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Zwönitztaler Anzeiger : 10.07.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-07-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1859945678-188607105
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1859945678-18860710
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1859945678-18860710
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungZwönitztaler Anzeiger
- Jahr1886
- Monat1886-07
- Tag1886-07-10
- Monat1886-07
- Jahr1886
- Titel
- Zwönitztaler Anzeiger : 10.07.1886
- Autor
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MWler AnztM. Localblatt für Zwönitz, Niederzwömtz, Kühnhaide, Thalheim und Umgebung. (Fortsetzung des „Anzeiger für Zwönitz und Umgegend".) Amtliches Organ für den Stadtgemeinderath, den Kirchen- und Schulvorstand zu Zwönitz. ll. Jahrgang. Redaction, Druck und Eizenlhum von C. B. Ott in Zwönitz. l> Jahrgang. Dieses Blatt erscheint wöchentlich drei Mal (Dienstag, Donnerstag und Sonnabend) und ist durch alle Postanstalten, sowie durch die Expedition und deren Austräger vierteljährlich für I Mark 20 Pfg. (incl. Bringerlohn) zu beziehen. — Die Insertion beträgt für die dreigespaltene Corpuszeile oder deren Raum 10 Pfg. und werden Inserate bis Nachmittags 2 Uhr TagS vor dem Erscheinen des Blattes angenommen. 80. Sonnabend, den 1tt. Juli. 1886. Holz Auction ii» Ripswalde. Mittwoch, den 14. dieses Monats, von Nachmittags 2 Uhr an sollen an Ort und Stelle die geschlagenen Stämme, Klötzer, Rolle», Röhren, Stangen, Stöcke, sowie Bunvreihig und Rinden gegen sofortige Baarzahlung meistbietend versteigert werden. Ein Verzeichniß der Hölzer rc. liegt an Rathsstelle zur Einsicht aus. Zwönitz, am 9. Juli 1886. Der Stadtgemeinderath. Adam, Bürgermeister- HerUiche und Sächsische Angelegenheiten. — Chemnitz, 8. Juli. (Schwurgerichtssitzung.) Der Schuhmacher Erdmann Otto L eistner in Zwönitz, geboren daselbst am 31. März 1855 und noch nicht vorbestraft, wurde am 7. Januar 1881 als nichtständiger Hülsspostbotc beim kaiserlichen Postamte zu Zwönitz in Eidespflicht genommen und erhielt den Land, briefbestelldienst für die Ortschaften Kühnhaide, Lenkersdorf und Niederzwönitz, desgleichen den Packetbestelldienst für die Stadt Zwönitz und aushülfsweise auch den Briefbestelldienst für letztere zugctheilt. Er bezog einen festen Gehalt von 660 Mk. jährlich. Uebermäßiger Aufwand, den er in der letzteren Zeit machte, führte ihn zum Spiele, dieses wiederum dazu, sich — und dies war seit Anfang des Jahres 1886 der Fall — an den ihm anvertrauten Cassengeldern zu ver greifen, bis sein unredliches Gebühren entdeckt und seine Verhaftung herbeigeführt wurde. Heute hatte er sich wegen einer Reihe der verschiedensten Verbrechen und Vergehen im Amte vor den Geschworenen zu verantworten, und zwar war es eine Reihe von Strafthaten nach den Zs 348, 349, 350, 351 und 354 des R.-Str.-G.-B., sowie nach den 88 246, 267, 268 I und 2 und 266 lei-- mi-, wegen deren die Anklage wider Leistner erhoben war. Leistner war der ihm zur Last gelegten Strafthaten unumwunden geständig. Außer einer Anzahl von Unterschlagungen von amtlich ihm anvertrauten Gelder», weiter der unbefugten Unterdrückung einer großen Anzahl von der Post anvertrauten gewöhnlichen Send- ungeu hatte der Angeklagte auch in Beziehung auf die Unterschlagungen die zur Eintragung und Controle der Einnahmen oder Ausgaben bestimmten Bücher un richtig geführt, weiter verschiedene Posteinlieferungsschcinc, ebenso eine Quittung gefälscht und in einem Falle in gewinnsüchtiger Absicht eine falsche Beurkundung vorgenommen. Nicht weniger denn 75 Fragen waren es, welche den Geschworenen zur Beantworiung vorgelegt waren. Der Vertreter der k. Staatsanwaltschaft beantragte die Bejahung der sämmtlichen Schuldfragen, andererseits die Vernein ung der, soweit Verbrechen in Frage waren, auf das Vorhandensein mildernder Umstände gerichteten Fragen. Der Vertheidiger, welcher die Beantwortung der gestellten Schuldfragen im Großen und Ganzen dem Ermessen der Geschworenen änheimstellte, verwendete sich zu Gunsten seines Clienten namentlich nach zwei Richtungen, einmal, demselben die Annahme mildernder Umstände, wo nach solchen zulässigerweise eine Frage gestellt worden, zu erwirken, das andere Mal dagegen, die Geschworenen davon zu überzeugen, daß der Angeklagte die von ihm be gangene falsche Beurkundung und die Fälschung der Posteinlieferungsscheine :c. nicht in gewinnsüchtiger Absicht, sondern nur um deswillen verübt habe, weil er der anderenfalls für ihn unausbleiblichen Entdeckung seiner Unterschlagungen babe vorbeugen wollen. Das Verbiet der Geschworenen sprach den Angeklagten mit alleiniger Ausnahme eines Falles der Unterdrückung von Postsendungen im Sinne von Z 354 des R.-Str.-G.-B. in allen Fällen für schuldig, verneime jedoch in den Fällen der öffentlichen Urkundenfälschungen (Postrmliefcrungsscheine) und in dem Fall der falschen Beurkundung das Vorhandengewesensein der gewinnsüch- tigen Absicht, ebenso aber auch, mii Ausnahme eines einziges Falles, bei welchem es das Vorhandensein mildernder Umstände annahm, das Vorhandensein solcher in den übrigen Verbrechenssällen. Der Gerichtshof verurtheilte demgemäß den Angeklagten wegen einfacher und qualisizirter Beamtenunterschlagung, einfacher und gewinnsüchtiger Urkundenfälschung, falscher Beurkundung, unbefugter Unter- drückung von Postsendungen und Untreue zu Zuchthausstrafe in der Dauer von 4 Jahren, sprach ihn auch der bürgerlichen Ehrenrechte auf die Dauer von 4 Jahren für verlustig. Von der erkannten Zuchthausstrafe wurden 2 Monate als durch die erlittene Untersuchungshaft verbüßt erachtet. — Vertreter der königl. Staatsanwaltschaft Herr Staatsanwalt Dr. Knacbel. Vertheidiger Herr Rechts anwalt Löser. Obmann der Geschworenen Herr Klempnermeister Gustav Adolf Wolf aus Chemuitz. Die Bank der Geschworenen war besetzt durch die Herren Schreckenbach-Gornsdorf, Brückner.Wolkenstein, Helbig-Chemnitz, Schumann. Lunzenau, Eckelmann-Oberrabenstein, Meißner-Rößgen, Wolf-Chemnitz, Scheerer- Göritzhain, Just-Chemnitz, Schreyer-Falkenau, Hofmann-Gelenau, Boscher-Kappcl. — Am Sonntage, den 4. d., fand seitens der sozialdemokratischen Partei aus den Bezirken der Amtshauptmannschaften Chemnitz und Annaberg, nach vorher ausgegebenem Programm mit rcther Schrift, unterzeichnet „die rothen Missionäre", eine große Wall- und Pilger fahrt nach dem Greifenstein bei Ehrenfriedersdorf statt, an welcher sich eine große Menge Personen betheiligte. Unter den Theilnehmern befand sich auch der socialdemokratische Abgeordnete für den 19. säch sischen Wahlkreis, Herr Geyer. Allgemeines Aufsehen erregte ein Zug Chemnitzer Parteigenossen, welche mit einem großen rothen Regen schirm, von Burkhardtsdorf herkommend, mehrere Orte durchzogen und, an der Spitze mehrere Blechpfeiser, die Missionskapelle genannt, in Reih und Glied, den rothen Regenschirm in Form einer Fahne voran tragend, gegen ^2 Uhr auf dem Greifenstein anlangtsn. Infolge Vieser politischen Demonstration sah sich die mitanwesende Gendarmerie veranlaßt, die Führung jenes rothen Banners erst zu verbieten und, als dies nicht fruchtete, dasselbe wegzunehmen. Nach verschiedenen zweck- und sinnlosen Bewegungen und Darstellungen entfernte sich die rothe Mission, wie sie sich nannte, gegen ^6 Uhr Nachmittags, und nun trat wieder auf dem sonst so schönen und romantischen Greifenstein die idyllische Ruhe und freie Bewegung der Besucher ein. — Grüna bei Chemnitz, 4. Juli. Am 2. d. Abends 8 Uhr ist unweit des königlichen Waldes auf Wüstenbrander Flur ein 18 Jahre alter Strumpfwirker aus Grüna in Folge eines Zusammen treffens mit Jagdschützen erschossen worden. Hierüber meldet man dem „L. T.-A.": Am Freitag war ein Chemnitzer Bäckermeister aus seinen, Jagdrevier unweit Wüstenbrand auf dem Anstand auf Rehe. Schon vorher sollen von anderer Seite Chikanen gegen ge nannten Herrn ausgeübt worden sein, unter anderem durch Stein- wersen von der Neviergrenze ans. Am Freitag trat derselbe Fall ein. Nach einem Wortgefecht soll es zu Thätlichkeiten gekommen sein, bei denen sich unglücklicherweise das Gewehr des Herrn entlud und den einen der beiden auf gegnerischer Seile stehenden jungen Leute in den Rücken unterhalb des einen Schulterblattes traf, sodaß die Kugel vorn wieder heransdrang Der Getroffene ist seiner Wunde erlegen. Die zuständige Behörde ist von dem Vorkommniß in Kenntniß gesetzt und es wird versichert, daß den Bäckermeister keine Schuld treffe. — Schneeberg, 6. Juli. Das reiche Festgemand, das heute unsere Stavt Schneeberg trägt, die vielen Flaggen, Kränze, Guir- landen, Blumen, Wappen, Büsten rc., womit die Häuser reich ge ziert sind, und die errichteten 2 prachtvollen Ehrenpforten, dies Alles verkündet, daß die Stadt Hohen Königlichen Besuch empfangen hat. Heute Abend nach 8 Uhr hielt Ihre Majestät die Königin mit Hohem Gefolge, zu Wagen von Schwarzenberg kommend, den Einzug in Schneeberg. Die Freiwillige Feuerwehr, Militär-, Turn- und Ge sangvereine. die Schützen-Compagnie, die Seminar-, Realschul- und Progymuasial-CötnS, die Bürger- und Seminarschule, bez. Gewerbe- zeichenschnle, die Innungen, der Maschinensticker-Verein rc. mit ihren Fahnen und Emblemen bildeten Spalier vom Anfang der Stadt bis Stahl's Hotel, woselbst für Ihre Majestät Wohnung bereitet war; vor genanntem Hotel hatten sich Herr Oberstlieulenant Brachmann, die städtischen College» in oorporo und Vertreter Neustädtels zum Empfange der allverehrten Königin versammelt. Herr Bürgermeister Dr. von Woydt begrüßte Ihre Majestät in kurzen Worten. Es überreichte sodann an der Spitze einer Anzahl Festjungfrauen, die in den Sachsenfarben gekleidet waren, Frl. Wilisch Ihrer Majestät der Königin unter poetischen Begrüßungsworten ein prachtvolles Bouquet mit blau-gelber Schleife, welches Ihre Majestät huldvollst entgegen nahm. In den späten Abendstunden wurde Ihrer Majestät der Königin durch einen höchst imposanten Fackel- und LampionSzug, an welchem obenbezeichnete Corporationen, Schulen, sowie Bergleute in ihrer alten kleidsamen Tracht Theil nahmen, eine glänzende Ovation dargebrachl. Der Seminarchor und der Gesangverein „Liedertafel" brachten Ihrer Majestät unter der Leitung des Herrn Seminarober lehrer Dost ein Ständchen dar. Die Gesänge waren „Neuer Frühling" von Petzschke, 8alvo roginal zu Ehren der Anwesenheit Ihrer Majestät der Königin in Schneeberg, komponirt von Br. Dost, und „Die Nacht" von Fr. Schubert. Den Festlichkeiten wohnten ungemein viele Bewohner Schneebergs und der näheren und weiteren Umgebung bei. Es herrschte die gehobenste, freudigste Stimmung über den Be such der geliebten Königin.
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