Suche löschen...
Lichtenstein-Callnberger Tageblatt : 23.06.1903
- Erscheinungsdatum
- 1903-06-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1776437853-190306232
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1776437853-19030623
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1776437853-19030623
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLichtenstein-Callnberger Tageblatt
- Jahr1903
- Monat1903-06
- Tag1903-06-23
- Monat1903-06
- Jahr1903
- Titel
- Lichtenstein-Callnberger Tageblatt : 23.06.1903
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Wochen- und Rachrichtsblatt zugleich AesMs-AnzeM für Kohniorf, KöMH, Kemsdorf, Kübdors, St. Wien, KeinrichM, Norienau u. Mlsen. Amtsblatt für den Ktadtrat z« Kchtenstein. —-— »s. Jahrgang. ——— Nr. 142. Dienstag, den 23. Jnni 1903 Diese» Blatt erscheint täglich (außer Sonn» und Festtag«) abends flir den folgenden Tag. Vierteljährlicher Bezugspreis 1 Mk. 2V Pfg., durch die Post bezogen 1 Mk. 50 Ps. — Einzeln« Nummer 10 Pfennige. — Bestellungen nehmen außer der Expedition in Lichtenstein, Markt 6, alle Kaiser!. Postanstalten, Postboten, sowie die Austräger entgegen. In se rote werden die filnfgespaltene Korpuszeile oder deren Raum mit 10 Pfennigen berechnet. — Annahme der Inserate täglich bis spätestens vornnttag 10 Uhr. — Im „Amtlichen Teil* wird die zweispaltige Zeile oder deren Raum mit 30 Pfenniaen berechnet. Für auswärtige Inserenten kostet die bgespaltene Zeile IS Pfennige. — Bekanntmachung. Wegen Reinigung der Geschäftsräume werden Freitag und Sonnabend, den S«. u. S7. Jnni 1SV3, nur dringende Geschäfte erledigt. Lichten st ein, den 22. Juni 1903. Königliches Amtsgericht. Politische Rundschau Deutsches Sketch. * Ueber den Reichskanzler werden in der Presse falsche Meldungen verbreitet. Die Tat sache, daß Graf von Bülow an einem gastrischen Fieber leidet und infolgedessen auch nicht nach Ham burg fahren kann, wie ursprünglich beabsichtigt war, wird dahin gedeutet, daß der leitende Staatsmann „politisch krank" sei. Wir können versichern, so schreibt das „CH. Tgbl.", daß dies durchaus nicht der Fall, daß die Stellung des Reichskanzlers in keiner Weise erschüttert ist. * Bittere Vorwürfe bekommt die Reichs regierung über den Ausfall der Wahl auch von der „Rhein. Wests. Zeitung" zu hören. Das Blatt schreibt ergrimmt: „Diese Wahl ist das meisterliche Triumph stück des neuen Kurses und sein Spiegelbild. Alles, was der neue Kurs bisher vermochte, ist, gemächlich und untätig im Strome mitzuschwimmen. „Es ist erreicht", ist die Losung. Das ältere Ge schlecht hat ja den Deutschen das Reich geschaffen und nach des vierten Reichskanzlers Ausspruch können wir damit vollständig zufrieden sein und haben gar keinen Anlaß, uns irgend etwas an deres zu wünschen. Der Gedanke aber an die ungeheure Mühe, mit der dies Reich geschaffen, ist vergessen, und der Name dessen, der es schuf, wird heute in höfischen Kreisen nur mit Vorsicht ausgesprochen. Und was tritt nun an besten Stelle: Wofür sollsichderDeutsche begeistern? Der neue Kurs steuert rechts und steuert links und hält bald in der Mitte, so wie die Strömung gerade ist. Widerstand, den man nicht mit kleinen und größeren Liebens würdigkeiten beseitigen kann, hält er nicht aus. Will man keinen Kanal, dann geht es auch ohne Kanäle, und ist das Zentrum nicht für die Kolonial politik, dann geht es ohne Kolonien. Wofür soll sich das Volk begeistern? Etwa für den Unter gang der Buren und den drohenden Verlust des deutschen Afrika, oder vielleicht für die glorreichen Erfolge des Herrn Speck in Washington und die berühmte Champagnerflasche der Miß Roosevelt, oder vielleicht für die glänzende Auffahrt am Vatikan und die Einweihung der Metzer Kathe drale, wobei die Prälaten vor den höchsten Staats beamten rangierten? Begeistert haben sich aller dings dafür die Ultramontanen, die in richtiger Würdigung des neuen Kurses auch an den Kopf ihres Essener Flugblattes druckten: „Wählt nach dem Wunsche unseres Kaisers den christlichen Kandidaten Stötzel!" Oder soll man sich be geistern für die Siege und Schlachten des Grafen Waldersee, für Feste, Einweihungen und Ver gnügungen aller Art, kurz, für all den berauschen den Klimbim und Tamtam, der jetzt in Deutsch land üblich ist ?" * Mit der Einigkeit der bürgerlichen Parteien bei den bevor st ehenden Stich wahl e n i st' s E s s i g. In Kattowitz haben die So zialdemokraten und Nationalpolen ein Kompromiß ge schlossen, der je einem Kandidaten von beiden in der Stichwahl gegen Zentrumskandidaten zum Siege ver helfen soll. Zn den RelchstagswaAkreisen Pforzheim, Karlsruhe und Mannheim, in denen Stichwahlen zwischen Nationalliberalen und Sozialdemokraten stattfinden, be schloß das Zentrum Wahlenthaltung. * Die deutsche, französische und englische R e - gierung haben beschlossen, das neue serbische Regimebis nach vollzogener Sühne des Königsmordes nicht anzuerkennen. * r l i n. Wie die „Welt am Montag" aus Breslau meldet, wurde der Bürgermeister von Fried land m Oberschlesien aus Antrag der Staatsanwalt schaft verhaftet. Sittlichkeitsverbrechen sollen die Gründe zur Verhaftung sein. Frankreich. * Ueberden Mangel an M anneszucht im französischen Heere im Zusammenhang mit mehreren Vorfällen der jüngsten Zeit wurden in der Depu- tiertenkammer dem Kriegminister Andrö Vorhaltungen gemacht. Dieser wies jedoch die gegen ihn erhobenen Borwürfe zurück, inbesondere verwahrte er sich da gegen, daß er jemals parteilich gewesen sei. * Paris. Gestern begab sich eine Gendarmerie- Abteilung in Begleitung des Unterpräfekten und der Ge richtsbehörden nach La Louvette, um eine Untersuchung emzuleiten wegen der gewaltsamen Entfernung der ärm lichen Siegel vom Kloster. Die Behörden wurden von der Bevölkerung mit feindlichen Kundgebungen empfangen. Zahlreiche Personen hatten in der Kirche Platz genommen. Die Gendarmerie mußte jede Person einzeln herausholen, und mußte, als sie angegriffen wurde, von der Waffe Gebrauch machen. Als die Behörden abzogen, wurden sie mit einem Steinhagel überschüttet. Serbien * Belgrad. Um den König weitere Verlegen heiten zu ersparen, haben mehrere, am Königsmord am meisten beteiligte Offiziere die Absicht geäußert, auf ihre Chancen zu verzichten. * Wie die Minister in Belgrad ermordet wurden, schildert der Berichterstatter der „Voss. Ztg.": Das Fürchterlichste in diesen Fällen ist, daß die Opfer inmitten ihrer Familien erschossen wurden. Ministerpräsident Zinzar Markowitsch war Vater von acht Kindern; das älteste, eine 21jährige Tochter, war Gattin des in derselben Nacht durch eine Dynamitpatrone getöteten königlichen Ordonnanz offiziers Milkowitsch. Zwei erwachsene Söhne studieren in Oesterreich. Die übrigen Kinder, von denen das jüngste 5 Jahre zählt, befanden sich zu Hause. Markowitsch saß bei einem Glase Wein und erzählte seiner Gattin, daß er soeben dem König seine Entlassung eingereicht habe. Da wurde an die Tür geklopft: zwei Offiziere mit acht Soldaten waren erschienen. Der eine Offizier sagte: „Herr General, das Königspaar wird ermordet; vor Ihrer Tür steht Militär, wagen Sie nicht, das Haus zu verlassen!" Offenbar hatte dieser Offizier, als er die Gattin des Ministerpräsidenten und die Kinder im Zimmer erblickte, den Mut verloren, den blutigen Auftrag auszuführen. Einige Augenblicke später stürmte der andere Offizier ins Zimmer. Ohne ein Wort richtete er die Waffe gegen den Minister und schoß ihn nieder. Frau Milkowitsch schenkte zu der Stunde, in der sie Vater und Gatten verlor, einem Kinde das Leben. Sie weiß bisher nicht, was vor gegangen ist; man redete ihr ein, Mann und Vater hätten plötzlich mit dem König nach Nisch abreisen müssen. Der Kriegsminister Pawlowitsch war ebenfalls im Kreise seiner Familie, als die Schergen erschienen. Er bewohnte ein ebenerdiges Häuschen. Ein Offizier trat ans Fenster und rief hinein, der König wünsche den Minister sofort zu sprechen. Dieser blickte hinaus, erkannte die Lage und begann zu feuern. Die anderen trafen besser; Pawlowitsch sank als Leiche neben dem Fenster nieder. Der Minister des Innern Todorowitsch arbeitete am Familientische in Gemeinschaft seiner Gattin und mehrerer Kinder. Ein blutjunger Leutnant trat ein: „Sie sind nicht mehr Minister," sagte er, „das Königspaar wird soeben ermordet." Dann ging er hinaus, seinem Kameraden mitteilend: „Ich kann es nicht; die ganze Familie ist drinnen! Mit der erwachsenen Tochter bin ich bekannt, habe ost mit ihr getanzt — es geht nicht!" Darauf wiederholte sich dasselbe, waS bei Markowitsch geschehen war: der zweite Offizier übernahm die Rolle des schwach gewordenen Kameraden, begab sich ins Wohnzimmer und jagte dem Minister zwei Kugeln in die Brust. Todorowitsch war in den ersten Tagen aufgegeben, doch hofft man jetzt, ihn am Leben zu erhalten. Unter den Opfern befindet sich nach oberschlesischen Blättern auch der Koch Kolby aus Gleiwitz. Er war Angestellter bei dem serbischen Kriegsminister. Als dieser erschossen wurde, sprang K., um zu flüchten, aus dem Fenster, wobei er das Genick brach. Ans Stadt und Land Lichtenstein, 22. Juni. * — Das Rosenfest in Lichtenstein, welches nächsten Sonntag und Montag stattfindet, wird auch diesmal wieder seine bekannte Anziehungskraft ausüben. Weit über Lichtensteins Grenzen hinaus zieht sich der Freundeskreis für dieses Fest. Die herrliche Rosen-Ausstellung, die prächtigen Park- Anlagen des Goldnen Helm, sowie die reizende Lage Lichtensteins wirken gemeinsam, dieses Fest zu einem der beliebtesten in der ganzen Umgebung zu machen. Wir wollen hoffen, daß auch der Himmel an diesen Rosenfesttagen ein freundliches Gesicht zeige. * — Zigeu««r Seit Sonnabend lagert in der Nähe des „Neuen Schützenhauses" ein größerer Trupp Zigeuner. Es sind dies dieselben, die vor kurzem bereits einige Tage hier Aufenthalt genommen hatten. * — Am Jahrestage des Hinscheidens der ver ewigten Königs Albert ist Ihrer Majestät der Kö nigin-Witwe als vorläufig festgestelltes Erträgnis der Sammlung der König Albert Gedächtnisstiftung durch den engeren Ausschuß die Summe von 178 460 M. übergeben worden. Jeden Tag sind noch Spenden eingegangen und werden auch ferner hin Zuwendungen bei der Sächsischen Bank und ihren Filialen angenommen. * — Die amtliche Gewinnliste der Völkerschlacht- Denkmalslotterie liegt zur Einsicht in unserer Expe dition aus. * — Die nächste öffentliche Sitzung des Kreisaus schusses findet Mittwoch, den 1. Juli 1903, nachmittags 1 Uhr, in dem Sitzungssaalc der Königlichen Kreishaupt- mannschaft Chemnitz statt. Die Tagesordnung ist in der Hausflur des dortigen Regierungsgebäudes an geschlagen. * — Das 8. Feldartillerie-Regiment Nr. 78 wird Freitag, den 14. August dieses Jahres, von 9 bis etwa 11 Uhr vormittags im Gelände zwischen dem Ostrande von Niedermülsen, Thurm, Stangendorf, Mülsen St. Micheln, Mülsen St. Jakob und Mülsen St. Niclas, dem Kommunikations-Wege von Mülsen St. Niclas nach Lichtenstein-Callnberg, der Linie Albertshöhe, Funkenburg, Rümpfgut Albertinenhof, Forsthaus St. Egidien und Forsthaus Glauchau und dem Südende von Rothenbach, Voigtlaide und Wernsdorf ein Schieße« mit scharfer Munition abhalten. Das Betreten des vorbezeichneten, durch Warnungstafeln, Militärposten und berittene Pa trouillen abgegrenzten Sicherheitsgeländes wird an dem genannten Tage von vormittags 8 Uhr bis nach Einziehung der Warnungstafeln und der Posten verboten. Den Anordnungen der Militärposten und Patrouillen ist unweigerlich Folge zu leisten. * — Auf dem Schützeuplatz zu Callnberg entwickelte sich am gestrigen ersten Festtag ein bunt bewegtes Leben und Treiben. Vormittags von halb 12 bis halb 1 Uhr fand Platzmusik auf dem Marktplatze und nachmittags solenner Auszug statt. Trotz der etwas unsicheren Witterung war der Be such, auch von auswärts, ein zufriedenstellender. Börnos Elektro-Kosmograph (Theater lebender Photo- tographien), sowie Paul Pötzsch's Münchener Uni versum wurden viel besichtigt. Ein Besuch beider Schaustellungen ist besonders zu empfehlen. Im
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite