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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 06.01.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-01-06
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-188201065
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18820106
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18820106
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFreiberger Anzeiger und Tageblatt
- Jahr1882
- Monat1882-01
- Tag1882-01-06
- Monat1882-01
- Jahr1882
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 06.01.1882
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Inserate werden bis Bormittag« 11 Uhr a men und beträgt der Brei» für die gespat oder deren Raum 1b Pfennige. , . 34. Jahr,«», Freitag, dm S. Jamm. — Erscheint jeden Wochentag Abend« S Uhr für den andern Tag. Preis vierteljährlich SMark 2ü Pf., »weimonatlich 1 M. SO Pf. u. eiumonaU. 7S Pf. und Tag MM. Amtsblatt für die königlichen und Wüschen Behörden zv Freiberg und Brand. Beravtmarüicher Redakteur Iuliu« vrsuu in Freiberg. «f -ex ^»rett»«i^xer für die Monate WM" Ja»ar, Februar «ub März "WM »erde« uuu sjkmuMche» PoftanstaUeu »ie bo» der mtterzeichueteo Uxpebttiou au- -eu bekauuteu AnS- gabestelle« tu Freiberg, vnm-, Langens», HaL-brücke, LanaheunerSdorf uu- Weitzenborn pm» Preise bau 2 Mk. 25 Pf auaenonuuen. Lxpsü. liv8 „ssroid. ^nrsigsi» u. IrgsdlLN". Rückblicke auf 1881. n. Die auswärtigen Staaten hatten so gut wie unser Deutschland ihre inneren Sorgen. Betrachten wir zu nächst das mecrumschlossene England, so ist es heute noch die irische Frage, unter deren Druck dort alle Ver hältnisse leiden. Der Boden Irlands ist bekanntlich unter wenig Besitzer vertheilt. Nahezu die Hälfte der 1530 Quadratmeilen großen Insel gehört 740 großen und meist englischen Grundherren; nur ungefähr 12000 Irländer er freuen sich eigenen Besitzes. Dagegen giebt es über 600000 Pächter und über 1 Million Tagelöhner und besitzlose Landarbeiter. Industrie blüht nur in den großen Städten der England zugekehrten Ostseile, denn England sorgte von jeher dafür, daß ihm die Schwesterinsel auf diesem Gebiete keine Konkurrenz mache. Die Großgrundbesitzer lasten ihre irischen Güter meist durch Beauftragte ver walten, die, auf eigenen Gewinn bedacht, kein Mitleid fühlen für die eingeborene irische Landbevölkerung, welche nothwendig auf Landpachtung angewiesen ist. So wird der Pachtschilling meist ungebührlich hochgeschraubt, da immer und immer wieder Leute aus der Klasse der Land arbeiter sich finden, welche um jeden Preis etwas erpachten wollen, weil sie glauben, durch Selbständigkeit ein besseres Loos sich zu erringen. Dadurch wird eine unendliche Zer stückelung des Landes herdeigeführt und jede Mißernte hat Hungersnoth zur Folge. Solchem Unglück will ein aus Anlaß der letzten Mißernte gebildeter Verein, die Land liga, abhelfcn, welche fordert: feste Pachtung auf längere Zeit, niedrigeren Pachtzins, Erlaubniß für den Pächter, sein Pachtrecht verkaufen zu dürfen, Mittel zur Bildung eines unabhängigen Bauernstandes. So billig diese For derungen sind, so wenig wurden sie von den Mitgliedern der Landliga selbst respektirt. Einzelne Führer derselben organisirten ein geheimes Gericht, welches die Leiden schaften entfesselte. Die Grundbesitzer wurden bedroht und den Pächtern verboten, Zins zu zahlen. Biele Grund besitzer vertrieben nun ihre Pächter. In den Monaten März und April sind allein 2500 Pächter von Haus und Hof gejagt worden. Die geheimen Gerichte der Landliga stachelten zur Selbsthilfe auf, daher Räubereien und nächt liche Ueberfälle zur Tagesordnung wurden. Einzelne Grundbesitzer erklärte man für vogelfrei und, alsbald von allen irischen Arbeitern verlassen, konnten sie nur unter militärischem Schutze leben und arbeiten. Das Geschwornen- gericht zu Dublin weigerte sich, über notorische Verschwörer das Schuldig auszusprechen. Nur mit Noth war ein innerer Krieg zurückzuhalten. Die englische Regierung legte dem Parlamente Gesetzentwürfe vor, die einerseits Ausnahmemaßregeln zur Bekämpfung des gefahrdrohenden Zustandes erheischten, andererseits eine Verbesserung der Lage des irischen Volkes bezwecken. Allein auch diese Maßregeln konnten bis jetzt die Beschwichtigung des iri schen Nothstandes nicht erreichen. — Zu diesen inneren gesellten sich auch äußere Gefahren. Die Engländer mußten Afghanistan aufgeben und waren am Ende froh, mit leidlich heiler Haut aus dieser Angelegenheit sich zu ziehen, indem sie nach einem Siege des General Roberts einen künftigen Emir Abdur-Haman in Kandahar einsetzen konnten. Einen unerwartet heftigen Widerstand fanden sie ferner bei den Boern in Südafrika, jenen holländischen Ansiedlern, welche seit 1652 in der Transvaal-Re publik ihren Wohnsitz haben. Nach mehreren blutigen Niederlagen schloffen die Engländer am 23. März Frieden mit den Boeren, durch welchen letztere ihre innere Selbst ständigkeit erhielten, während ihr Land unter die Ober hoheit der englischen Königin gestellt wurde. In Frankreich blieb Gambetta die Seele alles politischen Lebens. Dieser Mann hat mit der Minister- Präsidentschaft die vorletzte Stufe seiner Machtstellung erreicht; er wird später auch Präsident der Republik werden, wenn ihn seine radikalen Gegner nicht zuvor stürzen. Um dies befürchten zu müssen, scheint uns Gambetta mit zu viel Energie und Zähigkeit ausgerüstet. Sein jetziges persönliches Regiment deutet vielmehr darauf hin, daß er eher die Rolle eines Napoleon I. spielen, als seinen Gegnern sich beugen werde. Allerdings erfuhr er, bevor er noch auf den Ministerseffel erhoben wurde, eine Niederlage bezüglich des ListenstrutiniumS; allein diese Scharte wird er auszuwetzen wissen. Unter seiner Aegide entwickelt der Kultusminister Paul Bert eine sehr große Thätigkeit und will insbesondere die militärische Aus bildung der studirenden Jugend zu einem hervorragenden Gegenstände der Aufmerksamkeit machen. Auch soll der höheren Ausbildung des weiblichen Geschlechtes erhöhtes Interesse zugewendet werden. Ueberdies hat auch Frank reich jetzt seinen Kulturkampf, der sich aber dort nicht nur um äußere Fragen kirchlicher Ordnung und Einrichtung handelt, sondern um die Güter des Glaubens selbst. Denn die französischen Freidenker möchten am liebsten, wie das Bild des Gekreuzigten aus den Schulen, so den ganzen christlichen Glauben aus den Herzen verbannen. — Die auswärtige Politik brachte den Feldzug gegen Tunis zu Wege. Die Franzosen faßten nämlich den Riesenplan, die Provinz Algerien mit dem Senegalgebiet durch eine Eisenbahn zu verbinden. Ein französisches Kommando war vorangcschickt worden, um das Terrain für dieses Bahnprojekt zu durchforschen. Da überfielen umher schweifende Tuariks diese Spedition und rieben sie saft völlig auf. Bald darauf fiel der Stamm der tunesischen Khrumirs im französischen Algerien ein. Man glaubte aus diesen Ereignissen auf den Plan eines allgemeinen Aufstandes der afrikanischen Muhamedaner gegen die fran zösische Herrschaft in Afrika schließen zu müssen und rüstete trotz des Widerspruch des Bey von Tunis, der die Khrumirs selbst strafen wollte, einen Kriegszug gegen die Frevler. Eine wichtige Nebenabsicht war cs wohl auch, wieder einmal einen Theil der französischen Kriegs macht zu entsalten, auf deren Reorganisation die lei tenden Staatsmänner glaubten stolz sein zu können. Aber gerade dieser letztere Zweck wurde nicht erreicht. Vielmehr zeigte die Heeresorganisation, insbesondere das Proviantirungswesen, ebenso schreiende Mängel, als sie 1870 kund wurden. So ist denn auch dieser Kampf trotz der Unterwerfung des Bey von Tunis und einiger mili tärischer Scheinerfolge noch immer nicht beendet, hat aber in den Verwickelungen mit Spanien und Italien, die sich aus dieser afrikanischen Expedition ergaben, sowie in dem Prozesse Rochcfort-Roustan, der ebenfalls damit zu sammenhängt, unliebsame Nachspiele gefunden. In Italien verursachte das Fcstsetzen der Franzosen in Tunis große Beklemmungen, doch wagte man nicht, ihnen mit den Waffen entgegen zu treten. Dafür suchte Italien 'Anschluß an das deutsch-österreichische Bündniß und in dieser Beziehung war die Reise des Königs Hum bert mit seiner Gemahlin nach Wien von hervorragender Bedeutung. Freilich wurden die Italiener am Schluffe des Jahres gegen das befreundete Deutschland etwas miß trauisch, da verschiedene Gerüchte meldeten, dasselbe beab sichtige dm Lieblingswunsch des Papstes — die Wieder herstellung des Kirchenstaate» — zu unterstützen. Die Zukunft wird hoffentlich lehrm, daß diese Gerüchte leere Erfindungen find. Der Papst selbst erließ ein Rund schreiben, m dem er das Ehristenthum als festeste Stütze der Ordnung im Staate empfiehlt, zugleich aber in völliger Verkennung ihres Wesens die Reformation für die revolu tionären Bewegungen der letzten Jahrhunderte wie der Gegenwart verantwortlich macht, als ob nicht gerade echt katholische Staatm die Hauptheerde der Revolutionen ge wesen wären und es gegenwärtig noch find. Dafür mußte der Papst zu seinem Schmerz erfahren, daß trotz persön licher Abmahnungen der Graf Eampello, Domherr der Peterskirche zu Rom, zum Protestantismus übertrat. Dm König von Spanien beseelt nach eigmem Aus spruch das Bestreben, seinem Lande wieder eine einfluß reichere Stellung unter den europäischen Staatm zu sichern. Noch ist ihm dieser Wunsch nicht in Erfüllung gegangen. Man erklärte sich dort zwar bereit zur Auf nahme vertriebener russischer Juden, behandelte aber dm evangelischen Pfarrer Fliedner unnöthig hart, als man ihn auf einer Reise ohne Legitimation traf. — Griechen land erhielt von der Türkei diejenigen Landstriche von Thessalien und Epirus wirklich überwiesen, die ihm der Berliner Kongreß zusprach. — Der Fürst von Bul garien erklärte, es müsse entweder die Verfassung ge ändert werden, oder er werde seine Krone niederlegen. Darauf wurden ihm außerordentliche Vollmachten auf sieben Jahre zugestanden, um die nöthigen Reformen durch zuführen.— Die Türkei leidet fortdauernd an Geldnoth- Ueber den Tod des vorigen Sultans Abdul-Aziz wurde eine Untersuchung eingeleitet, welche das öffentliche Ge heimniß des gewaltsamen Todes dieses Fürsten vollend» entschleierte. Die Mörder wurden zwar theUs zum Tode verurtheilt, aber begnadigt und in die Verbannung geschickt. Das russische Reich verlor nicht nur seinen Kaiser durch Meuchelmord, sondern in seinem Innern dauern noch die nihilistischen Umtriebe fort, die das Leben der höchsten Würdenträger und selbst des Kaisers ununterbrochen bedrohen. Ob er unter solchen Umständen sein früheres Programm: „mein Vater hat die Leiber befreit, so werde ich die Gewissen befreien und das Land von der Bestech lichkeit reinigen", wird durchführen können, ist eine Frage an das Schicksal. Es heißt, Alexander III. wolle sich von den westeuropäischen Einflüssen losmachen und allmählich zu den altrussischen Traditionen zurückkehren. Selbst die Uniformirung der Truppen soll in diesen! Sinne umge wandelt werden. Die Beziehungen des Czaren zu Deutsch land sind die innigsten, wovon im September die Danziger Zusammenkunft Zeugniß gab. Vielen Theilen des großen Reiches brachte das vergangene Jahr mancherlei Noth und Ungemach: an der Wolga litt die Bevölkerung durch Hungersnoth, um Odessa herrschte Dürre, in mehreren Gouvernements würgte die entsetzliche Diphtheritis einen großen Theil der Kinderwclt und zu alledem kam noch eine großartige Judenhetze. In den Vereinigten Staaten von Nordamerika setzte der beklagenswerthe Tod des Präsidenten Garfield dem Kampfe gegen Bestechlichkeit und Eigennutz der Staats beamten, der in der Person Garfield's seinen Helden ge funden zu haben schien, ein jähes Ende. Wie die Blicke der übrigen Welt mitleidsvoll auf das langwierige Schmerzenslager Garfields gerichtet waren, so entschieden wenden sich dieselben ab von dem widerlichen Schauspiele, welches der Prozeß gegen den im Auge aller Rechtlichen längst verurtheilten Mörder Guiteau darbietet.
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