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Dresdner Nachrichten : 22.05.1900
- Erscheinungsdatum
- 1900-05-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-190005227
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-19000522
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19000522
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1900
- Monat1900-05
- Tag1900-05-22
- Monat1900-05
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- Dresdner Nachrichten : 22.05.1900
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ServgrgedW: Du-Dr«»«r «EM»'«tt«l«» X«ttq ««»»»; di- v«!rbcr t» DnD» mW der uüMm Umaebmn- w» dt« Sun»«,»« durck riaeue Bot«» cha LommittiooLr« «itvlat. «rialtr» da» Statt m, Soch«»raoa>, du nicht a»fS«»- odrrScherta,« f,l,«n. m Itoki rd«amu>aabkn «ldcad» Mid Mar,«»» tuoelnLt. SS, «SckMtd« «iiiariaodtrr Schrttt- SSSe kt« v«rbti,dULleir. S»,»i»r«La»«chI»t: M»r I »». u 90»«. r«Ir,ramm.«dr«N«: »achrtch«»» »r»«da». -egrüukel 1856 ^ I-»t6rn6v ^ Inktdallons «wpttvdlt Vsrstnva. V»rt«nk«äl«nt uwl 11»4St«u»tt:ur»o Sl an« Ste«. Vsvär ri8vdsr, Vrv8ükll. «m ««« 21 ll«et8L8räe«Me! S,Et«L»1^ wl»tL» erst» KrMiiAA. ». VvrW«rtL. tv »Ue» 8t«» Iss. HF»r^e»- «r«i OBkrsvQti»- dlaXer-SeLut,. Llustaraasstolliuix ^mtRnttlroatvnI«». L»I N. N» «. 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Der Ausstand der Straßcnbahna »gestellte». der das grüne motze Verkehrstriebwerk der Reichshaupistadr zu», Theil völlig in s stocken gebracht, zum Theil in empfindliche Mitleide,,schall ge zogen hat, ist für die Berliner ei» Seniatwnsere'gnik ersten Ranges und lasst in Berlin selbst zunächst jedes andere Jutelesse von der Bildfläche verschwinde». Die Bewegung ist aber zugleich, wie alle in gliche,» Stile angelegten Lohnkänivfe der Gegenwart, wegen der hineinspielendeu sozialen und politischen Gesichtspunkte wert über den engeren Kreis der unmittelbar Bctheiügtei, hinaus von Bedeutung, und zwar in diesem Falle nicht zum wenigste» in Folge des Umstandes, daß liier nicht Unternehmer als Privat- versonen im Kampfe wider eine organisirte Arbeiterschaft stehen, sondern daß eS sich um eine private Envcrbsgesellichast handelt, die Befugnis^ von öffentlich-rechtlichem Charakter innerhalb der Stadtgememoe ausübt und die nunmehr von ihren Angestellten beschuldigt wird, daß sie deren berechtigte Wünsche in Bezug aus Gehalt und sonstige Nothwendigkeiten der Lebenssührung nicht genügend berücksichtigt habe. Die Ausständigen befinden sich von vornherein in der günstigen Lage, daß die öffentliche Meinung der Reicksbauptstadt ihnen unverkennbare Sympathien entgegenbringt. Selbswerständ- ' lich muß man bei der Foriimlirung des Begriffs der „öffentlichen! Meinung' gerade in Berlin mit besonderer Vorsicht zu Werke gehen und vor Allem diejenigen Elemente ousicheiden, deren über reizter „bürgerlicher" Radikalismus oder deren offene sozial- revolutionäre Gesinnung sie in iedeni Falle aus die Seite der sich wider irgend eine Ordnung Auflehnenden führt, ganz einerlei, ob die Auflehnung mit theilmeisem Recht oder zu völligem Unrecht erfolgt. Ferner darf man nicht die Meinung auskommen lassen. als gingen die eigenartigen „Svmpathiekundgedungen" sür dre Aus ständige», die such in Sachbeschädigungen und Körperverletzungen, sowie in landfriedcnsbrnchartigen Zusammenrottungen außer», von dem wirkliche» Berliner „Publikum" aus: thalsächlich kommt hierbei nur ein Janhagel der allerschliininsleii Sorte in Frage, mit dem ja leider Berlin nach dein Zeugnis, zahlreicher weitgereister Beurlheilcr viel mehr gesegnet ist als irgend eine andere Großstadt nicht blos des Kontinents, sondern der Welt überhaupt. Indessen, selbst wenn man alle diese Biomente gebührend in Abzug bringt, bleiben doch aus Seiten des maßgebenden Berliner Publikums >md des beachtlichen TheilS der dortigen Presse immer noch genug Erscheinungen übrig, die das Urtheil rechtfertigen, baß man hier eurem klar ausgesprochenen Mitempfinden sür die Sache der Streikenden gegenüberileht. Mit dieser Thatsoche muß gerechnet werben, zunächst in der Richtung, daß man ihre Ursachen fest ru stellen sucht. In erster Linie kommt als Beweggrund für die günstige Stimmung, welche die Berliner den Angestellten der Straßenbahn entgcgenbringen. das Verhalten der Leituna der Geiellichalt gegenüber dem Publikum in Betracht, insofern die Verwaltung eS bisher durchaus nicht ver standen hat. sich durch Eingeben ans berechtigte VerlebiSwüm'che beliebt zu machen, vielmehr durch allerlei Engherzigkeiten in der allgemeinen Werthschätznng am einen bedenklichen Tiefstand hinunter geglitten ist. Dadurch hat die Gesellschaft selbst in, Publikum den Boden vorbereitet, aus dein sich jetzt zu ihrem Schaden eine abfällige Benrlheüung auch ihrer Leistungen gegen über den Angestellten vollzieht. Der Dienst aller Angestellten der Berliner Straßenbahn ist zweifellos sehr anstrengend , nament lich dürfe» die Anforderungen, die a» das »erantmortnngsreiche Amt eines Berliner Fahrers der Straßenbahn gestellt werde», als ungewöhnlich hoch bezeichnet werden. Es enlipricht nur der Billigkeit, wenn sür eine so aufreibeiidc Thätigkeit auch einiger- inaßen entsprechende Ausgleiche von der Gesellschaft gewahrt werben. Daß dies aber bisher nicht der Fall gewesen ist, darüber ist das führende Berliner Publikum mit den Ausständigen einig und auch anderwärts machen sich Stimmen geltend, die den „öümclLrä at lila", die Lebenshaltung der Berliner Straßenbahn angestellten als unverhältnißmäßig niedrig bezeichnen. beispiels weise erklärt die Wiener „Rene Fr. Pr.', die zu Wohlfabrts- zwecken sür die Angestellte» gemachten Aufwendungen dar dortigen Tramwap-Gesellschäft, die sich auch nicht gerade durch übcrmMge Großmuth auSzeichnet. überstiegen bei Weitem die Summen, welche die Berliner Gesellschaft z» dem gleichen Zwecke bereit stelle. Vielleicht ließen sich indessen aus den, fehlerbasten Verhalten der Berliner Slraßenbahngesellschast allein der große Umfang und die erhebliche Stärke der den Ausständigen entgcgcngebrachten Sympathien noch nickt hinlänglich erklären, wenn nicht noch ein weiteres eigenthümliches Moment hiuzukäme. Es hat nämlich ganz den Anschein, als wenn bei der Stellungnahme der öffent lichen Meinung i» dem vorliegenden Falle mehr oder weniger die grundsätzliche Abneigung mitspräche, die in weiten Kreisen gegen die mit unmäßig hohen Dividenden und Tantiemen wirthschaftenden Gesellschaften herrscht und die naturgemäß noch verschärft wird, wenn, wie hier, zugleich öffentliche Interessen durch eine solche Körperschaft vertreten und durch ungeeignetes Verfahren geschädigt werden. Lehrreich als Stimmungsbild ist, was in dieser Be ziehung der „Reichsbote" ausführt. Das Blatt sagt nach Auf machung einer vergleichenden Rechnung: „Die Dividenden der Aklivnäre und die Tantiömcn der Direktoren wie des AussichtL- mths betragen mehr als die Gehälter aller Angestellten. Daß das die Letzteren, welche die Arbeit des Betriebes leisten müssen, zu Vergleichen anregt, und daß diese Bergleiche daS Verlangen wach- rnscn. ebenfalls eine» größeren Antheil an diesem großen Gewinn zu erhalten, ist begreiflich, mid man wird schwerlich leugnen können, daß m diesem Verlangen eine gewisse Berechtigung liegt." So dann wird auseinandergcsetzt, dal, gerade die in dem größten Theil aller kapitalistischen Betriebe übliche Art der Gcwinnvertheilung. „wobei die Direktoren. Anfsichtsräthe und Aktionäre den Löwen- nntheik ohne Weiteres erhalten, während die« Arbeiter auch die kleinste Lohnerhöhung nur durch Streiks erzwinge» können", eine der haiiptsächlichsten Ursachen der Arbeitseinstellungen bilde Die ausnahmsweise günstige Stellung der höheren Beamten und Aktio näre der kapitlistischen Unternehmungen 'bringe ihrerseits wieder andere soziale Verschiebungen zu Stande, erhöhe die Lebenshaltung und verbreite dadurch Unznsriedcnhcit unter den Staats- und Kommunalbeamten, sowie in dcnjenigcn.Volkskrcisen, die nicht an den kapitalistischen Vortheilen theilnelnnen. Der Staat sehe sich dann seinerseits genöthrgt, Gehaltsaufbesserungen vorzunehmen, könne diese aber nicht, wie die Gesellschaften, auS höherem Ge sicht läng schästsgewinn decken, sondern müsse seine Zuflucht zu Steuer- > Ramena oer Militärbehörden begrüßt wurden Abends nnder rm erhöhnngen nehmen, die dann wiederum die schon io wie so durch j Festhauie ein Bankett statt. jene kapitalistische Entwickelung zurückgeietzten Kreise, die Bauern. Berlin Reichstag. Das Haus ist gut desctzl. Aus und kleinen Geschäftsleute, treffen. Insbesondere hebt das Blatt, der Tagesordnung steht zunächst die sozialdemokratische Int«, hervor, daß die Unzufriedenheit der gebildeten Beamten und Volks- vellation wegen der in Anhalt. Reich jüngere Linie und Lübeck de klaffen in eben dem Maße steigen müsse, wie die gelammte In- ichl telligenz von den kapitalistischen Kreisen, die großenteils ohne wissemchastliche Bildung seien, abhängig werde. Trotz aller solche» und ähnliche» Erwägungen muß aber der besonnene soziale Realpolitiker seine Hauptausmerksamkeit der Kehr seite der Medaille zugewendet halten, »nd zwar deswegen, weil auf dies« die Versuche der Sozialdemokratie verzeichnet stehen, auch die jetzige Lohnbewegung der Berliner Straßenbahn-Angestellte» im Interesse des sozialrevolutionären Terrorrsmus aus- zuiiuken. Der „Vorwärts" geberdet sich bereits ganz so, als habe die Partei deS Umsturzes die Straßenbahnanaestellten aus Gnade und Ungnade in der Hand. Man kann den Ausständigen nickt den Vorwurf ersparen, daß ihre Haltung in diesem Punkte zu verschiedenen, sehr ernsten Ausstellungen Anlaß giebt. Das Eine muß ihnen allerdings zum Lobe nachgcsagt werden, daß ihre Versammlungen bis jetzt durch aus maßvoll verlausen sind und daß sie sich von allen Ausschreit ungen serngchalten haben (sür! die Excesse des Janhagels sind sie nicht verantwortlich). Dagegen ist es nicht zu billigen, daß sie den Ausstand auf dem Wege des KontraktbruchcS begonnen haben anstatt dir vertragsmäßige Kündigung inne zu halten, und vor alle» Dingen dursten sie nicht den kolossalen Unfug begehen, in ihr Programm die krasse sozialdemokratische Forderung einzustellen, daß die Gesellschaft nur solche Leute anstelle» dürfe, die sich als Mitglieder des Centralverbandes der Transportarbeiter ausweije«. Der genannte Centralverband ist eine Vereinigung der Arbeiter im Berkehrsgrwerbe aus sozialdemokratischer Grundlage. Die Forderung, daß Niemand anaestelll werden darf, der nicht dem Verbände angehört, bedeutet also nichts weiter als: es dürfen nur Sozialdemokraten angestellt werden! Eine derartige unglaubliche Zumuthung hat die Direktion der Gesellschaft mit erfreulicher Energie von der Schwelle aus abaewiesen und ihrerseits die unter solche» Umständen ganz unerläßliche Gegenforderung gestellt, daß keiner ihrer Angestellten dem vorgedachten Centralverbande an gehören dürfe. Ten Ausständigen scheint inzwischen schon die Erkenntmß aus- gedäiiiniert zu sein, daß sie mit derartigen iozialrevotutinnären Extravaganzen ihre Lage nur verschlimmern können. Sie habe» deshalb neue gemäßigtere „Mindestforderungen" ansgestellt, die im Weientliche» lauten Anfangsgehalt M» Mk., das sich bis auf 130Mt. steigert: Ilülundige Arbeitszeit sür Fahrer und Kutscher. D>e Direktion hat sich daraufhin in der Hauptsache z» folgenden Zugeständnissen bereit erklärt : An Gehalt will die Geiellschaft monatlich - 85 Mk für die Probezeit und W Mk. sür die Fest angestellte» nach ff Monaten zahlen, aufsteigend von 5 zu 5 Jahren bis nach 20 Jahren das Höchstgehalt von 120 Mk. erreicht wird. Die Dienstdauer für «Schaffner soll in Zukunft 1l Stunden ein- ichließlich Einstellung und Vorbereitungsdienst und 10 Stunden für Fahrer betrogen Nack 8jähnaer Dienstzeit soll zeder An gestellte ans sein Verlangen in jedem Jahr einen Urlaub von höchstens 10 Tagen «halten Für Militärurlaiiber wird das volle Gehalt wahrend der Hebungen, abzüglich des Reichszuichusses ge währt Rach der Ansicht der staatlichen Aufsichtsbehörde hat sie Gesellschaft damit zur Verhütung des AuSstandcs »Alles getban, was in ihren Kräften stand und was man von einem derartigen Verkchrsunlernehmen erwarten darf." Ob aus dieser Grundlage der Friedensschlutz erfolgen wird, noch dahin. Jedenfalls ist nicht zu verkennen, daß mit der ängereii Dauer des Ausstandes auch die Gefahr eines Ueber- wucherns der sozialdemokratischen Einslnsse wächst. I» richtiger Würdigung der daraus sich ergebenden bedrohlichen Zuspitzung der allgemeinen Lage betrachten die „Hamb. Nachr." den Berliner Ausstand namentlich mitcr dem Gesichtspunkt, daß er den ersten größeren Vernich der Sozialdemokratie darstelle, wichtige Verlehrs- institute durch ihren Terrorismus zum Stillstand zu bringen. Wenn diese Kraftprobe gelinge, so iei der Weg geebnet, denen nächstes Ziel ein Generalstreik der im Eisenbahnbetriebe angestellten Arbeiter bilde. Deshalb namentlich sei dringend zu wünsche», daß der sozialdemokratische Coup, der jetzt in Bcilin ausgesührt werden solle, ebenso wenig gelinge, wie seiner Zeit der Hamburger Hasen- arbeiteritreik. der ebenfalls als Vorprobe sür die AusführungS- möglichkcit weit schlimmerer Pläne gedacht war. In Homburg ist damals der sozialdemokratische Plan durch die zieldewutzte Energie der dortigen Arbeitgeber vereitelt worden. Wenn )etzt die Berliner Straßenbahngeiellschast, die sich aus einen nicht minder eLponirten Posten gestellt sieht, nicht kämpfend ausharrt und jedwede, auch die entfernteste sozialdemokratische Zumuthung unerbittlich znrückiveist, io wird sie sich vom Standpunkt der Staatserhaltung aus mit einer unerträglichen Verantwortung belasten und zu einer erneuten scharfen Prüfung der Frage Anlaß geben, ab die Belastung der kommnmilen Verkehrsbetlieve in den Händen von Privatgesellschaften überhaupt noch mit dem Allgemeinwohl zu vereinbaren ist. Aernschreib- nnd Fernsprech - Berichte vom 21 Mai. * Köln. Heute fand die .Hauptversammlung des Vereins zur Wahrung der grmeinsameil wirtkichastlichen Interessen im Rhein land und in Westfalen unter dem Vorsitz des Komnierzienraths ServaeS-Ruhrort dei zahlreicher Bctheiligung statt. Der General sekretär Bäumer erstattete den Bericht, worin er auSsührte, ein Aufschwung in der Eisen- und Kohlenindustrie sei noch immer vorhanden und es sei nuthwendig, daß die Industrie nickt einseitig belastet werde. Die Industrie wolle gemeinsam mit der Land- wirthscbast über die zukünftigen Handelsverträge berochen und die Interessen beider gleichmäßig wahren. Zur Beseitigung der Kohlen noch seien die Verbesserung der Wasserstraßen und insbesondere der Dortmund-Emskanal nothwendig. Nachmittag . , , berbürgermeister Schriebt« im Name» der Stadt Karlsruhe begrüßt, desgleichen von dem Geh- Kommerziemath Schneider Namens der Handels kammer »nd des dortigen ZweigvcreinS des Fkottenvereins. Hieraus »hren dic.Aiigckommencii mittels Ertrazuges »ach Karlsruhe, wo le am Bahnboj Mühlberg« Thor vom Generalmajor v. Müll« m. Namen des durch Krankheit am Erscheinen verhinderten Groß- berzogs von Baden nnd durch den Stadtkommandanten v. Brösigke * Karlsruhe. Die Torvedoflottille ist heute 4 Uhr in Maxau eingetroffen und wurde vom Ob lossenen Gesetze betr. Beilramng des Konrraktbruckes. Ans Befragung seitens des Präsidenten erklärt Staatssekretär N i e d er din g: Ich «kläre mich bereit, die Interpellation im Namen des ReichSkanzlerS zu beantworten Ta aber ein Eingehen aus die Sache ein Einvernehmen mit den betbeiligten Bundesregiiemngen «forderlich macht, bin ich heute noch nicht in d« Lage, die gewünschte Antwort zu geben Die Beantwortung d« Interpellation wird am 30. Mai von der Regierungsleite aus «folgen. Präsiden! Graf Ballestren>: Damit ist sür heute die Interpellation er ledigt. Ich werde zu deren Begründung den Interpellanten am 30. Mai das Wort geben. Ich schlage Ihnen jetzt vor. zunächst den vierten Gegenständ der Tagesordnung, allo das Fleisch b escha u-G es etz. zur Berathung zu stellen. Wlderwrurt erhebt sich nicht, sie find also einverstanden. Es wird dam« unter Absetzung sowohl der lex Heinze wie deS dritten Geyen standes, der Gewerbenovelle, in die zweite Berathung des Fleisch beschau-Gejetzes eingetreten. In der Fassung der Beichlüne zweiter Lesung bestimmt der H 14a. daß die Einfuhr von eingepokeirem oder ähnlich zubereitetem Fleisch, ausgenommen Schweinsichinke», Speck und Därme, von Fleiich in Büchsen und Würsten oder sonstigen Fleiichgemenge» verboten ist und daß im klebrigen dis Ende 1903 die Einfuhr von frischem Fleisch nur zulässig sem soll, wenn nach der Art seiner Zubereitung Gefahren sür die Gesnndbeir ausgeschlossen sind. Bon 1904 ab soll die Fleöcheinlnhr, aus genommen Schweineschmalz, Speck und Därme, verboten sein. Ein Antrag Aichbichi« nnd Genossen beschränkt das Einfuhrverbot aus Konserven und Würste, bringt also dos Pökelfleisch nicht in das absolute Einfuhrverbot hinein Fern« sollen sür frisches Fleisch die seit Ende 1903 geltenden Bestimmungen zweiter Lesung auch sväterhin Giltigkeit besitzen, also keine Verschärfung von 1904 ab «leiden. Andererseits ab« werden die Bestimmungen üb« die Einfuhr von zubereitetem Fleisch insofern ««schärst, als die Fest stellung der Unschädlichkeit als unaussübrbar «klärt wird. Ins besondere bei Pökelfleisch, sofern das Gewicht einzelner Stücke hinter 4 Kilogramm zurückbleibt Ein Anrrag von Bouin und Genossen lder Antrag oer Bündler und einer Mehrheit der Kon servativen) unterscheidet sich vom Komviomißanlrog dadurch, daß er die Einfuhr von Pökelfleisch verbietet und von den Beschlüsse!»! zweiter Leimig dadurch, daß er anstatt des negativen Verbotes be zeichnet, was überbaupt noch eingefiihrt werden darf. Abg Bändert tsoz.) nnd Augst (südd. Volksv.) bekämpfen sowohl die Beschlüsse zweiter Lesung wie auch die Kompromißvorschläac Es müsse im Interesse d« unbemittelten Bevölkerung von alle:. derartigen Erschwerungen der Fleischeinsnhr abgeseken werden ! .-T" NT Abg. v. Wangenheim «B- d L ) tritt sür die Beschlüsse »e,, zweiter Lesung m der Fassung des Antrags von Bonm, also, 5 S - namentlich für das Verbot der Einfuhr von Pökelfleisch ei» Für! I ihn und leine älter«! Freunde sei dos Gesetz einfach unannehmda, > in der Abschwächung des Kampromißantrages Abg. Vach, nicke jsreis Vrg.): Wenn das Gesetz scheitert, werden wir un darüber nicht grämen. Die Beschlüsse zweiter Lesung würde unsere Volksernährung verlheuem und unsere Handelsdezichunge! stören. Staatssekretär Gras Poiadowsky: Hauptzweck oe- Gesetzes ist doch der. den Verbrauchern des wichtigsten Rcchrnngs mittels dieses in gutem Zustande zu bieten. Aber davon lnst man in der ganzen Debatte nichts gehört. Einmal muß doch di Wahrheit gesagt werden Von einem ganzen Landcstkeil öt geiag! worden, daß es dort Brauch sei, mattes i» das gule Fleisch de- der Wurstbereitung zu mischen. Da sehen Sie doch, welche rich« gen Gesichtspunkte diesem Gesetze zu Grunde liegen. Andererseil. können wir nur diese Gesichtspunkte gelten lassen. Herr v. Wan genhcim spricht demgegenüber unnnterbrochen von Zolöckutz und von einem Vorgehen gegen das Ausland : aber eine wiche Genera! probe oder Kraftprobe zu machen, daran denken wir nicht. Tai: wir das Interesse der Landwirthichafl wahren, wird Niemand leugnen, wir haben das schon zur Zeit Caprivi's gethan: aber o ist doch höchst bedenklich, wenn die Landwirthschaft io unnachgiebig ist. daß sie alle anderen Kreise gegen sich einnimmt. Wir sind fest entschlösse», der Landwirthschaft denjenigen Schutz angedeihen zu lassen, der verträglich ist mit den Interessen der »beigen Be völkeruiig. aber Sie dürfen doch nicht so thun, als ob im Inland: nur gesundes Fleiich erislire und als ob alles Fleiich schlecht sei. daS auS dem Auslände kommt. Ginge es nach Heren v. Wangen- heim, so müßten wir alles Fleisch aus dem Auslände verdiewn Eine dahingehende Erklärung hat aber der Herr Reichskanzler n« abgegeben, er konnte nur erklären, daß das ausländische Fleisch untersucht werden solle und so weit es nöthig sei, seinen Genrw zu verhindern. Wir wollen die Einfuhr von Würsten und Kou serven verbieten, weil da die Untersuchung nickt möglich ist Her- v. Wangcnheim und seine Freunde wollen auch das Pölelfleisch nusichlicßcn. Aber ich frage: wo ist die Gefahr größer, wenn Sie sämmtliche HauSichlachtniigen ohne Untersuchung lassen, odei wenn Sie daS Stückchen Pökelfleisch zulassen t lRufe links Sehr richtig!) Das Ouanmm Fleiich aus unuiiter'uchlcn Hans schlachtnngcn ist unendlich viel größer, als das cinizefübrtc Pökel fleisch. Lehnen Sie dieses Gesetz ab, so erlangen sie damil dock nur, daß das fremde Fleisch andauernd in'S Land kommt. Schließ lich wendet sich der Staatssekretär wieder zur Linke», indem er betont, daß der Einfuhr von Wurst wirklich Bedeuten entgegen stünden, daß die Konserven außerdem weniger von unbemittelten als von bemittelten Kreilen verbraucht würden nnd daß gegen die Untersuchung der Hansschlachtungen »niiherw'.ndli'che Schwierig keitcn bezw. Kosten sprächen. Jedenfalls handele es sich hier sür Deutschland um eine autonome Gesetzgebung, bei der sich die Regierung von keinerlei Drohung beeinflusse» laffe, woher sie auch komme. Abg. v. Levetzow (kons.l empfiehlt dringend denKom »romißvorschlag zur Annahme. Abg. Börner (nl.): Das Geictz habe io große Vorzüge, daß seine Freunde, auch wenn nicht ganz das. waS in der zweiten Lesung beschlösse» morden iei, erreicht werde, dock für dasselbe in der Fassung des Kompromisses stimmen würden. Staatssekretär Graf Posado w s k y versichert aus An frage des Vorredners noch ausdrücklich, der Antrag Vvnin iei sin. dicRegierung unannehmbar. Abg. Nißler itons.) ttrttalsMitnntcr zeichn«dcs Antrags Bonin lebhaft für diesen ei»: denn ohne ihn werde, was an Wuritwaaren weniger einaehe, um so mehr an Pökelfleisch eingehen Wenn Amerika Repressalien ergreift, wozu haben nur dann dos deutsche Heer? .stürmische Heiterkeit). Als Redner schließt, klatscht ein Mitglied der Reformpartci lebhaft mit den Händen > cs - 0, ! -o!
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