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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 10.11.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-11-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-188511106
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18851110
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18851110
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFreiberger Anzeiger und Tageblatt
- Jahr1885
- Monat1885-11
- Tag1885-11-10
- Monat1885-11
- Jahr1885
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 10.11.1885
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38. Jahrgang. I/» Erscheint jeden Wochentag «beni»'/,7 Uhr sür den —. Dienstag, de« 1«. November. Inserate werden bis Vormittag 11 Uhr angenom- F» FHM- men und beträgt der Preis für die gespaltene Zeile 1 FMFKlH oder deren Raum IS Pf. M.VW- BergerM^^ und Tageblatt. Amtsblatt für die königlichen und städtischen Behörden zn Freiberg nnd Brand. Arrantwortlicher Redakteur: Iuliu» Brau« iu Freiberg. Tagesschau. Freiberg, den 9. November. Dem deutscher» Bundesrathe ließ die preußische Regie rung einen Antrag auf einen verschärfenden Zusatz zum Reichs- prcßgesetz zugehen. Nach den allgemeinen Bestimmungen des Strafgesetzbuches verjähren Uebertretungen in drei Monaten, Lergehen und Verbrechen je nach ihrer Schwere in drei bis zwanzig Jahren. Dagegen bestimmt das Reichs - Preßgesetz von 1874, daß durch die Presse begangene Verbrechen und Uebertretungen ohne Ausnahme in sechs Monaten verjähren. Die scchsmonatliche Verjährungsfrist für Preßdelikte war schon vorher in Preußen giltig; Frankreich hat ebenfalls seit 1819 eine kurze Verjährungsfrist für Preßdelikte gehabt; erst nach dem Napoleon III. feinen Staatsstreich gemacht hatte, hob er sie durch Dekret vom 17. Februar 1852 auf und setzte an ihre Stelle die allgemeinen strafrechtlichen Fristen. Der jetzige preußische Antrag verlangt nun, daß sofern der „Thäter nicht «mittelt ist oder außer dem Bereich der inländischen Gerichts gewalt sich befindet", die sechsmonatliche Verjährungsfrist dergestalt unterbrochen werden soll, daß dieselbe bis zur Dauer der allgemeinen Fristen verlängert werden kann. Das Preß gesetz bezieht sich auf alle Arten von Druckschriften, periodische und nichtperiodische. Bei den ersteren ist nach Art. 20 „der Verantwortliche Redakteur als Thäter zn bestrafen, wenn nicht durch besondere Umstände seine Thäterschast ausgeschlossen ist". Sobald also das Letztere angenommen würde, könnte gegen den vermeintlichen wirklichen Thäter, der zur Zeit nicht ermittelt wäre, die Strafverfolgung für Jahre Vorbehalten werden; es käme nur aus die Auslegung der „besonderen Umstände" an, nm aus diese Weise eine ganze Sammlung jahrelang schwebender Preßprozesse gegen eine Zeitung anzulegen. In liberalen Kreisen hofft man, daß dieser Antrag, falls er den deutschen Bundesrach passiren sollte, vom deutschen Reichstag abgelehnt wird, weil an der Wahrung der Preßfreiheit alle politischen Parteien das gleiche Interesse haben. — Der Entwurf zum Etat der Reichsschuld auf das Jahr 1886/87 enthält gegen das Vorjahr einen Mehrbedarf von 1200 000 Mark zur Verzinsung der 4prozentigen Reichsschuld. Laut der diesem Etat beigesügten Denkschrift werden durch die in Aussicht ge nommene Deckung von einmaligen Ausgaben des Etats für 1886/87 aus Anleihemitteln die bisherigen Anleihekredite sich um 39428457 Mark erhöhen. Die deutsche Reichsregierung soll dem Papste zur Lösung des deutsch-spanischen Konflikts einen Gegenvorschlag gemacht haben. Falls diese Meldung begründet ist, wäre festgestellt, daß ein erster Vermittelungs-Vorschlag des Papstes den beiden Mächten mitgetheilt, von der deutschen Regierung aber nicht annehmbar gefunden worden ist. — Mit dem Sultan von Zanzibar traf die deutsche Reichsregierung ein Ueberein kommen, wonach eine internationale Kommission, aus einem deutschen, einem englischen und einem französischen Delegirten bestehend, zu ernennen ist, um die Grenzabsteckungen zwischen den deutschen Besitzungen in Ostafrika und dem Gebiete des Sultans Said-Bargasch vorzunehmen. Der am Freitag von der Studentenschaft in Straßburg zu Ehren des Statthalters Fürsten Hohenlohe veranstaltete Festkommers war von etwa 1000 Theilnehmern besucht und verlies äußerst glänzend. Am Sonnabend empfing der Fürst zahlreiche Deputationen und antwortete aus eine Ansprache des Präsidenten des Landesausschusses: „Ich erwiedere Ihre freundliche Begrüßung mit dem herzlichen Ausdruck der Freude, die Männer persönlich kennen zu lernen, von deren Hingebung an die Interessen ihrer Mitbürger, von deren Sachkunde und gemeinnütziger Wirksamkeit ich schon seit Jahren Kenntniß hatte. Ich hoffe, daß Sie den neueintretenden Statthalter, dem die Verhältnisse des Landes noch wenig bekannt sind, mit Ihrem Rache unterstützen werden." In der Strafsache gegen den Redakteur Bömmert wegen Beleidigung des Hofpredigers Stöcker hatte die Strafkammer in Siegen beschlossen, den vom Angeklagten angetrctenen Be weis der Wahrheit dafür, daß der deutsche Kronprinz die Antisemitenbcwegung als eine Schmach für Deutschland be zeichnet habe, durch Requisition des Berliner Gerichts zu er heben. In dem vor dem Assessor Bicher in Berlin stattge- sundcnen Termine ergab die Beweisaufnahme, welche sich auf die Vernehmung der Herren Oberbürgermeister v. Forckenbcck, Ludwig Löwe und Redakteur Dernburg erstreckte, daß die dem Kronprinzen zugcschricbcne Aeußerung gegenüber dem ver storbenen Stadtrath Magnus thatsächlich gefallen ist. Die Klagsache des Fabrikanten Schmidt in Elberfeld gegen den Hosprcdigcr Stöcker fand in der Bcrufungsverhandlung vor der sechsten Strafkammer des Berliner Landgerichts dadurch Erledigung, daß Schmidt die Klage, Stöcker die Widerklage zurückzog, letzterer aber sämmtliche Kosten übernahm. Die Ernennung des Hofrath Gautsch von Frankenthurm zum österreichischen Unterrichtsminister überrascht allge mein, weil dieser erst 34 Jahre alte Direktor der Militär akademie „Theresianum" durch den ehemaligen Minister v. Schmerling Karriere machte und ein konservativer Beamter deutscher Nationalität ist. Seine bisherige politische Laufbahn läßt annehmen, daß weder die Ultramontanen noch die Czechen in dem neuen Unterrichtsminister Gautsch den erwünschten Siegespreis für den langen und hartnäckigen Feldzug gegen seinen Vorgänger, den Baron v. Conrad, erblicken werden. — In dem Budgetausschuß der österreichischen Delegation gab am Sonnabend Graf Kalnoky ein Bild der politischen Lage und knüpfte daran dieselben Erklärungen wie in der ungarischen Delegation am 31. v. M. Der Minister betonte, Oesterreich- Ungarn stimme mit allen Vertragsmächten darin überein, daß der 8tutu8 Huo nute in Ostrumelien wiederhergestellt werden müsse. Die Spezialdebatte über das Budget des Aeußern beginnt am Dienstag. In der ungarischen Delegation ertheilte der Minister v. Kallcy eingehende Aufschlüsse über die Verhält nisse in den oklupirten Ländern und erklärte hierbei, daß die Bekenner der orientalisch-orthodoxen Kirche auf die Unter stützung der Regierung zählen könnten und daß jede gcgen- theilige Behauptung unwahr und in feindlicher Absicht erfunden sei. Die Ereignisse auf der Balkanhalbinsel hätten weder auf die Zustände in Bosnien, noch auch auf die Stimmung da selbst auch nur den geringsten Einfluß ausgeübt; es herrsche daselbst vollkommene Ruhe. Die Sicherheitsverhältnisse feien günstiger geworden, die Volkszählung und die Rekrutirung hätten mit der größten Leichtigkeit ausgeführt werden können. Der Voranschlag für die oklupirten Provinzen wurde darauf nach kurzem Meinungsaustausch von dem Delegations-Aus schüsse bewilligt. — Die „Grazer Tagespost" veröffentlicht ein Memorandum aus Albanien, das von einer Anzahl hervor ragender patriotischer Albanesen unterschrieben ist und den Anschluß Albaniens an Oesterreich als von sehr vielen Alba nesen gewünscht bezeichnet. Wie italienische Blätter übereinstimmend melden, wurde der für den 16. d. M. anberaumte Zusammentritt der Sani- tätskommission bis auf Weiteres verschoben. — Der „Opinione" und die „Rassegna" sprechen sich zustimmend zu der Haltung der italienischen Regierung in der ostrumelischen Frage aus, die, ohne unzweckmäßige Reserve ausschließlich auf die Auf rechterhaltung des Friedens gerichtet sei. — Demnächst werden die römischen Journalisten von ihren deutschen Kollegen be neidet werden. Die italienischen Eisenbahnen stehen nämlich im Begriff, allen Mitgliedern des römischen Preßvereins eine definitive Preisermäßigung von 50 Prozent zu gewähren. Die holländische Regierung stellte für die General staaten mehrere Gesetzentwürfe fertig, welche die Einführung von Getreide- und Petrolcumzöllcn betreffen. Bei der Be deutung der holländischen Häsen für West- und Südwestdeutsch land sowie sür die Konkurrenz der deutschen Nordsee-Häfen, dürste die Schutzzollbewegung in Holland auch für Deutsch land von hoher Wichtigkeit sein. In Frankreich beschäftigt man sich jetzt lebhafter als je zuvor mit den Ereignissen in Tonkin und nimmt lebhaften Antheil an dem traurigen Schicksal zahlreicher französischer Missionare, welche dem Fanatismus der Anamiten zum Opfer gefallen sind. Mehrere derselben sind mit zahlreichen anamiti- fchon Christen von einem deutschen Schiffe glücklich gerettet worden. Das schleswig'sche Kauffahrteischiff „Gerda", deren Kapitän Erichsen heißt, hat bei einer ersten Reise 700 Christen nach Saigon gebracht und bei einer zweiten nochmals 1000. Außerdem hielt das deutsche Schiff unterwegs noch einen ver dächtigen anamitischen Sampan, ein Fahrzeug von der Größe eines Schooners, an und es gelang mit Anwendung von Ge- waltmaßregeln noch weitere 50 Christen zu befreien, die sonst wohl ermordet worden wären. Während über den Gesundheitszustand des Königs Alfons von Spanien sehr beunruhigende Angaben verlauten, fol die Königin Christine einem freudigen Familienereigniß ent gegensehen. — Die Hochzeit der Prinzessin Eulalia, der Schwester des Königs, mit dem Sohne des Herzogs von Montpcnsier ist auf den 11. Februar kommenden Jahres festgesetzt. Dem englischen Botschafter bei der Pforte, Mr. White, ging eine Weisung des Ministers Salisbury zu, keinesfalls sür die Absetzung des Fürsten von Bulgarien zu stimmen, auch kein kriegerisches Einschreiten der Pforte zuzulassen. Die Meinung der englischen Regierung widerstrebt derjenigen des Petersburger Kabinets so entschieden, daß man allgemein den Erfolg der Konferenz in Konstantinopel bezweifelt. — In dem Kronprozesse gegen den Chef-Redakteur Stead der „Pallmall- Gazette", den Offizier der sogenannten Heilsarmee, Booth, und zwei andere Angeklagte wegen Entführung der Eliza Armstrong ist am Sonnabend nach 12tägiger Verhandlung der Wahrspruch der Geschworenen ergangen. Dieselben sprachen gegen die Angeklagten Stead und gegen die Frau Jarrett das Schuldig, in Betreff der Angeklagten Booth und Jacques das Nichtschuldig aus. Das Urtheil wird erst gefällt werden, wenn die Geschworenen ihr Verdikt über den anderen Gegenstand der Anklage — die anstößige Untersuchung der Eliza Armstrong — abgegeben haben werden. In Petersburg nimmt man an, daß der Kaiser von Ruß land den Fürsten Alexander durch den Ausschluß qus der russischen Armee zum Verzicht aus den bulgarischen Thron ver anlassen und seine Ernennung zum Gouverneur Ostrumeliens un möglich machen wollte. Die Aeußerung des Fürsten, die russischen Offiziere seien ihm gegenüber fahnenflüchtig geworden, ver stärkte die ohnehin große Abneigung des Kaisers gegen ihn, und der feste Beschluß, die russischen Offiziere auf keinen Fall nach Bulgarien zurückkehrcn zu lasten, so lange Alexander an der Spitze des Fürstenthums stehe, war die Antwort darauf. Auch die Türkei bezeugt der Botschafter-Konferenz ein geringes Vertrauen, da sie fortsährt, ihre gesammten Sreit- kräfte kriegsbereit zu machen. Sie hat an den Grenzen von Rumelien und Serbien und in Mazedonien bedeutende Truppen masten konzentrirt und den Generallieutenant v. d. Goltz mit der Ausarbeitung eines Angriffsplanes auf Rumelien beauf tragt. — Die am Sonnabend stattgefundene Sitzung der Bot schafter-Konferenz währte 2*/» Stunden. Ueber den Verlauf derselben ist noch nichts bekannt. Ghazi Mukhtar Pascha ist zum Oberkommistar sür Egypten ernannt worden. Bei der serbischen Armee sind alle Vorbereitungen zur Ueberschreitung der Grenze getroffen, die an zwei Punkten, bei Zaribrod und bei der Adlije-Kula stattfinden soll. Der König Milan und der Kriegsminister sind auS Pirot nach Nisch zurück gekehrt. Dem „Videlo" wird aus Widdin gemeldet, daß die Bulgaren einen serbischen Unterthan, den Hotelier Suschic in Lom-Palanka, gehenkt hätten. — Von serbischen offiziellen Kreisen werden die Nachrichten von einem angeblichen Komplot gegen den König Milan als gänzlich unbegründet bezeichnet. Wie die Bulgaren in Ostrumelien wirthschaften, geht aus folgendem Zirkular hervor, welches der Gouverneur von Haskiöi an seine Unter-Gouverneure und Dorfvorstände ver sandte: „Die an den Grenzen unseres Arrondissements stehen- )en Militär-Kommandanten beklagen sich über Insubordination eitens der Bevölkerung. Wenn innerhalb dreier Tage nicht üe erforderlichen Getreide-Quantitäten, sowie Zug- und Reit pferde an die zur Uebernahme bestimmten Beamten ausgefolgt sind, so benachrichtige ich Sie, auf kategorischen Befehl deS Kommissärs des Fürsten Alexander I., daß die Widerstrebenden und die Dorf-Mudirs mit kriegsrechtlichem Urtheile erschossen werden." Am Sonnabend kündigte der Minister Delyannis der griechischen Kammer die Einbringung einer großen National- Anleihe an. Der König von Griechenland drückte in seiner Antwort an die Adreßdeputation seine Befriedigung über den Patriotismus der Hellenen und über den Beistand aus, den die Kammer der Regierung leiste. Lokales und Sächsisches. Freiberg, dm 7. November. — Das k. Ministerium des Kultus und öffentlichen Unter richts veröffentlicht nachstehende Bekanntmachung: Mit Rück sicht auf die am 1. Dezember stattfindende Volkszählung und die wünschenswerthe Bctheiligung der Lehrerschaft beim Zähl geschäft hat das Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichts beschlossen, am Nachmittag des 1. und am Vor mittag des 2. Dezember d. I. den Unterricht in allen seinem Restart angehörigen Schulen ausfallen zu lasten. — Heute Mittag wurde Herr Rentier Arno Wagner vor versammeltem Rath als neugewähltes Mitglied des RatheS feierlich in Pflicht genommen. — Das zehnte Stiftungsfest des akademischen Vereins „Glückauf", welches in den letzten Tagen wahr haft glänzend begangen wurde, hat einen solchen Verlauf ge nommen, daß es allen dabei Betheiligten unvergeßlich fein wird. Schon der Empfang der Gäste und „alten Herren", der in „Stadt Dresden" vor sich ging, trug den Charakter echt studentischer Fröhlichkeit. Einen Glanzpunkt des Festes bildete aber der am Freitag Abend in den Räumen der „Union" abgehaltene Ball, zu dem sich ein reicher Damenflor eingefunden hatte. Mit großem Talent hatte der erfindungsreiche Deko rateur Herr Andreas den schönen Saal in die blumengeschmückte Umgebung eines Bergwerks verwandelt. Unzählige mit Silber verzierte Ranken bildeten ein frisches Saaldach; vor dem Buffet erhob sich eine Felsenhöhle mit silberhaltigem Gestein, während darüber, die Galerie verdeckend, ein Huthaus stand, von dem
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