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Sächsische Dorfzeitung : 10.04.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-04-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480520429-188804107
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480520429-18880410
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480520429-18880410
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Dorfzeitung
- Jahr1888
- Monat1888-04
- Tag1888-04-10
- Monat1888-04
- Jahr1888
- Titel
- Sächsische Dorfzeitung : 10.04.1888
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Exp<d. rr. Redaktisu rreS»en-«eufta»t kl. Meißner Gaffe 4. Lt« Zeitung erscheint Dienstag, Ganuerftag und Tannadend früh. U-anuementS- Prri»: »teNtljLhrl.Mk.1^0. Zu beziehen durch die kaiserlichen Post- «statten und durch unsere Boten. Bei freier Lieferung t»d HauS erhebt dä Post noch eine G«- «hr von 2b Psg. Sächsische Nacheilung. Lin unterhaltendes Blatt für den Bürger und Landmann. Amtsblatt für die kgl. Amtshauptmannschaften Dresden-Altstadt und Dresden-Neustadt, für die Ortschaft«! de- kgl. Amtsgerichts Dresden, sowie für die kgl. Forstrentämter Dresden, Tharandt und Moritzburg. verantwortlicher Redakteur und Verleger Kerrman« Müsser in Dresden. S»fer«te werden di« Montag, Mittwoch ». Freitag Mittag angenommen und kosten: »telspalt Zeile lbPfg Unter Eingesandt: » Psg. Inserate»» Aanat»esteleu: Die Arnoldisch« Vuchhandluno, Invaliden dam, Haasrnstein L Bögler, Rudolf Moffe, G L Daud« Eo in Dresden, Leivztg. Hamburg, Berlin, Frankfurt a/M. u. f w. Dienstag, den 10. Aprit 1888. 50. Jahrgang. Polittsche Wellschau. Deutsche- Reich. In dem Augenblicke, da wir diese Zeilen schreiben, hat das Gerücht von dem bevorstehenden Rücktritte des Fürsten Bismarck noch immer nicht bas erhoffte Dementi von osficieller Seite erfahren; im Gegcntheile, die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" druckt die diesbezüglichen Auslassungen der „Kölnischen Zeitung" wortgetreu ab, ohne auch nur ein Wort des Zweifels an der Richtigkeit derselben hinzuzusügen. Wenn man nun bedenkt, daß in dem politischen Theile des Lelborganes des Reichskanzlers nichts von Bedeutung ausgenommen zu werden pflegt, was nicht zuvor die Billigung des Fürsten gefunden hat, so muß man zu der Annahme gelangen, daß dem Gerüchte doch etwas Wahres zu Grunde liegt. Die neueren aus Berlin eingetroffenen Nachrichten scheinen dies denn auch zu bestätigen. Man schreibt nemlich von dort: In den hiesigen diplomatischen Kreisen herrscht augenblicklich eine ungeheuere Aufregung. Man spricht in ernster Weise von der Möglichkeit eines baldigen Rücktrittes des Fürsten Bismarck und bringt diesen Entschluß des Reichskanzlers in Verbindung mit dem so oft schon aufgetauchten und immer wieder bei Seite geschobenen Plane einer ehelichen Verbindung zwischen dem ehemaligen Fürsten von Bulgarien, dem Prinzen Alexander von Battenberg und der Zweit ältesten Tochter des deutschen Kaisers, der Prinzessin Viktoria. Aus für gewöhnlich zuverlässiger Quelle verlautet nemlich, daß der Prinz bereits in nächster Zeit zum Zwecke der Werbung nach Berlin zu kommen beabsichtige und daß auch die Königin Viktoria von England auf ihrer demnächstigen Rückreise von Florenz nach London die deutsche ReichShauplstadt berühren werde, um als Freiwerberin für den Schwager ihrer Lieblingstochter (der jüngere Bruder des Battenbergers ist nemlich mit der englischen Prinzessin Beatrix ver mählt), auszutreten. Hieraus zieht man nun den Schluß, daß Kaiser Friedrich diesem HeirathSprojekte nicht ganz abgeneigt ist, obwohl dasselbe gan^ dazu angethan erscheint, auf die bisher von dem Fürsten Bismarck verfolgte äußere Politik in störender Welse einzuwirken. So lange nemlich die bulgarische Frage noch nicht gelöst ist, so lange trägt Prinz Alexander auch jenes verhängnißvolle Zeichen an der Stirn, das ihm die bulgarische Fürstenkrone nun einmal aufge drückt hat. Denn obwohl augenblicklich entthront, bleibt er immerhin der Mann, auf dessen Rückkehr die Bul garen rechnen; war er es doch in erster Linie, der die Bulgaren dem russischen Einflüsse entzogen und damit in den heftigsten Gegensatz zu dem Czaren gebracht hat. Er wird sich also nie der schweren moralischen Verpflichtung entziehen können, als Feldherr an die Spitze der Bulgaren zu treten, falls diese gelegentlich eines Krieges mit Rußland, die militärische Unfähigkeit ihres jetzigen Fürsten erkennend, seine Unterstützung an rufen. Diese moralische Verpflichtung, die dem Prinzen von Battenberg obliegt, verhindert es, daß er, so lange die bulgarische Frage in den Augen aller Großmächte ungelöst ist, von einem anderen Gesichtspunkte, als dem politischen, beurtheilt werden kann. Daraus aber ergiebt sich mit Nothwendigkeit, daß eine Verbindung zwischen ihm und einer deutschen Kaisertochter einfach ein Ding der Unmöglichkeit ist. Die deutsche Politik wurzelt in erster Linie in dem Bestreben, Alles zu vermeiden, was auch nur den geringsten Argwohn der übrigen Großmächte wachrufen könnte. Deutschland muß, wie Fürst Bismarck im Reichstage wiederholt so klar und überzeugend ausgeführt hat, der bulgarischen Frage gegenüber vollständig interesselos erscheinen; nur so ist es dem Kanzler möglich, mit Erfolg den Ver mittler zwischen Rußland und Oesterreich, Ungarn zu spielen. Das Vertrauen aber, welches die deutsche Re gierung heute in Wien wie in Petersburg genießt, dürfte mit einem Schlage für lange Jahre hinaus erschüt tert werden, wenn der Ballender ger, in dem der Czar nun einmal einen Persönlichen Gegner erblickt, der Schwiegersohn des deutschen Kaisers würde. — Aus Darmstadt, wo sich bekanntlich der Prinz von Batten berg seit seiner Rückkehr aus Sofia aufhält, berichtet man ferner noch: Die Verhandlungen betrrffs des HeiratheprojekteS waren vor etwa 14 Tagen bereits so weit gediehen, daß Prinz Alexander schon seine Ab fahrt nach Berlin für den zweiten Osterfeiertag in Aussicht genommen hatte, als Plötzlich auf einen von Berlin aus gegebenen Wink hin die Reise unterblieb. In Darmstadt verlautet übrigens allgemein, daß die frag liche eheliche Verbindung bereits seit Anfang 1884 ein LieblingSwunsch der nunmehrigen Kaiserin Viktoria ist. Als im April jenes Jahres die Vermählung der ältesten Tochter des Großberzogs von Hessen, der Prinzessin Viktoria, mit dem Prinzen Ludwig von Hessen gefeiert wurde, soll die betreffende Angelegenheit zwilchen der damaligen Kronprinzessin des deutschen Reiches und dem Fürsten Alexander, welche beide der Hochzeit bei wohnten, soweit als nur möglich gefördert woiden sein. Der Fürst reiste bald darauf nach Berlin, fand indeß im ReiSkanzler einen entschiedenen Gegner der ge planten Heirath, die denn auch damals unterblieb. Nichtsdestoweniger wurde in gewissen Kreise» das Projekt nicht aufgegeben, vielmehr wartete man nur einen günstigen Augenblick ab, um damit wieder hervor- zutreten, wie es jetzt geschehen ist. Von nationalliberaler Seite knüpft man an die Kanz lerkrisis folgende beachtenSwerthe polittsche Betrachtungen: In der Lösung auch nicht einer der schwebenden euro päischen Fragen hat die Diplomatie in der letzte»' Zeit einen Fortschritt zu verzeichnen gehabt. Man beschränkt sich vielmehr einfach darauf, kerne neuen Konflikte und keine Steigerung der bestehenden Differenzen auskom men zu lassen. Aber schon das ist angesichts der euro päischen Lage ein Kunstwerk ersten Ranges und eS gab Augenblicke — sie liegen in der That nicht weit hinter uns — wo die starkgläubigsten Optimisten an der Möglichkeit der Durchführung dieses Friedenssystems zu verzweifeln begannen. Um so dringender ergeht die Aufforderung an alle diejenigen, welche für den Frieden Europas verantwortlich sind, Alles zu ver melden, was da- augenblicklich zwischen den Lentral- mächten einerseits und Rußland und Frankreich anderer seits herrschende gespannte Verhältniß noch unerquick licher gestalten könnte. In dreier Anfchauung ist ganz Europa mit Ausschluß der ausgesprochenen Knegs- parteren einig und von diesem Standpunkte aus wird man allenthalben auch die neueste Phase der bulgarischen Frage betrachten, die plötzlich den Anschein gewann, als ob sie tief in die deutschen Verhältnisse erngrersen sollte. Die Darstellung der Sachlage, als wäre rs die Ausgabe der deutschen Politik, russischen Vorurtheilen sich unterzuordnen, weisen wir als grundfalsch zurück; diese Auffassung wird sicher auch nicht von unterem leitenden Staatsmanne getheilt, dessen kühne Initiative dos widerwillige Europa zwang, das Auferstchen des deutschen Reiches über sich ergehen zu lassen. Dagegen ist es andtrerfens eine einfache Forderung der Vernunft, daß Deutschland sich nicht in Handel milcht, die dasselbe im Grunde genommen gar nichis angehen. Als vsr wenigen Wochen alle europäischen Mächte ihre er lauchten Vertreter nach Berlin fandten, um die Leiche unseres großen Kaisers zu Grabe zu geleiten, da erschien der politiiche Horizont wolkenloser als feit langer Zeit; heute aber, al>o nach wenigen Wochen, ericheint derselbe düsterer denn je, indem das Gerücht von der Kanzler, knsis die gesunkenen Hoffnungen der Kriegsparteien in Rußland wie in Frankreich von Neuem belebt hat. Die Meldung verichiebener Blätter, wonach es sich bei dem Besuche, den der König von Sachsen vor einigen Wochen dem Piinzregenten Luitpold von Baiern in München abstatlete, in erster Linie um die Erörterung der Frage, betreffend die Ur bei nähme deS Oberbefehl- über daS deuNche Heer durch d.n König Albert im Mobilmachungsfalle, gehandelt Haden soll, wird nun mehr von der „Magdeb. Zig." mit dem Hlnzufügen bestätigt, daß im vorigen Winter im Hinblick aus das hohe Älter des verstorbenen Kaisers und mn Rücksicht auf Feuilleton. Der Günstling des Herzogs. Von O. Bach. >13 Fortsetzung.) Während die Männer draußen in dem schon ganz herbstlich gefärbten Garten plauderten, saß Gerloff in tiefem Nachdenken versunken, einen eben durch eine Estafette erhaltenen Brief in der Hand, in seiner Stube. Seine von Thränen umschleierten Augen irrten Über die großgeschriebenen Zeilen hin, die ihm die Todes- Nachricht seine- älteren Bruders, von dessen schwerer Krankheit er nichts gehört und zugleich den Befehl seines Vater-, unverzüglich heimzukehren, gebracht hatte. Mit einem Schlage waren seine Verhältnisse gänzlich umgewandelt. Durch den Tod seines Bruders trat er in die Rechte desselben ein und hatte nicht mehr nöthig, ein Brotstudium fortzusetzen, da er als künftiger Majoratsherr mit der Bewirthschaftung und der Ver waltung seiner Güter vollauf zu thun hatte. Auch nicht einen Tag länger als nöthig war, wollten die niedergebeugten Aeltern den Sohn entbehren und mit einer sonderbar getheilten Empfindung saltete der junge Mann da» verhängnißvolle Schreiben zusammen, dat ihn fortrief von dem rhm liebgewesenen, fitzt aber unheimlich gewordenen Orte und ihm plötzlich das zu absoluter Nothwendigkeit machte, was er seit Wochen angestrebt, ohne den festen Willen zu fassen, eS au»- zuführen. Er mußte den Wald, den er leidenschaftlich liebte, verlassen, von den lieben Menschen scheiden, die ihm werth und theuer geworden, wie nahe Verwandte; er mußte Abschied nehmen von den jugendlichen Träumereien, die er inmitten des grünen Waldrevieres gesponnen, von dem harmlosen Glücke, das er hier gefunden, das gerade für seine Frohnatur geeignet war. Er sollte sich verabschieden von den lieben Mädchen, die mit ihm gescherzt und gelacht, wohl auch seinen Uebermulh ge tadelt, ihn aber doch lieb gehabt hatten, wie einen Bruder, wie einen Freund; er mußte scheiden von all' den lieben Orten — scheiden — vielleicht für immer von seiner Jugendliebe, die ihm jetzt ferner denn je entrückt worden war und die er gerade in diesem Moment heißer, bewußter denn je empfand. Wie sehr seine Gedanken mit Judith befchäftigt waren, wie fest sich das schöne Bild des zürnenden Mädchen- in seine Seele gegraben, sah er jetzt erst ein und mit einem Seufzer dachte er der Zukunft, die ihm zwar in einem glänzenden, aber nickt erwärmenden Lichte vorschwebte. Die schöne Zeit der ungebundenen Freiheit war vorüber; mit seinen giößeren Rechten waren große schwere Pflichten ver bunden und wenn er auch jetzt noch nicht nöthig hatte sie auSzuübeu, da ja der Vater noch lebte, so wurde doch sein Wirkungskreis ein anderer und der künftige MojoratSherr halte Rücksichten zu nehmen, die der lustige Jagdjunker nicht gekannt. Zu dem Schmerze über den Verlust deS einzigen Bruders, den er herzlich geliebt hatte, so verschieden geartet sie auch waren, gesellte sich eine gewisse Furcht vor der Zukunst und schwer aufseufzend rüstete er sich zu einer Unterredung mit der Forst meister in, welche zuerst die bevorstehende Veränderung seine» Schicksal- erfahren sollte. Bald darauf saß er neben ihr in der wohlbekannten Wohnstube. Ihre Augen erweiterlen sich förmlich bei der wichtigen Kunde und ein schmerzlicher Ausdruck beschattete ,hr hübsches Gesicht, als sie leise meinte: „Also Sw auch, erst Ehrlich, jetzt Sie Nur Herr von Boitmer bleibt uns und wer weiß, ob er nicht auch bald von hier scheidet. Gott tröste Sie über den Verlust, den Sie, wie ich Sie kenne, trotz des Glückswechsel-, der damit verknüpft ist, schmerzlich empfinden. Vielleicht ist es besser so" — sügte Sie seuchten Blickes hinzu — „so recht wohl haben Sie sich seit der fatalen Geschichte doch nicht mehr hier gefühlt und Gott meint e- gewiß gut mit Ihnen, indem er sie in ganz veränderte Ver hältnisse fuhrt. Unser Kreis schmilzt immer mehr zu sammen und wenn ich abergläubisch wäre, möchte ich saft meinen, daß Boltmer uns Unglück gebracht; das echte fliedtiche Glück, das wir mitsammen genossen, ist eigentlich verschwunden, seit er hier der uns lebt. — Zu bald werden Sie uns doch nicht verlassen, Herr von Gerloff?" — setzte sie zögernd hinzu. „Morgen" — lautete gepreßt serne Erwiederung — „ich darf dte Aeltern nicht warten lassen und will dem armen theuren Bruder da» letzte Geleit geben. Ich bleibe in Gedanken aber wohl lange bei Ihnen und werde Ihrer Güte stet» gedenken. Sre sagen eS wohl dem Herrn Forstmeister, daß er rwch als Eleven verliert, aber al- Freund behält; unterdessen gehe ich zu Burg'» und Henmg's, um mich zu verabschieden. „Und Judith?" — fragte Frau Olga hastig. .Wird fitzt meine- verhaßten Anblicke» ledig" — - antwortete er bitter. — „Ihr zürne ich nicht, obgleich sie mir furchtbar weh gethan, denn — fpotten Sie
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