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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 23.06.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-06-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-188206231
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18820623
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18820623
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFreiberger Anzeiger und Tageblatt
- Jahr1882
- Monat1882-06
- Tag1882-06-23
- Monat1882-06
- Jahr1882
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 23.06.1882
- Autor
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reikMAttzeiq^ und Tageblatt. Amtsblatt für die königlichen nnd städtischen Behörden zu Freiberg und Brand. BvAvtwortlicher RedÄteur Iuliu» Brauu i» Freiberg. -»/»-«HL» Erscheint jeden Wochentag Abends ü Uhr für 1 andMl Tag. Preis vierteljährlich 2 Mart 25 zweimonatlich 1 M. 50 Pf. u. einmonatl. 7b S4. Jahrgang. —. , . ——. . > . K I Freitag, de» 23. Juni. j 11882. Einladung zum Abonnement. Indem wir das geehrte Publikum Freibergs sowie der näheren und weiteren Umgebung zum Abonnement auf den „Areiberger Anzeiger und Tageblatt" pro drittes Quartal 1882 höflichst einzuladen uns erlauben, bitten wir, besonders die auswärtigen Abonnenten, die Bestellungen auf das Blatt rechtzeitig machen zu wollen, damit eine Unterbrechung resp. verspätete Lieferung vermieden wird. — Nach wie vor werden wir bemüht sein, den Inhalt unserer Zeitung möglichst mannigfaltig, gediegen und interessant zu gestalten. Außer der Besprechung wichtiger Fragen in Leitartikeln finden die politischen Ereignisse des In- und Auslandes in gedrängter Kürze und Uebersichtlichkeit die ihnen gebührende Erwähnung. Bei wichtigeren Vorkommnissen geben wir sofort Kunde durch telegraphische Depesche«. Während des Sommers werden in Telegrammen vom Meteorologischen Institut zu Chemnitz die Witterungsaugsichten für den folgenden Tag bekannt gemacht, was namentlich für unsere Landbevölkerung von besonderer Wichtigkeit sein dürfte. — Unsere lokalen Nachrichten beschränken sich nicht nur auf die täglichen Vorkommnisse, sondern beschäftigen sich auch mit städtischen Fragen und mit den vielen in unserer Stadt bestehenden Vereinen. Bei den Nachrichten aus dem Königreich Sachsen sollen hauptsächlich die Ortschaften des Landgerichts- und amtshauptmannschaftlichen Bezirks Freiberg, sowie insbesondere die des Erzgebirges Berücksichtigung finden. Regelmäßig erscheinen auch die Schwurgerichts- und sonstigen Verhandlungen beim Landgericht Freiberg, und werden dieselben, je nach ihrem Interesse für die Oeffentlichkeit, in größerem oder geringerem Umfange geliefert. Das Feuilleton bringt nur gediegene Novitäten und hat kürzlich mit der neuesten Erzählung von Maximilian Schmidt: „Die Anappenlisl vom Aauschenberg" begonnen. Neuhinzutretende Abonnenten erhalten auf Wunsch den Anfang der Geschichte, soweit der Vorrath reicht, gratis nachgeliefert. Der wird auch ferner die Obst- und Gartenbau-Zeitung beigegeben; ebenso werden die Preisräthsel fortgesetzt. — Der vierteljährliche Abonnementspreis beträgt 2 Mk. 25 Pfg. Bestellungen nehmen sämmtliche kaiserliche Postanstalten, sowie die Expedition und die bekannten Ausgabestellen in Freiberg, Lrand, Langenau, Halsbrücke, Langhennersdorf und Weißenborn entgegen. Inserate finden in dem „Freiberger Anzeiger und Tageblatt" die weiteste und zweckentsprechendste Verbreitung. Die Redaktion und Expedition des „Freiberger Anzeiger und Tageblatt". Ein sensationeller Prozeß. Vor den Lemberger Geschworenen spielt sich in diesem Augenblicke ein ebenso interessantes wie lehrreiches Stück großer Politik ab, das unter Umständen auch internatio nale Fragen mit sich bringen kann. Vorige Woche hat nämlich der sogenannte Ruthenen-Prozeß begonnen, den man in weiten Kreisen mit großer Spannung er wartete. Elf Ruthenen, an ihrer Spitze der pensionirte österreichische Hofrath Dobrzanski und dessen Tochter Frau Hrabar, ferner einige ruthenischc Geistliche, Zeitungs eigenthümer, Journalisten re., auch ein Land wirth sind des Hochverraths angeklagt, welchen das Gesetz mit dem Tode bestraft. Sie sind beschuldigt, die Losreißung Galiziens und der Bukowina, oder Theile derselben, von Oesterreich und deren Anschluß an Rußland angestrebt und betrieben zu haben. Hofrath Dobrzanski, in Nord-Ungarn begütert, verließ plötzlich seinen dortigen Wohnsitz und kam mit seiner Tochter nach Lemberg. Die Letztere erhielt innerhalb eines Monats Hunderte von Briefen aus Rußland, darunter nicht weniger als 180 rekommandirte. Man wurde auf diese russische Korrespondenz einer Frau aufmerksam. Diese Frau besitzt aber auch einen Bruder, den Sohn des Hof raths Dobrzanski, der in Oesterreich seit langer Zeit wegen Hochverraths steckbrieflich verfolgt wird. Der junge Dobrzanski befindet sich allerdings in Sicherheit, er ist — in St. Petersburg dem Ministerium des Innern „zur besonderen Dienstleistung" zugetheilt und war Privat sekretär des Grafen Jgnatieff, bis dessen Entlassung er folgte. Die Behörden in Lemberg, auf jene große Kor respondenz aus Rußland aufmerksam gemacht, wollten nach dem jungen Dobrzanski fahnden und unternahmen eine Haussuchung bei seinem Vater. Da bemerkte ein Polizeimann, daß Frau Hrabar einen großen Berg von Schriften in's Feuer werfen wollte. Dies wurde glücklich verhindert. Man machte einen reichen Fang, denn es waren Schriften der Verschwörer, auf Grund welcher so dann die Anklage wegen Hochverraths gegen die erwähnten elf Personen erhoben wurde. Der bisherige Verlauf des Prozesses bietet sehr viel des Interessanten. Von den Angeklagten will natürlich keiner schuldig sein. Sie alle betonen ihren tadellosen österreichischen Patriotismus und selbst die Gravirtesten haben lediglich rein literarische Verbindungen mit Ruß land gehabt. Die Gelder, die sie von dort erhielten, seien Honorare für harmlose Dienstleistungen gewesen. Der eine Angeklagte bekam 50 Rubel, angeblich für einen Brief, der andere 100 Rubel, ohne, wie er behauptet, je etwas dafür gethan zu haben; er kennt Niemand in ganz Ruß land und weiß gar nicht, was das ist: Panslavismus. Doch diese Personen, deren Schuld oder Unschuld sich am Schlüsse des Prozesses herausstellen wird, interessiren uns ungleich weniger als die sehr umfangreiche Anklage schrift des Lemberger Staatsanwaltes, denn diese An klageschrift ist eine Staatsschrift ersten Ranges. Sic klagt eigentlich weniger die elf Ruthenen als vielmehr Rußland selbst an. Fast wäre man zu der Annahme versucht, ein einfacher Staatsanwalt in einer Provinzialstadt könne gar nicht ein derartiges Aktenstück verfassen, sondern dies müsse aus der Feder eines gewiegten Diplomaten und Staats mannes herrühren. Die Anklageschrift beginnt mit einer gedrängten, aber meisterhaften Geschichte des Panslavismus und zeigt sein Entstehen, seine Ziele, seine Mittel und beleuchtet seine angebliche Berechtigung. Letztere wird ihm gänzlich ab gesprochen; die Schrift weist nach, daß Rußland weder aus kulturellen noch aus sonstigen Gründen selbst nur ideell das Recht ableiten dürfe, die anderen Slaven ein verleiben zu wollen. Gleichwohl sei dies das Ziel der Panslavisten; namentlich wolle man die von Ruthenen be wohnten Theile Galiziens und der Bukowina von Oester reich losreißen. Den Mitteln, welche dabei angewendet werden, widmet die Anklageschrift eine überaus interessante und lehrreiche Darstellung. Die slavophilen Komitee's in Moskau, Kiew re. sind die Ausgangspunkte der Aktion oder Agitation. Männer, die in Rußland hohe Stellungen ein- nehmcn, darunter Jgnatieff, Katkow rc. werden andeutungs weise als die leitenden Personen bezeichnet; einige sogar kurzweg mit Namen genannt. Ja, es wird hinzugefügt, daß diese Agitation auch in noch höheren Sphären stets Unterstützung und Förderung erfahre. Ferner wird dar- gcthan, daß sich die panslavistische Thätigkeit auf alle Ge biete des öffentlichen Lebens erstrecke, sich in allen Gebieten manifestire. Religion und Politik sind gleichmäßig ange- wendcte Hebel. Die orthodoxe Kirche wirkt mit Staats männern, Politikern und deren Organen, oder auch mit privaten „Patrioten" zusammen; alle besitzen und wenden reichliche Geldmittel an. — Es würde zu weit führen, die interessante Darstellung hier noch weiter verfolgen zu wollen; es genüge die Wiederholung, daß sie meisterhaft und überaus lehrreich ist. Daß sie auch auf Wahrheit beruht, beweist die Wir kung, die sie in Rußland hcrvorgebracht. In Petersburg ist man in diesem Augenblicke gegen Oesterreich wegen dieser doppelten Anklageschrift ganz ernstlich verschnupft, und zwar dermaßen verschnupft, daß ein Abglanz davon auch in den politischen Beziehungen wahrnehmbar wird. Man fühlt sich getroffen und glaubt, es sei nicht ganz zufällig geschehen, daß jetzt Rußland ein solcher Spiegel vorgehalten wird. Dies ist die interessante Seite des sensationellen Prozesses. Das Schicksal der Angeklagten hat keine Bedeutung, da dieselben bloße Werkzeuge der russischen Regierung sind. Weitaus erheblicher ist die Thatsache, daß auch in der deutschen Marine der russische Rubel seinen Mann für Auslieferung gewisfer Aktenstücke gefunden, welche sich auf die Küstenvertheidigung und das Torpedowesen beziehen. Auch hier steht jedenfalls ein Landesverraths-Prozeß zu erwarten. Tagesschau. Freiberg, den 22. Juni. Heute eröffnen die Herren Diplomaten in Konstan tinopel die Konferenz, welche den europäischen Frieden vor Störungen sichern und die egyptischen Angelegenheiten ordnen soll. Betrachten wir bei dieser Gelegenheit die allgemeine Lage, welche die europäische Politik in den letzten Wochen und Msnaten durchgemacht, , so ist nur zu konstatiren, daß das Fricdensgcstirn trotz aller momentanen Verdunkelungen nicht das Geringste an Glanz verloren hat. Die tonangebenden Großmächte wollen den Frieden und vor diesem gewaltigen Willen mußten die intriguanten und ehrgeizigen Friedensstörer weichen. Wo sind ein Skobeleff und Jgnatieff, die vor nicht langer Zeit so sehr in die Kriegsposaune bliesen, geblieben? Und was besitzt Gambetta noch von seinem Ruhme und seinem Glanze? Jene mußten dem mächtigen Friedenswillen und dem Be streben, innere Reformwerke in Ruhe zu vollenden, weichen
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