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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 09.10.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-10-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-188510090
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18851009
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18851009
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFreiberger Anzeiger und Tageblatt
- Jahr1885
- Monat1885-10
- Tag1885-10-09
- Monat1885-10
- Jahr1885
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 09.10.1885
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der, >l bei uik. nseres , Schwiegn- üglers lfert, :tm für die e und Thvl> ckm. Jnsbe> lichsten Dai! für die litbe- ilrankhntiÄ Worte an ge rn Kirchschnl- :e für die n- dem geehrt« en Schütza- mg, lchtem TrauervwsL ah und M nspenden den kten und dm je zur ewigen !N. lanndsrs, rlafse«t». iferes keinen, igen wirMen freunden und >ank für den auch für die >ber 1W. -ifegerstt. Uhr verfchied r guter Gatte, -chwieanvater, ttWilhel» ce, was wir n und Freu»- rd, hierdurch b. Dresden, !5. terlaffem». itag, Nach- puse, Mühl- Lier. der: OpM»- der großen MdL nquettt. >g der erfolg- nte. ista» v. Moser, ielen Bühnen ,t- I, Direkwr. m 8. Oktober. 20, 127, M ^7. reiveMM^igex und Tageblatt 38. Jahrgang. 7 Freitag, -en 9. Oktober.» 1/» Erscheint jeden Wochentag Abend« '/,7 Uhr für den Ug andern Tag. Preis vierteljährlich 2 Mark 2ü Pf., zweinronatuch 1 M. ÜO Pf. und einmonatltch 7ü Pf. Amtsblatt für die königlichen nnd städtischen Behörden zn Freiberg und Brand. Verantwortlicher Redakteur: Iuliu- Braun in Freiberg. Inserate werden bi« Vormittag I t Uhr angenom- mm und beträgt der Preis für die gespaltene Zelle oder deren Raum 1b Ps- Der Mann -er That. In dem englischen Hafenort Folkestone verschied am vorigen Donnerstag ein Mann im vierundachtzigsten Lebens jahre, der ein halbes Jahrhundert hindurch unermüdlich und mit seltener Energie dahin gestrebt hat, den untersten Schichten der Bevölkerung Englands, den Armen und Elen den, den Ausgestoßenen der Gesellschaft, ein menschenwürdi geres Dasein zu schaffen. Lord Shaftesbury, dessen irdische Mcrrestc in dem englischen Nuhmestempcl der Westminster- Mei eine wohlverdiente Ruhestätte finden, hat das große Verdienst, die Lage von Millionen seiner Landsleute ver bessert zu haben, wenn auch noch heute gar viele Krebs schäden an dem Körper Englands nagen. Als er, damals uoch Lord Ashley genannt, vor fünfzig Jahren in das öffentliche Leben cintrat, erfüllte der Ruhm Willersorces die Welt, der sich um die Bekämpfung der Negersklavcrci hochverdient gemacht hatte. Lord Ashley erkannte ganz richtig, daß cs nicht minder verdienstlich fei, dem europäi schen sllavenlcben entgcgenzutreten, das er in der damals noch völlig unbeschränkt über die Menschenkräftc verfügen de» großen englischen Industrie vorfand. Die Lage und das Schicksal der arbeitenden Bevölkerung in den Fabriks- und Bergwerksdistrikten Englands war damals eine solche, daß man heute eine genaue Schilderung jener Zustände für weit übertrieben halten würde. Frauen im geschwächte sten Zustande, Kinder im zartesten Alter arbeiteten zu jener Zeit m den Fabriken, Werkstätten und Kohlengruben der Black Country und der Midlands. Für eine achtzehn stündige Arbeit voll unmenschlicher Anstrengung wurde ein wahrhaft erbärmlicher Lohn gewährt. Nachdem sich Lord Ashley bei einem persönlichen Besuche jener Fabrik distrikte von diesen entsetzlichen Zuständen überzeugt hatte, kehrte er tiesempört nach London zurück und begann im Parlament, in der Presse und in der Gesellschaft den Kamp gegen diese schauderhaften Mißstände. Die wohlthätigen beschränkenden Gesetzesvorschriften, die wir heute als Fabriks- und Arbeiterschutzgesetzgebung be zeichnen, existirten damals noch nirgends und viele Jahre dauerte es, ehe Lord Ashley-Shaftesbury zu der heutigen Fabriksgesetzgebung den ersten Grund legen konnte, wei sich der Egoismus der Interessen jeder Beschränkung der industriellen Unternehmer schroff entgegenstellte. Der energische Menschenfreund ließ aber nicht nach und hatte schließlich die Genugthuung, die meisten Frauen und Kinder aus den Bergwerken und Kohlengruben herauszubringen, wo ihre Mitarbeit namenlose Greuel erzeugt hatte. Sein Werk waren die Beschränkung des Alters, in welchem Kinder in Fabriken und Gruben zur Arbeit zugelaffen werden dürfen, die Reformen der Frauenarbeit, die Be schränkung der Arbeitszeit für B anner und die Abschaffung des Trucksystems. Unter seiner Anregung fing man in London an, die Massenarmuth und die Massenverbrechen an der Quelle zu fassen und einzudämmen und die zahllosen Ausgeworfenen, welche in elenden Höhlen ein Dasein von Laster und Elend führten, wieder zu Menschen zu machen. Noch vor vierzig Jahren hausten Tausende von Männern, Weibern und Kindern in London in lüft- und lichtlosen, vor Schmutz starrenden Schlupfwinkeln, in welche kein Konstabler einzu dringen wagte. Dazu hatte aber Lord Shaftesbury den Muth und seiner Beredsamkeit und Milde gelang es, die Bewohner jener Stätten des Elends dahin zu bringen, daß sie wenigstens zunächst die Entfernung ihrer Kinder zuließen, für welche der neugegründete Londoner Verein der »kaggell sebools" Sorge trug. In diesen sogenannten .Lumpenschulen" wurden die von der Menschheit aufgegebenen Kleinen gekleidet, unterrichtet und dann trug man für ih weiteres Fortkommen Sorge. Lord Shaftesbury konn am Abend seines Lebens auf dreihunderttausend Kinder zurückblicken, die durch die Erziehungsanstalten für zerlumpte und verwahrloste Kinder emporgehoben und zu einem nützlichen und zufriedenen Dasein gerettet worden waren Er stiftete ferner Besserungshäuser, Zufluchtsstätten fü Gefallene und Logirhäuser für die ärmsten Proletarier. Er verwandelte die jugendlichen Straßen-Vagabundcn in Schuhputzer, so daß die Knaben auf ehrliche Weise ihr Brot verdienten und sich schließlich ganz gesittet benahmen. Um aber auch das Loos der' unter den mißlichen Wohnungsverhältnissen Londons schwer leidenden besserge stellten arbeitenden Klassen zu erleichtern, gründete Lord Shaftes- bury m Verein mit anderen Menschenfreunden Muster-Arbeiter ¬ häuser, und schaffte dem Handwerker, statt der bisherigen ounllen Stuben in engen Stadtvierteln, die Möglichkeit eines nach und nach zu erlangenden freundlichen eigenen I Häuschens, dessen Erwerb auch nicht mehr kostete als diel rüherc Miethe. Das von Shaftesbury angeregte Gesetz über Verbergen und Schlafstellen nannte der bekannte Schrift eller Charles Dickens das beste Gesetz, das je gegeben worden sei, ein Lob, das um so werthvoller ist, als gerade Dickens im „Oliver Twist" und in den „Weihnachtsmärchen" die falsche heuchlerische Wohlthätigkeit unbarmherzig ge geißelt und in „Klein Dorrit" das Elend der Londoner Micthskasernen mit photographischer Treue geschildert hatte. Freilich dauerte es lange, ehe Lord Shaftesbury auch bei den kirchlichen Freisinnigen Anerkennung fand, da ihm diese seiner frommen Gesinnung wegen mißtrauten und ihn den englischen Laienpapst nannten, weil er als Schwiegersohn Lord Palmerstons einey sehr großen Einfluß auf die Er nennung der Bischöfe ausübte und als Präsident der „Exeter Hall" und als Vorsitzender unzähliger kirchlicher und Wohlthätigkeitsvercine auch viele andere Angelegen heiten der Staatskirche beeinflußte. Wäre aber Lord Shaftesbury nur der orthodoxe Pietist gewesen, für den man ihn anfangs in kirchlich-frei sinnigen Kreisen vielfach ausgab, dann hätte er nicht als Liberaler seinen Sitz im englischen Unterhause aufgegcben, nur um nicht für die Aufrechterhaltung der Kornzölle stimmen zu müssen, dann würde er nicht später sich so ent schieden gegen die Katholisirung der englischen Hochkirche und gegen die antisemitische Bewegung geäußert haben. Ihm war es immer in erster Linie um den Kampf gegen Noth, Sittenlosigkeit und Verbrechen zu thun, der ihm gar keine Zeit ließ, sich mit theologischen Streitfragen zu be schäftigen, weshalb er in Glaubenssachen treu und fest bei dem Glauben seiner Jugend stehen blieb, ohne weiter nach zugrübeln. Schließlich sah man doch allgemein ein, daß seine orthodoxe Glaubensauffassung den Werth seiner menschenfreundlichen Thaten und edlen nützlichen Schöpfungen nicht vermindern könne, wenn man deshalb auch weit davon entfernt war, der Behauptung der Altgläubigen zuzustimmen, daß nur in ihren Kreisen ein derartiger herrlicher Opfer- muth möglich sei. Wir haben ähnliche Erscheinungen in Deutschland genug, wo durchaus freisinnige Männer dem von dem frommen Pastor von Bodelschwingh zuerst in's System gebrachten Kampf gegen das Vagabundenthum ihren Beifall zollten und gerade jetzt in ganz Deutschland die Anlegung der „Arbeiterkolonien" aus voller Ueber- zeugung fördern. Dabei zeigt sich ganz besonders die nie genug betonte Nothwendigkcit, die Person von der Sache zu trennen. Lord Shaftesbury hatte außerdem das be sondere Verdienst, daß er niemals seine Person in den Vordergrund schob, trotzdem fast alle sozialen Reformen der letzten fünfzig Jahre von ihm angeregt worden sind und seine Bestrebungen auch für die Sozialreformen in Deutsch land und anderwärts vielfach als Vorbild dienten. Als ihm vor einem Jahre die Londoner City das Ehrenbürger recht verlieh, wies er mit Stolz darauf hin, daß die Zu stände der Armen zwar noch viel zu wünschen übrig lassen, aber nicht mit denen vor fünfzig Jahren zu vergleichen seien. Daß er selbst zu den meisten Verbesserungen die Veranlassung gegeben, verschwieg er mit edler Bescheiden heit. Ein derartrger Mann, der so Großes für die Aermsten gewirkt hat, gehört der ganzen Menschheit an, nicht einer einzelnen Partei; er kann das Wort unmöglich überschätzt haben, denn das Denkmal in der Westminster-Abtei könnte keine würdigere Inschrift finden als Goethe's Wort: „Im Anfang war die That!" Tagesschau. Freiberg, den 8. Oktober. In den deutschen Blättern wird der überraschende Aus fall der französischen Kammerwahlen als ein sehr ernster Zwischenfall angesehen, sonst aber sehr verschiedenartig beur- theilt. Die „Nordd. Allg. Ztg." schreibt, das jetzige Volks urtheil bilde noch keine augenblickliche Gefahr für den Bestand der Republik, könne sogar zu erneuerter Kräftigung derselben führen, wenn es die herrschenden Parteien dazu bewege, ihre ehrgeizigen Gelüste zu zügeln und mehr aus die Förderung des Gemeinwohles als auf Partei-Interessen zu sehen. Da gegen erwägt die „Tägliche Rundschau" bereits die Möglich keit des Zusammenbruchs des freistaatlichen Systems in Frank reich und meint, es wäre sehr zweifelhaft, ob cs für Deutsch land erwünscht und heilsam wäre, wenn die Republik durch die Unfähigkeit ihrer Parteigänger immer mehr in Mißkredit geriethe und es den Monarchisten, d. h. also der einzig möglichen Gruppe der Orlcanisten, gelinge, sich als die Retter der Zu ¬ kunst dem Volke zu empfehlen. Wenn Deutschland von der sranzösischen Republik nur großsprecherische Gauklerkünste zu besorgen habe, würde nach Ansicht des genannten Blattes mit dem Auskommen der Monarchie auch sofort die Wiederver geltungsfrage in ernste Erwägung genommen werden. Ganz entgegengesetzt lauter das wahrscheinlich viel zu weit gehende ckrtheil der „Köln. Ztg.", welches dieselbe in der folgenden chroffen Weise abgiebt: „Das Land ist des Treibens dieser Jndustrieritter müde und zieht eine anständige Monarchie — ie sei, welche sie wolle — einer rohen, lärmsüchtigen und ohn mächtigen Journalistenrepublik vor. Man muß das alte, ko kette und liebenswürdige Paris mit dem heutigen schmutzigen und pöbelhaften Paris verglichen haben, um zu begreifen, mit welchem Ekel die ruhigen Leute im Lande die Zustände in der Hauptstadt ansehen, und zu verstehen, daß man unter allen Umständen mit dem Effendithum an der Seine ausräumen wollte, um sich endlich einmal wieder von achtungswerthen Leuten regieren zu lassen, nicht von einem Ring von Leuten meist dunkler Herkunft, die ein paar Leitartikel geschrieben haben, um ihre politische Befähigung nachzuweisen, und dann politischen Einfluß und allzuhäufig auch politische Acmter aus üben, um sich ein Vermögen zu erwerben, zu dem ihnen sonst kein Weg offen war." Die für den Weltfrieden so bedrohliche bulgarisch-ostrume- lische Frage, deren ernste Bedeutung erst in den letzten Tagen von den Organen der deutschen Reichsregierung hervorgehoben wurde, ist durch einen klugen Entschluß in ein neues Stadium gelangt. Die Pforte hat ihre Bereitwilligkeit erklärt, den Fürsten Alexander von Bulgarien als Generalgouverneur von Ostrumelien und damit die angcsirebte bulgarische Union indirekt anzuerkennen. Um so energischer werden aber nun die Groß mächte den Ansprüchen der andern Staaten der Balkanhalbinsel entgegentrcten. Gegen Griechenland ist eine internationale Flottendemonstration bereits in vollem Gange und ebenso dürften Maßregeln vereinbart werden, um Serbien vor un klugen Schritten zu bewahren. Die deutsche Regierung dürfte Zumeist dazu beigetragcn haben, daß nur die bulgarische Union, aber keine weitere Veränderung der Verhältnisse aus der Balkanhalbinsel von den Mächten geduldet wird. Die von >er Botschafter-Konferenz in Konstantinopel abgesaßte und an ämmtliche Großmächte abgesandte Deklaration verurtheilt die vollzogene Thatsache, welche der Fürst von Bulgarien geschaffen hat, und stellt es als Pflicht Europas hin, durch ein einmüthiges Vorgehen die Wiederholung solcher Auflehnung gegen die be- iegelten Beschlüsse des europäischen Areopags unmöglich zu machen. Damit wird mit ziemlich deutlicher Anspielung auf die anderen kleinen Balkanstaaten und ihre Ansprüche den Wünschen und Ausglcichssorderungen, die sich in Belgrad und Athen und sonstwo an die Oeffentlichkeit gewagt haben, das Todesurtheil gesprochen. Wie die „Braunschweiger Landeszeitung" schreibt, soll zum 19. d. M. der braunschweigische Landtag einberufcn werden, und es steht zweifellos zu erwarten, daß die Wahl eines Regenten dessen Aufgabe sein wird. „Einen folgenschwereren Beschluß", heißt cs in diesem Artikel, „hat noch kein Landtag zu fassen gehabt, und es ist nur natürlich, daß eine bange Erwartung in diesen, der Entscheidung vorhergehenden Tagen das Land durchzittert. Wenn auch an der Erhaltung der Selbständigkeit unseres Herzogthums nach dem gegebenen Kaiser worte nicht zu zweifeln ist, so hängt doch von der jetzt zu treffenden Entscheidung unendlich viel für das Heil unseres Landes ab. Wie uns von wohlunterrichteter Seite aus Berlin berichtet wird, haben die zwischen dem Regentschastsrathe und der Reichsregierung gepflogenen Verhandlungen dahin geführt, daß mit Zustimmung Sr. Majestät des Kaisers der Prinz Albrecht von Preußen dem braunschweigischen Landtage zum Regenten vorgeschlagen werden soll." Unser Kaiser verlieh dem Komodore-Kapitän zur See, Panschen, der bekanntlich das deutsche Geschwader kommandirte, welches den Sultan von Zanzibar zur Einsicht brachte, den Charakter eines Kontre-Admirals. Die Nachrichten, wonach in Oesterreich-Ungarn Vorkehrungen zur Truppenmobilisirung und zur Ausrüstung von Kriegsschiffen getroffen werden, entbehren nach einer offiziösen Notiz jeder Begründung. — Im österreichischen Abgeordnetenhause interpellirte die Linke die Regierung über ihre künftige Haltung gegenüber den nationalen Kämpfen in Böhmen. Der Czechenführer Rieger interpellirte gleichfalls wegen der Exzeße in Böhmen und fragte, welche Maßregeln die Regierung zu unternehmen gedenke, um den ungestörten Verkehr beider Nationalitäten zu sichern Die Regierung legte dem Abgeordnetcnhause einen Gesetzentwurf vor, betreffend die Verlängerung der zeitweiligen Einstellung der Schwurgerichte
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