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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 02.09.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-09-02
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-188209020
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18820902
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18820902
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFreiberger Anzeiger und Tageblatt
- Jahr1882
- Monat1882-09
- Tag1882-09-02
- Monat1882-09
- Jahr1882
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 02.09.1882
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BeMAyeW und Tageblatt - Erscheint je«« WochmNeg M«d« S Uhr f»r d« Vß andem T«. Preis vierteljährlich 2 Mart 2» Pf., zweimonatlich 1 M. 50 Ps. u. einmonatl. 75 H. Inserate werden bis Vormittags 11 Uhr angenom- men und beträgt der Preis für die gespaltene Zeil« 1 KL ML'A oder deren Raum 1b Pfennige. Von Wilhelm Grothe. Zwölf Jahre schwanden rasch dahin, Da wehten sie gar stolz znm schönsten Siege, In ihrem Schatten hoö sich deutscher Sinn, Sie schirmten des erwachten Deutschkands Wiege! Das Kind erwuchs! — Aus Sedans vlut'gem Aeld Ward hart und stark der Kranken Kohn gefällt! Aus Word und Süd, aus West und Hst Stand Deutschlands Keeröann festgeschloste«, Sein Schild, vefreit von altem Kost, Er war von hehrem Siegesgtanz umgoffen, — Geschlagen sind der ötut'gen Schlachten viel: Als Sedan wicht'ger war kein Waffenspiet! H, vtiev' es so zu jeder Zeit, And regte nimmer sich der Zwietracht Kyder, Wir ständen glücklich da durch Einigkeit, Im Ariedenschmuck, im Stahl der deutschen Lieder! So legen wir den höchsten Schwur hier aö: Germania und dem Kaiser treu vis an das Grab! Schwarz, weiß und roth die Aahnen wehn — H, sprecht mir nicht von andern Aarventönen! Sie künden Deutschlands Anferstehn, Sie künden hohen Wuhm den würd'gen Söhnen! So weit es treue deutsche Kerzen gievt, Der Deutsche seine Siegesfahne liebt! Die alte Zwietracht war verbannt, Gin festes Wand umschloß die Kerzen, Gin Jeder drückt' die deutsche Bruderhand, Es strahlten Hess der Areude Tempelkerzen: Ein einig Wolk — so standst du siegreich da Auf Sedans Aeld, — Kvrrah, Germania! Amtsblatt für die königliche« W Wüschen Behörden zn Freiberg und Brand B««N>ur1licher »edicke« Julius Braun in Freiberg. 34. Iahrga««. Sonnabend, des 2. September Der Se Wer heute die große Zeit noch einmal im Geiste durchlebt, welche vor zwölf Jahren mit der Kunde vom Siege bei Sedan ihren Höhepunkt fand, und wer mit der be geisterten Stimmung jener Tage, wie sie damals nicht nur in einzelnen Kreisen, sondern in allen deutschen Herzen bei Hoch und Niedrig lebte, den Geist der Zwietracht und des Mißmuths in Vergleich bringt, welcher jetzt unser Volk beherrscht — der kann sich eines recht niedcrschlagendcn Gefühles kaum erwehren. Wie gewaltig ist die Wandlung, die sich in diesem kurzen Zeitraum von zwölf Jahren vollzogen! Damals eine Einigkeit in der ganzen deutschen Nation, wie sie kaum je zuvor dagewesen — heute überall Zwietracht und Zerklüftung; damals ein Jubel ohne Gleichen — heute Gedrücktheit und Mißmuth; damals hoffnungsfreudiges Vorwärtsblicken — heute Bitterkeit und Verzagtheit! Es ist, als habe unser Volk in jenen denkwürdigen Septembertagen sich in einem Rausche befunden, der schnell verweht ist und von dem nichts übrig blieb, als der Katzenjammer. Ist es da wirklich noch angebracht, das Gcdächtniß jener Tage zu erneuern, oder erscheint es nicht als ein thörichtes und überflüssiges Beginnen, eine Zeit wieder vor unserem Geiste heraufstcigen zu lassen, welche mit der heutigen so gar nichts gemein hat, vielmehr zu ihr im schneidenden Gegensätze steht? Nein und abermals nein! Gerade weil die Gegenwart so wenig von dem an sich hat, was vor zwölf Jahren erfrischend durch die Herzen zog, gerade weil wir mitten in den Kämpfen und Sorgen des Tages Gefahr laufen, das kostbare Erbtheil jener großen Zeit zu vergessen oder doch gering zu schätzen, gerade deshalb wollen wir wenigstens an diesem Einen Tage des 2. September aus der unerquicklichen Gegen wart uns flüchten zu der großen Vergangenheit, um uns dort Muth, Kraft und Rath zu holen. Es ist wahr, das nationale Gefühl, welches vor zwölf Jahren die Herzen durch bebte, ist im Laufe der Zeit in den Hintergrund getreten und macht sich nicht mehr so bemerkbar als ehedem. Aber wenn wir nun heute in jene Zeit vor 1870 den Blick werfen; wenn wir, die die Zerrissenheit und Verkommenheit des Vaterlandes schmerzlich selbst mit erlebt, uns der traurigen Zustände erinnern, unter denen wir so oft geseufzt — sollte uns da nicht Helle Freude über all das Herrliche und Große erfüllen, was wir erlebt und theilweisc selbst mit geschaffen? Und wiederum: wenn wir uns so recht hineinversetzen in jene hohe Zeit, wenn wir daran denken, wie damals die Vaterlands liebe die herrlichsten Blüthen trieb und alle Stände wetteiferten in Opferwilligkeit und Hingabe — sollte uns da nicht die Ueberzeugung kommen, daß solch' edle Gesinnung nimmermehr innerhalb zwölf Jahren verrauschen kann, sondern auch heute noch da ist und sich wie früher in der Stunde der Noth bcthätigen wird? O gewiß, was damals unser Volk beseelte, das ist nicht untcrgegangen, denn jene Begeisterung war zu tief empfunden; es lebt und wird leben, wenn einstmals die glorreichen Errungenschaften jener unvergeßlichen Tage bedroht sein sollten! Aber ist nicht Vieles ganz anders gekommen, als wir es damals geträumt? Sind nicht unzählige Hoffnungen unerfüllt geblieben? Muß uns das nicht die Freude an dem Erreichten nehmen und die rechte Feststimmung verbittern? Sicher giebt es wohl Keinen unter uns, der sagen könnte, daß in diesen zwölf Jahren alles so gekommen, wie cs mitten im Jubel über die Kunde von Sedan ihm schmeichelnd vor der Seele stand. Aber wer darum heute das Gcdächtniß jcncr Tage meiden wollte, der bewiese Ä a n t a g. damit nur, daß er ein müssiger Träumer und in der Erkcnntniß menschlicher Dinge auch nicht um einen Schritt vorwärts gekommen ist. Denn wo wäre das Menschen« werk, welches gerade so zur Vollendung käme, wie man cs sich vorgcnommcn? Wo wäre der Glückliche, dessen Unternehmen ganz denselben Gang ging, den er ihm vor- gczcichnct? Ucberall muß die vorauscilende Phantasie den nachfolgenden Thatsachcn Zugeständnisse machen; überall muß der strebende und hoffende Mensch zufrieden sein, wenn wenigstens ein Bruchtheil von dem in Erfüllung geht, was er geträumt und ersehnt. Bei unserem deutschen Reiche konnte es nicht anders sein. Des Guten ist hier in der That viel erreicht worden; der Bruchtheil der Wünsche, der in Erfüllung ging, ist ein ansehnlicher. Was wir nach Beendigung des großen Krieges kaum zu hoffen gewagt, ist erfüllt. Mehr denn elf Jahre haben wir Frieden gehabt, trotz aller drohenden Feinde. Mächtig und geachtet steht das deutsche Reich da und bildet die kräftigste Schutzwehr gegen kriegerische Gelüste. Daß wir im Innern in allerlei Kämpfe verwickelt sind, kann's uns wirklich wundern? Konnten wir annehmen, nach Jahr hunderte langer Zerrissenheit werde nun mit Einem Schlage jede Spur des vergangenen Elends ausgclöscht sein? Konnten wir glauben, es würde im Nu eine Periode innerer Ruhe und Glückseligkeit anbrechen? Nein, wir hätten es uns von Anfang an sagen können, daß die Arbeit zur Be festigung und zum Ausbaue des Reiches im Innern ungleich schwieriger und lang wieriger sein werde, als die Arbeit nach außen hin und daß Generationen an ihr zu thun haben würden. Daß diese Arbeit heute noch nicht vollendet ist, soll uns wahrlich nicht den Muth rauben. Haben doch andere Völker durch Jahrhunderte lange Wirren sich durchkämpfen müssen, ehe sie ihre staatlichen Institutionen festgefügt hatten. Biel eher wollen wir uns freuen, daß unser Geschlecht gewürdigt wurde, der blutigen Arbeit auf dem Schlachtfelde auch die minder glänzende und doch so bedeutsame Arbeit am friedlichen Ausbaue des Reiches hinzuzufügen. Der unbefangene Blick muß erkennen, daß Vieles schon in diesen zwölf Jahren besser geworden, nicht nur in unseren staatlichen Einrichtungen, sondern vor Allem in unserem Volke selbst. Wohl giebt es noch vielerlei Schäden, wohl feiert die schillernde Phrase noch immer Triumphe; aber im Großen und Ganzen ist unser Volk in diesem vergangenen Jahrzehnt ernster und nüchterner geworden. Es beginnt sich zu besinnen auf die starken Wurzeln seiner Kraft; die idealen Güter der Nation kommen mehr zur Geltung neben den realen, welche lange Zeit ausschließlich das Ziel des Strebens gebildet hatten. Unverkennbar nimmt ein Gesundungsprozcß im sittlichen Leben des Volkes seinen Anfang. Hundert erfreuliche Erscheinungen, welche hierauf hindcuten, kann man allenthalben gewahren. So dürfen wir also auch in dieser Hinsicht nicht die Freude an dem herrlichen Festtage uns vergällen lassen. Ja, trotz alledem und alledem, es ist besser geworden in unserem Vaterlandc; und es wird noch viel besser werden, wenn wir nur treu und fest halten an dem, was Tausende braver Kricgcr auf den mit Blut gedüngten Feldern von Sedan mit ihrem Leben erkauft haben: an dem deutschen Reiche, in Freud und Leid, in Gefahr und Noth! Dieses Gelübde zu erneuern und zu diesem Entschlusse uns zu stärken, dazu helfe uns Allen die Feier dieses Tages!
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