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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 27.05.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-05-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-188505278
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18850527
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18850527
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFreiberger Anzeiger und Tageblatt
- Jahr1885
- Monat1885-05
- Tag1885-05-27
- Monat1885-05
- Jahr1885
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 27.05.1885
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I Uhr angmöür^l^ Kp°U°n° Zeile 1^85. 1/» Erscheint jeden Wochentag Abends '/,7 Uhr jür den JO 11^1^ andern Tag. Preis vierteljährlich 2 Mark 2b Ps., E>>-- zweimonatlich 1 M. ÜO Ps. und eimnonatlich 7ü Ps. Inserate werden bis Bormittag 11 Uhr angenom, men und beträgt der Preis für die ' " oder deren Raum 1b s 38. Jahrgang. > Mittwoch, de» 27. Mai. BGerA;^ und Tageblatt. Amtsblatt für die kömglichen und städtischen Behörden zu Freiberg nnd Brand. Lerautwortlicher Redakteur: Julius Braun in Freiberg. Deutsche Ackerbau-Kolonien i. Es wird wohl nur wenige Leute mehr geben, die in der Auswanderung unter allen Umständen eine Krankheits- rrscheinung erblicken, die hervorgerufen ist durch „schlechte Zeiten," dem entsprechend also nach Möglichkeit zurückge halten werden sollte, in der Hoffnung, daß ihr durch den Eintritt „besserer Zeiten" über kurz oder lang wieder der Boden entzogen werden möchte. Es kommt ja vor, daß beispielsweise durch Mißjahre große Mengen von wirth- schaftlichen Existenzen plötzlich zusammenbrechen, so daß eine Vermehrung des Abzuges der Bevölkerung nach überseei schen Ländern die Folge ist, und es ist richtig, daß in solchen Fällen gar mancher Einzelne, wenn wirksame Hilfe zu geeigneter Zeit einsetzt, dem Vaterlande erhalten bleiben kann. Aber im Großen und Ganzen ist die Auswanderung eben doch anderer Natur. Sie ist das einzige natürliche Mittel, durch welches eine Nation, welche beginnt, über den Spielraum ihres Staatsgebietes hinauszuwachsen, sich Lust verschaffen kann. So lange nur überflüssige Kräfte abziehcn, meint vr. I. G. Weiß in einem von der „Deutschen Kolonialzeitung" veröffentlichten Aufsatze, sollte die Aus wanderung eher gefördert, als gehindert werden. Selbst wo die Auswanderung einen Rückgang in der Bevölkerungs zahl zur Folge hat, kann sie unter Umständen heilsam sein, denn es ist ja möglich, daß Verhältnisse vorliegen, unter denen die Zahl der wirthschaftlichcn Existenzen, welchen die gegebene Bodenfläche zur Grundlage dienen kann, kleiner werden muß. In Deutschland weist der jährliche Zuwachs an Ge burten gegenüber dem Abgang durch Tod und Auswande rung einen Ueberschuß auf. Ist nun die hieraus sich er gebende Vermehrung der Einwohner des Reiches unter den bestehenden Verhältnissen geeignet, die Wohlfahrt Deutsch lands zu fördern oder müßte sie zu diesem Zwecke größer oder geringer sein, oder endlich — ist sie vielleicht über haupt nachtheilig? Eine für alle Fälle zutreffende Ant wort ist hierauf nicht leicht zu geben. Es könnte ja z. B. sein, daß durch eine über die zu hegenden Erwartungen Veit hinausgehende Entfaltung der deutschen Industrie ein mal Plötzlich der Nahrungsspielraum im Deutschen Reiche bedeutend erweitert würde. Aber mit solchen Möglichkeiten haben wir hier nicht zu rechnen. Wenn wir ermitteln wollen, ob für jetzt und für die Zukunft noch „Raum für Alle" im Reiche ist, ohne daß die Auswanderung an Um fang zunimmt, so dürfen wir nicht in erster Linie fragen, ob in diesem oder jenem Industriezweig künftig einige wei tere Tausende Beschäftigung und Nahrung finden können, auch dürfen wir nicht darauf Hinweisen, daß in dem einen oder andern Lande mehr Köpfe auf die Quadratmeile kommen als in Deutschland, ohne daß sich die Leute dort gegen seitig erdrücken, sondern wir müssen im Auge behalten, daß das deutsche Volk in der Hauptsache ein Landwirthschafl treibendes ist, und daß die Frage nach dem Auswanderungs- bedürfniß im Wesentlichen darauf hinausläuft, zu ermitteln, ob die deutschen Bauern auf ihrer Scholle Platz haben und haben werden oder nicht. In einzelnen Theilen des Reiches mag ein weiteres Wachsen der Bevölkerung an sich erwünscht sein; im Großen und Ganzen wird man aber doch das Vorhandensein eines Zustandes konstatiren müssen, der nahe an Ueber- völkerung grenzt. Schon die Thatsache allein, daß bereits vielfache Klagen laut werden und die Bevölkerung doch noch in stetem Wachsen begriffen ist, würde hierzu berech tigen. Aber es kommt noch ein weiterer Umstand hinzu. Die Landwirthschaft geht einer Umgestaltung entgegen, welche zweifellos bewirken wird, daß der vorhandene Raum für diejenige Bevölkerung, welcher er heute genügt, in einer absehbaren Zeit sich als unzureichend erweisen wird. In erster Linie wird der Stand der Kleinbauern allmählich verschwinden. Unter einem Kleinbauern verstehen wir den jenigen, der mit seiner Familie und ohne fremde Hilfe gerade so viel Land bebaut, als ausreicht, ihn und seine Familie vollständig zu unterhalten. Die sogenannten Taglöhnergüter gehören hierher also nicht, da die Land- virthschaft sich bei diesen mehr als ein Nebcngewerbe dar stellt, bestimmt, diejenige Zeit auszufüllen, in welcher etwa keine anderweitige Arbeit zu haben ist. Wie mehr und mehr auch für die kleinsten landwirth- cha tlichen Betriebe die Geldivirthschaft die Naturalwirth- schast verdrängt — und es wäre ja thöricht, sich hier dem Zuge der Zeit entgegenstemmen zu wollen — so muß mehr und mehr die Stellung des Kleinbauern an Halt verlieren. Lhedem brauchte der Kleinbauer das ganze Jahr hindurch s deutschen Kronprinzen mit dem König von Sachsen auf dem von dem Herzog Wilhelm von Braunschweig ererbten schlesischen Schlöffe Sjbyllenort große Bedeutung bei. Den Vertrauens Nachdem die preußische Regierung die von dem Papste für den Posen-Gnesener Erzbischofsstuhl neuerdings vorgeschlagenen Kandidaten, die Domherren Maryanski und Dorszmaski, abgelehnt hat, ist der römischen Kurie von Berlin aus der dortige Propst Aßmann für den vakanten Posten vor geschlagen worden. Die preußische Regierung beharrt dabei, >aß ihr nur ein bürgerlicher deutscher, nicht aber ein den jochadeligen polnischen Kreisen angehörender Geistlicher die erforderlichen Garantien bieten könne. — In Lahr hat am gestrigen Tage die feierliche Eröffnung des ReichsWaisen hauses stattgefunden. Der großherzogliche Landeskommiffar, der Stadtdirektor, die evangelische Geistlichkeit Lahrs, die Spitzen der dortigen Zivilbehörden, sowie zahlreiche Mit glieder von Korporationen und Vereinen wohnten der Feier bei. Bei der Wahlbewegung in Oesterreich liegen bis jetzt die Dinge für die deutschliberale Partei nicht sehr günstig, weil die Anhänger des bisherigen Parteistandpunkles der ver einigten Linken von den Deutschnationalen fast mit derselben Heftigkeit bekämpft werden, wie die gemeinsamen Gegner im födera listischen Lager. Ein Mann wie vr. Herbst hat keine Aussicht, in seinem alten Wahlkreise Schluckenau, den er seit über zwanzig Jahren vertreten, wiedergewählt zu werden und muß einem Vertreter der „schärferen Tonart" den Platz räumen. Um für Or. Herbst einen Sitz im österreichischen Abgeord netenhause zu sichern, ist ihm von Wien, das vier Mandate zu vergeben hat, neben vr. Jacques, Kopp und Weitloff, der Platz des verstorbenen Hofer angeboten worden. Bis jetzt wurden in Oberösterreich 1031 konservative, 112 liberale und 12 farblose Wahlmänner gezählt; viel günstiger sollen bei der mangelnden Einigkeit auch in Böhmen die Dinge nicht liegen. Der Minister Gras Taaffe hat am 20. d. M. dem Wiener Korrespondenten der „Times" gegenüber die Ueberzeugung ausgesprochen, daß feine Majorität wesentlich vermehrt werden würde. Die entschiedene deutschnationale Partei dürfte unter vr. Knotz in Böhmen gleichfalls an Stärke gewinnen, aber dies könne er als kein Unglück betrachten, da extreme Abgeord nete dem Werke einer guten Regierung weniger gefährlich seien, als Männer mit schwankenden Meinungen, die von Partei zu Partei übertreten. — Am Sonnabend vor dem Feste hat bei dem Grafen Kalnoky in Wien eine gemeinsame Minister konferenz stattgefunden, in welcher über die Erneuerung des Ausgleichs mit Ungarn verhandelt wurde. Angeblich will der italienische Minister des Aus wärtigen, Mancini, von seinem Posten zurücktreten, weil ihm die Kammer einige Abstriche an seinem Budget machte. In Wirklichkeit wartete Mancini nur auf die Gelegenheit, mit Ehren vom politischen Schauplatz zurücktreten zu können, seitdem er bei Gelegenheit der Interpellation Cairoli's nur dadurch einer schimpflichen Niederlage entging, daß sich das ganze Kabinet Depretis mit ihm solidarisch erklärte. Der französische Senat hat den Wahlgesetzentwurf mit den geringfügigen Abänderungen genehmigt, daß bei der den Wahlen zu Grunde zu legenden Bevölkerungsziffer die Aus länder nicht mitgezählt werden und daß die Mitglieder der fürstlichen Familien, welche früher in Frankreich geherrscht ! haben, nicht wählbar sein sollen. Der zur Bestreitung der Kosten für die Beisetzung Viktor Hugo's beantragte Kredit von ! 20000 Franks wurde bewilligt. Das Gleiche geschah von Seiten der Deputirtenkammer, jedoch beantragte der radikale Deputirte Delaforge, bei der Beisetzung der Leiche Viktor i Hugo's im Pantheon, in der jetzigen Kirche St. Gcnevisve, keine religiöse Feier stattfinden zu lassen. Die Dringlichkeit ' für diesen Antrag wurde mit 229 gegen 114 Stimmen be- ' schloffen, das Verlangen Delaforge's, über seinen Antrag sofort > definitiven Beschluß zu fassen, jedoch mit 259 gegen 214 Stimmen mann des Herzogs von Cumberland, den Abg. Windthorst, at der sächsische Monarch gar nicht empfangen. Der deutsche Kronprinz wird sich morgen nach Schloß Oels begeben und von dort aus das auf Schloß Sibyllenort weilende sächsische königspaar besuchen. Es ist wahrscheinlich, daß bei dieser Gelegenheit der Kronprinz das 2. schlesische Dragonerregiment inspizirt, das in Oels, Kreuzburg, Fraustadt und Namslau garnisonirt und in dem erstgenannten Orte zusammengezogen werden soll. Tagesschau. Freiberg, den 26. Mai. Nur auf kurze Zeit sind dem deutschen Bundesrathe Psingstferien vergönnt, denn schon am 4. Juni sollen die Ar beiten wieder ausgenommen werden, welche besonders den Aus- sührungsbestimmungen für die Zolltarifnovelle und zu der Börsensteuer gelten. Der Antrag Preußens zur braunschweigischen Thronfolgesrage dürfte später auf die Tagesordnung gelangen, da der Justizausschuß des Bundesrathes erst in der Woche nach Pfingsten in die Berathung der Angelegenheit tritt und man eine eingehende Verhandlung voraussehen zu können glaubt. Ein in der Reichshauptstadt wohnender, anscheinend wohlunter richteter Korrespondent verschiedener großer preußischer Provinzialblättcr versichert, daß eine Vereinigung Braunschweigs mit Preußen als ausgeschlossen angesehen werden müsse. Bei der Abneigung fast aller Bundesregierungen gegen eine solche Lösung wäre dieselbe nur möglich gewesen, wenn die braun schweigische Bevölkerung dahin zielende entschiedene Wünsche kundgegeben hätte. Die Braunschweiger wollen aber offenbar ihre Selbständigkeit innerhalb des Reiches behalten. Von ein zelnen Bundesregierungen wird dem entsprechend die Wahl eines neuen Herzogshauses gewünscht, und es scheint, daß Prinz Albrecht von Preußen, der gegenwärtig als kommandirender General des 10. Armeekorps in Hannover residirt, als der Begründer dieser neuen braunschweigischen Dynastie endgiltig in Aussicht genommen ist. Der derartig von der Thronfolge ausgeschlossene Herzog von Cumberland soll am Sonntag an die europäischen Höfe ein Rundschreiben erlassen haben, welches gegen den preußischen Antrag beim Bundesrath protestirt und äum einen Pfennig Geld. Seine Abgaben entrichtete er in Naturalien, und sie richteten sich nach dem erzielten Rohertrag; sie waren in guten Jahren größer, in schleckten leiner. Selbst wenn die Abgaben des Landwirthes oem lurchschnittlichen Rohertrag gegenüber gerecht wären, würde ihre Stetigkeit dem Kleinbauern zum Nachtheil gereichen müssen. Was hilft es ihm, daß er in einem guten Jahre weniger zu entrichten hat, als er nach seinem Roherträge leisten könnte, wenn es ihm an der nöthigen Umsicht und besonders auch an den nöthigen Mitteln fehlt, den Ausgleich zwischen den guten und schlechten Jahren zu bewerkstelligen? Und wenn schlechte Jahre kommen, und er soll dieselben Lasten tragen, wie in guten, und noch dazu in baarem Gelbe, dann muß er einen großen Theil der Erzeugnisse verkaufen, die ihm zum eigenen Gebrauche dienen sollten. Mit dem kärg lichen Rest ist er bald zu Ende. Dann kann er — dank dem Kredit, den er durch den Besitz seiner paar Aecker genießt — sich Geld aufnehmen, um beim Bäcker Brot zu kaufen. So zahlt er zu allem Elend des schlechten Jahres neben seinen Abgaben noch den Zins für den Geldverlciher und seinen Theis am Verdienste oes Getreidehändlers, des Maklers, des Müllers, des Bäckers und wie sie alle heißen, durch deren Hände das Korn des armen Mannes läuft, ehe es wieder als Brot in seine Hände gelangt. Es liegt auf der Hand, daß unter den heutigen Verhältnissen das Geldbedürsniß der Kleinbauern sich fortwährend steigert. Dadurch werden sie (und wurden sie größtentheils schon) veranlaßt, entweder durch Zukauf oder Zupachtung von neuen Gütern, oder durch Verrichtung von Taglöhnerarbeit für andere, diesem Bedürfnisse zu begegnen. Beides muß die Wirthschaft in Verfall bringen. Die Familie reicht kaum mehr aus, um die Arbeit zu bewältigen. Die Frau hört auf, selbst zu spinnen, selbst zu backen. Der Getreide-Verkauf und Brot- Ankauf i t nicht mehr Ausnahme, sondern wird zur Regel. Das Geldbedürsniß steigt mehr und mehr. Es werden immer mehr Güter zugelegt, und es müssen zu deren Be arbeitung fremde Kräfte beigezogen werden, oder aber es werden immer mehr Taglöhnerdienste verrichtet, und es müssen die Güter deshalb zurückkommen und schließlich theilweise abgegeben werden. Im ersten Falle kann wohl unter besonders günstigen Umständen dann und wann der Uebergang zum Mittelbauernstande die Folge sein, in der Regel aber wird es zum Zusammenbruche oer Wirthschaft kommen. Dazu kommt noch die Thatsache, daß der Klein bauer aus guten Gründen nie in der Lage sein wird, sich die Verbesserungen in der Technik des landwirthschaftlichen Betriebs, wie sie namentlich durch Erfindung und Vervoll kommnung der landwirthschaftlichen Maschinen geboten werden, in vollem Blaße zu eigen zu machen. abgelchnt. Der Minister des Inner» hatte beantragt, die definitive Beschlußfassung auf die nächste Sitzung zu ver schieben. Wie der „Rappel" erfahren hat, beschloß das Ministerium, die Leiche des großen Dichters drei Tage hin- ihn als eine Verletzung des Völkerrechts bezeichnet. Bei den durch unter dem Triumphbogen auszustellen. Der Schrift- obwaltenden Verhältnissen legt man der Zusammenkunft des! steiler Vacquerie veröffentlicht den ihm im Angust 1883
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