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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 22.10.1860
- Erscheinungsdatum
- 1860-10-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-186010227
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18601022
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18601022
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFreiberger Anzeiger und Tageblatt
- Jahr1860
- Monat1860-10
- Tag1860-10-22
- Monat1860-10
- Jahr1860
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 22.10.1860
- Autor
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Preis und Tageblatt. 248 186«. Montag, den 22. October. Erscheint jeden Wochentag früh g Uhr. Inserate wer den dir Nachmittags Z Uhr für die nächst- erschcinende Nummer angenommen. Amtsblatt des Königl. Bezirksgerichts zu Freiberg, sowie der Königl. Gerichtsamter und der Stadträthe zu Freiberg, Sayda und Brand. Freiberger Anzeiger —.... UF VF GF Inserate werden die UNd ' gespaltene Zeile oder deren Raum mit 5 Pf. berechnet. Unser tägliches Brod oder Auf welche Weise ist ein Brod zu erzielen, welches neben der möglichsten Billigkeit und Schmackhaftigkeit als Beförderungs mittel leichter Verdauung, vollständiger Ernährung und da ¬ durch guter Gesundheit und langen Lebens dient. Unter diesem Titel ist jetzt von Joseph Kleemann in Dresden eine kleine Brochüre (Preis 2'/, Ngr., der Reinertrag zum Besten der Dresdner Handwerkerfortbildungsschule) erschienen, welche in überzeugender Weise die Verkehrtheit unseres jetzigen BrodbereitnngSverfahrens schildert und eine neue bessere Methode angiebt, welche auch wir als dem Standpunkte der Wissenschaft ganz entsprechend bezeichnen. Indem wir uns nur auf ein kurzes Rcsume beschränken, erwähnen wir Folgendes: Jedes Gctreidekorn besteht aus 3 verschiedenen Stoffen, aus stickstoffhaltigen, stickstofffreien Bestandtheilen und unorganischen Salzen. Alle drei spielen bei der Ernährung des Menschen eine wichtige Rolle, doch so, daß die stickstofffreien das Athmcn und den Blutumlauf unterhalten und Wärme erzeugen, während die stickstoffhaltigen so recht eigentlich durch ihre Umwandlung iu Fleisch und Blut dem Körper verbleiben. Die unorganischen Stoffe dienen dagegen zur Bildung der Knochen und der mineralischen Bestandtheilc, welche sich im mensch lichen Körper vorsinden. Die stickstoffhaltigen Materialien sind immer die wcrthvollsten; da sie jederzeit in geringerer Menge vor handen sind, hat man ein Recht, den Werth eines Nahrnngsmittels nach seinem Stickstoffgehalte, d. h. nach seinen blutbildenden Stoffen zu taxiren. In den Gctrcidekörncrn finden sich diese Stoffe nun so ab gelagert, daß in den äußeren Schichten, welche wir als Kleie entfernen, vorzugsweise diese unorganischen Salze und die stickstoffreichen Verbindungen (als sogenannten Kleber und Pflanzeneiweiß) ent halten sind. Wir stnd also thöricht genug, das Wcrthvollste ans dem Brote zu entfernen, und die Kleie lieber den Thicren zu geben anstatt sie selbst zu verzehren und unsern eigenen Organismus damit zu kräftigen. Um unsern verwöhnten Augen ein recht weißes Hrod zu bieten, behalten wir nur das Innere des Roggen- oder Weizenkorns, die stickstofffreien Stärkemehlzellen bei, das Nahr hafteste des ganzen Korns aber füttern wir in die Thiere. Die Kleie steht in Bezug auf ihren Nährungswcrth fast dem Fleische gleich. Wer wüßte auch nicht, wie große Resultate durch diese äußern Schalen des Getreidekorns beim Mästen der Thiere erzielt werden. Um. nun diese stickstoffhaltigen Bestandtheilc der Kleie dem Brote nicht zu entziehen, hat man verschiedene Wege cingeschlagen, welche aber mehr oder weniger mit Ucbelständen verbunden gewesen sind. Das Einfachste schien darin zu bestehen, daß man das ge mahlene Korn so auwendet, wie cs nnr die zerkleinernden Mühl steine passirt hat. Es ist dies das Commisbrod des Militairs, theilweise auch das Schmarzbrod der Landleute. Bei diesem Brote zeigt sich aber der Nachtheil, daß es sich durch seine zu dunkle, fast schwarze Farbe nur wenig Freunde erwerben konnte, und daß cs auch, weil die äußersten Hüllen des Getreidelvrns mit verwendet wurden, mehr unorganische Salze enthielt und dem Körper zu führte, als dieser eigentlich brauchte. Als solche zeigten sich be sonders Pbosphorsäure, Bittererde, Kali und Natron, Kalk und Eisen. Es kam also darauf an, aus der nährenden Kseie we nigstens die äußersten Hüllen des Getreidekorns zu entfernen und Herr Kleemann erreicht dies durch ein recht sinniges Verfahren, dessen vollständige Methode allerdings sein PatgntgeHeimniß ist. Mit Hilfe einer einfachen Maschine trennt er durch einen Auflösungs prozeß den größten Theil dieser Hüllen von den nährenden und blutbildenden Kleienantheilen, so daß das daraus gewonnene Brot alle Nährstoffe des Getreidekorns in ungeschmälertem Maße enthält, zugleich aber nur mit so viel unorganischen Salzen gemengt ist, als zur Ernährung deS menschlichen Körpers, zur Bildung der Knochen u. s. w. nöthig sind. Das dadurch erlangte Brot kommt dabei in seiner Farbe einem lichten Schwarzbrote gleich, zeichnet sich aus durch seinen Wohlgeschmack, leichte Verdaulichkeit und größere Nahruugsfähigkcit. WaS aber noch als Hauptsache be trachtet werden muß, cs ist auch billiger als das andere Brot. Mittelst dieses Verfahrens gelang eS Hcrrn Kleemann aus einem Scheffel Roggen » 160 Zollpfund Brutto, ------ 189 Pfund 13 Loth Brot zu gewinnen, während sonst bei Schwarzbrot, in der Regel nur circa 160 Pfund Brot gewonnen werden. Eine angestellte Be rechnung giebt die großartigen Resultate einer solchen Erfindung allein für Sachsen zu erkennen. Es würde, wenn das Verfahren allgemein eingeführt werden sollte, für Sachsen allein eine Er- sparniß von täglich 1380 Scheffel Roggen eintreten. Trotzdem daß das neue Verfahren weniger Kleie zurückläßt, so beträgt doch mit Abzug des Kleienwerthcs die Ersparniß an Geld allein jährlich mehr als 1 Million Thaler. Wir glauben kaum, daß es noch weiterer Worte bedarf, um unsern Leserkreis aufmerksam zu machen und die Vorzüglichkeit eines solchen Verfahrens in das rechte Licht zu stellen. Zur Sicherheit des Publikums, daß alle Angaben mit der sorgfältigsten Wahrheitstrcue gegeben worden sind, ist der kleinen Broschüre das Gutachten des Herrn 0r. Lehmann, Di rector der landwirthschaftlichen Versuchsstation zu Weidlitz bei Bautzen, als eines Mannes beigegeben worden, der sich gerade durch seine wisscnschastlichen Untersuchungen über die Brotbereitung weit über Sachsen hinaus einen Namen gemacht hat. Für die mcdicinischen Thatsachen, für die Gesundheit eines solchen Brotes bürgen die ausführlichen und höchst wissenschaftlichen Gutachten und Zeugnisse eines Herrn Prof. 0r. Bock in Leipzig, des Herrn Mcdicinalraths vr. Küchenmeister und des Herrn Stadtbe zirksarztes vr. Brückmann in Dresden. Seit Mitte September ist solches Brod in der Hofmühle zu Plauen von Herrn Bienert gebacken und nach Dresden und Umgegend verkauft worden. Die Aufnahme war eine außerordent lich günstige; sie ist, wie wir hören, immer noch im Steigen be griffen. Möchten die Mühlen- und Bäckercibefitzer unsrer Gegend dies wohl beherzigen!
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