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Sächsische Staatszeitung : 28.11.1917
- Erscheinungsdatum
- 1917-11-28
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480731217-191711284
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480731217-19171128
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480731217-19171128
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Staatszeitung
- Jahr1917
- Monat1917-11
- Tag1917-11-28
- Monat1917-11
- Jahr1917
- Titel
- Sächsische Staatszeitung : 28.11.1917
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Landtags-Beilage zur Sächsischen Staatszeitung. Nr. 7. Beauftragt mit der Herausgabe: Hosrat Doenges in Dresden. LS17. 37. ordentlicher Landtag, u. Kammer. 5. öffentliche Sitzung am 27. November 19 17. Beginn: 10 Uhr 35 Minuten vormittags. Am Regierungstische: Staatsminister vvi. Di. Beck, Graf Vitzthum v. Eckstüdt, v. Seydewitz, De. Nagel ,,»d' zahlreiche Negierungslommissare. Auf der Tagesordnung stehen: I. Allgemeine Vorberatnng über das Köuigl. Dekret Nr 1, den Rechenschaftsbericht auf die Jahre 1914 und 1915 betreffend, und über den von der Ober- rechnungskammer über die Ausführung des Staatshaushaltsplans in derselben Finanz- periode erstatteten Bericht, sowie 2. Allgemeine Vorberatung über das König!. Dekret Nr. 2 den neuen Staatshaushaltsplan und das Fina'nzgesetz ans die Jahre 1918 und 1919 be- »ressend, womit die 3. Altgemeine Vorberatung über den Antrag der ^»chgg. Di. Böhme (kons.), Biener (deutsch.völk.> und Gen, betreffend die Gewährung von Beihilfen au die durch den Krieg in eine Notlage gerateneu Angehörigen des Mittelstandes (Drucksache Nr. 3), 4. Allgemeine Vorberatung über den Antrag des Abg. Günther (fortschr. Vp.) und Gen., Verwendnng des gewerblichen Genossenschaftsstocks zur Unter- stützung des notleidenden Mittelstandes betreuend «Drucksache Nr. 8), 5. Allgemeine Vorberatung über den Antrag des Abg. Castan (soz.) und Gen., die Lteuerverhältnisse des Reiches betreffend (Drucksache Nr. 19), 6. Allgemeine Vorberatung über den Antrag des Abg. 1-r. Philipp (kons.) und Gen., die Einrichinng einer besonderen Abteilung für Geschichte und Erd kunde beim Praktisch-Pädagogischen Seminar der Universität Leipzig betreffend (Drucksache Nr. 25), und 7. Allgemeine Vorberatnng über den Antrag des Abg. Di Philipp (kons.) und Gen-, Freigabe von Allen das Königl. Hauptstaatsarchivs zur wissenschaftlichen Forschung betreffend (Drucksache Nr. 20). Alle sieben Punkte werden gemeinsam beraten. Hierzn ist folgender Antrag des Abg. Di. Hähnel (lons.) eingegangen: Die Kammer »volle beschließen: 1. den Rechenschaftsbericht ans die Fin»mzperiode U'1 t 15 und den von der Oberrechnung kammcr über die Allssührung dcö Staatshaushaltsplans in derselben Finanzperiodc erstatteten Bericht der Rcchenschaftsdcputation zu überweise«: 2. den gesamten ordentlichen Staatshaushaltsplan für die Finanzperiode 1918/19, die Titel 1 bis 7 des außerordentlichen Staatshaushaltsplans, sowie den Entwurf des Finanzgesetzes auf die Jahre 1918 und 1919 der Finanzdeputation-4 zu über weisen; 8. die Titel 8 bis 40 des außerordentlichen Staatshaus haltsplans für die Fiuanzperiode 1918 19 der Finanzdeputation L zu überweisen. Tas Wort erhält zunächst der Hr. Finanzministcr zu folgenden Ausführungen: Ltaatsminister v. Seydewitz (nach den stenographischen Nicoerschrisleu): Meine sehr geehrten Herren! Als ich vor zwei Jahren die Ehre hatte, in diesem hohen Hause den Rechenschaftsbericht aus den abgeschlossenen und den Haushaltsplan auf den künf tigen Finanzzcitraum cinzuführen, da lagen 10 ereignis- volle Kricgsmonate hinter uns. Damals glaubten wir annehmcn zu tonnen, der unserem deutschen Bolte ausgezwuugcne große Kamps um sein Dasein und um seine Zukunft werde im ersten Teile des Finanzzeitraums 1910/17 oder doch vor dessen Ablauf dnrchgefochtcu und ausgctragcn sein. Berblendung und Haß unserer Feinde haben es nntcr dem bestimmenden Einfluß eng- lischer Herrschsucht anders gewollt und haben weiter die Zer trümmerung und Vernichtung alles dessen, was deutsch ist, auf ihre Fahnen geschrieben. So steht unser Volk noch immer stark und getreu im weltgeschichtlichen Ringen um seine gerechte Sache, und heute wie vor zwei Jahren bewegt sich sein ganzes Denken und Handeln um die größte und folgenschwerste aller Aufgaben, die ihm jemals gestellt worden ist. Unser unvergleichliches Heer hat unter unvergleichlichen Führern stets neue gewaltige Erfolge und neue verheißungsvolle Bürgschaften für den siegreichen Ausgang zu den alten gefügt, und allmählich bricht sich jetzt auch bei unseren Feinden die Über zeugung Bahn, daß Deutschland militärisch nicht zu besiegen ist. (Bravo!) Wenn sie aber nunmehr ihre letzte Hoffnung daraus setzen, daß »vir wirtschaftlich oder innerpolitisch versagen, so rechnen sic hieraus, ungeachtet manches unersrculichen Vor ganges bei uns, wahrlich vergebens. Tie Heimat bleibt auch im vierteil Äricgsjahre nicht hinter den Kämpsern draußen in Hurgabe und Opscrmut zurück, und alle ausschweiscn- den Hossttungcn des Biclverbaudes werden sich wie bisher immer von neuem als Selbstbetrug und als Wahn erweisen, die an der Geschlossenheit und an der Kraft unseres Volkes zerschellen. (Sehr wahr!) Alle unsere Arbeit daheim ist verantwortungsvolle Krieg» arbeit, überall daraus eingestellt, dem kämpfenden Vaterland.', soviel nur geschehen kann, mit höchster Anspannung zu dienen, überall von dem kriegerischen Geschehen beeinflußt und seinen Gesetzen und Wirkungen unterworfen. Das gilt auch von der Arbeit dieses Landtags, die bei der Vorberatung von Rechen schaftsbericht und Staatshaushalt aus abgeschlossene sinanzielle Tatsachen prüfend znrückjchaut und zum anderen mit den Vor schlägen für die sächsische Staatswirtschaft der nächsten zwei Jahre besaßt ist. Der Staatshaushalt 1914/15 war noch mitten im Frieden ausgestellt und verabschiedet, aber fein Vollzug fällt zeit lich zu fast drei Vierteilen in die Kricgszcit hinein. Die Wir kungen deS Kriege-, der alle Verhältnisse von Grund aus ver schieben mußte, gipseln in den« Endergebnis eines rechnungs- inäßige» Verlustes von 02^4 Mill. M.; das ist ein Anssäll, wie ihn noch kein Rechenschaftsbericht in Sachsen ausgewiesen bat. Ich erinnere zum Vergleiche an die vorausgegangencu letzten Finanzzeiträume, von denen derjenige aus 1912/13 im ordent lichen Staatshaushalt einen rechnungsmäßigen Überschuß von rund 39 Mill. M., derjenige auf 1910/11 einen solchen von rund 59 Mill. M. sehr zur Stärkung und Befestigung unserer Staatsfinanzei» erbracht hatte. Ter rein kassenmäßige Fehl betrag aus 1914/15 ist zwar niedriger und schließt mit 40'/^ Mill. M. ab. Der Unterschied besteht darin, daß dieser weder die sogenannten Einnahmercste, noch die in Rest ver bliebenen Ausgabebetrüge zu Lasten des Staates, die sogenannten Ausgabereste, noch die unverwendeten und in den nächsten Finanz- zeitraum übertragenen Ausgabcbewilligungen, die sogenannte»» Ausgabevorbehalte, noch endlich die Verminderungen an de»» Vorräten berücksichtigt. Wirtschaftlich kann nur der rechnungs mäßige Abschluß in Betracht komme«, nur er stellt das Ergebnis richtig dar. Insbesondere die vorbehalteuen Ausgaben, aus denen der Hauptunterschied beruht, werden doch über kurz oder lang uachgeholt, und man kam» nicht darauf rechnen, daß in spätere,» Finanzzcitrüumei» an ihnen wesentliche Ersparnisse zu erzielen sein werden. Bei dem Kapitel der Staatseiscnbahnen komme ich Hiera,if zurück. An den, rechnungsmäßigen Fehlbeträge von 02 ', Mill. M. ist der Haushalt der Überschüsse mit rund 72 ', Mill. M. be teiligt, um welche Summe dir Uberschußkapitel 1 bis 21 gegen de» Voranschlag Zurückbleiben. Dagegen sind bei den» Haushalt der Zuschutzkapitel 22 bis 110 rund 10 Mill. M. weniger auf- gewcudet worden, sodaß sich der schließliche Verlust eben aus 02 H Mill. M. stellt. Besonders ins Gewicht fielen die mir dem Krieg uumittelbar zusammenhäilgcuden Mindererträgc bei den Forsten mit 1?< Mill. M., bei der Porzellanmanufaltur mit bald 1 Mill. M., bei der Landeslotteric mit mehr als 3 Mill. M., bei den direkten Steuern mit 9?, Mill. M., bei den indirekten Abgabe« mit 2fz Mill. M., bei den Staatseiscnbahnen, die an» unmittelbarsten von den Kriegssolgen beeinflußt wurden, mit nicht weniger als öl'/, Mill. M. (Hört, hört!), das sind 53,9 Proz. des veranschlagten Betriebsübcrschusses und 74,8 Proz. des gesamten Minderertrags der sogenannten Übcrschußverwal- tungen. Im außerordentliche« Staatshaushalt mit seine« Nachträge« war für einmalige außerordentliche Bedürfnisse der ungewöhnlich hohe Betrag von 110^ Mill. M. ausgesetzt, dar unter für Zwecke aus Anlaß des Krieges — in den Nachträge« 41 Mill. M. Auf diese Ausgabcbewilligungen und die jenigen aus vorausgegangcnen Finanzzeiträumen wurde» 19l l 15 Beträge m Höhe vou 85fz Mill. M. geleistet, darunter 10 Mill. Mark für die Staatseiscnbahne«, 9f(. Mill. M. zum Erwerb von Kohleufclder» und 35 Mill M. für Zwecke aus Anlaß des Krieges. Ausgabeoorbehalte waren Ende 1915 beim ordentlichen Staatshaushalt in Höhe von 30 Mill. M., beim außerordent lichen Staatshaushalt in Höhe von saft 07 Mill. M. vorhanden: gcgeirwäriig stellen sich die AnSgabeoorbehalte insgesamt aus rund 200 Mill. M. Dieser hohe Betrag birgt sehr reichliche M Uel, ,,„» nach Rückkehr des Friedens im Bedarfsfälle größere Summen sür Bauten und sonstige Aufwendungen im öffentlichen Interesse bercitzustellen. Auf der anderen Seite wird natürlich ihre Realisierung die Berfclmldung des Staates weientlich er höhe«. Tic S t a a tss ch u l d e n vermehrten sich im Finanz;-. itra»m von 873 auf 921 Mill. M., also um rund 48 Mill. M. Das Reinvermögen des Staates a,r Kassenbestanoci,, Außenständen und Vorräten hat sich gegen den Schluß der Borperiodc um nicht weniger als 11 l Mill. M verringert. Tas Gejamtvcrmögen des Staates aber, das sich a.s dem Reinvermögen und zugleich dein Schütz ingswert der Gebrauchs- gcgcustände sowie des unbeweglichen Besitzes und aus den ge währten Darlehen und Vorschüssen nach Abzug der Schuls.n ;u- sammenlctzt, sank um 02 Mill. M, während vorher, wie Ihnen erinnerlich, regelmäßig beträchtliche Verrnögensnmabmeu zu ver zeichnen waren. Es sc« mir gestattet, letzt einen Blick auf die siiianzielleu Verhältnisse der Gegenwart und auf die allgemeine Wirtschaftslage zu werfen, wie »ie sich durch oen Krieg und seine Folge gestaltet haben. Es tritt hier mit besonderer Teut- licl kcit zutage, daß die Staatsfinanzen in ihrcr Gesamtheit und im einzelnen nicht losgelöst von der übrigen Welt bcstcbcn, daß sic vielmehr cin Stück der allgemeinen Volkswirtschaft sind, deren Schicksal, deren Auf und Nieder sie widerspiegeln und teilen. (Sehr richtig!) Wenn daher der englische Wirtichafts- lricg sich die Niedcrwersung der deutschen Volkswirtschaft als Ziel gesetzt hat, so geht er zugleich aus Zerstörung der gesamten deutschen S taatswirtschast wie des ordnungsmäßigen Haus halts jedes einzelne» Staates aus. Troy Zs-jähriger vcr- trcwerischer Abschnürung vom internationalen Waren und Geldaustanschverkehr aber haben wir unsere gesunde innere Wirtschaftskraft beha.ten, und so sind anch unsere Staatshaus halte trotz allem, was auf ihnen lastet, derart intakt geblieben, daß wir sogar vermehrte Kultur« und Svzialaufgaben ans „n-Z nehmen konnten und ersullen. (Bravo! rechts ) Ist das nicht neben allen staumnerregenocn militäriichcn Leistungen unseres Voltes «Klein schon ein wunderbares Ereignis, eine Tat sache, die »ins trotz allen Leides und alter öntbchrungen mit tiefer Dankbarkeit nnd unerschüttcrticher Siegeszuversicht er füllen muß? Was ift cs aber, das dic dcutschc Volkswirtschaft zu diesem siegreichen Turchhaltcn besahigt, was ließ alle feindlichen Bcrech nungen z»i schänden werden, sodaß wir in diesem Kriege einen Zustand zur Wirklichkeit werden sehen, den srüber auch unter uns viele sür eine Utopie gehalten haben, das Fichtesche Ideal vom „geschlossenen Handelsstaate"? Neben seelischen Kräften nnd neben der siegesgewisscn Sclbfteinschränkung umeres tapfe ren Volkes, wovon ich an dieser Stelle nicht näher reden will, danken wir diese Erfolge nnserer Volls- und Staatswirtichast im Weltkriege einmal der unverwüstliche»» treuen und ausopserungS- srcudigen Arbeit unserer Landwirtschaft (Bravo! rechts», auch Miseren Landfrauen, die sich in diesem Kriege ein Ruhmesblatt besonderer Art erwerben (Bravo! rechts), sodann aber der außer ordentlich geschickten, zielbewußten und tatkräftigen Umstellung nnserer trefflich geleiteten Industrie (Beifall) uud nicht zu ver gessen der »mermüdlichen und unbeirrbaren Treue ihrer Ar beiterschaft. Dazu kommt die »vahrhast hervorragende Leistung der deutschen Wissenschast, die es verstanden hat, in großem Umfange an Stelle mangelnder Rohstoffe und ausfallen der Auslandserzeugnisse für kricgs- und lebensnotwendige Zwecke Ersatzmittel zn beschaffen, Ersatzmittel, die uns sogar sür die kommende FnedeuSzeit in wicht gen Dingen unabhängig vom Auslände «rächen werden Ich erinnere hier led glich an den Ersatz des Ehilesalp tcrs durch inländisch gewonnenen Stickstoff und an die aussichtsvollen Möglichkeiten, für d:e wichtige Baum wolle Ersatzstoffe cmzustclten. Wir haben allen Anlaß, für solche Tatbeweisc der inneren Gesundheit und Leistungsfähigkeit unseres Volkes, sür solche Fortschr ttc und sür derartige Kliegslcchnng « dankbar zu sei«. Dic Berechnung unserer Feinde hat sich dabei aber auch noch in eiucr andern Richtung völlig getäuscht Wenn je das Wort vou der Grube, die man eincm anderen gräbt und irr die man schließlich selbst hineinfällt, zur Wahrheit wurde, so in diesen» Kriege. Tie Absperrung voin Ausland hat in vieler Hinsicht die entgegengesetzten Erfolge als die von England erwarteten gezeitigt: (Sehr wahr!) sic hat die notwendige innere Krästesammlung rmserer Volkswirtschaft ganz unmittelbar und zwangsweise unter stützt, hat zu einer feinverästelten inneren Blutzirkulation unserer Volkswirtschaft geführt, die alle Lebenssäfte dem eigenen Volls ganzen erhält, und unrationellen Abfluß von Arbeitskräften »pid Arbeitserzcugnissen, fowic vom deutschen (Oelde nach dem Aus lände verhindert; sic hat uns — im geraden Gegenteil zu uusere» Feinden — vor einer gefährlichen Auslandsverschuldung bewahrt und uns zu Gläubigern unserer eigenen Schulden »md aus diese Weise zur Ausbringung unteres enormen Staatsbedarscs im.Kich?ge fähig gemacht. Wenn hiernach unser Geld im Lande geblieben ift, so darf vom ftaatswirtschajtlichen Standpunkte aus allerdings nicht über sehe»» werden, daß eine Vcrstärlung unseres Vvllsvermögens in» Kriege dadurch nicht emgetrcten ist, fanden» daß »vir in weitem Maße vor» diesem Vermögen zehren. Tenn unsere Arbeit im Kriege kann naturgemäß uicht derart produktiv sein, wie die Arbeit im Frieden. Wir müssen bedenken, daß das Geld, das das Reich von seinen Bürgern aufnimmt, zn große» Teiler» i» unproduktive- Anlagen fließe» muß, «»Werte, die zur Sclbsloer«icht«ttg bestimmt sind, wie Munition und andere Kriegsmittel, und in Anlage», die nur zum allergeringster» Telle unmittelbare Erträgniffe liescrn. Selbstverständlich soll damit nicht gesagt sein, daß jene Aufwen dungen ctiva letzte»» Endes unwirtschastlich wären. In» Gegen teil, sie sind wirtschaftlich in» höchsten Maße, infosern sie uns die Aufrechterhaltung unserer Volkswirtschaft überhaupt ermögliche'.» Ich brauche hier ja bloß an dic zerstörten Gebiete in Feindes land zu crmnern, »in» klarzumachen, was ich meine. Tic Arbeit unserer feldgrauer» Helden, die uns vor der Venüchtuugswut unserer Feinde bewahrt, ist in diesem Sinne dis rrodukt-vste, die denkbar ist. (Sehr richtig! Sehr wahr! ir» der Mitte.) Aber werbende Anlagen im ctawechtlichen Sinne sind durch unsere An leihen naturgemäß nur in sehr geringem Umsange geschaffen »vorder». Will man bei gesunder» Finanzgrundsätzcn bleiben, so wird man deshalb m ihrer Verzinsung und Tilgung auf Er schließung neuer Einnahmequelleu für das Reich zutomme» müssen, sowcit nicht Misere Feinde durch Kriegslostenentichädi- gung zur Abtragung der uns dmch ihre Schuld auscrleote» Laste» beitragen Ich kann mich heute über einzelne Stcuervläne nich» aus jprechem Ich will mir ein paar grundsätzliche Gedanken hervor hebe«, deren Bcobachtimg nach meiner Ausraffung bei der künf tigen Regelung des Finanzbedarss unerläßlich ist, wenn das Reim gesund bleiben und Volkswirtschaft und Kultur wcht verkümmern follen. Wir werden einmal beachte« müsse«, daß der Wieder - ausba« der deutschen Volkswirtschaft und dic Wiederherstellung und Wciterpslegc aller Kulturgüter nach dem Kriege in weitem Maße und erst recht den Bundesstaaten und den Genleindcu zukcmmt. (Sehr wahr! rechts.) Tas Interesse aller Staatcbürge« an der Erhaltung der Lebensfähigkeit der Einzelstaaten und Gc- memdcn ff» deshalb nach dem Kriege nicht aer nger, sondern groß r als vor :hm. «Lebhaftes Sehr richtig! rechts.) Von der Erbalirmg der Lebenskraft und Lebensfähigkeit der deutschen Einzelstaaten »md der deutschen Gem.'indcn sind die Wicder- gesundnug unseres Wirtschaftslebens, das Wiederaufblüben des ällgemcinen Wohlstandes und die Wiedergewinnung des alten Kulturstanocs abhängig. Es liegt sonach im Interesse jedes einzelnen, daß den Einzelstaaten rind Gemeinden ihre Einnahme« gucllcn, Einkommcns- und Vermögenssteuern, sowie kw Möglichkeit eines weiteren Ausbaues derselben ungeschmälert erhalten bleiben. (Sehr richtig! Sehr wahr! rechts. Wenn ich das immer wieder hervorhcbe, so spricht aus inir wahr hastig uicht der Eigensinn eines bundesftaatlichen Finanz«» uistcrc, sondern dic Sorge für das wohlverstandene Interesse des gesamten Reimes. (Bravo!» Es ift keineswegs so. daß oer Krieg d:c Zlet- lebtbeit dieser iinanzpolitischen Grundsätze der Rcichsrersassung er- wiescn habe. Ganz im Gcgcnteil, durch den Krieg und seine Folgen ift die Notwendigkeit, den Bundesstaaten uns Gemeinden die d rekte» Stcucrqiiellc» zu belassen, nur noch viel c «dringlicher und sür das allgemeine Gedeihe» »»erlüßlicher geworden als vordem. Es i". tatsächlich nicht abzuschen, wie die Ein elft.r tcn imd ebenso die Gemeinden, die im Verein mit den Einzelstaaten in der Kriegsnwblsahrtsp'lcgc Hervorragendes und Unvcrgeßliclws geleistet haben und unter dem Zwange der Not große schwebende Sämldcn amnetmie» mi ßten, »u irgendwie geordnete» Verhält nisse» komme» sollen, wenn sie in AuS>cbövfung der ihnen zu steheudcn direkten Steuern beschrankt wcrocn Aber nicht nur aus staats- und ffnaiizvel't:ichcu, solid:»» auch aas volkswirtschaftlichen Gründen würde ein Em- griff in da? durch den Kreg ohnehin stark m Anspruch genommene Kapital der Prwatwirtschast zwecks Deckung von Reichsschuldeu, wie er jetzt vielfach in der Öffentlichkeit besprochen wird, von verhängnisvollen Folgen jein. Nach dcm Kriege wird cs unserer Wirtschaft nur mit großen Aufwendungen möglich sei«, de» Fried.'usstaud wieder berzustellc« und dic srübcre Leiftungssäbig- kcit zurückzugcwinncn. Man dcnke nur daran, daß cin große» Teil unserer Jnduftric ihre Fabrileu. wieder sür den Frieden: betrieb umzuncllen hat uud das; saft durcbaäiigig Rohftoff-e in großer Menge zn beschaffen sind, daß die Landwirtschaft un bedingt die vielsach lange vcriäumie Tünaung nachbolcu rind verlorenes Inventar, insbcscmdcrc Vieh, in großem Umfang er setzen muß u a. ui. (Sein richtig: rechts.) Tas alles dars mcm doch in keinem Falle durch unratiomlle Entziehung des Lebens saftes, 0. i. durch Entziehung des notigen Kapitals, erschwere« oder unmöglich machen (Sehr richtig! in der Mitte und recht?) Tiese Notwendigkeit ift um so dringender, als die Tragsäbigleit der deutschen Wirtschaft nach dein Kriege unter den darm doppelt schwicrigcn Verhältnissen auch relativ wesentlich geringer i in wird als vor dem Kriege. Würde gerade in diese»» Stadium, von dessen Überwindung dic Zukunft nmeres Volkes abbängt, dic Volkswirtschaft durch starke Kavltaleutzichung weiter entkräftet, würde dic sür das Blühen der Volkswirtschaft au:- schlaggebendc Privatwirtschaft durch Berluft der nötigen Kräfte gelähmt, so könnten die Folgen außerordentlich bedenklich werden Es wäre dies ei»» Unglück, keineswegs nur für die Unternehmer in Landwirtfchast und Industrie, sondern vcr allem sür die Ar bciter, dic keine lolnende Arbeit mehr im Lande finden »Seh; richtig!) und unter den Nachwirkungen des Krieges solche auch im Auslände kaum mit Erfolg aussucbci» könnten. (Sehr wahr') Um eine solche Entkräftung unserer Volkswirtschaft ;u vermeiden, betet sich als das naturgegebene, so wohl von allen rcaloolitiftbeu als sittlichen Grundsätzen gerechtsertigtc Mittel dar: denjenigen, deren sreve! basier Wille diese» Krieg herausbeschworen und fortgesetzt ver längert bat, dic Wiedcrautmachung des angcrichteteu Schadens auszucrlcge»! (Sehr ricbtig! m der Mitte.) Es wäre das kcme „Vergewaltigung", sonder» wir wu.dcn damit nur das uns vor Gott und aller Welt zustchcnde allernatürlrchste Recht geltend machen. (Sehr richtig! rechts.) Wer sür kmntige Erbaltung dcs Weltfriedens cmtritt, kann nichts Besseres tun, aU aus der Forderung einer ausreichende:» Kriegsentschädigung zu bc- stehen (Zustimmung rechts) Eine unvcrdicnte Sawnung der Friedensbz.'cher ist nicht am Platze, sie sicher» den Frieden gewiß
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