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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 06.07.1900
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1900-07-06
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19000706011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1900070601
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19000706
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1900070601
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1900
- Monat1900-07
- Tag1900-07-06
- Monat1900-07
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- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 06.07.1900
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verugzgedWn «ateijäbrll« 2 Mt »o - iumb di« Loit , LN. r» Li». Die.Dresdner Nachrtckiien' erscheine» «1,l«ch v!»r«e»»- di« ve»ieher in Dretden und der nächsten Umgebung wo die Sutraguna durch eigene Bolen oder Kommissionäre erfolgt, erhalten dad Blatt an Wochentagen, die nicht auf Sonn- oder Keiertage folgen, in iwei Tlieilauogaben »bend« und «tnrgeu» tugefirUt. Sür Rückgabe eingeiandtcr Schrift- Kiicke keine «erbindlichkeit. Kerns-rech-nichluf,: »mt t »r. U «. »r. SV»«. Telearamm-tldresf«: »achrtchtn« »r»,do»> Srgröli-rk 1856 Julius voutlsr, Intlisii, Vullstr. IS swpüsilit iu >illl,vutü! kNsenne 0«r«i» mui Serck«, H»o« , ILSvI»«»- uuä Nw Telegr.-Adresse: «lea ichrichs ten. Dresden. A Z ZliiismIssWer UliiltzNl?« ru Orixinnlprsissn, im Htacktinnsru krsis 2usvnäuux, mwü uusvLrtL uutor billig« t-sr Spssaubsrsebnuug. L SokupotlleLvii, Mgkii I. ML? 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Vom chinesischen Heer. .Ein guter Sohn wird nicht Soldat", so heißt es in einem chinesischen Sprichwort, und in der That leidet der chinesische Wehrstand schwer darunter, daß es in China, wie in England, schimpflich ist. ihm anzugehören und das Aufkleben des runden Pflasters mit der Truppentheilbezeichnung auf Rücken und Brustseite des Nnisormrockes den Menschen in den Augen seiner Mitbürger erniedrigt. Alles in Allem ist die wirkliche chinesische Armee für den Fall eines ernsten Krieges zu nichts Anderem da. als znm stafselweisen Zurückgehen, wobei sie sich auf der ganzen Linie immer von Neuem verschanzt und die Bewohner de? platten Landes nach der Taktik der Russen bei Moskau vor sich hertreibt. So wenig Schutz eine solche Armee Institution dem eigenen Lande im Kriege mit einem in genügender Zahl auftrctende» europäischen Gegner gewähren kann, um so mehr muß sie in Rech nung gezogen werden, sobald der Feind dieser zurückweichcnden chinesischen Armee nach dem Landesinnern folgt, wo keine regel mäßigen Wegeverbindungen vorhanden sind und die chinesische Kriegskunst voll in ihr Recht tritt, wie z. B- in der zweiten Hälfte des chinesisch-japanischen Krieges auf Formosa. Einer europäischen Armee könnten chinesische Truppen mit den Ver- theidigungsmitteln, die ihnen im Allgemeinen zu Gebote stehen, in einer rangirten Schlacht keinen ernstlichen Widerstand leisten. Das beweisen die gegenwärtigen Verlnstverhältnisse bei Taku und Tientsin in den letzten Tagen, wo die chinesischen Truppen in riesiger Ueberzahl waren und durch die Landesbevölkcrung that kräftige Unterstützung fanden. Als chinesische LandstreitkrZstc kommen in Betracht die Mandschutruppen, die Provinzialtruppcn und sogenannte irreguläre Truppen, welche je nach Bedarf angcworben und wieder entlassen werden. Eine einheitliche Leitung dieser Tiuppenvcrbände und dergleichen gicbt cs nicht. Die Mandschutruppen bilden noch heute die eigentliche Stütze der Ta-Tsing-Thnastic und sind ent sprechend ihren nach Farben unterschiedenen acht Jahnen in acht Abtheilungen getheilt. Ihre Sollstärke mag 300,000 Mann be tragen, sie sind in besonderen ummauerten Stadtvierteln unter gebracht. Die Dienstpflicht ist bei ihnen erblich und es wurden ihnen Anfangs neben Grundstücken auch hohe Gehalte und Reis- Portionen vom Kaiserlichen Hofe aus überwiesen. Noch beute bezieht jeder Mandschu eine Unterstützung vom Kaiser, doch ist sie so herabgemindert worden, daß sie nicht zu seiner, geschweige denn zur Unterstützung seiner Familie ansrcicht. Obgleich die Mandschutruppen durch das von ihnen geführte Faulenzerleben sehr entnervt sind, haben sic doch auch neuerer Zeit Beweise wahrer Hingebung für die regierende Kaiserfainilie gegeben und wahrhaft heroische Thaten nusgeführt. Nach europäischen Be griffen sind alle chinesischen Truppen so gut wie gar nicht militärisch ausgcbildet, dabei sind sie schlecht bewaffnet und deshalb als Gegner nicht allzu hoch zu bewerthen. Tie sogenannten „Tapferen", „Brataru", sind eine Art von Elitetruppc unter ihnen. Sie sind besser bewaffnet und wenigstens theilwcisc nach europäischen Reglements gedrillt: ihre Offiziere werden in kaiserliche» Militärschulcn herangebildct. Die Verpflegung und Ausrüstung der Truppen ist den Lagerkommandanten übertragen; diese halten nieist nur einen geringen Theil der Sollstärke unter den Waffen und zwar mit Wissen der hohen Beamten, die mit ihnen den Gewinn theilen. Manchmal werden ihre ganzen Lager zeitweise oder dauernd auf gelöst, aber trotzdem figuriren sie in den Rechnungen weiter als bestehend. Die gezahlte Löhnung ist meist ungenügend und die Soldaten suchen ihre» Lebensunterhalt durch Privatarbeit oder auf dem kürzeren Wege des NaubenS zu gewinnen. Die Offiziere betrachten ihr Lagerkommando als Geldgeschäft, kurzum, betrogen wich überall. Bewaffnung und Ausbildung sind in jeder Provinz verschieden, neben Vorderladern, alten von den europäischen Militärverwaltungen abgesetzten Gewehren überwundener Konstruk tion, finden sich Flinten neuesten Modells, dann wieder Helle bachen und Piken, wie bei den Landsknechten. Bald werden Krupp'sche Kanonen angeschafft, dann wieder Armstrvng'sche: im Stillen freut man sich jedes Wechsels, weil sich bei jeder Neu einführung ein größerer oder kleinerer Profit herausschlageu läßt. Die Offiziere sind wie alle Beamten in China auf Unterschlagungen angewiesen. Sie gelangen durch Gunst hoher Beamten zu ihren Anstellungen und verschwinden daraus bei der Amtsentsctzung ihrer Beschützer, die in China durchaus keinen Ansnahmefall bildet. Sie empfangen dann weder Ruhegehalt noch eine Entschädigung. Das die Jäulniß noch verschlimmert, ist der Brauch, daß man nicht nur Amt und Würden vom Staate kaufen, sondern sich auch von Strafen für die meisten Vergehen, ja sogar sür Verbrechen loskaufen kann. Dementsprechend macht sich in der Bcamten- welt wie im Offizierskorps der größte Ungehorsam breit. Versuche mit militärischen Neueinrichtungen nach europäischen Mustern sind von einzelnen Gouverneuren wohl gemacht, aber nie über die An fänge hlnausgekommen, sogar die in Wasuna, dem Vorhafen von Shanghai, bestandene und von deutschen Instruktoren ansgebildete Mustertruppe ist wieder chinesischer Leitung unterstellt worden, und waS die Instruktoren, meist ehemalige deutsche Offiziere, von ihrer dienstlichen Lhätigkeit in China erzählen, klingt recht wenig erbaulich. Was von den Landtruppen gesagt wurde, gilt mehr oder weniger auch von der Flotte, obgleich das Ossizierkorps hier besser vorgebildet und vereinzelt auch ehrlich bestrebt ist. etwas Gutes zu leisten. Der Anlauf moderner Kriegsschiffe und Torpedo boote ist, soweit Mittel hierzu vorhanden waren, in neuester Zeit ge- Mdert worden, es fehlt aber an höheren OMiereu. welche befähigt wären, diese Schiffe zusammenzusassen und nach einheitlichem Plane zu leiten. Dazu kommt, daß weder Land- »och Seestreittratte ausreichende Unterstützung in den Mitteln des Landes finden, cs fehlt an Straßen, Eisenbahnen und modemen Befestigungen. Die Be festigungen von Takn. auf die sich die Chinesen so viel zu Gute thaten, waren nicht widerstandsfähig genug, um einem regelrechten Angriffe einer verhältnißmäßig kleinen Schaar heldenhafter deutscher Matrosen Widerstand leisten zu können. Die Befestigungen sind meist ans steilgeböschten Lehmwänden beraestellt, oben kaum einen Meier stark, Forts nach europäischem Muster giebt es nur an ein zelnen Küstenpunkten. Die bedeutendsten von ihnen sind in neuerer Zeit in fremden Besitz i'lbergegangen, so Port Arthur und Talien-won an Rußland, Wei-Hat-Wei a» England. Kiauffckou an Deutschland, was zur Folge hatte, daß die im chinesischen Besitz verbliebenen Forts bei Tschin-Schu unweit Talien-wan und Tschifu an der Nordspitze der Shantnng-Halbinsel werthlos wurde». Es bleiben im Norden mithin nur diejenigen Be festigungen. welche die Küstenstriche an den Golfen von Liauntnng und Petschili decken, zu erwähnen, Von denen Ju-Hou Mulden zu schützen hat. Das wichtigste Glied in der Kette der die An- marschlinien auf Peking beherrschenden Befestigungen ist Taku. an der Mündung des Peihoflusses. welches am 17. Juni dein gemeinsamen Angriffe eines internationalen Schiffsdetachement erlag. Diesen im Norden gelegenen Befestigungen schließen sich diejenigen des Dangsse-Flusses an. von denen das Fort Wusung neuerdings offen gelassen wurde. Hier sind nur noch die Han-si- Tang und die nach modernem Muster errichteten Sezlie-Batterien vorhanden. Aus die nähere Bedeutung dieser Batterien, sowie der im südlichen China gelegenen Befestigungen einzugchen. verlohnt sich nicht der Mühe. Die hohen Lehmwände der meisten Forts, ihre vielen Flaggenstangen und hohen Tdore geben vorzügliche Zielpunkte ab. Ihre gedeckten Geschükstände sind völlig ver altet- Nur wenige Batterien entsprechen modernen Anschauungen. Di« Ausrüstung und Bestiukung ist eine aus allen möglichen und unmöglichen Modellen zusammengewürfelte, deren Munition in kenMen Nnterstßnd«, lagert. Schußtafrlu sind nur dg vorhanden, wo sie am Geschütz befestigt sind. Verschlüsse und Liderungen sind in der Mehrzahl undicht. Der ballistischen Leistungsfähigkeit der einzelnen Geschütze ist sich Niemand bewußt. Aber auch eine günstigere Verfassung der Befestigungsanlagen und allen übrigen Kriegsmaterials würde für China keinen Werth haben, da es an jeder Leitung fehlt, welche eine Znsammeiiwirkung von Festung und Truppe in's Auge zu fassen vermag. Gicbt cs doch nicht einmal Führer, die sür die Znsanimcnivirkilng der verschiedenen Waffen Acrständniß haben. Wenn es jetzt zu einem Krieg mit China konimt, und diciem kein Kulturstaat zur Seite steht, so wird er wie alle vergangenen verlausen: Schlachten werden geschlagen, Befestigungen werden erstürmt, eine .Kriegsflotte verjagt oder wcggenommen werden, Niemand kümmert sich darum oder empfindet Scham darüber. Viele wissen überhaupt nichts davon. Die Regierung rechnet bei allen Niederlage» auf die Uneinigkeit der Mächte und die Schlau heit der chinesischen Diplomaten Heini Friedensschluss und wenn man daran denkt, welche Erfolge der alte Li-Hnng-Tichang in, Friede» zu Shimonoseki zn erringen vermochte, muß man aller dings anerkennen, daß China ans dem Gebiete des .Äerhandelns" Erstaunliches leistet. Fernschreib- und Fernsprech - Berichte vom 5. Juli. Der Krieg in China. Berlin. Der deutsche Konsul in Tientsin meldet über Tschifu unter dem 30. Juni und 1. Juli: Schriftliche Nachrichten Sir Robert Hart's und einer Französin ans Peking vom 24. Jnni betonen wiederholt die verzweifelte Lage der Europäer und bitten um sofortige Hilfe. Die Detachemenks-Kominanoenre in Tientsin sind aber wegen der Zerstörung der Eisenbahn, wegen des Beginns der Regenzeit und wegen der Dchutzbedürftigkeit Tientsin-Z außer Stande, Truppen nach Peking zu entsenden, auch habe» die Chinesen den Kaijerkanai bei Tientsin durchstochen, anscheinend um durch eine Ueberschwcmmnng den Vormarsch der Trnpven ans Peking zu verhindern. Die Boten, die aus Peking und Tientsin eingetrossen sind, bestätigen mündlich die Ermordung des Freiherrn v. Ketteler. Das deutsche Detachement, das bei ihm war, soll darauf den Tsting-li-Namcii verbrannt und das Stadtthor vor dein Kaiserpalast mit vier Kanonen, darunter zwei eroberten, besetzt haben, während alle anderen Thvre in den Händen der Ehinescn sein sollen. Prinz Ching's Truppen kämpfen angeblich gegen die Boxer. Berlin. , Hinsichtlich des Vorschlags, Japan mit einem Mandat zur Wiederberstellung der Ordnung in China zu betrauen, wird mitgetheilt: Bon mehreren Mächten war die Idee angeregt worden, Japan diese Mission zu übertragen: Rußland aber gab seine Zustimmung zu diesem Vorschlag nicht, sondern beantwortete ihn in ausweichender Weise. Hierauf wurde Deutschland nahe gelegt, seinen Einfluß ans Rußland zu Gunsten des Vorschlags geltend zu machen, was aber die Reichsregierung im Hinblick auf die bestehenden guten Beziehungen zn Rußland ablehnte, weil sic von einem solchen Schritt eben eine ungünstige Rückwirkung auf diese Beziehungen befürchtete. Aus dem gleichen Grunde hielt sich Deutschland in dieser Angelegenheit ganz im Hintergründe und vermied es auch seinerseits, zu dem Vorschläge, Japan ein Mandat zu ertheilen, Stellung zu nehmen, lieber die von „Manchester Guardian" verbreitete Nachricht, daß Rußland und Java» sich über eine gemeinsame Aktion als Mandatare der Mächte geeinigt hätten, ist an hiesiger amtlicher Stelle nichts bekannt, was eine Bestätigung enthielte. — Aus Rom wird gemeldet, die Regierung treffe Vorbereitungen zur Absendung von 6000 Mann nach China. Der erpthräischcn Kolonie sollen 2000 Mann entnommen werden. Kiel. Die für China bestimmte erste Division des Linien- aeschwaders ist Mittags im hiesigen Hafen eingelaufen; sie erhielt Befehl, in 24 Stunden nach Wilhelmshaven marschbereit zu sein und hat sofort mit der kriegsmäßigen Kohlen- und Munitionsüber nahme begonnen. Die Besatzungen der ausgehenden Schiffe wer den aus den aktiven Manmchastsbeständen ergänzt. Eine Ein berufung von Reserven der Marine ist nicht in Aussicht genommen. Wien. Der Rammkreuzer „Kaiserin und Königin Marke Theresia" ist gestern in Aden eingelaufen und heute nach Colombo in See gegangen. — Ein Telegramm des Kreuzers „Zenta" be sagt: Ein aus Peking einaetroffencc Kurier berichte!, daß die österreichisch-ungarische Gesandtschaft voraussichtlich zerstört werde. Das vsterreichisch-uiiaarische Detachement befindet sich aus der eng Krcttirg, 6. Juli 19VV. lischm Gesandtschaft, welche beschossen würde. Die deutsche Ab- theilunq halte ein Stadtthor besetzt- Es seien wenig Lebensmittel und Munition vorhanden. Das Telegramm meldet terner, daß ein Entsatz vorläufig unmöglich wäre. Der deutsche Geichwaderches. Vice-Admiral Äendemann, hätte persönlich zu dem tapferen Ver halten des österreichisch-ungarischen Detachements der „Zenta" bei der Erstürmung der Forts bei Takn gratntirt. London. Die „Central News" meldet aus Shanghai vom, Mittwoch Nachmittag: Der englische Konsul in Hankau erhielt Nachrichten aus Peking, welche vom 1. Juli datirt waren. Die Europäer waren an diesem Tage noch in der englischen Ge sandtschaft belagert und vertheidigten sich verzweifelt, aber ihre Stellung ist fast hoffnungslos geworden. Nach einem anderen Telegramm aus Shanghai vom 4. Juli sei dem deutschen Konsulat die offizielle Mittheilung gernacht worden, daß der Kaiser von China am 19. Juni sich mit Opium vergistet habe und gestorben sei. Die Kaiserin habe auch einen Selbstmordversuch gemacht und sei wahnsinnig geworden. Alle städtischen Gebäude in Peking und ei» großer Thest des Tiung-li-^amen seienniedergelncmnt. — Der Shangbaicr „Times"-Vertreter erfährt, daß 15,000 Mann japanischer Truppen bislang eingcschifft seien, wovon etwa die Hälfte am 30. Juni m Taku angekommen sei. und daß weitere 30,000 Mann mobilssirt und zur sofortigen Einschiffring bereit seien. Tschifu. Das bisherige friedliche Verhältniß zwischen Frem den und Einheimischen wird durch Zuzug der Aufrührer und die bedrohliche Haltung des chinesischen Militärs gefährdet- Der amerikanische Admiral bereitet die Abreise seiner Schutzbefohlenen vor. Der deutsche Konsul ließ die Proklamation des Admirals von Neuem verbreiten, um der Verhetzung der Bevölkerung durch Vas Pekinger Kriegscdikt gegen die Fremden vorzubeugen. 800 fran zösische Soldaten mit zwei Battericen und Feldgeschützen sind gestern in Taku eingetrossen. Die Verbündeten erwarten Ver stärkungen, bevor sie den Vorstoß aus Peking versuchen. Die reg nerische Jahreszeit, während welcher das Marschiren und der Transport schwierig sind, sängt jetzt an. Ueberschwemmungen sind wahrscheinlich,. Der Vormarsch dürfte bis zum Herbst unmöglich sein. * Berlin. Renter's Pnrean meldet aus Shanghai vom 6. Juli: Ein Läufer, der Peking am 27. Jnni verlassen hatte, berichtet, daß sich die Zahl der dort befindlichen Aufständischen und Soldaten auf IM.OM Mann beläuft. Es gelang ihnen noch nicht, in die Gesanolschaflen einzndringen. * Wien. Ein Berliner Brief der „Politischen Corresvondenz führt aus: Wie die auswärtige Politik Deutschlands den ost asiatischen Ereignissen gegenüber bisher stet-Z mit Rußland Fühlung hielt, so wird es auch weiter geschehen. Auch in der Haltung England gegenüber wird keine Aendernng eintreten: ebenso wenig werden die Interessen der anderen betheiligten Mächte, wie Japan, Vereinigte Staaten, deutschcrieits unbeachtet gelassen werden. Das Deutsche Reich werde es nicht daran fehlen lassen, zu Gunsten der Fortdauer der Eintracht der Mächte mit allen Kräften mit- zuwirken: das bedeute freilich nicht, daß die deutsche Politik sich bereit finden könnte, die Ausführung der ihr in China gewordenen Aufgabe in fremde Hände z» legen und die Wahrnehmung seiner ureigensten Interessen und nationalen Pflicht Anderen zn über lassen. Die auswärtige Politik des Deutschen Reiches werde mit allen zulässigen Mitteln auf die Wiederherstellung der Oümung in den betreffenden chinesischen Landestheilen hinwirken, aber tbunlichst Alles unterlassen, was eine dauernde Erlchülterung der Grundlagen des Chinesischen Reiches herbeiführen würde. 2s- » Mij'2 * M ülh 0 nscI! (Elsaß). Bei der Reichstags - Ersatzwahl wurden bis 8 Uhr Abends für Schlnmberger >liberaler Kandidat der Ordnungsparteicn) 12.427, für Emmel (Sozialdemokrat) 6780 Stimmen gezählt. 30 Dörfer stehen noch aus. * M ü lhanscii (Elsaß). 'Rach weiteren Meldungen über die Reichstags-Ersatzwahl erhielt Schlnmberger (liberaler Kandidat der vereinigten Ordiiungsparlcien) 17,670. Einmrl (Sozialdemokrat) 7688 Stimmen. Erstercr ist mithin gewählt. * Brüssel. Prozeß Sipido. Das Schwurgericht sprach Sipido frei und ordnete dessen Freilassung an. Zugleich wurde im Urtheil ausgesprochen, daß die Regierung über Swldo bis zum 21. Lebensjahre das Äerfügniigsrecht haben solle. Die drei Mit angeklagten wurden ebenfalls m Freiheit gesetzt. Berlin. Der Schah von Persien wird am 1. September einer Einladung des Kaisers zur Herbstparade auf dem Tempel hofer Felde entsprechen. — Die Nachricht von der Amts enthebung des Gouverneurs von Deutsch-Ostafrika, Generalmajors v. Liebert, wird zwar demcntirt, doch glaubt man nach wie vor. daß sein Rücktritt in nicht langer Zeit erfolgen werde. — Der Vereinbarung vom vorigen Dezember gemäß ist nun die Frage wegen Entschädigung der Personen, die in den Kämpfen aus Samoa Anfang 1899 gcfchädigt Wochen sind, dem König von Schweden übergeben worden, der das Schiedsrichteramt übernom men hat. Das betreffende Material ist bereits nach Stockholm abgesandt. — Der Vorstand des Nachrichten-Bureaus des Rcichs- Marineamts. Fregattenkapitän v. Hecringen, hat einen dreimonat lichen Urlaub angetreten. K ö l n. In der gestrigen Sitzung der Handelskammer von Saarbrücken wurde die Stellungnahme der Kammer zur Saar- Mosel-Kanalisirung dadurch z»m Abschluß gebracht, daß folgender Antrag des Bombenden einstimmig angenommen wurde: Die' Kammer hält in der Kanalfrage grundsätzlich an ihrem bisherigen ablehnenden Standpunkt fest und vermag sich deshalb auch nicht oc dingungslos zu Gunsten ver Kanalisirung der Saar und Mosel auszusprechen. Sollte aber der Mittellandkanal und die damit zu sammenhängenden Kanalproiekte zur Ausführung gelangen, so be trachtet die Handelskammer die Saar-Mosel-Kanalisirnng als deren- nvthwcndige Ergänzung und schließt sich deshalb den Bestreb-, ungen derienigen an. welche die Aufnahme der Saar-Moiel-Kanali- siruna in dieses Netz aufnehmcn. ' Cuxhaven. Der Kaiser traf gegen 11 Uhr Vormittags au Bord der „Deutschland" ein und winde von den Vertretern der> Hamburg-Amerika-Linie und den vielen hundert Passagieren, darunter Admiral Hollmann, jubelnd begrüßt. Der Kauer hatte vorher die .Deutschland" eingehend besichtigt und sprach wiederholt seine Anerkennung aus. Wien. Der österreichisch-ungarische Botschafter in Berlin druckte namens seiner Regierung der deutschen Regierung die tiefste Entrüstung über die Ermordung des deutschen Gesandten in Peking. Freibeirn v. Ketteler. und schmerzliches Beileid aus anläßlich des unerhörten Vorfalles, welche Condolenzkniidgebung mit warmem Dank beantwortet wurde. - D 'Ir
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