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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 13.09.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-09-13
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-188209135
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18820913
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18820913
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFreiberger Anzeiger und Tageblatt
- Jahr1882
- Monat1882-09
- Tag1882-09-13
- Monat1882-09
- Jahr1882
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 13.09.1882
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' und Tageblatt. Amtsblatt silr die kömglichen und städttschea Behörden zu Freiberg und Braud. Verantwortlicher Redakteur Iuliu« Brau» i» Freiberg - ' ' I, ' V ' 34- Iahr«««g. . . - -»/» L»-« LM i Erscheint jeden Wochentag Abend» S Uhr für dm Inserate werde«bi» Bormittag» 11 Uhr angmom- 813.1 I Mitwoch, dt> 13. SkPtmbcr. ---1888. Vom Kriegsschauplätze. Daß sich die Engländer in keiner besonders günstigen Lage befinden, zeigt schon der Umstand, daß Arabi die Situation darnach beschaffen erachtete, die Initiative des Kampfes ergreifen zu können. Es wird dies auch noch durch die Schlußmeldung bestätigt, daß General Wolseley sich mit allen Truppen in das Lager von Gassasin zurück gezogen habe, oder, wie cs in der bezüglichen offiziellen Depesche Wolseley's heißt, „zurückkehrte". In der besten Deutung also, welche sich allen den Nachrichten geben läßt, ist der Kampf ohne eigentliches Resultat geblieben und haben beide Theile ihre früheren Stellungen wieder eingenommen. Das ist sehr viel für Arabi, während es sich für die Engländer doch um das Vorwärtskommen handelt und ein bloßes „Behaupten der Position" für sie fast soviel als eine Schlappe bedeutet. Sie werden die Welt und vor Allem die Egypter durch einen glänzenden Schlag überraschen müssen, wenn ihre gefährdete Position rcparirt werden soll. Daß die Egypter sich gut hielten, müssen die Engländer selbst zugestehcn. Die gestrigen Londoner Morgenblätter melden aus Gassasin: „Die Ka nonade hat am Sonnabend Nachmittag aufgehört; seitdem ist Alles ruhig; die Egypter wurden von Arabi in Person befehligt, zählten 15 000 bis 20000 Mann von allen Waffengattungen und kämpften mit einer nicht erwarteten Entschlossenheit; nament lich die Artillerie wurde vortrefflich ge handhabt. Die Egypter bewerkstelligten auch ihren Rückzug, obschon sie von den englischen Truppen hart bedrängt wurden, in guter Ordnung. Der Verlust derselben wird auf 250 Todte und Verwun dete geschätzt, der Verlust der Engländer beträgt höchstens 5 Todte und 54 Verwundete." Was die Verlustangabe der Engländer betrifft, so wurde gestern eine höhere Ziffer genannt und auch diese entsprach wohl nicht ganz der wirklichen Größe der Verluste. Gegenüber diesem Stand der Dinge auf dem Hauptkampfplatz will es nicht viel sagen, wenn eine Depesche des Wolff'schcn Bureaus aus Alexandrien die Nachricht überbringt, am Sonntage seien vier aus Kafr-el-Dauar geflüchtete arabische Offiziere bei den englischen Vorposten eingetroffen, nach deren Mit teilungen in Kafr-el-Dauar nur noch 6000 Mann, meist aus älteren und schwächlichen Leuten bestehend, stünden, von denen Viele gewillt seien, sich dem Khedivc zu unter werfen, aber davon von Anderen mit Gewalt abgehalten würden. Die Glaubwürdigkeit dieser Angabe muß übrigens in Zweifel gestellt werden, da weder in Tel-el-Kebir, noch viel weniger vor Alexandrien bis jetzt irgend etwas sich ereignet hat, was zur Entmuthigung nöthigte. Angesichts der Festigkeit der Verschanzungen von Tel-el- Kebir und in Erwägung der bewährten Dcfcnsivstärke der Orientalen in befestigten Positionen sowie auch wegen des Mangels an ausreichendem Belagerungsgeschütz wird der englische Heerführer wohl kaum daran denken können, Tel-el-Kebir mit stürmender Hand zu nehmen. Er wird vielmehr, da sich die egyptische Armee in der Ebene zwischen Gassasin und Tel-el-Kebir kämpfend nicht fest hatten läßt, trachten müssen, entweder vom Süden aus einen Vorstoß in den Rücken des Feindes zu machen, von Suez aus direkt auf Kairo loszurücken, oder Tel-el-Kebir durch einen nördlichen Flankenmarsch zu umgehen. Letzteres ist jedoch deswegen unwahrscheinlicher, weil er hierdurch zu weit von der Straße abkommen würde, die ihn nach Kairo führen soll. Wolseley wird im Ganzen über 54 Ge schütze und zwei Divisionen unter General Willis und General Hamley verfügen. Erstere besteht aus zwei Brigaden unter General Graham und Herzog von C»n- naught, die zweite aus der Hochland-Brigade unter Alison und der indischen Brigade unter Macpherson. — Während nun im Falle einer Niederlage Arabi Pascha immer noch über eine Reihe strategischer Verthcidigungs-Positionen, über die Vortheile, die ihm durch Nilübcrschwcmmung und Eisenbahnen geboten sind, verfügen könnte, würden die Engländer durch einen bedeutenderen Mißerfolg, oder wenn sie sich ohne hinreichendes Belagerungsgeschütz auf lang wierige Kämpfe um den Besitz Tel-el-Kebirs cinlassen müßten, in die bedenklichste Lage gcrathen- Denn der hierdurch ermuthigte Feind würde dann ohne Zweifel das seither Versäumte nachholen und durch eine nicht allzu schwer herbeizuführende Störung des Verkehres im Suez kanal das ohnehin mangelhafte Verpflcgswesen der engli schen Armee in heillose und vcrhängnißvolle Verwirrung bringen-! Tagesschau. Freiberg, den 12. Septbr. Ucber das zu Ehren des deutschen Kaisers am Sonn abend in Breslau veranstaltete Ballfest der schlesischen Ritterschaft, welches wir in voriger Nummer bereits er wähnten, tragen wir heute folgenden Bericht nach. Die prächtigen Festräume waren bald nach 8*/, Uhr Abends mit einer glänzenden Gesellschaft dicht gefüllt. Se. Maj. der Kaiser, welcher die Uniform seiner Leibkürassiere trug, wurde beim Erscheinen von den Mitgliedern des Fest komitees und deren Damen unter Führung des General landschaftsdirektors und Vizeschloßhauptmanns Grafen Pückler und dessen Gemahlin ehrfurchtsvoll begrüßt und sodann im Zuge nach dem zu den historischen Aufzügen bestimmten Saal geleitet. Dort mit Ihrer k. k. Hoheit der Kronprinzessin, dem Großfürsten und der Großfürstin Wladimir, Sr. k. k. Hoh. dem Kronprinzen, I. k. Hoh. dem Prinzen und der Prinzessin Albrecht, sowie dem Herzog von Altenburg, Hoh-, Platz nehmend, gab Se. Maj. der Kaiser nach dem ersten Rundtanz die Erlaubniß zum Beginn der Aufzüge. Dieselben stellten hervorragende Momente aus Schlesiens Geschichte dar, und zwar: Der erste Aufzug den Einzug des von Albrecht II. zum Obersten Hauptmann von ganz Schlesien ernannten Markgrafen Albrecht Achilles von Brandenburg in Breslau im Jahre 1439, unter dem Komitat des schlesischen Adels. Der zweite: Dorothea Sybilla von Brandenburg mit ihrem Gemahl Johann Christian, Herzog in Schlesien, im Jahre 1611, vom Adel und der Bürgerschaft des Brieger Fürsten thums in das Brieger Piastenschloß geleitet. Der dritte: Ball in Frau Locatelli's Rcdouicnsaalc in Breslau, 1741 von Friedrich dem Großen dem schlesischen Adel und Breslauer Patriziat vor der Huldigungsfeier gegeben. Der vierte: Freiwillige von 1813 vor Friedrich Wilhelm III. vorbeiziehcnd. Prolog und erläuternder poetischer Text, gedichtet vom Mcdizinalrath Klopsch, gesprochen von Frau Baronin Thielmann, geb. Gräfin Pückler, als Silesia, sowie den Zeitaltern entsprechende Musik begleiteten die Aufführung. Se. Maj. folgte derselben mit lebhaftem Interesse und richtete am Schluffe derselben huldvolle Worte an die dabei betheiligten Personen, insbesondere an den Grafen Pückler, die Baronin Thielmann und den Dichter des Prologes und Textes. Sodann bewegten sich Se. Maj. und die übrigen Fürstlichkeiten in der leutseligsten Weise in der Gesellschaft, viele Personen durch huldvolle An sprache auszeichnend. Während des Cercles äußerte der Kaiser zu einer Gruppe junger Leute, welche das Bild: „Frei willige von 1813, vor Friedrich Wilhelm HI. vorbei ziehend", dargestellt hatten: „Das Bild, welches Sie soeben vorführten, hat lebhafte Erinnerung in mir wach gerufen an die denkwürdige Zeit, als ich mit meinem hoch seligen Vater 1813 in Breslau war. Ich kann Ihnen nur sagen, daß Sie mir große Freude bereiteten." — Am Sonntag Nachmittag 4 Uhr begann bei prachtvollem Wetter das Offizierrennen auf der Scheitniger Bahn. Se. Majestät der Kaiser hatte sich in einem Vierspänner nach der Rennbahn begeben und wurde auf dem Wege dahin von der ein dichtes Spalier bildenden Menschen menge mit unaufhörlichen Jubetrufcn begrüßt. Ihre k. k. Hoheiten der Kronprinz und die Frau Kronprinzessin, der Großfürst und die Großfürstin Wladimir, die übrigen hier befindlichen Prinzen des königlichen Hauses und die anderen hier anwesenden Fürstlichkeiten, sowie General feldmarschall Graf Moltke, Kriegsminister v. Kameckc wohnten dem Rennen gleichfalls bei, die Tribünen waren mit einem glänzenden Publikum ungefüllt. Dem Sieger im ersten Rennen, Grafen Bcthusy-Huc, wurde der in einem silbernen Humpen bestehende Ehrenpreis vom Kaiser eigenhändig überreicht. Beim zweiten Rennen ereignete sich leider ein schwerer Unglücksfall: Lieutenant Neuling von dem 2. schlesischen Husarenregiment Nr. 6 kam mit seinem Pferde zu Fall und das Pferd des dicht folgenden Reiters sprang mit voller Wucht auf den Gestürzten, der zwar sofort hervorgezogen wurde, aber nach wenig Augen blicken verschied. Die Meldung von dem Unfall rief die tiefste Bewegung hervor, insbesondere gaben Se. Majestät der Kaiser, Ihre k. k. Hoheit die Frau Kronprinzessin und die anderen Fürstlichkeiten ihrer tiefen Ergriffenheit und schmerzlichen Thcilnahme wärmsten Ausdruck. Die Fest freude wurde durch den Unfall natürlich sehr getrübt. Abends 91/4 Uhr trafen der Kronprinz und die Kronprin zessin von Oesterreich in Breslau ein und wurden auf dem Freiburger Bahnhof vom Kaiser Wilhelm, dem kron- prinzlichen Paar und den übrigen Prinzen empfangen. Der Kaiser und die Prinzen trugen österreichische Uniformen, der Kronprinz Rudolf die Uniform des Franzregiments. Die Be grüßung war sehr herzlich. Der Kaiser umarmte und küßte den Kronprinzen Rudolf. Gestern, Montag, früh 9 Uhr begab sich der Kaiser mit dem KronprinzenRudolf zu denManövern. Abends um s/45 Uhr kehrte der Kaiser in bestem Wohl sein mit dem Kronprinz Rudolf, die Kronprinzessin mit der österreichischen Kronprinzessin Stefanie, die Großfürstin Wladimir mit der Prinzessin Albrecht und der Kronprinz mit dem Großfürst Wladimir in offenem vierspännigen Wagen von dem Manöver bei Trebnitz, welchem der Kaiser über 3 Stunden zu Pferde beigewohnt hatte, zurück. — Für die Dauer der großen Manöver ist der Oberbefehl über das 6. Armeekorps dem kommandircnden General des 4. Armeekorps, General v. Blumenthal, übertragen worden. — Für die Hinterbliebenen der bei Hugstetten Verun glückten bewilligte der Kaiser eine namhafte Spende aus seiner Privatschatulle und ließ bereits dem Komitee in Freiburg, sowie dem vaterländischen Frauenverein in Straß burg je zwei Tausend Mark übersenden. — Se. Königliche Hoheit Prinz Karl hat nach einem Aufenthalte von vierzehn Wochen, von denen die letzten drei auf Wilhelms höhe zugebracht wurden, Kassel verlassen und ist nach Berlin zurückgekehrt. — Der Artikel der „Times" über die Friedenspolitik Deutschlands, von welchem telegraphisch ein Auszug gegeben wurde, liegt nun im Wortlaute vor. Die hauptsächlichste Stelle desselben lautet: „Deutschland ist in der That der große moderirende und zurückhaltende Einfluß in Europa. Seine ungeheure mili tärische Stärke ist verwendet worden, um einer geschickten und weitsichtigen Diplomatie eine befehlende Autorität zu verleihen, einer Diplomatie, welche ohne zu betonen, daß sie mehr thut als blos die deutschen Interessen zu schützen, unentwegt und sicher jeden Versuch, den europäischen Frieden zu stören, erdrückte und jedes Unternehmen, welches selbst unbeabsichtigt Unheil hätte anrichtcn können, zum Scheitern brachte. Wir verdanken cs der stetigen Entmuthigung jedweden Einmischungsversuches, daß wir jetzt das Werk, das wir in Egypten zu verrichten haben, ohne Hinderniß oder Belästigung ausführen können. Der selben Einwirkung verdanken wir, daß Frankreich Plötzlich jeden Versuch, mit uns zu kooperiren, aufgab. Die fran zösischen Minister selbst zögerten nicht zuzugestehen, daß angesichts der Haltung der Berliner Regierung sie sich für verpflichtet fühlten, Alles zu vermeiden, was das Land in auswärtige Komplikationen verwickeln könnte. Doch hatte diese Haltung weder etwas Feindliches für Frankreich, noch etwas besonders Freundliches für England. Das Interesse Deutschlands verlangt nur die Erhaltung des Friedens, und es ermuthigte England, indem es die anderen zurück zuhalten sich bemühte, nur weil nach seiner Ansicht das Mittel, die Störung zu lokalisiren, darin besteht, die Macht sich mit derselben abgeben zu lassen, welche am direktesten dabei interessirt ist, daß die Ruhe in Egypten gesichert wird. In derselben Art hat Fürst Bismarck sich bemüht, den kleinen Krieg zu ersticken, welcher zwischen der Türkei und Griechenland auszubrechen drohte. Es mag nur ein Funke gewesen sein, aber kluge Leute dulden selbst keinen Funken in der Nähe eines Pulvermagazins." In Oesterreich geht man jetzt den Sozialisten scharf zu Leibe. Während die in der Nacht zum 6. d. M. ver hafteten sechsundzwanzig radikalen Sozialisten sammt den bei ihnen beschlagnahmten Korrespondenzen und Schriften bereits dem Landgerichte eingeliefert worden sind, haben am Abend des vorigen Sonnabend und der folgenden Nacht abermals zahlreiche Hausdurchsuchungen bei Per sonen stattgefundcn, welche der Sicherhcitsbehördc ver dächtig erschienen, daß sie die sozialistische Propaganda „in werkthätiger Weise", das ist durch Gehcimbündelei oder Verbreitung von aufreizenden Flugschriften, befördert hätten. Auch diese polizeilichen Revisionen erstreckten sich auf die verschiedensten Bezirke und Vororte Wiens und fanden dieselben ihren Abschluß mit der Verhaftung von sechs, der „radikalen" Fraktion der Wiener Sozialisten angehörenden Arbeitern. Den nächsten Anlaß zu diesen neuerlichen strengen Maßnahmen hat allem Anscheine nach der Umstand gegeben, daß im Laufe des Sonnabend eine massenhafte Verbreitung von, aus dem Auslande einge schmuggelten Flugschriften stattgcfunden hatte. Dieselben, welche sich „Arbeiter-Manifest" betiteln, wurden nämlich nicht nur in tausenden von Exemplaren in den Arbeits sälen vieler Fabriken und in sonstigen Werkstätten ausge streut, sondern sollen auch unter dem Schutze des abend-
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