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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 14.05.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-05-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-188205142
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18820514
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18820514
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Bemerkung
- Fehlende Seiten in der Vorlage.
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFreiberger Anzeiger und Tageblatt
- Jahr1882
- Monat1882-05
- Tag1882-05-14
- Monat1882-05
- Jahr1882
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 14.05.1882
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und Tageblatt. Amtsblatt sitr die königlichen nnd städtischen Behörden zn Freiberg nnd Brand. Verantwortlicher Redakteur Julius Braun in Freiberg. - - . — 34. Jahrga«,. — Erscheint jeden Wochentag Abends 6 Uhr sür den , , . Inserate werden bis Vormittags 11 Uhr angenom- 111. Somtag, den 14. Mm. 1882. Die Woche. Der deutsche Reichstag nahm in der vergangenen Woche die Monopolfrage in Berathung. Wie dieBerg- spitzcn von Weitem höher und riesiger ausschauen, als wenn man dicht vor ihnen steht, so erging es auch mit der ersten Berathung dieser Vorlage. Man sah derselben mit größter Spannung entgegen und fühlte sich hinterher enttäuscht; denn einmal pflegen die Redner ersten Ranges am Beginn der Diskussion niemals ihr Pulver zu ver schießen, sodann blieb Fürst Bismarck wegen Krankheit der Debatte fern. Trotzdem wurde Letztere am Mittwoch ernst und würdig vom Staatssekretär des Reichsschatzamtes, Herrn Scholz, cingeleitet, der zunächst die Abwesenheit des Reichskanzlers durch dessen Krankheit entschuldigte und dann den Entwurf mit Rücksicht auf die erforderliche Ver mehrung der eigenen Einnahmen des Reiches, der Beseiti gung der Matrikularbeiträgc und mit Rücksicht auf den Nothstand in den Einzclstaaten zur Annahme empfahl. Das Erträgniß würde 160 Millionen Mark — also 118 Millionen Mark mehr als bisher — ergeben; und wenn auch das Monopol manche Uebelstände mit sich führe, es seien diese Opfer im Interesse des Reichs erforderlich. Man möge sich daher rasch zur Einführung des Mono pols entschließen, denn einmal komme cs doch. — Wie aus einem Munde erscholl von der Linken der Ruf: „Nie mals!" Hierauf bekämpften die Abgg. Sandtmanu und Ho brecht die Vorlage, während der Unterstaatssckretär sür Elsaß, vr. v. Mayr, und der Abg. v. Minnigerode die Annahme derselben empfahlen. Damit endete der erste Tag der Berathung. — Am Donnerstag fiel die Sitzung des Reichstages in Rücksicht auf den Sessionsschluß des preußischen Landtags aus, wobei die Regierung ihr Bedauern zu erkennen gab, daß mehrere Gesetze unerledigt geblieben sind. — Am Freitag wurde die Monopol- Debatte vom Reichstage wieder ausgenommen- Abg. Windthorst sprach gegen das Monopol aus lediglich sachlichen Gründen. Die blühende Tabakindustre werde dadurch vernichtet; die zentralistische Grundidee des Mono pols gefährde die föderalistische Grundlage des Reichs; das Monopol könne bei Verleihung von Stellen sogar zu Kulturkampszweckcn mißbraucht werden. Abg. Leuschner erklärt sich für das Monopol als einzigen Weg zur Deckung der finanziellen Bedürfnisse des Reiches und der Einzelstaaten. Abg. Mayer-Württemberg ist gegen das Monopol, weil dasselbe das Geldbewilligungsrccht des Parlaments beschränke; die Tabakoffizinen würden gouver- nementale Wahlbureaus; der Zentralisation bis zur Zigarre könne er nicht zustimmen. Abgeordneter Stauffenberg hielt die Beseitigung der Matrikularbeiträge durch die Be willigungen seit 1879 erreicht; Steuern auf Vorrath be willige er nicht. Das Monopol war schon als Patrimo nium der Enterbten unpopulär, heute sei von diesem Zwecke nicht mehr die Rede; es sei gefährlich, die Ansichten wie Röcke zu wechseln. Die Kommunen verlangten keine Bettel pfennige vom Reich; sie sorgten selbst für ihre Bedürfnisse und wollten um den Preis von Zuschüssen aus dem Mono pol ihre Freiheit nicht verkaufen. Die Bedrängung der Privat-Jndustrie erinnere an die Art, wie Ahab Nabobs Weinberg cxpropriirt habe. — Nachdem noch der sozialde mokratische Abg. Vollmar die Aufmerkamkeit des Hauses längere Zeit in Anspruch genommen, ward die Debatte auf Sonnabend vertagt. — Fürst Bismarck muß in Friedrichsruh noch immer das Zimmer hüten und seine Rückkehr nach Berlin ist wieder auf unbestimmte Zeit hinausgeschoben. Dem Vernehmen nach ist es die Ischias, welche dem Fürsten in der Hüfte die heftigsten Schmerzen verursacht und jede Bewegung verhindert. — Am Freitag Abend 7 Uhr brach in der Hygieneausstellung bei Mo abit eine Feuersbrunst aus, welche, durch starken Wind an- gcfacht, sich rasch weiter verbreitete und sämmtliche aus Holz konstruirte Gebäulichkeiten einäscherte. Die Ausstel lung wurde vollständig vernichtet, auch sehr viele Ausstel lungsgegenstände, da die Eröffnung der Ausstellung am Dienstag stattfinden sollte, verbrannten mit. Der Schaden ist noch nicht festzustcllen. Auch der Kaiser begab sich zur Brandstätte. Die Ursache des Ausbruchs des Feuers ist noch unbekannt, das Gerücht spricht von einer Gas explosion. Die Ausstellungsakten sollen gerettet sein. Das Versicherungsrisiko ist sehr getheilt, und zwar in: die transatlantische Hamburg, Union Berlin, Lübecker, preußische in Berlin, Elberfelder, Baseler, Thuringia in Erfurt, Westdeutsche und Essen und die schlesische Ver sicherungsgesellschaft. Die österreichische Finanzministerkrise fand noch keine Lösung, obgleich man hofft, noch am letzten Tage der Woche werde Herr von Szlavy sich zur Zurücknahme seiner Demission entschließen. Das Wiener Abgeordnetenhaus setzte die Zolltarif-Debatte fort. Diese äußerst trockenen Verhandlungen wurden jedoch durch die Interpellation der Abg. Sueß und Genossen unterbrochen: „Ob die kaiser liche Regierung ihren Einfluß in geeigneter Weise geltend zu machen gedenkt, um die fortgesetzten Verletzungen der Gebote der Menschlichkeit, die an den russischen Juden begangen werden, energisch und rechtzeitig hintanzu halten." Der Regierung war cs leicht, mit dem Nicht- Jnterventions-Prinzip zu antworten. Allein die Sache liegt denn doch wohl etwas anders. Die Interpellanten betonen die Schwierigkeit, die aus den Judenverfolgungen in Rußland für den österreichischen Staat erwachsen. Solchen Schwierigkeiten zu begegnen ist bei aller Achtung vor dem Nicht-Jnterventionsprinzipe die Pflicht eines jeden Staates. Es kann das der Regierung durchaus nicht gleichgiltig sein, daß nach Galizien hinüber die russischen Juden in Hellen Schaarcn übertreten, ihr nacktes Leben rettend, ohne Subsistenzmittel, ohne die Möglichkeit, ihren Unterhalt durch Arbeit zu gewinnen, ohne die Aus sicht, in andere, ferne Länder weiter zu wandern, wenn ihnen die dazu nöthige Unterstützung nicht geboten wird. Bis jetzt ist es allerdings noch der privaten Wohlthätigkeit ge lungen, die auf österreichisches Gebiet übergetretencn un glücklichen Flüchtlinge mit dem Nothdürftigsten zu versehen, sie vor dem Hungcrtodc zu bewahren und einen bedeuten den Theil derselben nach Amerika zu transportiren, wo sie die Gelegenheit finden, sich selbst weiter zu helfen. Allein, wenn die Judenverfolgungen in Rußland fortdaucrn sollten, wenn der Druck, der in Rußland auf die Juden ausgeübt wird, so furchtbar werden sollte, daß er selbst dieser geduldigsten und zähesten aller Racen unerträglich werden würde, dann kann eine Massenflucht der russischen Juden cintreten, dann werden es nicht mehr Hunderte und Tausende, sondern Hunderttausende sein, welche Zuflucht und Rettung auf österreichischem Gebiete suchen werden, und dann steht man dort faktisch vor jenen „Schwierig keiten", von denen die Interpellation spricht, und deren Hintanhaltung sic verlangt; dann liegt nicht mehr eine Frage der Menschlichkeit vor, „blos" eine Frage der Hu manität, sondern eine überaus ernste politische Frage, mit welcher der Staat sich wird beschäftigen müssen, der er nicht aus dem Wege wird gehen können, die seine Finanzen in Anspruch nehmen, die nach verschiedenen Richtungen seine Thätigkeit und sein Eingreifen herausfordern wird. Nachdem die Donaukommission wieder in Galatz sich versammelt hat, um den sogenannten Antrag Barröre zu prüfen, welcher die Regelung der Donauschifffahrt von Galatz bis zum Eisernen Thore betrifft, hat die rumä nischen Chauvinisten ein heftiger Grimm erfaßt, weil sic meinen, daß der französische Vorschlag die Rechte ihrer Souveränetät antaste. Des Pudels Kern ist der, daß die Rumänen die Beaufsichtigung der Donauschifffahrt auf demjenigen Theile der Donau, der von ihrem Staate be herrscht wird, für sich ausschließlich beanspruchen, während die übrigen Mächte die Ernennung der erforderlichen Be amten ohne Rücksicht auf die rumänische Nationalität ge wissermaßen im Namen Europas vollzogen wissen wollen. Dagegen lehnt sich nun der rumänische Römerstolz aufs Heftigste auf und hat sogar zu einer Interpellation in der rumänischen Kammer seine Zuflucht genommen. Der Ministerpräsident beantwortete dieselbe in einer Weise, welche zeigt, daß Rumänien in dem bezüglichen Punkte nicht nachzugeben gesonnen ist, sondern nöthigenfalls die Ablehnung des französischen Vorschlages beantragen wird. So lange Rußland hinter der Regierung steht, kann sich dieselbe wohl diesen oppositionellen Luxus erlauben. Später wird sie indessen wohl mildere Saiten aufziehen, wenn das übrige Europa mit dem Finger drohen sollte. Die französische Regierung wird jetzt vorzugsweise durch die kryptische Krise in Anspruch genommen. Der Ministerpräsident machte am Donnerstage der Dcputirten- kammer die Mitthcilung, daß das Kabinet mit dem eng lischen hierüber Verhandlungen angeknüpft habe und daß er den günstigen Erfolg derselben zu hoffen berechtigt sei. Ueber die Grundzüge der französischen Politik in Egypten ließ Frcycinct sich ungefähr so aus: „Wir wollen Frankreich seine privtlegirte Stellung und seinen überwiegenden Einfluß in Egypten vewahren. Wir haben dort eine zahlreiche Kolonie, welche gleichsam Frankreichs Vorposten im Orient ist. Diese Kolonie legt uns Pflichten Feuilleton in der 2. Beilage. auf. Außerdem müssen wir die Unabhängigkeit EgyptenS auf recht erhalten, wie sie in den von den Mächten bestätigten Firmans definirt ist. Wir werben niemals geflatten, baß diese Firmans verletzt werden; wir werden niemals erlauben, daß Egypten weniger unabhängig sei als heute. Wir Haden zwei Mittel, diese unsere Politik gegenüber Egypten durchzusetzen, zunächst daS Einvernehmen mit England, an dessen Dauer ich sest glaube; ferner das europäische Konzert. Wir glauben, die Ereignisse in Egypten üben einen direkten Einfluß auf die In teressen und das Gleichgewicht Europas. Das europäische Konzert muß also mtrsprechen. Wir sind ganz geneigt, unS mit den Mächten zu verständigen. Haben Sie, meine Herren, keine Unruhe wegen der Folgen dieser Konsultation. Die euro päischen Mächte erkennen nämlich einmüthig die vorwiegende Situation Frankreichs und Englands in Egypten an und überlassen unS die Führung der Aktion. Daö ist eine bedeutsame Thatsachc. Es steht nämlich sest, daß der gemeinsame Wille Frankreichs und Englands vorwiegen wird." Auch im englischen Unterhausc war am Donners tage die egyptische Krise Gegenstand einer Anfrage an die Regierung. Der Untcrstaatssekretär Charles Dille gab jedoch eine Antwort, welche die Anschauungen der englischen Regierung eher verhüllt als offenbart, denn er sprach nur davon, daß England Maßregeln zum Schutze seiner Unter thane n getroffen und die übrigen Mächte von dieser An ordnung benachrichtigt habe. Eine volle Woche ist in's Land gegangen, ohne daß über das irische Schauer-Drama nähere Aufklärungen an's Tageslicht gefördert wären. Immer noch fehlt es an Anhaltepunktcn für die Entdeckung der Mörder, die, wie man annehmen muß, sich in ein sicheres Versteck geflüchtet haben, wo sie des Schutzes der übrigen Bewohner gewiß sind. Man zieht daraus den Schluß, daß die Entrüstung über die scheußliche That unter der niederen irischen Bevölkerung keineswegs so allgemein vorherrsche, als es von den Führern öcr Landliga ver sichert wird. Es unterliegt jedoch keinem Zweifel, daß die Trauer um Lord Cavendish in den besseren Schichten der irischen Gesellschaft eine aufrichtige ist: denn dessen Vater, der Herzog von Devonshire, und dessen Vorfahren gehörten stets zu den mildesten Gutsherren Irlands. — Wer sich etwa darüber wundert, daß die englischen Kon servativen gegenwärtig die Gelegenheit zum Sturz des Ministeriums Gladstone unbenutzt lassen, wird in folgen der Acußerung des Lord Northcote die nöthige Auf klärung finden: Zweifellos könnten die Liberalen jetzt ge stürzt werden, da auch die Majorität des Unterhauses gegen Gladstone's Politik aufgebracht sei und daher ihr Misstrauen votiren würde, worauf das Kabinet entweder rejignircn oder Neuwahlen ausschreiben müßte. Im letzteren Falle hätten Gladstone's Anhänger auch bei der augenblicklichen furchtbar erregten Stimmung des Landes keine Aussicht auf eine Majorität, allein trotzdem beab sichtigt die konservative Partei weder das Eine noch das Andere, da sie unter den jetzigen Umständen durchaus keine Lust zur Uebernähme der Regierung verspüre. „Wenn ein Beaconsfield jetzt da wäre," schloß Northcote, „er hätte nicht das Partei-Interesse über das Staatswohl gestellt." Die konservative Partei weiß also augenschein lich, daß sie ebenso wenig im Stande sein würde, das irische Problem mit Sicherheit zu lösen, wie die libe rale. Sie erachtet es daher für weiser, die Verantwort lichkeit für diese undankbare Aufgabe von sich fern zx halten. In der That hat nun auch Gladstone seine irische Versöhnungs-Politik an den Nagel gehangen. Er brachte im Parlament eine Bill ein, deren Grundzüge folgende sind: Es wird die Bildung von besonderen Gerichtshöfen in den Distrikten, in welchen Unruhen vorkommen, gestattet. Diese Gerichtshöfe sollen aus drei Richtern bestehen und ohne Zuziehung von Geschworenen verhandeln. Die Polizei wird ermächtigt, Haussuchungen vorzunehmcn, um nach Mordwerkzeugen zu recherchiren, sowie Personen zu verhaften, deren Benehmen verdächtig ist; ferner wird die Polizei ermächtigt, Ausländer, deren Anwesenheit für den Frieden in Irland bedrohlich er scheint, zu verhaften und auszuweisen. Dem Vizekönig wird gestattet, ein summarisches Verfahren einzuschlagen, geheime Gesellschaften, sowie unerlaubte Versammlungen und aufreizende Journale zu unterdrücken. Die Dauer der Bill wird auf drei Jahre festgesetzt. Die irischen Abgeordneten, besonders die Matadore Parnell und Dillon, mißbilligten den Gesetzentwurf und beklagten seine allzu große Strenge, woraus sich ersehen läßt, daß ihre Versicherungen, zur Verhütung der Verbrechen that- kräftigen Beistand leisten zu wollen, lediglich von theo retischer Bedeutung gewesen sind. Die Bill wurde trotz dem in erster Lesung mit der ziemlich ansehnliche^
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