^ Preis: Begründet und fortgesetzt Io Zar. vierteljabrlich. von 4. Jakrgang. ^uartnl. Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlags-Erpedition. Rr. 19. INotto: Dem Reich der Freiheit wert,' ich Bürgerinnen. Sonntag, dcn II». Mai. Die strebenden Frauen, s. Bei den Frauen unterscheiden wir Selbstlaute und Mitlaute; gleichwie bei der Wortbildung sind aber die Mitlaute in der Mehrheit, und unter diesen wieder die stniiiinen oder Starren im llcbcr- gewicht; die gehauchten Töne hingegen verharren bei den taubstummen Gemüthern. Die ursprüngliche Lautreinigung ist jedoch durch das steigende Be- dürfniß im Verkehr vielfach geschwächt, gebrochen und getrübt worden, und besonders sind eS die flüssigen Mitlaute, welche die Näherung und Vermischung der unselbstständigen Töne mit den selbstständigen vermitteln. Letztere, wen» auch die Minderzahl, haben jedenfalls den Vorzug, daß sie die größere Zahl theilen, und so wird dann der Verhältniß- oder Wurzelzeiger gefunden. Vom allgemeinen Bildungskrieb verlautet unter der Mehrheit der Frauen so wenig, daß sie oft äußerlich der Bewegung nach auswcichen, wenn sie schon innerlich davon angegriffen sind. DaS ließe sich kaum mit der den Frauen eigenen Bildsamkeit vereinbaren, wenn diese eben nicht auch die Füg samkeit nach sieb zöge, eine Fügsamkeit, welche zur Erniedrigung der Frauen männlich mißbraucht, nun noch als innere Nothwendigkeit beschönigen soll, waS ein äußerer Druck absichtlich verbrochen hat. Za eine solche Auslegung wäre verfänglich wahr, betrachtet man die bestimmte Stufe, auf der die Frauen im Allgemeinen verharren, schnellte nicht die Federkraft lhrcS Geistes beim geringsten Nachlaß deS Druckes, sie durch alle Steigerungen empor. Da bei solchen Gelegenheiten die räumlichen Begriffe der Frauen jcdeSmal wachsen, so trifft cs sich leicht, daß viele derselben sich nur augenblicklich, und andere nie wieder in die vorige Lage zurückdrängen lassen. Zwar hat die Gegenwart Frauen genug anfzuwei- sen, die mißtrauisch in ihre eigne Kraft, auch die ihrer Nachbarinnen anzweiseln, und überhaupt ihrem Geschlecht einen Eigenwillen so wenig ver zeihen können, daß, sobald eS einer Flüchtigen gelingt, sich in die heilige Halle der Freiheit zu retten, sie beispielshalber den ersten Stein davor wälzen, um dieselbe dem Huiigcrkode preiSzugebcn. Allein im Ganzen schwindet immer mehr der dich terische Glaube alles von der Zukunft als Ueber- raschuug zu erwarten, statt sie mit gegenwärtigem Selbstvertrauen zuvorkommend abzuholen. — Je mehr die Thaikraft vom Leben unmittelbar abge wiesen wird, je verderblicher wirkt sie mittelbar. So haben sich die Frauen eine Gefühlswelt einge richtet, die in der Wirklichkeit ihres Gleichen sucht. Als nothwcndige Verneinung der müßig ausschwei fenden Einbildungskraft, verschmäht cs der Franen- vcrstand seinerseits nicht, sich eine Herrschaft zu erlisten und heimlich zu behaupten wie sie der Diener selbst seinem Gebieter nie über sich zugestehen würde. Kein Wunder, daß von solchen Hilfsquellen Vergifter, viele Frauen in Wuth gerathen ob dem menschheitlichen Drang, der da außer ihnen sich regt, und ein cdleS Gleichgewicht in der Well anstrebt. Diejenigen Frauen, deren offenem Gcmülh eS widerstrebt, so unterirdisch zu arbeiten, schließen sich wohl der Bewegung an, versuchen sich meist aber nur in halben Kreisen, aus Furcht in den Raum zu fallen, d. h. Männer zu werden, als wenn mit der klebcrtrctung der gewolmheitsheiligen Schranken nothwendig daS Selbst verläugnct werden müßte! — Weil die Halbheit, um nicht 19