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Sächsische Dorfzeitung und Elbgaupresse : 14.07.1920
- Erscheinungsdatum
- 1920-07-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480533490-192007147
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480533490-19200714
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480533490-19200714
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Dorfzeitung und Elbgaupresse
- Jahr1920
- Monat1920-07
- Tag1920-07-14
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Politische Nachrichten. Amtliches Abstimmungsergebnis. Berlin, 12. Juli. Nach amtlichem Ergebnis wurden in Westpreußen filr Deutschland 96 88s Stimmen abgegeben, für Polen 7977, zusammen 194 899 Stimmen. Für Deutsch . " land stimmten 92^1 v. H., für Polen 7,8 v. H. ' . Konferenz bei Minister Seoeriag. Berlin, 12. Jyli. Am 14. d. Mts. werden sämtliche Oberpräsidenten und Leiter der Sicherheitspolizei beim Mi' H ntster Severin« zu einer Besprechung zwecks Umformung der ! Sicherheitspolizei zusammentreten. Sächsische Blasewitz Mittwoch, 14. Juli 1820 der Seeprisen und der Anerkennung des MarkabkommenS. Belgien erhalte außerdem das Versprechen, 40 v. H. von den Sachlieferungen zu erhalten, zu denen Oesterreich und Un garn durch den Friedensvertrag verpflichtet seien. Luch die Frage der Deckung der belgischen Priorität von zwei Mil liarden Goldmark sei entschieden. Die Deckung geschehe da durch, daß man Belgien gewiss« Kredite abtrete, die Deutsch land in mehreren fremden Staaten besitze, und schließlich eine gewisse Summe aus dem Verkaufe des in den deutschen Ar senalen befindlichen Kriegsmaterials. Nach einem Abkommen, dessen Unterzeichnung beoorstehe, werde die Deckung der Priorität am 1. Pidi 1921 bendet sein. Genüge das nicht, so erhalte Belgien den Rest aus dem ersten Abschnitt der inter nationalen Anleihe, die ihm bis zu 50 v. H. zusalle. Das Blatt berichtet weiter, daß man übereingekommen sei, daß zukünftig die Unterhaltskosten für die Okkupationsarmee auf der Grundlage von 16 französischen Franken für den Kops und Tag berechnet würden, während sie bisher 65 Franken täglich für die amerikanischen und 35 Schilling für die englischen'Sol daten betrügen. Belgien seien ferner sechs Schiffe von mitt lerer Tonnage und sechs von unter 10000 Tonnen, die von ihm als gute Prise erklärt wurden, sowie alle in Zeebrügge und Ostende an -er Küste genommenen Schiffe zugesprochen worden, insgesamt 130 000 Tonnen. Diese 130000 Tonnen sollten Deutschland bei der Entschädigung nicht ungerechnet werden. Belgien fordere außerdem noch 260 000 Tonnen, die durch deutsche Unterseeboote versenkt wurden. Ueber die gestrige Nachmittags sitzung meldet WTB. folgendes: . * Spa, 12. Juli. Heute nachmittag Sk Uhr traten die «« D-E, »I»07 Äinlöölüll «—MM. «MM für die Amtshauptmannschaften Dresden-Altstadt und Dresden-Neustadt, das Amtsgericht Dresden für die Superintendentur Dresden II, das Forstrentamt Dresden und für die Gemeinden: Blasewttz, Weitzer Hirsch, Laubegast, Dobritz, Wachwitz, Sliederpoyrttz, Hostrrwitz, PMultz, Weitzig, Schönst» Publikations-Organ und Lokalanzeiger flir Loschwitz, Rochwitz, Bühlau, die LötzniKgemeinden, Dresden-Siriesen, «Neugruna und -Tolkewitz. Aertaa: ^rb,«a»«»chbr»«Uee»i »ob Verlag»»»««!» Her»««« Br»ee öt L». Nr. iso -Erscheint jeden Wochentag nachm. 4 Uhr für den folgenden Tag. Bezugspreis, durch die Post Viertels. 12.— einschließlich Beuellaelo; durch Boten frei ins Haus vierteljährlich 12.—, monatlich 4 —; beiAbholunginderGesmüftsstttevierteljahrlichll—. monatlich 3Z5 emer^Tbtiber^sprechuug zusammen, an der deutscherseits Reichskanzler Fehrenbach und Reichsminister Dr. Si mons teilnahmen. Zunächst wurde erneut die Sohlen frage erörtert. Die alliierten Regierung teilten mit, daß sie nach eingehender Prüfung zu dem Beschluß gekommen seien, daß es grundsätzlich bei der im Friedens vertrage vorgesehenen Festsetzung der deut schen Kohlenlieferungen bleiben müsse, daß aber die von der Wiedergutmachungskommission auf monatlich 2tz Ntillionen Tonnen festgesetzte Kohlenmenge angesichts der deutscherseits dagegen erhobenen Bedenken für die nächste« sechs Monate versuchsweise au» 2 Millionen Tonnen herab gesetzt werden solle. Reichsminister Dr. Simons erklärte darauf nach Rücksprache mit den deutschen Sachverständigen, daß der deuten Regierung auch ein Versprechen, monatlich 2 Millionen Tonnen Kohlen zu liefern, unmöglich sei. Zur zeit könnten nur 1 bis 1,1 Millionen Tonnen monatlich ge liefert werden. Es sei aber eher zu fürchten, daß diese Er zeugung zurückgehen würde, da die Belegschaft wegen mangel hafter Ernährung immer nnwiliger werde, Ueberschichten zu verfahren. Könne man die Lebensmittelversorgung bessern, so würde sich die Erzeugung innerhalb weniger Wochen so heben lassen, daß den Alliierten etwa 300000 Tonnen im Monat mehr zugesagt werden könnten. Eine weitere Hebung um 300—400 000 Tonnen würde durch die Ansiedlung neuer Bergarbeiter möglich sein, aber erst im Laufe einer größeren Zahl von Monaten bis zu einem Jahre, so daß die Lieferung auf 1,7 bis 1,8 Millionen Tonnen monatlich erhöht würde. Sofern ein Abkommen auf dieser Grundlage nicht möglich sein sollte, ziehe die deutsche Re gierung vor, die Festsetzung der zu liefern den Menge der Wiedergutmachungskommis sion zu überlassen, die dann die Verantwor tung für die Folgen und die Sorge für die Durchführung ihrer Beschlüsse zu tragen habe. Die alliierten Regierungsvertreter erklärten nach längerer Sonderbesprechung, daß es bei den mttge- teilten Beschlüssen sein Bewenden haben müsse, sofern nicht die deutschen Vertreter ihre« Beschluß nochmals in Erwägung ziehen wollten, was -besonders Lloyd George dringend empfahl. Reichsminister Dr. Simons ver sprach nach einer nochmaligen Befragung der deutschen Sach verständigen, morgen die endgültige Antwort zu geben. Als dann wurde in die Besprechung der allgemeinen Wiedergut- machungsfragen eingetreten. Die alliierten Regierungen machten den Vorschlag, zur Prüfung des ganzen Komplexes der von Deutschland gemachten Vorschläge eine gemischte Kom- Mission etnzusetzen, die aus den zuständigen Ministern der alliierten Staaten, ferner aus den Botschaftern Frankreichs und Großbritanniens in Berlin und den Mitgliedern der Wtdergutmachungskommission als Einzelpersonen bestehen solle. Die deutschen Delegierten stimmten diesem Vorschlag zu und überreichten im Anschluß daran ein SxposH des ReichsernährungsminifteriumS, worin vorgeschlagen wird, auch für die Ernährungsfragen einen besonderen Ausschuß etnzusetzen. Die Sitzung wurde gegen 6 Uhr geschloffen und ein« neue Sitzung der Regierungsyäupter auf morgen nach mittag 4A, Uhr angesetzt. Die gemischte Kommission tritt morgen vormittag 11 Uhr zum ersten Nstale zusammen. Llnzetgen-Preis: die Sgespaltene Gnuidzeile oder-deren Nam» 1— Mark, im Textteile die Zeile 2LO Mark, für Tabellen- und schwierigen Saß 50°/o Aufschlag » Anzetgen-Annähme für die nächste Nummer bis vorm. 11 Uhr Noch kei«e Klärung i« Spa. Die wichtigste Frage, mit welcher die Spaer Konferenz Ach noch zu beschäftigen hat, ist die der Kohlenlieferung an die Entente, denn von der Lösung derselben hängt die Finanz- Frage ab. Leider scheinen die Gegner sich den deutschen Vor schlägen nicht anpafsen zu wollen, denn der Bericht der Sach verständigen in Spa lautet: „Die Sachverständigen der Alli ierten sind der Ansicht, daß die von der deutschen Delegation vorgetragsnen Ziffern nicht derartig sind, daß sie irgend eine Aenderung in den Dispositionen des clm 9. Juli mitgeteilten Protokolls rechtfertigen würden." — Man will also mit ande ren Worten Deutschland zwingen, seine gesamten Kohlen erzeugnisse, mit Ausnahme eines kleinen Bruchteiles, an Frankreich auszuliefern und bedenkt dabei nicht, daß dann Sie gesamte Industrie Deutschlands zusammenbrechen muß. Wie man es dann noch fertig bringen will, aus Deutschland 100 Milliarden Mark Gold herauszuwirtschaften, ist einst weilen Geheimnis der Ententesachverstäudtgen. Die Lage wird deshalb auch bei der deutschen Delegation in Spa als sehr ernst aufgesatzt. In den deutschen Kreisen in Spa gibt cs augenblicklich zwei Richtungen. Die eine unter Führung von Stinnes will die Verhandlungen abbrcchen, die andere, und zwar die kräftigere, will, was cs auch koste, die Besprechungen Fortsetzen. Diese letzte Gruppe wird, wahrscheinlich den Vor schlag machen, die Kohlenfraae in Spa auszuschalten und in fvenigen Wochen vielleicht in Paris wieder in Behandlung zu nehmen. Die aus Berlin vorliegenden Nachrichten über «'inen möglichen Austritt der Deutschen Bolkspartei aus der Regierung dürften auch einen gewissen Einfluß auf die Kvh- lenkommission haben. Die Angebote und die Forderungen stehen bekanntlich in keinem Verhältnis. Der dadurch schlep pende Gang her Verhandlungen und der vielfach kritische Zu stand wird hier aber nicht tragisch genommen. Es wird dar auf hingewiesen, daß sich hier nun einmal Kaufleute gegen überstehen, die eine bestimmte Taktik verfolgen, um das Gün stigste für sich herauszuholen. . Die Pariser Blätter bezeichnen den Sonntag als einen verlorenen Tag und fragen, wie die Konferenz mit ihren Ar beiten fertig werden solle, da Millerand darauf beharre, Montag abend Spa zu verlassen. Der ,Pettt Parisien" be zweifelt, daß man heute in der Kohlen- und der Entschädi gungsfrage zu einem Einvernehmen gelangen könne, da die Alliierten selbst hierin uneinig seien. Ueber den Verlauf der «estrigen Verhandlungen der Sachverständigen meldet das „Echo de Paris": ^m Laufe der Beratungen erklärte der Be richterstatter Stutz, man habe die deutschen Delegierten zu Verhandlungen eingeladen, aber die Franzosen wollten vcn ihren Forderungen nichts ablassen. So bleibe nichts anderes übrig, als sich zu entfernen, was er dann auch tat, gefolgt von allen seinen Kollegen. ES ist zu vermuten, daß die Sachver ständigen auch heute zu keiner Einigung kommen werden und -aß die Kohlenfrage durch einen Schiedsspruch der Alliierten geregelt werden wird, der natürlich wieder ekn Diktat sein wird. So sagt denn auch das „Journal", der Streit werde ausschließlich zwischen Foch und Stinnes geführt werden. Ueber die Kohlenfrqge selbst meldet man noch folgendes aus Spa: In bezug auf die Höhe der Leistungen hat sich eine gewaltige Differenz herausgestellt. Während Deutschland etwa eine Million Tonnen monatlich, steigend bei etwaiger höherer Produktion, liefern zu wollen anbot, eventuell eine Ouot« von 44 000 Tonnen pro Arbeitstag, werden von den Alliierten, also Frankreich, 2A: Millionen Tonnen monatlich verlangt. Dadurch wurde, noch ehe die Sitzung begann, die deutsche Delegation einigermaßen aus dem Gleichgewicht ge- Dracht. Dieses Vorgehen der Entente mußte für sie über raschend kommen und von ihnen als schwere Störung empfun den werden, da den ganzen Tag über sowohl die Minister wie auch die Sachverständigen an der Ausarbeitung ter Wirt- schaftspläne in dem Gefühl gearbeitet hatten, daß jetzt das Stadium der Sachlichkeit etngchalten f erde. Es war auch mit Ueberwindung von allerhand internen Meinungsverschie denheiten schließlich gelungen, die Pläne auszustellen, so daß sie vor Schluß der Sonntagsihung den Alliierten überreicht werden konnten. Das frpnzüsische Kohlenverlangen ist nach dem Urteil aller Sachverständigen unmöglich in Einkling zu bringen mit den Erfordernissen der deutschen Industrie. Es bedeutet Mr die deutsche Industrie den Verlust eines vollen Drittels ihres Bedarfs, ist also ein verheerender Stoß für Ihre Leistungsfähigkeit. Die Erregung, die bei den Vertre tern von Unternehmern und Arbeitern durch dieses Verhal ten der Alliierten entstanden ist, wird unzweifelhaft von dem ganzen deutschen Volk geteilt werden, das in den schweren Jahren des Krieges und der Revolution erkannt hat, in welchem Grade die Wohlfahrt eines jeden Deutschen von der iLage der Industrie abhängig ist. Den Nagel auf den Kopf getroffen hat Hue mit der Bemerkung, man könne mit dem französischen Vorschlag einverstanden sein, wenn die französische Regierung den Unterhalt der .dann erwerbslos Werdenden auf sich nehmen wolle." Die unmittelbare Folge des französischen Bor gehens war, daß die deutsche Delegation nunmehr mit ihren anderen industriellen Vorschlägen nicht mehr zurückhielt. Wir geben uns keiner Illusion hin, daß die noch immer von dem Wahne, Deutschland werde bezahlen, was dem französischen Steuerzahler zu schwer wird, besessenen Franzosen und die Unverständigen unter ihren Bundesgenoffen wieder den Schrei auSstoßcn werden, Deutschland entziehe sich den Ver sailler Verpflichtungen. Aber die deutsche Unterschrift, die in Versailles erpreßt werden konnte, wird nicht zu haben sein für die Zustimmung zu dem neuen Todesurteil über Deutsch lands Wirtschaft und Deutschlands Leistungsfähigkeit. Einen solchen Akt des Selbstmordes können die Alliierten nicht er warten. Sie können diese Konferenz nicht veranstalten, um die Wiederholung von Versailles zu erreichen. Sollte Ver- satlles nicht verbessert und mit Deutschland- Leistungsfähig keit in Einklang gebracht werden, so hatte Spa überhaupt keinen Sinn. Vom Montag meldet man aus Spa: Die auf heute früh 11 Uhr festgesetzte Sitzung vertagte sich auf 5 Uhr nach mittags, wobei allerdings Vorbehalten ist, daß möglicher weise, falls die Alliierten früher fertig sind, die Sitzung früher stattftndet. Die Mitteilung von der Vertagung erfolgte in besonders verbindlicher Form und mit vielen Entschuldigun gen. Der Generalsekretär der Konferenz fügte hinzu, er iei beauftragt, zu sagen, der Oberste Rat hoffe, daß seine Ar- beiten fruchtbar sein würden. Der Reichskanzler antwortete darauf, wenn die Arbeiten fruchtbar sein würden, wolle man sich gern vertagen lassen. Dieses liebenswürdige Gespräch muß aber, niemanden darüber täuschen, daß die Aufnahme unserer gestrigen Vorschläge hei den Alliierten sehr wenig günstig ist. Wir können damit rechnen, daß dieser ungünstige Eindruck auch in der heutigen Sitzung sich bemerkbar machen wird. - Ferner wird aus Spa vom gestrigen Tage gemeldet: Heute morgen um 10 Uhr hat der französische Ministerpräsi dent Miillerand den Reichskanzler wissen lassen, daß er den Minister des Auswärtigen Dr. Simons sprechen wolle. Die verbündeten und deutschen Abgeordneten sind alsbald zu einer Sitzung zusammengctreten.. Nach einer halben Stunde ver ließen die deutschen Abgeordneten die Sitzung, aber Lloyd George, Millerand, Sforza und de la Croix blieben noch länger als eine halbe Stunde zusammen. Ein offizielles KvmmuntguH wurde nicht herausgegeben, doch wurde mttge- teilt, daß beschlossen worden ist, die Konferenz bis zum näch sten Donnerstag oder Freitag fortdauern zu lassen. Im Zu sammenhang damit hat WiUercu»^ ietr»4 schoben. ES ist entschieden worden, die deutschen Wkedergut- machungsvorschläge einem WiedergutmachungsauSschuß aus deutschen und verbündeten Sachverständigen zur Unterstützung zu überweisen. Dieser soll darüber Bericht erstatten. Aus einer großen Reihe von eingelaufenen Telegram men nehmen wir noch nachstehende heraus: Spa, 12. Juli. Die heutige Sitzung der Chefs der anf -er Konferenz vertretenen Regierungen an der von deutscher Seite Reichskanzler Fehrenbach und Minister Simons teil nahmen, trat um s44 Uhr in La Fraineuse zusammen. Die endgültige Entscheidung in der Kohlenfrage wurde auf mor gen vertagt. In der Reparationsfrage wurde die Einsetzung einer gemischten Kommission beschlossen, die morgen vormittag 11 Uhr zum ersten Male zusammentritt. Die deutsche De legation machte dann noch den Vorschlag, eine weitere Kom mission für die Ernährungsfrage etnzusetzen. Die Sitzung wurde darauf auf Dienstag nachmittag 4k4 Uhr vertagt. Paris, 12. Juli. Als nächste Arbeit des Obersten Rates, die eine Folge der Konferenz von Spa ist, bezeichnet man in diplomatischen Kreisen die Klärung des Verhä'tniffes Deutschlands zu Rußland. Die Alliierten wollen zu verhin dern trachten, daß es Deutschland gelingt, Beziehungen mit Rußland anzuknüpfen. Dem Obersten Rat liegen diesbezüg liche Anträge vor, worin eine verschärfte Kontrolle i:n Osten gewünscht wird. Besonders soll die deutsche Auswanderung beobachtet werden. Spa, 12. Juli. Bon französischer Seite wird verbreitet, daß Deutschland durch die am 9. Juli erfolgte Unterzeichnung des Protokolls über die Entwaffnung sich der von den alliierten Mächten angedrohten Besetzung weiterer deutscher Gebietsteile, insbesondere des Ruhrgebietes ausdrücklich un terworfen habe. Die deutsche Delegation erklärt diese Auf fassung für völlig unbegründet und den Tatsachen wider sprechend. Die deutscherseits am Schluß des Protokolls abge gebene Erklärung besagt lediglich, daß die deutsche Regierung von der Entscheidung der alliierten Mächte Kenntnis nimmt und daß sie die Bestimmungen, soweit sie Deutschland be treffen, d. h. ihm positive Leistungen auferlegen, ehrlich er füllen werde. Außerdem hat der Reichsminister Simons vor Unterzeichnung des Protokolls in der Sitzung der Konferenz ausdrücklich erklärt, daß die deutsche Delegation ihre Zustim mung zur angedrohten Besetzung weiteren deutschen Gebietes nicht geben könne, worauf der britische Premierminister Lloyd George erwiderte, daß eine derartige zustimmende Er klärung der deutschen Delegierten weder erforderlich sei, noch auch von ihu erwartet werde, weil sich ihre Zustimmung ledig lich auf die Deutschland auserlegten Verpflichtungen zu be ziehen brauche. Der Präsident der Konferenz de la Croix hat diese Auffassung ausdrücklich bestätigt. Wenn im offiziösen Bericht über die Sitzung vom 7. d. Mts. weiter gesagt wird, der britische Premierminister habe bemerkt, daß Deutschland bereits im Protokoll vom 10. Januar 1920 seine Zustimmung zur Besetzung deutschen Gebietes gegeben habe und der deutsche Reichskanzler dieser Auffassung zugeftimmt habe, so ist hierzu folgendes festzustellen: Der Reichskanzler hat sich mit dieser letzten Bemerkung des Herrn Lloyd George in reiner Weise einverstanden erklärt, sondern vielmehr den gleichen Stand punkt. wie der Reichsmtntster Simons vertreten. Der Schluß passus des Protokolls vom 10. Januar 1920 gab den Alliierten nur das Recht, bis zum Eintritt -es Frtedenszustandes wegen bestimmt bezeichneter Waffenstillstandsverletzungen militärisch cinzuschreiten. Diese Einschränkung, die den Passus völlig bedeutungslos machte, da der Friedenszustand unmittelbar nach Zeichnung des Protokolls durch die Ratifikation eintrat, ist in dem vorhergehenden Notenwechsel namens der Alliier ten von Herrn Slemeuceau schriftlich anerkannt worden. Die Alliierten können sich also auf dieses Protokoll nicht berufen. Spa, 12. Juli. „Nation belge" berichtet, daß die Ver handlungen über die Verteilung der deutschen Entschädigung gestern einen großen Fortschritt gemacht hätten. Zunächst sei Belgien der Anteil von 8 v. H. endgültig zugestanden worden unter -en, von ihm gestellten Bedingungen der Beibehaltung
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