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Dresdner Journal : 03.08.1862
- Erscheinungsdatum
- 1862-08-03
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186208034
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18620803
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18620803
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1862
- Monat1862-08
- Tag1862-08-03
- Monat1862-08
- Jahr1862
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- Dresdner Journal : 03.08.1862
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.P177. Ildsanrmrni,preise: ^iikrliek: d rille. 10 kc^r. io s»ek,«2 I 1n> Lu>I»ock. 1, jlil^I.! 1 ,. 10 „ „ ,, I tritt ?o»t null Ittuostlietl in vr«ä«o: 15 Hx/. i Kleinpülru- Lluroto« tioouovru: 1 b>xe. - UioLo. Inseratrnpreise: t?ür ü> i> li^nio «riilLr xvepi-Üeucii 2>llle: 1 d>xr. 1-uter ,,Linxr»»0ltt' üi«- ^vil«: 2 Srscheinra: rii^Iiek, mit -t.u,o»kiue cker Koon- nol kei-rt-txs, scbsuck» klir äeo kol^«o<jeo r»>x. Soutttag, de» 3. August. DresdnerÄMUll. Nemnlwortlicher Redacteur: I. G. Hartmunn. Äaseralcnannaiimr nuswtirts: l.«lprix: k«. i r rr».« , < 'oi»>i>i v,iou^r ll«-s I)re!«tnl>r .soiixüO^; ek>!»>lL!jelb»l: It. Ilv»»-»:«; Lite»»»: li»^s: Voai.it,!; LvrUo: Ouui limlllli., < öur<»u; Lremev: 1.. kt.»l.oi>> ; keLNillurt o. I>I.: .l^eaLL'selie Ii»rI>Ii!>o>1Iui>>-; Univ: Vt»>i.l' I!.iot,>c»i! v. » <28,' r>-<- llo« dou» kotous,,; kr»x: t'it. Luur-icu'« tluciiliitnllluux. Herausgeber: Xöoixl. Lipvtlitiou lles Oeeslluce lluuru»!», Drveüeo, ^lLrieo»ti»sss Xe. 7. Amtlicher Theil. Dresden, 2. August. Wegen erfolgten Ablebens^ Seiner Hoheit des Fürsten Bernhard, Herzogs zu Sach sen-Weimar, ist am Königlichen Hofe eine Trauer auf eine Woche, von heute an bis mit Freitag den 8. August, angelegt worden. Nichtamtlicher Theil. Übersicht. Telegrapbiscbr Nackrichten. ZeitUNgSschau. (Allgemeine Leitung.) TagrSgeschichte. Wien: Aus dem Abgeordnetcnhause. Dessen Vertagung. — Berlin: Eiscnbahndebatten im Abgeordneten Hause. — Der Handelsvertrag im Her renhause. Dementi. Waldcck's 60. Geburtstag. Un terbrechung ter Eisenbahn nach Frankfurt durch Wol kenbruch. — Stuttgart: Prinz Peter von Olden burg. Keine Schritte des Königs in der Handelsver tragssache. — Worms: Zusammentritt oder Nicht zusammentritt des deutschen Handelstags. — Wies baden: Die Erste Kammer über die Aufhebung der Hazardspiele.— Kobnrg: Zur Generalversammlung des Nationalvereins. — Gotha: Uebergabe der Militärutensilien an Preußen. — Frankfurt: Nachträgliches zum Schützenfeste. Versammlung hes- sen-darmstädtischrr Fortschrittsmänner. Paris: Angebliche Unterhandlungen über Anerkennung des amerikanischen Sonderbundes. — Turin: Nea politanische Eisenbahngesellschaft. Empfang des preußischen Anerkennungsschreibens. Verschwörung im Bagno von Neapel. Garibaldi an die Arbeiter. — Neapel: Proceß Eenatiempo. — Brüssel: Arbei- tcrunruhen. — Madrid: Generalkonsul für Paris. — Lissabon: Zins der schwebenden Schuld ermä ßigt. — London: Reise der königlichen Familie nach dem Festlande. Aus dem Unterhause. — Kopen hagen: Der König nach Schonen. — St. Peters burg: Das Kaiserpaar in Libau. — Warschau: Be suche des Großfürsten-Statthalters. Paßstrenge. Evan gelische Gemeinde. — Konstantinopel: Neueste Post. Dresdner Nachrichten. Provinzialvachrichten. (Leipzig. Bischofswerda. Fran kenberg.) Vermischtes. EingesandtrS. Telegraphische Nachrichten. Wien, Freitag, 1. August, Nachmittags DaS Abgeordnetenhaus ist bis zum 15. September ver tagt worden. Bern, Freitag, 1. August. Der StaatSrath Tessins berichtet an den BundrSrath über steigende Aufregung in Tessin infolge italienischer Provo kationen, namentlich wegen angehrftetrr Placate, in welchen Lugano als eine italienische Stadt br- zeichnet wird. Der BundeSratl» hat den schwei zerischen Gesandten in Turin, Herrn Tourte, an gewiesen, Erkundigungen rinzuziehen. Turin, Freitag, 1. August. Oberst Acerbi, Generalintendaut der Südarmee, ist verhaftet worden. Die „Monarchia nationale" drmentirt das Ge rücht von der Abreise Garibaldi s nach Messina; die letzten Berichte datiren aus Palermo. General Cugia, der neue Präfect von Palermo, ist dahin abgereist. — Der portugiesische Gesandte wird am Sonntage vom Könige in feierlicher Audienz em pfangen werden. — Der Berichterstatter der Par- lamentßcommisfion betreffs der neapolitanischen Eisenbahn und der Uebereinkunft mit Rothschild, hat den Bericht vorgrlegt und schlägt einige wesent liche Modifikationen vor. Turin, Freitag, 1. August. Man versichert, der Zudrang zu den Werbungen in Corleonr daure fort. Täglich wird Garibaldi in Messina erwar tet. ES geht daS Gerücht, ein mit Waffen be ladenes amerikanisches Schiff sei in Palermo an gekommen. Ein neapolitanisches Blatt meldet, die Fran zosen hätten ihre Stellungen an den römischen Grenzen aufgegebrn und sich in Terracina, Velletri und Arosinone roncrntrirt. Hundert junge Leute, die, in Neapel angekommen, zu landen verhindert wur den, haben ihre Fahrt nach Palermo fortgesetzt. Die Regierung hat Verstärkungen adgeschiät und energische Maßregeln ergriffen, um die Expedition zu verhindern. London, Freitag, 1. August, Nachmittag«. Nach mit dem , Kangaroo" auö New-Aork ein getroffenen Berichten vom 22. v. MtS. waren die Conföderirtcn bis fünf Meilen von Nashville vor gerückt. Gerüchtweise hieß eö, daß in Mexico die Fran zosen GuaymaS, in der Provinz Sonora, occupirt hätten. Belgrad, Freitag, 1. August. Nach einer, Vefik Efendi zugegangenen telegraphischen De pesche sollen zwischen der Pforte und dem Fürsten von Montenegro Parlamentürverhandlungen statt- finden. Athen, 24. Juli. Ueber Triest haben die Wiener Blätt. folgendes Telegramm: Es gehen Gerüchte von bevorstehenden LanbungSvers.ichen. Mehrere Regirrungsdampfer erhielten den Befehl, an der Küste zu kreuzen. Athen, obschon ruhig, wird von Patrouillen durchzogen. Täglich begeben sich junge Leute von hier nach Genua. Zn Syra wurde für deu Oberstleutnant Artemis, gewesener Nauplianer Rebellenckef, eine bedeutende Collecte veranstaltet, und dessen Tochter sehr gefeiert. Dresden, 2. August. Tie Augsburger „AllgemeineZeitung" enthält einige lesenswerthe Artikel über die Kämpfe in Mon tenegro. Nachdem sie die Schwierigkeiten aufgezähll, welche sich der Pforte in dem gegenwärtigen Kampfe mit den Montenegrinern entgcgcnstellen, kommt sie zu der Frage: was ist der wahre Grund zu den feit einer fo langen Reihe von Jahren fast ununterbrochen geführten Kriegen mit diesem feindlichen Stamme ? und beantwortet dieselbe wie folgt: „Ter Kampf der Montenegriner ge gen die Türken ist fast so alt als die türkische Herr schaft in jenen Gegenden. Blättern wir die Geschichte des kleinen Bergvolkes durch, so werden wir von so wunderbaren Siegen lesen, wie fast in der Geschickte keines andern Landes. Die Feinde zählen nach Hun- derttausenden, während die Tjchernagorzen kaum eben so viele Tausende aufzubringcn vcrmocklen. Es vereinigte sich stets eine Menge von Umständen, welche die Bewoh ner der schwarzen Berge vor dem Acußerstcn bewahrten: die Montenegriner standen selten vereinzelt; die christ lichen Bewohner und -Nachbarn griffen meist gleichzeitig zu Len Waffen. Raub war keiner zu holen, die Bewohner trieben die kleinen milcharmen Kühe und ihre mit armseli gen Vließen bekleideten Schafe in die unzugänglichsten Schluchten oder hart an die Grenze ihres schmalen Land strichs. Von der Schönheit montenegrinischer Weiber hatten die Türken die richtigen, aber eben darum nicht höchsten Begriffe; cs mangelte daher, nach den politi schen Ansichten jener Zeit, jeder Reiz, in dem Gebiete der Tjchernagorzen dauerhafte Eroberungen zu machen. Mon tenegro blieb also frei, vorübergehende Einfälle abge rechnet. Wenn nun aber die Türken durch Nichts zur dauerhaften Besitzergreifung der schwarzen Berge gereizt werden konnten, weshalb veranstalteten sie zeitweilig die großen nutzlosen Heereszüge gegen die Tschernagora? Zahl lose Ein- und Ueberfälle, Räubereien und durch sie an gezettelte und unterstützte Aufstände in den angrenzenden türkischen Provinzen zwangen die Pforte, von Zeit zu Zeit dieses unverbesserliche Volk zu züchtigen, und nöti gen sie auch jetzt, will sie Ruhe und Ordnung im eigenen Lande wiederherstellen, zu den energischen, mit so großen Opfern verbundenen Maßregeln. — Der Grund für die Grenzverletzungen der Montenegriner war aber ein drei facher. Der erste und evidenteste lag und liegt heute noch in der Unfruchtbarkeit des freien Berglrndes und in den eigenthümlichen Reizen, welche die zu ihren Fü ßen um deu See von Skutari sich hindehnende frucht bare Ebene auf die Phantasie der Tscheruagorzcn aus übt. Wie die Hochschotten Jahrhunderte lang von ihren, mit Haidekraut bewachsenen Bergen in die Ebene Her abstiegen und sich der fetten Rinderhecrden ihrer glück- lichern Nachbarn aus dem Ticslande bemächtigten, so thun es noch heutzutage die Bewohner der schwarzen Berge. Der von der Religion gebotene Kamps gegen de» Unglauben mußte diesen Raubzügen nicht selten zum willkommenen Vorwand dienen und das Siegel höherer Sanctivn aufdrückcn. Noch später mischte sich die Diplo matre in jene Kämpfe um Weideland und Rinder- und Schashcerden, und erfand für die höchst einfachen Ope rationell der Montenegriner die hochtönenden Redens arten von Kreuzzügen gegen den Halbmond und der Mission des kleinen Bergvolkes, europäische Gesittung an den See von Skutari hinabzutragcn. Wie die Ljchcr- nagorzen ihre civilijatorische Ausgabe begriffen, davon zeugten die reichen Sammlungen von abgeschnittcnen Tür kenköpfen, Nasen und Ohren, welche nach jedem Feld zuge in dem hundert Schritte oberhalb des Klosters des Vladika zu Cettinje gelegenen Türkenthurm als Orna mente und Sicgestrophäen ausgestellt wurden. Welche Einflüsse sich neuesten Datums in Eettinje geltend mach ten, wird wohl erst die Zukunft klar enthüllen; so viel aber steht fest, daß Luka Vukalowitsch nicht auf eigene Faust handelte, wenn er die türkischerscits angeborenen Vortheile von der Hand wies und im Widerstande be harrte; ebensowenig zweifelhaft ist es, daß die verschie denen Rajah nicht durchgängig durch gemeinschaftliche Interessen und gleichen Haß gegen das türkische Regi ment verbunden werde», wenn dies auch in der Haupt sache der Fall ist. Doch diesmal scheint sich die Pforte nicht beirren lassen zu wollen. Es gilt, die Tscherna- gvrzen vollständig zu besiegen und zu demüthigen, und es ist mehr der moralische Eindruck, welcher den Marsck nach Cettinje, diesem aus kaum 20 Häusern bestehenden Kürstenfitzes bedingt, als die strategische Wichtigkeit des Platzes. Gelingt dies dem Serdar, dann muß eine voll ständige Entwaffnung des Volkes durchgcführl werden, um für eine längere Reihe von Jahren Ruhe zu schaffen. Das Land selbst durch türkiscke Truppen dauernd besetzt zu halten, würde erstens zu gefährlich und zweitens we gen der Verpflegung mit so großen Kosten verknüpft sein, daß sie in keinem Verhältniß zu den Errungen schaften ständen. Immerhin wird man nur zeitweilige Ruhe schaffen, so lange der Kampf zwischen Christen und Türken auch in den übrigen Provinzen nicht zu Gunsten der erstern definitiv gelöst ist." LlMSgeschichtc. Wien, 1. August. Im Abgeordnetenhause gab gestern bei Fortsetzung der Budgetbcrathung der Bericht über Loltogcfälle dem Abg. Iw. Stamm Anlaß, die gänz liche Aufhebung des Lottos vom 1. November 1863 in Antrag zu bringe». Der Präsident betracktct Liesen An trag als einen selbstständigen und wird ihn als solchen behandeln, so daß derselbe zuvörderst gedruckt und an die Mitglieder des Hauses zur Verlhcilung gebracht wird. Tas Haus nimmt die Anträge des Ausschusses ohne weitere Debatte an. — Sodann werden die Puncirungs- und Cimentirungstaren, sowie die „vereinten Gebühren" und „verschiedenen Einnahmen" gleichfalls ohne Debatte richtig gestellt. — Zur Abtheilung: Zoll, empfiehlt La- penna und nach seinem Anträge das Haus der Erwägung der Regierung, Dalmatien als zollfreies Gebiet zu erklären, oder doch einen Freihafen in Spalato zu errichten; ein von Ljubissa dagegen in serbischer Sprache vorgebrachter Antrag, es sei sogleich ganz Dalmatien als Freihafengebiet zu erklären, bleibt in der Minorität. Die Anträge des Ausschusses werden sämmtlich ange ncmmen. — 1. August. Zeleny interpellirt wegen Verküm merung der böhmischen Sprache in den Gymnasien. Herbst sucht aus den Thcilen des Gesches über Promejsen ge sch äste nackzuweisen, daß cs nickt zweckentsprechend sei, und stellt folgenden Antrag: „Tas hohe Haus be schließe, den Gesetzentwurf des Ausschusses zurüllzuwei- sen, um denselben nochmals und insbesondere in der Richtung in Berathung zu ziehen, ob nickt eine amt liche oder notarielle Abstcmpclnng des Looses und der für dasselbe ausgegcbenen Promesse ein passendes Mittel wäre, das Publicum vor llcbcrvortheilung zu schützen und die fiskalische Eontrole überflüssig zu machen." Die ser Antrag wird angenommen und damit ist die Tages ordnung erledigt. Tiuti stellt folgenden Antrag: „Tas hohe Haus wolle beschließen, zum Art. I. des Gesches vom 18. Juni 1861 in Betreff der Taggclder u. Reise gebühren für Mitglieder des Abgeordnetenhauses des ReichsratheS sei der Zusatz zu machen: Wenn die Ple narsitzungen auf länger als 11 Tage unterbrochen wer den, so wird der Bezug der Diäten mit dem 15. Tage eingestellt, und nur diejenigen Mitglieder beziehen die Diäten, welche während der Unterbrechung der Sitzun gen des Hauses als Mitglieder eines Ausschusses thätig find. Mit dem Antritte eines Urlaubes hören die Tag gelder für die Dauer desselben auf." Ter Präsident wird den Antrag in Druck legen und vertheilcn lassen. Steffens stellt hierauf den Antrag, sich bis 15. Sep tember zu vertagen. TicS wird angenommen und die Sitzung geschlossen. II Berlin, 1. Ang. In der heutigen Sitzung des Abgeordnetenhauses wurde die Berathung des Gesetz entwurfs über den Bau zweier Eisenbahnen fortge setzt. Die Diskussion dreht sich lediglich um die locale Bedeutung der Bahnen. Der Gesetzentwurf wird darauf in seinen einzelnen Theilcn und im Ganzen mit über wiegender Majorität angenommen. Für die Bahn von Küslrin nach Berlin stimmt sogar Herr Faucher. — Es beginnt darauf die Specialdiskussion über die bereits mitgetheiltc Resolution, welche die Herren Michaelis und Lette beantragt haben. Gegen dieselbe spricht Herr v. Vincke, indem er ausführt, daß dieselbe zu allgemein gehalten sei, als daß sie in konkreten Fällen der Beur- theilung zum Anhalt dienen könnte. Die Ucbernahme einer Zinsgarantie durch den Staat stelle diesem einen Nacktheit in Aussicht, ohne ihm einen Vortheil zu ge währen; sie afficire Len Geldmarkt der Regel nach stär ker, als die Aufnahme einer Staatsanleihe. — Herr Schulze (Berlin) verthcidigt die Resolution. Ein Ein griff des Staats in Thätigkciten, die der Privatindustrie überlassen bleiben müßten, wirke demoralisirend und be- nachthciligc die Privalconcurrenz. Die Schwierigkeiten, Privatgcscllsckaften zu bilden, die Nothwendigkeit, Zins garantien zu gewähren, habe sich erst herausgestclll, seit man das System der Staatsbahnen betreten. Politisch sei cs nachtheilig, Gcwerbtrcibende zu Beamten zu ma chen. Die Resolution spreche ein großes handelspoliti sches Princip aus, man möge daher dieselbe möglichst einstimmig annehmen. — Der Rcgierungscommissar: Die Regierung habe die Aufgabe, praktische Zwecke zu ver folgen; über Theorien zu rechten, liege ihr nicht ob. Tie Regierung habe den Beweis geführt, daß sie niemals Staatsbahnen unternommen habe, ohne dringende Ver anlassung. Der Redner widerlegt sodann dw einzelnen Einwürfe gegen die Verwaltungsprincipien der Regierung in dem Eisenbahnressort. — Der Handelsminifter er klärt, daß sich die Regierung in keiner Weise dem Ein bringen der Resolution widersetze und dieselbe durchfüh ren wolle, so weit sich dies mit dem praktischen Bedürf nisse vereinigen lasse. — Nach kurzer Fortführung der Debatte wird der wiederholt abgelehnte Sckluß angenommen. Bei der Abstimmung nimmt das Haus fast einstimmig die Feuilleton. UnterhaltungSliteratur. „Neue humoristische Erzählungen und Bilder ans dem Leben von Eduard Gottwald. Leipzig, Verlag von Chr. E. Koll- mann. 1862." — Der Verfasser tritt nicht zum ersten Male als Erzähler vor das Publicum, und namentlich haben seine erheiternden Geschichten durch die Münchner „Fliegenden Blätter" eine große Verbreitung und Be liebtheit erlangt. An launigen Erzählern ist überdies die Gegenwart keineswegs reich, und da viele Leser bei einer unterhaltenden Lectüre nicht immer mit bedeutsamen Problemen beschäftigt sein wollen, so werden die heiter gefärbten Lebensbilder, welche Ed. Gottwald in der vor liegenden Sammlung bietet, sicher ihr dankbares Publi cum finden. In der kleinbürgerlichen Sphäre besonders heimisch, gelingt es dem Verfasser sehr wohl, Menschen und Begebenheiten geschickt in Scene zu sehen und drollige Fatalitäten, wie z. B. in der „Vergnügungsreise", an schaulich zu malen. Nicht minder werden manche dieser Geschichten (beispielsweise sei an den „Organist" erin nert) durch ihren zum Grmüth sprechenden Inhalt tiefere Sympathien erwecken. Wie wir nebenbei erfahren, wird Ed. Gottwald demnächst einen Band „historische Erzäh lungen" folgen lassen, aus welchem Gebiete sich der Ver fasser schon früher rühmlich hervorgethan hat. — Gustav Kühne's „Gesammelte Schriften" werden in zwölf Bän den bei Ludw. Denicke in Leipzig erscheinen. Der erste erhält die „Gedichte" des Autors, die überhaupt zum ersten Male gesammelt wurden. Die „Klostrrnovel- ten", welche sich in dem kürzlich ausgrgebenen zweiten Band« befinden, wurden seiner Zeit (1838) von den kritischen Stimmführern mit gebührender Auszeichnung besprochen und empfohlen und haben selbst in Frank reich großes Glück gemacht. Und in der Thal erheben sich diese von Jdeenrcichthum, feinem historischen Sinn und einer bedeutenden Gestaltungskraft zeugenden Novellen bergehoch über die flache Unterhaltnngslitcratur, wie solche der Büchermarkt alljährlich in Masse hervorbringt. In den „Klosternovellen" ist das historische Colorit, wie R. Gottschall in seiner „deutschen Nationalliteratur" sehr richtig bemerkt, glänzend und treu, die Geschichte in ihren großen Gesichtspunkten würdig anfgefaßt und dar gestellt. Kühne besitzt ebenso viel Pathos wie Dialektik, und deshalb fühlt er sich gerade auf den ideellen Höhen der geschichtlichen Bewegung am meisten heimisch. Die fünf Hauptabschnitte der Erzählung in der neuen ver besserten Auflage sind betitelt: „Die Kinder aus der Pro vence, die Ursulinerin, die Ealvinisten von Vaucluse, die Jesuiten in Paris, die Heimath. Da es sich hier nur um die neue Ausgabe eines Werkes handelt, so darf von einem näher» Eingehen auf das Stoffliche der Er zählung abgesehen werden. Aufrichtig aber muß man wünschen, daß die Schriften eines so geistvollen, kcnnt- nißrcichen und bewährten Autors, der als Kritiker, Er zähler und Silhoucttrur charakteristischer Persönlichkeiten (wir gedenken hierbei nur des trefflichen Werkes „Deutsll)« Männer und Frauen") in der ersten Reihe heutiger Schriftsteller glänzt, die wohlverdiente Verbreitung bei dem deutschen Lescpublicum finden möchten. — Von Marie Norden erschien bei Kober u. Markgraf in Wien ein vicrbändiger historischer Roman „Columbus und sein^ Zeit", eine aus sorgfältigen Studien hervorge gangene Arbeit» die ein ziemliches Stück Weltgeschichte wiedergiebt. Wir begegnen in dieser Erzählung dem Könige Ferdinand von Arragonien, der Königin Isabelle, dem Cardinal Ximcnes, Cortez, VeSpucci u. A. Ebenso findet die Inquisition an geeigneter Stelle ihre Schilderung. Am anziehendsten wirken jedoch selbstverständlich die Par tien des Buches, welche den Leben-gang und die Schick sale des Columbus zum Gegenstände haben. Die Dar stellung ist vielleicht hier und da etwas zu brcit, die Erzählung aber immerhin sehr inftructiv für den Leser. — Obgleich Agnes Franz' „Parabeln" (mit einem Vorworte von Ottilie Wildermut h. Soest, Verlag der Schulbuchhandlung) mehr didaktischen und erbaulichen Charakters sind und deshalb weniger zur Unterhaltungs literatur zählen, so mögen diese Ausflüsse eines reinen, liebevollen Frauenherzens doch an dieser Stelle zugleick Mitcrwähnung finden. Der Werth dieser Parabeln (die Verfasserin starb 1843) ist längst anerkannt, und die vorliegende vierte Auflage gicbt hinlängliches Zeugniß, daß die Dichtungen von Agnes Franz bereits in vielen Familienkreisen freundliche Aufnahme gefunden haben. 1. * Dieser Tage fand in Chur das diesjährige eidge nössische Sängerfest statt. Es waren dabei nach den Berichten der schweizer Blätter von deutschen Vereinen anwesend oder vertreten: schwäbischer Sängerbund, Kon stanz, Lindau, Bregenz, Nürnberg. 1>r. Gcrster von Nürnberg überbrachte namens der Stadt Nürnberg einen prachtvollen Pocal im altdeutschen Styl, der künftig die eidgenössische Sängersahnc auf ihren Fcstfahrten beglei ten wird. Dafür werden die deutschen Vereine schöne Ehrengaben von Chur nach Hause nehmen. Die „Neue Züricher Zeitung" schreibt: „Von den deutschen Vereinen sangen ganz ausgezeichnet: die Sängerrunde Bodan von Konstanz und Nürnberg. Bregenz und Lindau leisteten ebenfalls Tüchtiges, während die Sänger aus Paris und aus dem Canton Tessin noch viel zu lernen haben, bis sie mit den Singchören deutscher Zunge erfolgreich con- «urriren können. Es war außerordentlich anziehend, deutsch, italienisch, romanisch und französisch, also alle Landessprachen der Schweiz von schönen Stimmen sin gen zu hören und den so verschiedenen Charakter deut scher und welscher Kunst in unmittelbarer Folge zu be obachten. * Durch N. Wagner's viclgcgebcne Oper „Lvhen- grin" ist die Sage vom heiligen Gral auch dem großen Publicum näher gerückt worden. Vielleicht rst es Manchem erwünscht, zu erfahren, daß ei» jüngst von Ludwig Lang verfaßtes Schriftchcn bemüht ist, die ein zelnen Theile der Sage in einer gewissen geschichtlichen Ordnung aneinander zu reihen, ihren religiösen und sitt lichen Sinn, sowie ihren Zusammenhang mit geschicht lichen Ereignissen oder Zuständen oder mit an-ern Sagen darzustellen und damit zugleich eine Skizze der geistigen und Kunftentwickclung des 12. und 13. Jahrhunderts zu verbinden. * Von dem Löwcndcnkmal, welches bei der dä nischen Jdstcdtfeicr in Flensburg am 25. Juli enthüllt worden ist, entwirft der Flensburger Correspondent des „Altonaer Merkur" folgende für den Künstler Bissen nicht eben schmeichelhafte Schilderung: „Außer der kolos salen Größe ist an diesem sogenannten Kunstwerke, nack unserm Dafürhalten, gar nichts zu bewundern. Von grimmiger oder auch nur ruhiger Majestät keine Spur! Die halbliegendc oder sitzende Stellung wirkt geradezu unschön. Es spricht eigentlich gar kein Charakter ans dem Bilde Der Ausdruck des Kopfes ist nichtssagend. Die aufrecht stehenden Vorderbeine gleichen aufs Täu- sckendstc einem paar Baumstämme. Aus dem starken Mähnenkragcn schaut das vcrhältnißmäßig kleine Gesicht des Thiercs geschloffenen RackenS etwas hocknasig dumm hervor. Mit dem .vsinterthcilc ruht dasselbe auf dem Fundamente. Es scheint, mit einem Wort, als ob der große Löwe so eben eines gesunden Schlafes genesen sei und verwundert fragen möchte: „„Wo bin ich?"" Der Guß ist nichts weniger als gelungen und hätte von Rechtswegen cassirt werden sollen. Andere hört man
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