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Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger : 08.09.1911
- Erscheinungsdatum
- 1911-09-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1786999250-191109088
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1786999250-19110908
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1786999250-19110908
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFrankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger
- Jahr1911
- Monat1911-09
- Tag1911-09-08
- Monat1911-09
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» 2VS Freitag, de« 8. September Frankenberger Tageblatt Bezirks Anzeiger begründet 1842. 7v. Jahrgang- x«r. ls» »o, arok M. 17 - r, ctsm zu 2«r Lrolprelrerbsbung des Mi lttax eoss- kiocl s »r. utax äsr D«u»R «I»n ihrs lj»8 rert Paris. Ueber die vom Botschafter Combo« ^«ge botenen Kompensationen macht das „Echo de Parts" fol« «ende Mitteilungen: Frankreich ist bereit, Deutschland das ganze Gebiet abzutreten, welches abge« grenzt wird durch eine Linie vom Atlantischen Ozean vier Kilometer südlich von Spanisch-Gninea und den Sans de- Enjoko-Flusses an der jetzigen Grenze Kameruns erreicht, und Uefsau der französischen Republik beläßt. Daun werde die Grenze längs des Ufers des Sangha-Muffes bis znr Mündung des Kongos folgen, wo dieser vor der Ein» mündnng des Ubangi-Mnsses abgegrevzt wird. Weiter wird das rechte Ufer des Uessan-Flufses bis nach Getan führen und von dort in gerader Linie bis nach Kunde ver« laufen. Bon hier aus erstreckt sich die Grenze i« gerader Linie bis nach Logano. Das betreffende Gebiet ist nach Angabe des genannte« Blattes übrigens das einzige er- tragsreichste im ganze« französischen Kongo und umfaht den gesamten mittleren französische« Kongo mit seinem «rosten Reichtum an Kautschuk, Elfenbein, Erzen und Wälder«. Die Abtretung dieses Gebiet- ge« nügt aber der deutschen Regierung nicht. Eie »erlangt vielmehr, dast die neue Eüdgrenze Kamerun- durch de« Alima-Alust gebildet werde und sich bis nach dem Kongo« Flust erstreckt. Deutschland soll, wie es heistt, unwider« ruflich fest entschlossen sein, auf dieser Forderung zu be stehe«. Berlin, V. September. Heute vormittag ist in Buer Besprechung »wischen dem Staatssekretär ». Kiderle«« l. Paul ötlcher, Eckert. erfahren. Unerquicklich bleibt es in jedem Fall, daß von ein zelnen ehrgeizigen Leuten immer wieder die kriegerischen Macht mittel in aufreizender Weise in den Vordergrund gerückt werden, statt ihre Aufgabe zur Erhaltung des Friedens betonen, wie es von Seiten unseres Kaisers geschieht. Lur Marailtlslrage Die „Post" verbreitete gestern die falsche Nachricht, daß die deutsch-französischen Verhandlungen Über Marokko abge brochen seien. Der Alarmmeldung folgte jedoch ein offiziöses Dementi auf dem Fuße. In der „Köln. Ztg." wird der Hoffnung auf ein baldiges befriedigendes Ergebnis der Verhandlungen Ausdruck gegeben. Eine unangenehme Begleiterscheinung der ernsten Lage ist der Sturm auf die Sparkassen, dir in verschiedenen preußi schen Städten infolge von Kriegsgerüchten stüttfindet. Na mentlich der Stettiner Bevölkerung hat sich eine unbegreif liche und absolut nicht angebrachte Unruhe bemächtigt. Vom Mittwoch wird aus Stettin berichtet: Trotz aller beruhigen den Hinweise der hiesigen Presse und seitens der Sparkassen beamten erschienen heute morgen wieder Hunderte von Sparern zurAbhebung ihrer Guthaben bei der Spar kasse. Es gelangten 266000 M. zur Auszahlung, gegen 18 000 M. Einzahlungen. Im Publikum ist das Gerücht verbreitet, daß die Sparkasse im Falle einer Mobilmach, ng das Kassenlokal schließen und die Auszahlungen einstellen werde, doch ließ sich eine ganze Reihe von Sparern durch Zureden bewegen, ohne Abhebung ihrer Einlagen die Spar kasse zu verlassen. Auch nachmittags war der Andrang wie der ziemlich stark. Seit Sonnabend gelangten insgesamt 1,400 000 M. zur Rückzahlung. — Es besteht durchaus kein Grund zu einer Beunruhigung und es sei daraus hingewiesen, daß das Geld auf der Sparkasse sicherer liegt, als daheim im Strumpf. . Man ein, daß u denken, tandenen un. Bon aphtschen ES no- Weizen Oktober Dezember 228 bis b Bahn 19l,7S 198,75 5 Mark, h Behn pefischer fein 197 196 M, uff. fein f. mittel gering «erste schwere Donau «er« 171 . mixed i Mark, Mark. rschSiste ung der teoviant- eschriltkn cn war, >e wurde gcr auf- »erungen icht nur, re und as dem esonderS »raß'aNd den Im» daraus e Ernte »schlecht mr o« 8 ,7b bis der Pro» i stärker davon chiffahrt. Abgaben Inz und Rüböl und 20 M. 15 - 1 50 „ -75 „ -40 - 10 „ - 10 . - 10 SO Kilo Mehl kosten Gesellenlohn, Kost- und Kaffengeld Miete für gewerbliche Räume Feuerung Streumehl Abnutzung deS OkenS und Inventars Beleuchtung des OfenS Ankündigungen sind rechtzeitig aufzugeben, und zwar größere Inserate bis 9 Uhr vormittags, kleinere bis spätestens 11 Uhr mittags des jeweiligen Ausgabetages. Kür Aufnahme vo« Anzeige« an bestimmter Stelle kann eine Garantie nicht übernommen werden. tzuH- 51. Telegramme r Tagebla» Krankenbergsachsen. Erscheint an jedem Wochentag abends für den folgenden Tag. Bezugs preis vierteljährlich 1 Ml 50 monatlich 50 H. Trägerlohu extra. — Einzelnummern laufenden Monats b <-, früherer Monate 10 4- Bestellungen werden in unserer Geschäftsstelle, von den Boten und Ausgabe stellen, sowie von allen Postanstalten Deutschlands und Oesterreichs angenommen. Nach dem AuSlande Bersand wöchentlich unter Kreuzband. Einsicht in den Börsenbericht genommen, so hätte er gefunden, daß vor ca. 5 bis 6 Wochen 1000 Kilogr. mit 163 bis 164 Mark und daS Mehl mit 12 bis 12'/, M. standen, und jetzt steht eS mit 189 bis 191 M. verzeichnet, und das Mehl wurde am Montag von der Mühle in Braunsdorf mit 14'/, bis 15 M. per 50 Kilogr. offeriert. Muß sich ein Bäcker Mehl für diesen Preis von 15 M. zulegen, so kann er für 81 Pfg., ohne Rabatt mit 77 Pfg., gar nicht liefern, waö der Late auS nachstehender Kalkulation ersieht, also ist dann eine weitere Erhöhung zu erwarten. Es ist sehr bedauerlich, wenn ein Gewerbe, wie die Bäcker, durch einen Laien veranlaßt wird, seine Kalkulation preiszugeben, um die Mißstimmung in der Oeffentlichkeit zu heben. Ich sollte meinen, die Bäcker in Frankenberg seien nicht zu beneiden, wo die Konkurrenz eine so große ist. In 44 Oefen wird gebacken, und vom Konsumverein und vom Land kommen wöchentlich gegen 3000 Stück 6-Pfundbrote herein, zu allem werden die Bäcker hoch herangezogen, aber hier wird ihm ungerecht nachgerechnet. — Das ist meine Meinung. Richter, Obermeister. Kalkulation (auf 50 Kilo berechnet, wenn in einer Bäckerei wöchentlich ca. gerechnet 50 Kilo Mehl geben 22 Stück 3-Ki!obrote ä 81 ab 5 Proz. Rabatt 77 Pfg., macht M. 17 - auSgetrockneten und von der Sonne verbrannten Felder und Wiesen, sowie die Schäden in den Privatwaldungen legen hier von beredtes Zeugnis ab. Für den Ankauf von Futter« «nd Düngemitteln, von Streu usw. erwachsen nach der erwähnten Denkschrift der sächsischen Landwirtschaft in diesem Jahre außer dem noch besondere Ausgaben in Höhe von rund 60 Millionen Mark, so daß sich der GekamtauSsall in Sachsen auf rund 180 Millionen Mark stellt. Wie man hört, sind im König!. Finanz ministerium bereits Erwägungen im Gange, nach denen de« Landwirten die Entnahme von Waldstreu auS den fiskalischen Wäldern gestattet werden soll." Wenn sich auch die 180 Millionen auf weite Kreise verteüen, so find doch einzelne Landwirte, deren Felder und Wiesen an trockenen Stellen liegen, hart betroffen, und eS ist nur recht und billig, daß ihnen Hilse zuteil wird. Vielleicht kann der ueberfluß in Bayern durch wesentliche Ermäßigung der Frachtsätze günstigen Rückschlag aus Sachsen ausüben. Die Mitteilungen über sehr gute Futterernte in Bayern, Steiermark usw. finden übrigens Be stätigung in einer Nachricht, die besagt, daß »ach einer dem Lan deskulturrat übermittelten Offerte die Firma Adalbert Wattland, Graz, Annenstraße 52, 200 Waggon Heu zum Preise von etwa 9,60 Mark pro Doppelzentner franko Bahn LandeSgrenze abzu- geben hat. An der Chemnitzer Börse schwankte in den letzten Tagen der Preis sür den Doppelzentner Heu zwischen 11 bis 13 Mark. Auch die Kartoffelernte scheint teilweise besser auSzufallen, als befürchtet wurde. In verschiedenen Gegenden gehen die Kar- toffelpreisr zurück. In Kamenz fielen sie innerhalb einer Woche von 5,50 Mark auf 4,50 Mark, in Bautzen von 4,50 Mark auf 4 Mark für einen Zentner. In Zittau handelte man den Zentner für 4 Mark. In Berlin zahlen gegenwärtig die Händler für frühe weiße (Kaiserkrone) und Rosenkartoffeln Pro Zentner nur 2,50 Mark und für Dabersche höchstens 3 Mark. Zur Futternot, ES mehren sich die Sttinmen, welche behaupten, daß die Teuerung nicht volle Berechtigung hat. So wird unS heute aus Bayern geschrieben: „Gegen die Lebensmittelteuerung wenden sich in energischer Weise die Landwirte und die große Landwirt schaftliche Zentralgenoffenschaft in Bayern. Diese hält die Teue rung für unberechtigt. Eine Veranlassung zu solcher Teuerung liege nicht vor. Die Regen der letzten Augustwochen haben vieles wieder gutgemacht, was der beiße Sonnenbrand verdarb, und die jetzige Wetterlage läßt die Erwartung durchaus berech tigt erscheinen, daß der Herbst das Manko des Sommers noch ausglcichen wird. Die Berichte über die angebliche Futternot sind so, daß abermals betont werden muß, daß auch die Futter not nicht zu einer Teuerung Anlaß geben kann, denn in ganz Bayern ist gegen alle Erwartung eine große Menge Heu aus dem bayerischen Walde, dem bayerischen Hochgebirge und sogar auS dem Allgäu zum Berkaus angedoten worden. Auch aus dem Oberland lauten die Nachrichten glänzend, ebenso aus Untersranken. Von einer Futternot kann also ebenfalls nicht gesprochen werden." Demgegenüber liegen die Verhältnisse in Sachsen ungünstiger. Eine Meldung aus Dresden besagt: „Im Königl. Ministerium des Innern findet dem nächst eine Konferenz statt, die sich mit den der sächsischen Landwirtschaft durch die langanhaltende Trockenheit zugefügten Sch/Mn beschäftigen wird. Von sachverständiger Seite ist hierüber eine Denkschrift verfaßt worden, die dem Königl. Mi nisterium des Innern gelegentlich der Konferenz überreicht wer den soll. Nach vorläufiger Schätzung beträgt der Schaden der sächsischen Landwirtschaft durch die diesjährige Trockenheit rund 120 Millionen Mark. Der Ausfall der Futterernte, die vielen i3,Ztr. Weizenmehl und Roggenmehl insgesamt verbacken werden): 3 Pfund gutes Roggenmehl geben 4 Pfund Brot oder rund gerechnet 50 Kilo Mehl geben 22 Stück 3-Ki!obrote ä 81 Pfg., Unzeigeapret»: Dit s -gesp. Petttzeile ober deren Raum 15 4, bei Lokal- Anzeigen 12 im amtlichen Teil pro Zeile 40 4; „Eingesandt" im Redaktionsteil« 35 4. Für schwierigen und tabellarischen Satz Aufschlag, für Mederholunasabdruck Ermäßigung nach feststehendem Tarif. FS» Nachweis und Offerten-Annahme werden 25 4 Extragebühr berechuel. J«feraten-An«ahme auch durch all« deutsch«» Annonce«.Expedition«. M. 17 95 Anm. der Redaktion: In der gestern abgedruckten Zuschrift über die Brotpreiserhöhung war gegen die Bäcker kein Angriff enthalten. Es trägt aber sicherlich znr Klärung der Lage bei, wenn, wie hier, von der Innung erklärt wird, daß sich die Bäcker in einer NoÜage befinden. Die Meylpreise werden ja an der Börse festgelegt. Nach den letzten Börsenberichten ist an der Berliner Produktenbörse der Hausse der letzten Wochen eine auf sehenerregende Baisse gefolgt. Es ist dies zum Teil auf Manöver der Börsenspekulanten zurückzuführen, die erst die Preise gewaltig in die Höhe trieben, aber mit dem Kauf zurückhielten und nun, da das Angebot stark ist, billig kaufen. Einstweilen scheint die Sachlage noch nicht geklärt, man wird aber bald erwarten dürfen, daß dem sprunghaften Auf und Nieder eine festere Haltung an der Börse folgt, die in angemessenem Verhältnis zu der guten Korn ernte in Deutschland steht. Hervorgerufen wurde die Unsicherheit an der Produktenbörse zu einem erheblichen Teil durch die einander stark widersprechenden Berichte über Getreideernten im Ausland. Es scheinen auch da Kulissenschieber am Werke zu sein, die heute so, morgen so die Börse beeinflussen, um möglichst hohen Gewinn sür die eigene Tasche hcrauszuschlagen. Es ist dringend zu wün schen, daß es den Bäckern möglich wird, die Brotpreise für sich wie für die Konüimenten erträglich zu gestalten, damit wenigstens dieses Nahrungsmittel von der Teuerung unberührt bleibt, in die Kartoffeln, Butter, Zucker, Neis und viele andere Produkte ein begriffen sind. Die diesjährigen Verhältnisse erinnern lebhaft an die Zeit von 1891 zu 1892, wo der Preis für ein 6-Pfundbrot von 54 bis auf 96 Pfg. stieg. Es wurden damals von der gesamten deutschen Presse die Namen jener Berliner Getreidespckulanten offen genannt, die durch gekünstelte Preistreiberei dem ganzen deutschen Volke das Brot beträchtlich verteuerten. An der Börse waren die Roggenpreise durch Machinationen um etwa 100 Proz. in die Höhe getrieben worden, ohne daß ein wirklicher Getreide mangel bestand. Das vom Minister v. Maybach im Jahre 1879 im Preußischen Abgeordnetcnhause geprägte Wort: „Ich glaube, daß die Börse hier als ein Giftbaum wirkt!" wurde damals in verschärfter Weise ausgesprochen. Sollte sich jetzt daS verderbliche Spiel von 1891/92 wiederholen wollen, so wäre es sehr erwünscht und dringend notwendig, daß der „Giftbaum" mit Stumpf und Stiel ausgerodet wird, noch ehe seine Wirkung allzu empfindlich zu spüren ist. ver Ander. Der französische Marineminifter, Herr Delcaffee, ist der größte und rücksichtsloseste politische Streber, den Frankreich heute besitzt. Das letzte Ziel seines Ehrgeizes für den ener gischen und reichen Mann ist kein anderes, als Präsident der Republik zu werden. Um zu diesem Amt zu gelangen, unter läßt er keine Gelegenheit, sich seinen Landsleuten in empfeh- lmde Erinnerung zu bringen, wie seine soeben bei der großen französischen Flottenparade gehaltene Ansprache beweist, in der er auSsührte, daß das Schlachtgeschwader sofort nach der Mobilmachungsordre kampfbereit sein könnte. Natürlich sollen alle Franzosen jetzt denken: „Das hat unser Theophil Del- casfee geleistet!" — und ihr ganzer Chauvinismus wird sich an dem farbenprächtigen Bilde erhitzen, welches die siegreiche Armada mit der Trikolore zeigt. Die ruhige Geschäftswelt und die Rentier-Armee in Frankreich werden im Innersten ihrer Seele freilich denken: „Hole der Kuckuck diesen Teufels kerl, der uns den Verdienst stört und die Kurse drückt," aber sie werden es nicht wagen, diese Anschauung laut ouszusprechen, weil sie ein Verzweifeln an den „geheimen Hoffnungen Frank reichs" bedeuten würde, und das wäre Landesverrat. Herr Delcaffee will Präsident der Republik werden. Ob ihm das schon gelingen wird, wenn die Amtsdauer des Herrn Fallieres abläuft, ist fraglich, aber es ist uicht unmöglich. An Elfer wird er es jedenfalls nicht fehlen lassen. Und seine Chancen haben sich in der letzten Zeit wesentlich gehoben. Als er vor sechs Jahren mit England den bekannten marok kanischen Geheimvertrag abschlvß, der uns einfach vor die Tür setzen sollte, und damit eine drohende Kriegsgefahr herausbe schwor, war sein Treiben allen seinen damaligen Ministerkol legen zu bunt, er mußte gehen. Aber auch in den folgenden Jahren feiner privaten politischen Tätigkeit hat er wieder und wieder die Aufmerksamkeit auf sich gelenkt; bald tat er eine Rede vor seinen Wählern oder in der Kammer, bald eine Londoner Reise, bald die zu Lebzeiten König Edwards von England immer von neuen» wiederholte Behauptung, er fei dessen ganz besonderer Freund. Und so erreichte er es mit dem Beginn dieses Jahres, daß die Regierung ihn wieder in die Mitte nahm, weil sie einen Mann zu gebrauchen glaubte, der aus seinem Herzen keine Mördergrube machte. Und das hat er dann auch nicht getan. Heilsam für den Frieden ist es sicher nicht, wenn Herr Delcaffee einmal Präsident von Frankreich wird, es wäre schon unerfreulich, wenn er mit seinen Hetzreden fortfahren sollte. Er vermeidet das Wort „losschlagen", aber er macht die Franzosen damit vertraut. Denselben Operationsplan verfolgte in den achtziger Jahren der General Boulanger, dessen Gemeingefährlichkeit noch rechtzeitig erkannt wurde; aber Wir denken, dieser Kriegsschürer im Bürgerrock ist gefähr licher, wie s. Z. der General. Und es kommt hinzu, daß Herr Delcaffee ständig von den englischen Zeitungen in seinem Treiben weiter aufgeputscht wird, denen garnichts Erfreulicheres passieren kann, als wenn die dunklen Wolken zwischen Frank reich und Deutschland niemals verschwinden. Diese letzte Tat sache erkennt man in Deutschland auch recht wohl an, und daher ist der Unmut auf das unfreundliche britische Verhalten so groß, wie er noch niemals gewesen ist. Eine Sache für sich bleibt es, ob die französische Flotte nun in der Tat in einem so bewunderungswürdig schlagfertigen Zustande ist, wie der Herr Zivil-Marineminister behauptet. Als vor anderthalb Jahren die parlamentarischen Unter suchungen über den Stand der Kriegsflotte erfolgten, da stell ten sich so böse Dinge heraus, daß alle Welt in Frankreich die Hände über dem Kopf zusammenschlug. Hatte Herr Del caffee es fertig gebracht, alle diese Nachlässigkeiten zu be seitigen, so mag er sich wirklich gratulieren, aber auch ihm ist das ehrliche alte Wort „Unverhofft kommt oft!" nicht unbe kannt. Die beiden letzten Kriegsminister des letzten napoleo nischen Kaiserreiches, die Marschälle Niel und Leboeuf, haben das mit ihren Voraussagungen sür den großen Nationalkrieg erhalten wir noch folgende Zuschrift: Wenn der Lale von gestern die zweimalige Erhöhung 3-Kilobrotes je um 3 Pfennige sich nicht erklären kann wegen der schönen Rogaenernte, so halte ich eS für meine Pflicht, ihm mit- züteilen, daß sich unser BrotprciS nach den Mehlpreisen richtet, und daß wir leider den schönen Roggen jetzt nicht taufen können, da wir denselben nicht gemahlen bekommen. ES wäre besser gewesen, wenn sich der Laie mit mir oder einem anderen Fachmann darüber unterhalte» hätte, um nicht Mißstimmung in der Oeffentlichkeit hervorzurufen; oder hätte er ZMsM sm die MM MhWlmmW IW, dss MM MgM m» »m Wtrut zu Imktnitrg i. Zu Berantwortlicher Redakteur: Ernst Roßberg in Frankenberg i. Sa. — Druck und Verlag von L- G- Roßberg in Frankenberg t. Sa.
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