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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 08.08.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-08-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-188208084
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18820808
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18820808
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFreiberger Anzeiger und Tageblatt
- Jahr1882
- Monat1882-08
- Tag1882-08-08
- Monat1882-08
- Jahr1882
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 08.08.1882
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Amtsblatt für die königliche» und städtischen Behörden zn Freiberg and Brand. I Erscheint jedrn Wochentag «beud« S llhr str »« /V« I . k andern Tag. Prrii vierteljährlich 2 Mark 2d Pf., H zweimonatlich I M. SO Pf. u. einmonatl. 7ü Pf. BeWrA^ei^ und TagMM. Beranttvörtlicher Redakteur Iuliu» Brau» iu Freiberg. —, 34. Jahrgang -- — , , Inserate werden bi» Vormittag-11 Uhr m Dienstag, dm 8. August. Tagesschau. Freiberg, den 7. August. Abermals hat in Egypten ein Zusammenstoß zwischen Engländern und den Truppen Arabis stattgefunden und zwar am Nachmittage des vorigen Sonnabend. Die Eng länder griffen die Vorposten Ärabis bei Ramleh zwischen dem Mahmudiehkanal und der Eisenbahn nach Kairo mit mehreren Geschützen an, den Feind von drei Seiten be schießend. Um 4 Uhr Nachmittags begann das Geplänkel, wobei eine englische Abthcilung gegen die Eisenbahnlinie vorrücktc und den daselbst gewonnenen Vorsprung behauptete. Das 16. Scharfschützen-Regiment ging zu gleicher Zeit längs des westlichen Ufers des Mahmudiehkanals, und das South-Staffordshire-Rcgimcnt und Kavallerie längs des östlichen Kanalufcrs vor. Die Egyptcr wurden ge- nöthigt, sich von ihren sämmtlichcn Vorpostcnstcllungen zurückzuzichen nnd alle ihre verfügbaren Streitkräfte, etwa 4 Bataillone Infanterie, 4 Kavallerie-Regimenter und mehrere Kanonen vor ihrer Hauptlinie bei Kafr Dowar zu verwenden. Die Kanonen aber wurden durch das Feuer der englischen Geschütze alsbald zum Schweigen ge bracht. Die Marinetruppcn unter dem Befehle des Generals Alison, welche die Eisenbahnlinie besetzt hielten, gingen nunmehr vor und warfen die Egyptcr in die zweite Gcfechtslinic in nächster Nähe bei Kafr Dowar zurück. Die Marinetruppcn erlitten hierbei einige Verluste. Als die Egyptcr gezwungen waren, ihre Truppen auf ihre Hauptpositionzurückzudirigircn, zogen sich die englischen Truppen bei einbrechendcr Nacht zurück. Die Zahl der Todtcn und Verwundeten ist noch nicht bekannt. Eine Anzahl Verwundeter fiel in die Hände der Engländer, welche auch eine Anzahl Gefangene machten. — Von ver schiedenen Seiten wird eine freundliche Wendung in der egyptischen Frage signalisirt; es wird von einer Annäherung zwischen England und der Türkei gesprochen, und diese Meldungen können umsoweniger überraschen, als sie regelmäßig sich einstellen, wenn in einem großen Konflikte ein gewisser Stillstand der Ereignisse sich bemerkbar macht. Es kommt uns auch nicht in den Sinn, den optimistischen Nachrichten direkt widersprechen zu wollen. Die Situation enthält so viele unberechenbare Momente, die europäische Diplomatie ist so schwankend in ihren Richtungen und Anschauungen, daß auch eine freundliche Wendung mit zu den Zauberstücken gehört, die sie hervorzubringen vermag. Einige Bedeutung mag immerhin dem Umstande beigemessen werden, daß das für den letzten Montag angekündigte Bombardement gegen Abukir vertagt wurde. Man hat vorläufig darauf verzichtet, das durch See- und Land schlachten gleich berühmte Abukir neuerdings zum Schau platze blutiger Ereignisse zu machen. Auch die Konferenz, welche von der Sprengung bedroht war, ist noch in Thätig- leit, und so ist der Zwiespalt Europas wenigstens noch nicht durch eine eklatante Thatsache prollamirt worden. In der Sitzung der Konferenz am vorigen Sonnabend stand der Antrag Italiens, betreffend den Kollektivschutz des Suezkanals, zur Berathung. Lord Duffcrin nahm denselben im Prinzip an, erklärte aber nochmals, er habe noch keine formellen Instruktionen erhalten. Marquis de Noailles wiederholte, angesichts der Kabinetskrisis müsse er sich die Meinungsäußerung seiner Regierung Vorbehal ten. Lord Dufferin urgirte alsdann die Nothwendigkeit einer Proklamation gegen ArabiPascha und wies auf die unter den Muselmännern in Egypten ver breiteten Gerüchte hin, wonach der Sultan Arabi Pascha schützen und Truppen zur Vertreibung der Engländer senden solle. Said Pascha gab Aufklärungen über die türkische Expedition und thcilte mit, daß die zu An fang der Woche abgegangenen Soldaten Rekruten gewesen, welche in Salonichi blei ben sollen; die eigentliche Expedition werde 5000 Mann stark sein. Kreta solle als Militärdepot dienen. — Gutem Vernehmen nach wird Server Pascha nach Alexandrien gehen. Zwei Transportschiffe sind am Sonnabend von Salonichi eingetroffen. Die Truppen sind zum Einschiffcn bereit, aber noch nicht eingeschifft. Verträge auf Liefe rung von Fleisch, Kohlen und anderen Bedürfnissen sind noch nicht abgeschlossen- Der Transportdampfer „Babil" ist nach Konstantinopel zurückgckehrt, da die Maschine unbrauchbar geworden. — Aus obigen Mittheilungcn Said Paschas geht hervor, daß man allerseits bemüht ist, Zeit zu gewinnen. Die Türken haben nur Rekruten nach salonichi entsendet, anstatt, wie frühere Depeschen melde ten, militärische Streitkräfte nach Alexandrien. Admiral Seymour kam also noch nicht in die Verlegenheit, Front gegen die türkischen Dampfer zu machen. Die weitere Entwick lung der Ereignisse bleibt vorläufig abzuwartcn. — Das Faktum der Besetzung von Suez durch 450 Mann eng lische Truppen erklärt sich zunächst durch das Bestreben Englands, sich den Kanal für den Transport seiner nach Egypten unterwegs befindlichen indischen Streitkräfte zu sichern — eine Benutzung des Kanals, gegen welche, als mit der angeblichen Neutralität desselben in Widerspruch stehend, Herr v. Lcsscps allerdings ebenso heftig als vor aussichtlich erfolglos protestirt. Ob sic darüber hinaus als ein von England der Absicht der Ostmächtc, den Suezkanal unter wirksame europäische Kontrolc zu stellen und eventuell zu ncutralisircn, gebogenes Paroli aufzu fassen ist, in welchem Falle cs sich allerdings um ein sehr ernstes Faktum von möglicherweise sehr großer Tragweite handeln würde, bleibt ebenfalls abzuwartcn. In unseren leitenden Rcgierungskreisen scheint man cs für erforderlich zu erachten, daß auch Deutschland in den egyptischen Gewässern eine größere Macht entfalte. Wie bekannt, wird Deutschland nur durch die Kanonenboote „Habicht" und „Möve" repräsentirt, demnächst dürfte sich ihnen die „Nymphe" zugcscllcn, deren Ankunft in Gibraltar stündlich zu erwarten sicht, da sic bereits am 27. v. M. Plymouth verlassen hat. Ferner hat das Kanonenboot „Cyclop" Befehl nach Egypten erhalten und endlich wird die Korvette „Gneiscnau" ebenfalls Ordre empfangen. — Wie das „Montagsblatt" hört, hängt der Aufenthalt, welchen der neue Vertreter Rußlands bei der Pforte, Herr v. Nclidoff, auf seiner Reise nach Konstantinopel in Berlin und in Wien nahm, mit politischen Besprechungen zu sammen, welche er im Auftrage seiner Regierung sowohl im Berliner als auch im Wiener auswärtigen Amte zu pflegen hatte. Es wird nämlich gemeldet, daß Herr v. Nclidoff der Träger von Versicherungen ist, welche ge eignet erscheinen, das Einvernehmen der Ostmächte in der egyptischen Frage noch mehr zu befestigen, als cs bisher der Fall war. Dadurch ist die Sicherheit erhöht worden, daß das europäische Konzert, soweit es sich um die Ost mächte gruppirt, nicht gefährdet werden und auch nicht völlig auscinandergchcn wird, selbst wenn eine fortschreitende militärische Aktion ein diplomatisches Zuwartcn und eine Sistirung der Konferenzbcrathungen erfordern sollte. Dank dem Einvernehmen der Ostmächtc ist im geeigneten Momente der „Pazifikations-Bcendigung" eine Wicdergeltendmachung der europäischen Interessen in der egyptischen Frage — eventuell mit allem Nachdruck — gesichert. Uebrigcns dürfte gerade Herr von Nclidoff sich mit besonderem In teresse einer solchen Aufgabe unterziehen, als er seinerzeit mitthätig war an dem Zustandekommen des ersten Ent wurfes des San Stefanovcrtrages, dessen „Korrektur" von der englischen Diplomatie mit bekannter Rücksichtslosigkeit durchgesetzt wurde. — Der Bauernverein von Minden- Ravensberg hatte an den Reichskanzler eine Adresse ge richtet, in welcher nach den Loyalitätsbetheuerungen für den Kaiser der Zuversicht Ausdruck gegeben war, Fürst Bismarck werde unbeirrt seinen Weg weiter gehen, die äußeren Feinde fern halten und im Innern Jedem zu seinem Rechte verhelfen, den Schwachen gegen den Starken zu schützen und dem Uebergcwichte der Kapitalisten ein Ende machen, die Steuerlast in Staat und Gemeinde durch weise Sparsamkeit ermäßigen und gerechter vertheilen und im Frieden mit der Kirche, Altar und Thron schirmen und festigen. Darauf hat Fürst Bismarck aus Varzin folgende Antwort ertheilt: „Die Adresse des Minden-Ravensberger Bauernvereins habe ich Ihrem Wunsche gemäß Seiner Majestät dem Kaiser vorgelcgt und freue mich, Ihnen mitthcilen zu können, daß Se. Majestät in einem eigen händigen an mich gerichteten Schreiben die Allerhöchste Genugthuung und die Hoffnung ausgesprochen hat, daß die Bestrebungen des Mindcn-Ravcnsberger Bauernvereins im ganzen Lande Anklang und Nachahmung finden möchten. Se. Majestät hat mir dabei befohlen, den Unter zeichnern der Adresse den herzlichen Dank für den Aus druck ihrer patriotischen Gesinnungen zugehen zu lassen, (gez.) v. Bismarck." — Die Landräthe in Preußen ver öffentlichen auf Grund ministerieller Weisung folgende Be kanntmachung: Das Finanzministerium hat auf Vie Noth wendigkeit der Einschränkung der direkten Staats st euern auf das durch das Staatsintcrcsse wirklich gebotene Maß und die Abstellung der Häufung nutzloser Exckutionsmaß- rcgcln hingewiesen. Zur Verminderung unnöthiger Pfän dungen wird hauptsächlich beitragen: I) eine genaue und vorschriftsmäßige Ausführung der über die Klassensteucr- veranlagung erlassenen Vorschriften, namentlich die Frei« stcllung aller derjenigen Personen, deren Einkommen nicht zweifellos den Satz der 1. Stufe erreicht, sowie solcher Personen, bei denen die Uncinziehbarkeit der Steuern schon durch früher gemachte Erfahrungen festgestellt ist, 2) durch Bewilligung zeitweiser Stundungen in denjenigen Fällen, in denen nur zeitweise Zahlungsunfähigkeit vorliegt, 3) durch Einführung der vierteljährlichen Erhebung der Steuern, eine Maßregel, welche sich in denjenigen Kreisen, in denen dieselbe eingcführt ist, bewährt hat. Es wird daraus an kommen, die Fälle zu sondern, in denen ein wirkliches Unvermögen zur Zahlung vorliegt, von denen, in welchen böser Wille angenommen werden kann, und während in den erstgedachten Fällen eine möglichst schonende Behand lung geboten ist, wird in den letzteren Fällen die Zwangs vollstreckung mit allem Nachdruck zu verfolgen sein. Bei den Restanten der Arbeiterbcvölkerunq, welche sich nicht im Besitze pfändbarer Gegenstände befinden, ist zunächst zu Pfändung von Lohnforderungen zu schreiten, statt die Pfändung in körperlichen Sachen zu verfügen, die voraus sichtlich doch nutzlos sein würde. Das in Triest verübte Verbrechen hat in Oesterreich für den Moment alles Andere in den Hintergrund gedrängt. Die Entrüstung über das Bubenstück ist allgemein; die Organe aller Parteien geben in lebhaften Worten ihrem Abscheu über die Frcvelthat Ausdruck. Besonders erregt zeigt sich begreiflicherweise die Bevölkerung von Triest, die keine Gelegenheit vorübcrgchen läßt, um die verbrecherische Büberei zu verunhcilen. Dank dem energischen Auftreten und den umfassenden Vorsichtsmaßregeln des Statthalters, Baron Prctis, welcher nach kurzer Abwesenheit am Sonn abend nach Tricst zurückkchrte, dürften die Demonstrationen nunmehr beendet sein. Am Abend jenes Tages war reichliche Polizei aufgcboten, auch eine Kompagnie Infanterie stand für alle Fälle in der Kaserne bereit. Gegen V,10 Uhr versuchte ein Volkshausc eine abermalige Demonstration und begann auf dem Korso zu lärmen und zu toben, aber die Polizei intcrvcnirtc sofort und verhaftete zirka ein Dutzend Lärm mach er, worauf die Ruhe cintrat, welche trotz sehr lebhaften Straßenverkehrs nicht mehr gestört wurde. Die Behörden sind entschlossen, jeden weiteren Tumult zu verhindern; demzufolge kehrt allmählich das Vertrauen zurück. Die Fremden strömen wieder zu und gestern war auch die Ausstellung bedeutend besser besucht, als die letzten Tage. Der Bombenwerser ist noch nicht gefunden, dagegen sind ziemlich viele Verdächtige verhaftet, unter welchen sich viel leicht Mitwisser befinden, vr. v. Dorns Befinden ist aus gezeichnet, die Theilnahme für ihn allgemein. Der Kaiser und die Erzhcrzöge bezeugen fortwährend die größte Theil nahme für alle Opfer des Attentates. Die in voriger Nummer gemeldete Neubildung des französischen Kabinets bestätigt sich nicht, oder das Mi nisterium Le Blond ist bereits wieder in die Brüche ge gangen. Ein Telegramm aus Paris vom gestrigen Sonn tage sagt: Nach zahlreichen Bemühungen steht die Krise, wo sie vor einer Woche gestanden. Die am Sonnabend stattgefundcne Versammlung der Vertreter der republikani schen Gruppen verlief rcsultatlos. Pierre Legrand, Prä sident der „Union rcpublicaine" (Gambettistcn) schlug einen gemeinsamen Schritt vor, um Brisson zur Annahme zu bewegen. Riviere, Präsident der Radikalen, erklärte, seine Gruppe würde einen solchen Schritt als Beeinträchtigung der Prärogative des Präsidenten der Republik betrachten. Sadi Carnot, Präsident der „Union demokratique*7 schloß sich persönlich dieser Meinung an- Da seine Gruppe sich nicht versammelt habe, gab Barodct im Namen der äußersten Linken die Erklärung ab, daß dieselbe, den Frieden nach Außen und Reformen im Innern als das Interesse der Demokratie betrachtend, gegen etwaige Rückberufung der gestürzten Minister protestirc. Diese Erklärung richtet sich hauptsächlich gegen Ferry, dessen tunesische Politik und frühere Servilität gegenüber Gambetta heute in Clcmenceaus „Justice" aufs Schärfste gegeißelt wird. Nachdem einige Bemerkungen ausgctauscht, ging die Versammlung aus einander. Der Versuch der Gambettistcn, eine offizielle Pression auf Brisson auszuüben, war gescheitert. Brissons „Siccle" sagt ganz offen, Gambetta habe als Kammer präsident die Regierung beherrscht, mit einer ncugcwählten Kammer die Ministcrschaft übernommen, und sei von seinem Posten, als er schwer wurde, desertirt; dann habe er in die republikanische Majorität einen Keil getrieben und andere Regierungen unmöglich gemacht; er habe die Krise somit hcrbcigcführt; jetzt fordere er, Brisson solle ein greifen. Dieser habe Besseres zu thun, als ohne Vortheil
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