Suche löschen...
Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 30.10.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-10-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-188510301
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18851030
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18851030
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFreiberger Anzeiger und Tageblatt
- Jahr1885
- Monat1885-10
- Tag1885-10-30
- Monat1885-10
- Jahr1885
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 30.10.1885
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
"WWWW^ ä- 253 BergerM^^ md Tageblatt. Amtsblatt für die königlichen nnd städttschen Behörden zn Freiberg nnd Brand. Leranttoottlich« Redakteur: Iuliu» Braun iu Freiberg. Erscheint jeden Wochentag Abend» r/«7 Uhr für den "ü Inserate werden bi» Bormitlag 11 Uhr angawm- 8 , andern Tag. Preis vierteljährlich 2 Mark 2d Pf., u ll El und beträgt der Preis sür die gespaltene Zeil« 8 1 AHFHLH * zweimonatüch 1 M. 50 Ps. und eimrwnatlich 7b Pf. g oder deren Raum 1d Pf. Nachbestellungen Ulf die Monate November und Dezember Verven z«m Preise von t Mk. 50 Pfg. von allen kaiserlichen Postanstatten sowie von den be kannten Ausgabestellen und der unterzeichneten Spedition angenommen. Expedition des Freiberger Anzeiger. Landtag und Reichstag. Die Landtage der deutschen Einzclstaaten sind theils schon versammelt, theils steht ihre Eröffnung nahe bevor, so daß ihr gleichzeitiges Tagen mit dem deutschen Reichs- lazc, der zum 19. November cinbcrufcn wird, unvermeidlich scheint. In München ist die parlamen- tmjche Arbeit in der bairischen Abgeordnetenkammer schon im lebhaftesten Flusse und zeigt sich dort abermals der bekannte Dieb, Dinge zu behandeln, die eigentlich vor dos Forum der deutschen Bolksvcrlretung gehören. Der Ausfall der badischen Landtagswahlen, welcher die liberale Richtung begünstigte und einen wesentlichen Rückgang des Klerilalismus aufwies, entspricht durchaus den Wünschen der liberalen badischen Regierung, welcher auf diese Weise an der Kammermehrheit eine feste Stütze gesichert ist. Venn auch in anderer Richtung, kann doch auch in dem demnächst wieder zusammentretcndcn sächsischen Landtage die Regierung auf eine starke freundlich gesinnte Mehrheit rechnen, an der alle Versuche einzelner sozialdemokratischer Abgeordneter, die Verhandlungen aus dem gewohnten ruhigen Geleise zu bringen, scheitern würden. Es läßt sich deshalb eine glatte Erledigung des Etats erwarten und die in Aussicht stehenden neuen Vorlagen, darunter angeblich eine, welche die allzusehr vermehrten wilden Tauben für vogelfrei erklärt, dürften kaum einen heftigen Strom der Parteileidenschaften entfesseln. Größeres Interesse werden voraussichtlich wieder die Eisenbahn-Vorlagen erwecken, da es für einzelne bisher noch ohne Bahnverbindung gebliebene sächsische Städte (z. B. für unsere freundliche Nachbarstadt Brand) geradezu zur Lebensfrage geworden ist, in das Bahnnetz cinbezogen zu werden, was bei dem so bewährten System der Sckundärbahnen sich doch mehr und mehr Möglichen lassen sollte. Die friedliche und ohne rhetori schen Aufwand bewerkstelligte parlamentarische Arbeit in dm meisten Einzellandtagen ist durchaus nicht zu unter schätzen, da dieselbe wesentlich auf den Verlauf der Be- rathungen des deutschen Reichstages zurückwirkt, dessen Kompetenz dadurch entschieden scharf begrenzt wird. Die Wechselbeziehungen der Parlamente beruhen sowohl auf den analogen Partciverhältnissen, als auch auf der weitgehenden Rücksicht, welche die Finanzwirthschaft des Reiches auf diejenige der Einzelstaaten nehmen muß. Es wäre iin In teresse der Letzteren herzlich zu wünschen, daß sich die Voraussetzungen des jetzt dem deutschen Bundesrath vor liegenden Rcichshaushaltetats erfüllten und die Auszahlung der Rcichsstcuer-Ueberschüsse an die Einzelstaaten die er wartete Höhe erreichte. Wenn das Resultat der Erleichterung, welche bei der wiederholten Erhöhung der indirekten Reichssteuern den Einzelstaaten zugedacht und versprochen worden ist, bisher hinter den Erwartungen zurückbleibt, so darf man nicht vergessen, daß das Reich unter einer Depression der wirth- schaftlichcn Verhältnisse leidet, welche sich in der neuesten Zeit in allen Kulturstaaten der Welt fühlbar macht. Zur Behebung dieser wirthschaftlichen Depression kann selbst die Volksvertretung des größten und führenden deutschen Bundesstaates, das preußische Abgeordnetenhaus, nur wenig beitragen. Dasselbe ist vielmehr bei der Verbesserunc des preußischen Finanz- und Steuerwesens und bei der nothwendigen Hebung der gedrückten Lage von Handel und Industrie fast mehr wie mancher andere deutsche Landtag auf den Beistand des deutschen Reichstages angewiesen. Das Reich sucht die Lösung der schwebenden ernsten Fragen auf der Bahn der Schutz- und Finanzzölle. Es ist jetzt müssig zu untersuchen, ob dieser Weg der richtigste ist oder nicht. Wir sind auf diesem Pfade schon so weit vorge drungen, daß eine Umkehr unmöglich scheint; übrigens sind die bisher gewonnenen Resultate solche, daß die Behauptung, die ganze Wirthschaftspolitik des Reichskanzlers sei verkehrt, immer seltener gehört wird. Ein abschließendes Urtheil wird sich darüber erst in einigen Jahren fällen lassen. Bewährt sich das sprichwörtliche Glück des Reichskanzlers, mdem gute deutsche Ernten bei geringerer Zufuhr von Außen die Landwirthschaft wieder kaufkräftig machen, indem die deutsche Kolonialpolitik der Industrie einen erweiterten Export ermöglicht und indem ein Fortbestehen der amerikanischen Blandbill bei Einschränkung der Silber- Produktion und Abfluß des Silbergeldes nach Asien den Werth unserer Mctallschätze wieder steigert — dann dürfte das Urtheil ganz anders lauten und der Erfolg das Werk krönen. Nachdem mit der Börsensteuer der ernste Versuch ge macht worden ist, auch den Uebergang des mobilen Kapitals für den Staat nutzbar zu machen, dürfte mancher der Steuergesetzgebung des Reiches gemachte Vorwurf ver stummen. Eine Steuergesetzgebung, mit der alle Ange hörigen des Staates zufrieden wären, wird aber niemals beschafft werden können. Es wird immer als eine unan genehme Nothwendigkeit empfunden werden, Steuern zu bezahlen und deshalb wird keine neue Steuer, sei sie eine direkte oder indirekte, mit allgemeiner Freude begrüßt wer den. Wer aber in einem wohlgeordneten Staate leben und sich der Segnungen der Gesetze erfreuen will, muß auch dazu beitragen, daß das Staatswesen seinen ersprießlichen Fortgang nehmen könne. Umsonst kann Niemand einen zesichertcn Raum im Staatsgebäude beanspruchen, als der Mig Mittellose, da der Staat nichts besitzt, als was ihm eine'Angehörigen darreichen. Natürlich muß die Verthei- ung der Lasten eine gerechte und relativ gleichmäßige sein, indem sie die minder Steuerkräftigen durch die indirekten Steuern auf minder empfindliche Weise zu den Staats lasten beitragen läßt, die Wohlhabenderen aber zur direkten Steuerzahlung veranlaßt, ohne ihnen den Aufenthalt im Reich und die Lust an den sür die Arbeiterwelt so hoch wichtigen industriellen und landwirthschaftlichen Unter nehmungen gründlich zu verleiden. Bei der Lösung dieser Fragen müssen der Reichstag und die Einzellandtage Hand in Hand gehen und an der Geneigtheit hierzu ist bei dem guten Willen der deutschen Volksvertreter nicht zu zweifeln. Die Fürsorge sür diejenigen Mitbürger, welche den här testen Kampf um's Dasein kämpfen, hat der deutsche Reichstag ernsthaft in die Hand genommen und zunächst zu Gunsten der Unbemittelten die Krankenkassen und die Unfallversicherung geschaffen, deren Segen erst später voll erkannt werden kann. Der moderne Staat sucht die Aufgabe zu lösen, den Ar beitern bei etwaigen Unfällen oder Krankheiten eine hin reichende Hilfe zu sichern, die kein erniedrigendes Almosen ist, sondern eine rechtzeitige Darbietung des Staates, der selbst von Allen erhalten, wiederum Alle zu erhalten sucht. Bei der Krankenkassenversicherung zahlt der Arbeiter selbst einen mäßigen Beitrag, während zur Unfallversicherung die Industrie beiträgt, welche auf die menschliche Arbeitskraft angewiesen ist. Die an die Industrie gerade in so schwerer Zeit gestellten erhöhten Anforderungen können aber nur erfüllt werden, wenn das Absatzgebiet der deutschen Waaren wesentlich erweitert wird. Dazu soll die Kolonialpolitik dienen, von der sich hoffen läßt, daß sie im Laufe der Jahre weiten Gebieten des Handels nützlich sein werde. Wenn manche Leute meinen, man könne mit fremden Ländern Handel treiben, ohne daß das Reich eigene Kolonien besitze, so weisen sic damit den deutschen Expor teuren die Stellung der Hausirer an. Wenn der deutsche Handel eine dauernde Grundlage haben und den Volks wohlstand vermehren soll, so muß er einen nationalen Charakter tragen. Der deutsche Reichstag wird in der nächsten Session auch über die Verhältnisse des Heeres und der Marine zu entscheiden haben, da wahrscheinlich die Frage eines neuen Militärseptennats zur Verhandlung gelangt. Die Entscheidung wird, davon ist man im Voraus überzeugt, eine solche sein, welche den Erwartungen der Reichsregierung entspricht und volles Vertrauen zu der bisherigen Verwaltung des für den Schutz des deutschen Nationalwohlstandes so nützlichen deutschen Heerwesens bekundet. Ob die Bewilligung der Heerespräsenz auf weitere sieben Jahre vom deutschen Reichstage ohne voraus gehende lange parlamentarische Kämpfe erfolgt, das wird freilich wesentlich von dem Ausfall der preußischen Land tagswahlen abhängen, welcher den Muth der prinzipiellen Opposition entweder kräftigen oder brechen wird. Tagesschau. Freiberg, den 29. Oktober. Der deutsche Kaiser empfing vorgestern den Grafen von Zielen-Schwerin, der ihm das Buch über den Reitergeneral Friedrich des Großen, v. Zielen, aus Anlaß des bevorstehenden hundertsten Todesjahres desselben, überreichte und von dem Monarchen zum Diner gezogen wurde, an welchem auch sämmtlichc preußische Obcrpräsidenten, soweit dieselben Mit glieder der evangelischen Gcncralsynode sind, Theil nahmen. — Prinz Albrecht von Preußen reiste von Berlin nach Schloß Kamenz zurück, trifft aber am Sonnabend mit seiner Gemahlin wieder in Berlin ein, um sich von dort aus zu dem am 2. Noveniber stattfindcnden feierlichen Einzug nach Braunschweig zu begeben. Der Prinz wird das Kommando über das 10. Armeekorps nur so lange behalten, bis die kaiserliche Entscheidung über einen geeigneten Nachfolger erfolgt ist. Sodann erhält der Prinz die dritte Armee-Inspektion, welche durch den Tod des Prinzen Friedrich Karl erledigt ist. Es umfaßt diese Inspektion bekanntlich das 7., 8. und 10. Armeekorps. — Dem braunschweigischen Landtage theilte gestern der Staatsminister Graf Görtz-Wrisberg mit, daß bei der Audienz in Kamenz das Schreiben des RegentichaftsratheS überreicht wurde, in welchem Prinz Albrecht von Preußen gebeten wird, die auf ihn gefallene Wahl zum Regenten Braunschweigs anzunehmen und unter Uebernahme der Regie rung die »ach dem Grundgesetze des Landes von 1832 er forderlichen Maßregeln anzuordnen. Er, der Minister, habe hierbei eine Ansprache gehalten, deren Schluß lautete: „Ew. k. Hoheit wollen mir gnädigst gestatten, hier im Namen der Deputation, im Namen des Regentschaftraths und der Landes versammlung auszusprechen, daß das ganze Land durch die Annahme der Wahl seitens Ew. k. Hoheit beglückt ist und sich zum tiefen Dank verpflichtet fühlen wird und daß Ew. k. Hoheit mit dem vollsten Vertrauen auf hochderen segensreiche Regierung freudigst begrüßt werden wird. Das walte Gott!" Der Prinz habe darauf tiefbewegt etwa Folgendes erwiedert: „Das Vertrauen, welche die Landesversammlung durch seine Wahl in ihn gesetzt habe, gereiche ihm in hohem Grade zur Befriedigung. Die Einstimmigkeit, mit welcher die Wahl erfolgte, habe ihn hocherfreut. Er nehme dieselbe an in dem Bewußtsein, damit dem Wunsche Sr. Maj. des Kaisers zu entsprechen, allerhöchstdeffen Wunsch für ihn Befehl sei. Er werde baldigst das verfassungsmäßige Patent über den Antritt seiner Regierung erlassen und hoffe, daß ihm Gott die Kraft verleihen werde, die Regierung des Landes im Geiste de» hochseligen Herzogs zum Wohle und Segen des Landes zu führen." Die Deputation wurde fodann der Frau Prinzessin Albrecht vorgestellt, welche bemerkte, daß ihr Gemahl sowohl, als auch sie selbst die ihnen gestellte Aufgabe vollkommen zu würdigen wüßten und daß sie Beide bestrebt sein würden, ihre Pflicht in vollem Maße nach jeder Richtung hin zu erfüllen. Der Minister schloß: „So wäre also dieser Theil der Ausgabe des Regentschastsraths und der Landesversammlung in Bezug auf die Führung der Regierung erledigt und ich kann die feste Ueberzeugung aussprechen, daß nach Allem, was ich auf dieser bedeutungsvollen Reise gehört und erfahren habe, das Land eine Wahl getroffen hat zu seinem Segen und Heile. Ich bitte sodann, daß auch die geehrte Versammlung Sr. k. Hoheit mit vollem Vertrauen entgegenkommen möge." Präsident v. Veltheim forderte die Versammlung auf, mit ihm in den Ruf einzustimmen: „Se. k. Hoh. Prinz Albrecht von Preußen, der demnächstige Regent des Herzogthums Braunschweig, lebe hoch!" Die im Saale Anwesenden erhoben sich und brachten ein dreimaliges enthusia stisches Hoch auf den Prinzen Albrecht aus, in welches auch die Zuhörer auf den Tribünen einstimmten. Hierauf wurde die Sitzung geschlossen. Anläßlich der heute inBerlin stattfindenden zweihundert- jährigen Jubelfeier der dortigen französischen Kolonie wurde schon gestern Mittag auf dem Platze vor dem Hospital der „Resugios" ein in Bronze gegoßenes Denkmal Kalvin's enthüllt. Nach einem Choralgesang hielt der Rechtsanwalt d'HargenS die Festrede, in welcher er der Aufnahme der vertriebenen Hugenotten durch den Großen Kurfürsten gedachte und den Reformator Kalvin feierte. Der Prediger Neßler übernahm das Denkmal namens der Verwaltung der französischen Kolonie und brachte dann ein dreifaches, begeistert aufgenommenes Hoch auf Se. Maj. den Kaiser aus. Ein abermaliger Choralgesang bildete den Schluß der erhebenden Feier. — Die in:Bremen versammelte evangelische Missionskonferenz beschloß eine Er klärung an das deutsche Volk und einen Antrag an das Aus wärtige Amt zu richten, um die Einschränkung des Brannt- weinverkaufs an die Eingeborenen der deutschen Kolonien zu veranlassen. Sodann wurde in einer eingehenden, die ganze Sitzung ausfüllenden Besprechung die Besetzung der deutschen Schutzgebiete durch deutsche Missionäre erörtert, vornehmlich eine baldige Miss»» nach Kamerun in Aussicht genommen. Ueber katholische Missionen in Kamerun bringt die „Germania" die eigenthiimliche, noch sehr der Bestätigung bedürfende Mit- theilung, daß der deutsche Admiral solche ausdrücklich gewünscht habe. Darauf hätte der Obere der Station von Gabun, Pater Stoffel, in deutscher Sprache gemeldet: „Wohlan, Herr Admiral! Nur müßte man uns in Kamerun schließlich nicht das nämliche Schicksal bereiten, wie in Deutschland!" L. Stoffel ist nämlich eines der Opfer des deutschen Kulturkampfes und befand sich
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite