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Der sächsische Erzähler : 30.06.1883
- Erscheinungsdatum
- 1883-06-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735960349-188306304
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735960349-18830630
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735960349-18830630
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDer sächsische Erzähler
- Jahr1883
- Monat1883-06
- Tag1883-06-30
- Monat1883-06
- Jahr1883
- Titel
- Der sächsische Erzähler : 30.06.1883
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Atz. Sonnabend, den SV. Juni. IH8A, Aetletrrßische Anlage zum sächsischen Erzähler. Zur gi'meinlllltzlßen Unterhaltung für alle Stände. in großem Leide getröstet. „Befiehl du deine Wege" steht da, „Nun danket Alle Gott" steht dort. Soll man's verargen, wennjemand mit Liebe am Alten hängt und mit Wehmuth scheidet? Mutter Rothschild ist ihr Leben lang in dem engen Hause auf der Judengasse in Frankfurt geblieben und machte nicht mit m den großen schönen Palast des Sohnes auf der Zell. So möchte manches, mag das neue Gesangbuch seine Vorzüge haben, beim Alten bleiben, trotz seiner Mängel und Ver unstaltungen, weil er's lieb gewonnen hat, wie ein altes Haus, trotz seiner Winkel und Ecken, wie ein altes Kleid, trotz seiner Makel. Dazu fehlt im neuen Haus das trauliche Hinterstübchen, im neuen Kleid die handliche Tasche, im neuen Gesangbuch manchem sein Lieblingslied — und ein neues Äor- urthell ist fertig. Aber! Wenn in einer Kirche eine neue Orgel aufgestellt werden soll, da hört man auch Stimmen — aus mancher Gemeinde kann's bezeugt werden —: die alte wäre auch noch gegangen. Auch an sie knüpfen sich manche Erinnerungen, da sie ein mal nicht mitmachte trotz besten Willens des Organisten, ein andermal wieder nicht zu beruhigen war, und was dergleichen Dinge mehr sind, die eigensinnisch gewordene Alte an sich haben. Doch wenn die neue steht, wenn durch Meisterhand ge fertigt ein Kunstwerk aufgestellt ist, dem wunder volle Töne entlockt werden, die, dem kleinsten Druck gehorchend, bald wie ein Wildbach rauschen und wie ein erregtes Meer stürmen, bald wie Zephyr- geflüster im Frühlingslaub erklingen, dann, ja dann hört man Stimmen: das ist doch ganz was anderes! Und wenn dann aus der Nähe oder Weite Fremde, Freunde, Verwandte kommen, mit Stolz zeigt man das Werk und ist hocherfreut, wenn auf dieser Angesicht unter den Klängen der Orgel Bewunderung zu lesen ist. Das neue Werk ist bald allen lieb geworden. Jst's so mit der Orgel, der Begleiterin der Gesänge, warum sollte es mit dem neuen Gesang buch nicht also gehen können? Lernt man sich im neuen Haus bald zurecht finden, warum sollte man mcht auch hier bald eingewohnt werden? Wird einem das neue Kleid bald bequem, warum nicht auch das neue Gesangbuch? Versuche es nur, lieber Freund, aber ehrlich! Denn nur ein ernster, ehrlicher Versuch kann zum Ziele führen. Man soll nicht den Stab brechen über etwas nur flüchtig geprüftes. Ein Urcheil nach nur ober- Vrei Fragezeichen beim neuen Landes-Gesangbuch. I. Ein neues Gesangbuch? So mag mancher kopfschüttelnd und ungläubig gefragt haben, als vor etlichen Jahren die Rede ging, ein neues Landes-Gesangbuch sollte eingeführt werden. Nun aber müssen es die Zweifelnden sehen : das neue Gesangbuch ist da. Ein neues Gesangbuch? so mag noch manch einer kopfschüttelnd sprechen, indem er sein altes mit Wehmuth anblickt, das ihm lieb geworden ist wie ein alter Freund und das er nun wegleaen soll. Recht so, wenn's lieb geworden ist. Die Wehmuth ist natürlich, Scheiden thut Weh! Von einem der letzten preußischen Könige er zählt man, daß ihm sein alter Rock auch lieber gewesen sei, als der jedesmalige neue, so daß er sich immer nur schwer habe von jenem trennen können. Letzteres war aber seinem Kammerdiener gar nicht lieb, denn er durste die alten Röcke zu Gunsten seiner Casse verkaufen. Da hatte denn der König wieder einmal einen Rock, der fchon recht faden scheinig wurde und gar nicht mehr königlich Neidete. Wiederholt machte der Kammerdiener darauf auf merksam, daß es höchste Zeit sei, ihn abzuleaen. Aber Se. Majestät befand sich im alten Rock gerade recht wohl und well der Mahner gar keine Ruhe ließ, frug er ihn einmal: Sage mir, wieviel bekommst du denn für einen solchen alten Flausch? — O Majestät, war die Antwort, nicht viel, nur einen Thaler. — Gut. Hier hast du deinen Thaler, mir aber laß meinen Rock. Mit dem alten Gesangbuch, das seit Jahr zehnten in einer Gemeinde in Gebrauch gewesen ist, wird's manchem so gehen, wie dem König mit dem vielgebrauchten Rock. Es ist den Leuten lieb geworden, wie em altes Kleid, das durch den langen Gebrauch so bequem, so passend geworden ist, während das neue noch nicht so recht behagen will. Mancher wird's nicht gern weglegen, denn es ist ihm von Kindheit an vertraut und ihm durch liebe Erinnerungen, die sich daran knüpfen, theuer geworden. Man findet sich in ihm zurecht, so gut, so schnell, während man im neuen noch lange suchen muß. Ich hab's von meinem Pathen bekommen, sagt das Erne; es ist ein Erbstück von meiner Mutter, sagt das Andere. Das Lied haben wir bei unserer Trauung gesungen. Jenes wurde bei des Vaters Begräbniß angestimmt. Dies lehrte mich meine Mutter zuerst beten. Das hat mich
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