, aber man badet inafi" zweimal in demselben Flusse. Sogar dieselben Männer, welche schon in dem letzten Landtage saßen, werden wicdcrgcwählt nicht dieselben sein, und jede Partei wird schon deshalb in sich verändert sein, weil wir Alle ein reiches, lehrhaftes Jahr durchlebt haben. Das Verhältniß der Parteien zu einander und im Vergleich mit dem letzten Landtage stellt sich folgendermaßen heraus: 433 (433) Konservative 129 (116) Freikonservative 55 (49) Zentrum und Welfen 100 (100) Nationalliberale 70 (89) Sezession 20 (18) Fortschritt 39 (40) Polen und Dänen 20 (21) Aus dieser Zusammensetzung geht unzweifelhaft hervor, daß die Repräsentation des Hauses die bisherige bleiben wird, wonach die Präsidentcnstelle wieder durch die Konser vativen, die erste Vizepräsidentenstclle durch das Zentrum und der Posten des zweiten Vizepräsidenten durch die Frei konservativen besetzt werden wird. Was aber die extremen Parteien, die Rechts-Konservativen und die Fortschritts männer, erhofften, ist nicht cingetreten; die Mittelpartci verschwand durch diese Wahlen nicht von der Bildfläche, sondern steht trotz aller Ungunst der Lage noch aufrecht da. Daraus mögen ihre Gegner endlich die Lehre ziehen, daß die gemäßigt liberale Richtung in Deutschland eben nicht todt zu machen ist. Den Konservativen scheint aber der Kamm schon sehr zu schwellen, denn ihre Organe streiten sich bereits um die Erbschaft der Bismarck schen Kanzlerstellung, obwohl bekannt ist, daß der Fürst erst un längst zu Lothar Bucher gesagt: „Es ist unser gemein sames Schicksal, im Dienste zur Ruine zu werden." Dazu aber ist, da sich der Kanzler sehr wohl befinden soll, vor läufig und hoffentlich noch lange keine Aussicht. Die „Halle'sche Zeitung" z- B., welche den Reichskanzler wegen seiner auswärtigen Politik schulmeistert und erklärt, daß eine Jnteresscnwirthschast zwischen Italien und Deutschland unmöglich sei, wird sich also noch einige Zeit in Geduld fassen müssen. Charakteristisch ist übrigens, daß die Liberalen niemals die Kreise des Kanzlers in der aus wärtigen Politik gestört haben, während die Konservativen jetzt schon selbständige auswärtige Politik treiben wollen- Uebrigens scheint die „Halle'fche Zeitung" ganz und gar zu vergessen, daß die äußere Politik in den Reichstag gehört, woselbst man auf den Fürsten Bismarck und nicht auf die Vorschläge der biederen „Hallc'schcn" hört. In vergangener Woche ging die Session der öster reichischen Landtage zu Ende und es folgte ihr auf dem Fuße die neue Session der Delegationen. Dieselbe wurde am vergangenen Mittwoch in Pest eröffnet. Es ist den Delegationen zunächst dos gemeinsame Budget pro 1883 vorgelegt worden, welches eine Gcsammtausgabe von Die Nachrichten über eine italienische Minister krisis treten immer bestimmter auf. Man meldet jedoch, daß nicht der Justizminister Zanardclli allein, sondern auch der Leiter des Auswärtigen, Herr Mancini, und sein Kollege vom Departement der Bauten den Boden unter ihren Füßen verloren haben und durch Tajani, Minghetti und Coppino ersetzt werden würden. Herr Zanardclli will sich Oesterreich gegenüber bezüglich der vcnctianischen Irreden tisten absolut zu keiner Konzession verstehen, und Herr Mancini theilt seine Anschauung, wahrend inzwischen von Wien aus, wenn auch noch nicht offiziell, so doch jeden falls vertraulich, wegen der Auslieferung der beiden bei dem Bombcnkomplott bctheiligten Venezianer angefragt worden ist. Inzwischen haben in Rom und Turin neue irredentistischc Verhaftungen stattgcfundcn. In Frankreich bildeten die umfangreichen Verhaf tungen der Persönlichkeiten, welche als die Urheber der Unruhen in Montceau-les-Mincs bezeichnet werden, das Ercigniß der Woche. Bei mehreren Verhafteten sind äußerst kompromittircnde Papiere gefunden worden, welche die französische Regierung in den Besitz aller Fäden einer großen revolutionären Organisation gesetzt haben sollen, die, wie es heißt, durch Bezirks verbände über ganz Frank reich verbreitet ist und deren leitendes Komitee in Genf seinen Sitz hat. Jedenfalls ist, wie cs scheint, die in Montceau- les-Mincs vorzeitig zum Ausbruche gelangte anar chistische Bewegung ernster, als man in den Pariser Re gierungskreisen sich anfänglich träumen ließ und die Re gierung des Herrn Grcvy wird hoffentlich nichts versäumen, um dem Umsichgreifen dieser sozialistischen Revolution SN mimaturs energisch entgegen zu treten. Ob die Bomben affaire im Theater Bcllccoürt mit den sozialistischen Um trieben in Verbindung steht, wird wohl die über diese ganzen Vorgänge cingelcitete gerichtliche Untersuchung er geben. Ein Resultat ist indessen hiervon noch nicht so bald zu erwarten, da der richterliche Spruch in dieser Angelegenheit wegen der den Geschworenen zugegangenen Drohungen erst in der nächsten Gcschworenen-Session und auch von einem anderen Schwurgericht gefällt werden wird. Man macht der Regierung deswegen den Vorwurf, daß sie gewissermaßen Furcht vor den Aufrührern zeige. Rich tiger dürste jedoch die Annahme sein, daß man in Paris an maßgebender Stelle meint, mehr Zeit noch für umfassendere Untersuchungen nöthig zu haben. Die von der englischen Regierung bei Eröffnung des Parlaments am vergangenen Dienstage vorgclcgtc Dcpeschensammlung über die egyptische Frage brachte wenig Neues. Die Depeschen erstrecken sich auf die Zeit vom 23. Juni bis 17. August d. I. und betreffen hauptsächlich die Verhandlungen über die Konferenz in Konstantinopel und die Aufforderung an die Pforte, Truppen nach Egypten zu senden. Gleichzeitig konstatiren sie die unge meine Vorsicht, welche Fürst Bismarck in Behandlung der cgyptischen Angelegenheit seither beobachtet hat, was ja ohnehin allgemein bekannt ist. Außerdem hat man von London aus der cgyptischen Regierung einen neuen Vor schlag bezüglich der Zusammensetzung der internationalen Schadenersatz-Kommission unterbreitet, demzufolge Frank reich und England, wie auch die übrigen Großmächte, je einen Vertreter zu derselben ernennen sollen. Auch die Vereinigten Staaten und Griechenland sollen je einen Ver treter senden, während die kleineren Staaten eine Kollektiv- Vertretung erhielten. Nur Egypten allein solle zwei Vertreter stellen und zwar den Präsidenten und den Vize Präsidenten der Kommission. In Serbien bildete natürlich der Mordversuch auf König Milan das Tagesgespräch. Ueber die Motive des Attentates werden verschiedene Gerüchte laut. Einmal heißt cs, die Wittwe Markovich habe beim ersten Verhöre gestanden, die That aus persönlichen Gründen begangen zu haben; dann wieder heißt es, die Frau habe in einem Anfälle von Geistesgestörtheit das Attentat unternommen; eine dritte Version will endlich wissen, daß die Markovich eine Agentin der revolutionären großserbischen Partei sei, welche darauf hinarbeite, König Milan um jeden Preis zu beseitigen. Die cingelcitete Untersuchung hat noch keine dieser im Umlauf befindlichen Gerüchte bestätigt, doch ist cs nicht unmöglich, daß auch politische Motive unter den Ursachen des Attentates auf den serbischen Herrscher eine Rolle spielen. In den russischen Ostsecprovinzcn herrschen recht schlimme Zustände. Wenn nicht rasche und gründliche Abhilfe erfolgt, wird sich nach Ansicht der „Rundschau" dort eine Brutstätte der Unbotmäßigkeit und Gewalt- thätigkeit herausbilden, die für die Ruhe und Sicherheit des Staates die größten Gefahren bringen dürfte. Die Brandstiftungen auf deutschen Landgütern Hausen sich in erschreckendem Maße und daneben nimmt die Wühlerei gegen die Deutschen ununterbrochen ihren Fortgang. Be merkenswert^'Äsbesondere ist folgender Vorgang in Kur land. Auf dem Gute Schlockenbeck brannten gleichzeitig sämmtliche Getrcidescheuncn, einen Geldwcrth von 10000 Rubel rcpräscntirend, nieder und Tags darauf erhielt der Eigenthümer dieses Gutes, der Krcismarschall Baron Recke, einen „wir Letten" unterschriebenen Brief, in welchem ihm erklärt wurde, daß cs so lange bei ihm brennen werde, bis er ein ganz armer Mann geworden sei. Das nackte Leben werde man ihm lassen, bis die Zeit gekommen sei — sie käme aber bald — da die Letten die verfluchten Eindringlinge, die Deutschen, nicdermctzeln und das lettische Land von seinen Räubern befreien würden. Das ist einmal deutlich gesprochen, und dabei ist Baron Recke stets ein liberaler Wohlthäter seiner Bauern gewesen. — Wie man aus Petersburg meldet, schreiten die Arbeiten der russisch-chinesischen Grcnzrcgulirungskommission nur langsam vorwärts. Bis jetzt ist es erst gelungen, die Grenzlinie auf der Strecke zwischen dem Flusse Deneß und dem Engpässe von Naronipolje in definitiver Weise zu bestimmen. Die Ursache der Verzögerung liegt in dem Widerstreben einiger Nomadenstämme gegen die russische Herrschaft. Wie man glaubt, dürste der Gouverneur von Semiretschensk die Weisung von Petersburg erhalten, die Ausweisung der renitenten Nomaden ohne Weiteres zu veranlassen. Die blühende Hauptstadt derspanischen Philippinen- Inseln, Manilla, ist am Anfänge der abgelaufenen Woche von einem furchtbaren Typhon (Wirbelsturm) heimgesucht worden. Der Sturm verheerte einen großen Theil der Stadt und richtete auch im Hafen große Verwüstungen an, wodurch viele Schiffe theils zertrümmert wurden oder starke Beschädigungen erhielten, darunter auch mehrere deutsche Schiffe. Die Entwickelung, welche in Egypten der Prozeß gegen Arabi zu nehmen beginnt, zeigt wieder einmal, daß trotz vorgeblicher Humanitätsrücksichtcn die Engländer nur auf ihr eigenes Interesse bedacht sind. Ls ist nämlich den englischen Agenten ein Hauptkoup geglückt, als sie die geheime Korrespondenz des Angeklagten in ihre Hände brachten. Es sind Briefe beschlagnahmt worden, die aus der unmittelbarsten Umgebung des Sultans hcrrühren und von recht kompromittirendcm Inhalt sein müssen, da alsbald das Gerücht in die Welt gesetzt wurde, als habe der Sultan die Niederschlagung des ganzen Prozeßver fahrens verlangt. Die oft genug gehörte Behauptung, daß die Pforte in Egypten ein Doppelspiel treibe und sich Arabi's als Werkzeug bediene, erhält auf Grund der neuesten Depeschen aus Kairo einen pikanten Kommentar. Wie es demnach um den Charakter der augenblicklichen englisch-türkischen Beziehungen bestellt ist, braucht wohl nicht des Näheren dargclcgt zu werden. DZIW
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite