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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 13.02.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-02-13
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-188502138
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18850213
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18850213
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFreiberger Anzeiger und Tageblatt
- Jahr1885
- Monat1885-02
- Tag1885-02-13
- Monat1885-02
- Jahr1885
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 13.02.1885
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M- TagMM Amtsblatt für die kömglicheu und städttschen Bthördea zu Freiberg und Braud. Benmtvortlicher Redaktrm: Julius Brau« i« Freiberg. Erscheint jeden Wochentag Abend« V,7 llhr sürdar Ü ii Inserate »erden bis Bormtttog 11 Uhr angrn»m- Freitag, Seu 13. Februar. ! Gordons Tod. Der eigentliche Hauptzweck der von dem General, Wolfeley befehligten englischen Expedition nach dem Sudan, den heldenmüthigen Vertheidiger Khartums zu befreien, ist verfehlt — General Gordon ist toot. Wenn schon die am M. Januar d. I. erfolgte Eroberung der so lange vergebens belagerten Stadt durch die sudanesischen Rebellen als ein Mmmer Fehlschlag für England erschien, so bedeutet die Ermordung Gordons doch noch weit mehr. So wenig die Engländer der Neuzeit trotz der von ihnen geführten Kriege str eine militärische Nation gelten können, sind dieselben doch stolz darauf, in den Reihen ihrer Armee einzelne hkldenmüthiae Charaktere zu besitzen, deren Jdealgestalten von der flachen und materiellen Umgebung sich nur m so bedeutender abheben. Gerade der etwas abenteuer liche Zug, der vielen dieser modernen Heroen anhaftet, ver- W ihnen in den Augen ihrer Landsleute einen besonderen Reiz und läßt sie als die lebendige Verkörperung jenes nationalen Selbstgefühls erscheinen, dem England seine früheren alänzenden Erfolge in den fernsten Welttheilen in erster Linie verdankt. An Männer wie Hicks Pascha, Baker Pascha, Oberst Burnaby und General Gordon läßt sich freilich der strengmllitärische deutsche Maßstab nicht anlegen. Verwegenheit, Selbstgefühl und Genie ersetzten bei diesen englischen Offizieren die Eigenschaften, welche den deutschen Soldaten zieren: das strenge Pflichtbewußtsein, den uner- nüdlichen Fleiß und die säst unfehlbare Zuverlässigkeit. Zwischen dem ebenfalls im Kampfe mit den Sudanesen ge fallenen ehemaligen Oberst Hicks und dem jetzt in Khartum gebliebenen General Gordon zeigte sich eine nahe Geistes verwandtschaft. Beide, ursprünglich der englischen Garde angehörig, vertrugen auf die Dauer den schlichten soldati schen Dienst im Frieden nicht; Beide ergriffen jede Gelegen heit, in fernen Ländern gefährliche Abenteuer aufzusuchen wd sich dabei auszuzeichnen; Beide kamen aus gefährlichen Kämpfen aus Ostasien heil zurück, um in Afrika endlich, kidrückt von der Masse der fanatischen Rebellen, den Heldentod zu finden. In Beiden lebte der höchste englische Mtionalstolz, der ihnen gleichsam das Gefühl der Ünver- Lundbarleit einflößte. Sie waren noch durchdrungen von dm Traditionen der großen Zeit Englands, wo man einen tinzelnen Bürger dieses Staates überall für ebenso unan tastbar hielt, wie den römischen Bürger zur Zeit der Welt herrschaft Roms. Nur diese Gesinnung macht es erklärlich, daß General Gordon es vor einem Jahr im Auftrage des englischen Ministerpräsidenten Gladstone übernahm, mit nur wenigen Begleitern nach dem empörten Sudan vorzudringen und sich schließlich nach Khartum zu werfen, dessen Verthcidigung ihn so berühmt machte. Gladstone wußte genau, wen er mit einer so gefährlichen Mission beauftragte; er wird aber jetzt auch das Mißglücken der letzteren vor feinen tiefbekümmerten Landsleuten zu verantworten haben. Gordon verstand den Verkehr mit barbarischen Horden besser als irgend ein anderer englischer Offizier. Am 28. Januar 1833 in Woolwich geboren, wurde er von seinem Vater, dem General- Lieutenant Gordon, ebenfalls für den Soldatenstand be stimmt, und besuchte die Militär-Akademie seiner Vaterstadt, die er 1852 als Lieutenant verließ. Im Krimkriege wurde er Premier-Lieutenant. Als Kapitän machte Gordon 1860 den Feldzug in China mit, war beim Angriff auf Peking zugegen und verblieb daselbst auch nach dem Friedensschlüsse, um das Land kennen zu lernen. Bereits 1863 hatte Gor don einen „Mahdi" zu bekämpfen, nämlich einen chinesischen „Schulmeister", der den Taiping-Ausstand entflammte. Der selbe gab sich ebenfalls für einen Propheten aus und war Mt seinen fanatischen Horden der Schrecken der friedlichen Bevölkerung. Unfähig, diese Bewegung selbst zu unter- dnicken, wendete sich die Kaiserin an die englische Regierung M der Bitte, ihr einen britischen Offizier als Führer für die chinesischen Truppen zu senden. Gordon, damals Major, übernahm das Oberkommando. Der junge Feldherr stand stets wi dichtesten Kampfgewühl unbewaffnet und feuerte seine Sol daten an, und trotzdem er sich den größten Gefahren aussetzte, Murde er nie ernstlich verletzt, so daß die Chinesen meinten, Gordon sä „kugelfest". 1877 trat er mit Erlaubniß der britischen Re gierung in die Dienste des Khedive. Derselbe machte ihn M Pascha und General-Gouverneur des ganzen Sudan. Binnen Kurzem hatte sich Gordon die Zuneigung und abergläubische Verehrung der Eingeborenen erworben, den zesährlichcn Aufstand der Söhne Zibcr Paschas in Darfur niedergeworfen, wobei drei Söhne des „Sklavensultans" Zibcr erschlagen wurden, und friedliche Verhältnisse zwischen Abyssmien und Egypten hergestellt. Von Gessi Pascha und Giegler unterstützt, unterdrückte er mit eiserner Hand den Sklavenhandel, sah indeß bald ein. daß er denselben nicht gänzlich werde ausrotten können. Nach einem kurzen Kom mando in St. Mauritius wurde er Generalmajor und nach England berufen. Einer Auffordemng der Regierung der Kapkolonie folgend, begab er sich 1882 dorthin, konnte in- dcß sein Gewissen mit seiner Thätigkeit nicht in Einklang bringen, besonders in Bezug auf das Vorgehen gegen Bafuto-Land, und legte seine Stellung nieder. Im Jahre 1883 bot die internationale afrikanische Gesellschaft ihm in ihren Niederlassungen am Kongostrome einen hohen Posten an. Die Ünterhandlungen waren schon ziemlich weit gediehen, als Gladstone den General Gordon auffor derte, lieber seinem eigenen Vaterlande durch Uebernahme eines schweren Auftrages einen bedeutenden patriotischen Dienst zu leisten. Unzufrieden mit dem ganzen Gang der Dinge in Egypten und völlig abgeneigt, englische Soldaten Brust an Brust mit den unzuverlässigen egyptischen Söldlingen nutzlos ihr Blut im Kampfe mit den Aufständischen im Sudan ver spritzen zu lassen, hoffte Gladstone auf eine Verständigung mit dem Mahdi. Die Wiedereroberung des Sudans für Egypten hielt der leitende englische Staatsmann mit Recht für ebenso fruchtlos als schwer durchführbar, dagegen schien es ihm möglich, die einzelnen Schecks der empörten StämnW durch Bestechung, den Mahdi selbst durch das Angebot der Anerkennung als Emir von Kordofan zu gewinnen. Mit dieser zwiefachen Aufgabe betraut, mit reichen Schätzen be laden und deshalb durch die Raubgier der Araber doppelt gefährdet, zog Gordon mit' wenigen Begleitern unverzagt durch die Wüsteneien Oberegyptens nach dem Sudan. Wirklich gelang es ihm mittelst der englischen Goldpfunde und seines früher errungenen Ansehens einzelne Stämme für sich zu gewinnen und sich schließlich in Khartum fest zusetzen, wo er mit großem Organisationstalent eine eigen- thümliche Herrschaft etablirte. Mit dem fanatischen suda nesischen Propheten selbst, dem Mahdi, wußte jedoch Gordon nichts anzufangen, weil dessen Anforderungen sich nicht auf das angebotene Sultanat beschränkten, sondern auf ein viel weitergehendes halb sozialdemokratisches halb priesterherr- schaflllches Programm hinausliefen, Jeder Unterhandlungs versuch hatte die Aufforderung an Gordon zur Folge, selbst sofort zum Islam überzutreten und sich dem Heer des Mahdi als Parteigänger anzuschließen. Mit großer Klugheit setzte Gordon die Verhandlungen trotzdem fort, befestigte indessen Khartum und besonders den von ihm selbst bewohnten Gouvernementspalast und harrte mit Zuversicht auf Entsatz durch ein englisches Heer. Um bis dahin Zeit zu gewinnen, trug Gordon den lokalen Verhältnissen diplomatisch Rechnung und billigte ausdrück lich den früher so heftig bekämpften Sklavenhandel, dessen Unterdrückung so viele Stämme zur Empörung getrieben hatte. Durch Umpanzerunq starker Nilbovte wußte er sich die Möglichkeit größerer Ausfälle zur Verproviantirung offen zu halten, im Laufe des Sommers einzelne Abthei- lungen der Rebellen zu besiegen und endlich sogar den ihm nahegerücklen Helsern bei ihren Kämpfen um Metammeh selbst wirksame Hilfe zu senden. Das mußte die Hoffnung bestärken, daß es der englischen Expedition gelingen werde, Gordon aus der immer enger werdenden Umzingelung zu befreien. Der Fall der von Gordon mit dem Aufwand der größten Klugheit und Tapferkeit vertheidigten Stadt Khartum ist schon deshalb ein schwerer Schlag für Eng land, weil er durch die Langsamkeit und Schwerfälligkeit der englischen Heereinrichtunaen, welche die Expedition so sehr verzögerten, unverkennoar verschuldet ist. Daß der kühne Soldat, der so viele Monate die Stadt wider den Ansturm der fanatischen Anhänger des Mahdi gehalten, fast im Angesicht der endlich zu seiner Befreiung heran- marschirenden englischen Truppen, von dem Glücke verlassen wurde, das ihm bis dahin so treu war, ist einer jener tragischen Züge, welche die rauhe Wirklichkeit zuweilen den Dichtern als Vorbild zeigt. Trotz seines Unglücks wird Gordon stets bewundert werden, denn er hat eine Leistung vollbracht, der in der neuem Zeit nichts Aehnliches an die Seite gestellt werden kann. Gleich einem fahrenden Ritter der Vorzeit zog er allein in ein durchwühltes Land, dessen Bewohner ihn bei seiner Ankunft in Khartum am 18. Fe bruar 1884 wie einen Erlöser begrüßten und ihm ein Jahr lang treu zur Seite standen, selbst seine Billigung der Sklaverei ist nur als eine Maßregel der Nothwehr anzu sehen und dem kühnen Europäer zu verzeihen, der, von barbarischen Horden umlagert, Freunde gewinnen mußte, um so lange der Uebermacht Stand halten zu können. Wenn Gordon ein Vorwurf trifft, so ist es der über großen Vertrauens auf seinen persönlichen Einfluß, wodurch i sich veranlaßt fühlte, wie er das schon in China mit )en besiegten rebellischen Taipinas gemacht hatte, einzelne im Laufe des Sommers von ihm umzingelte sudanesische Schaaren in seine Dienste zu nehmen. Es war ein allzu- ;roßes Wagstück, die Garnison Khartums aus Ge- angenen zu rekrutiren und ein noch größeres, zuver- ässige Truppen unter Nusri Pascha zum Beistand der englischen Vorhut aus Khartum zu entlassen. Nach den aus Gubat einfiegangenen Berichten scheint General Gordon erner durch Verrath eines Paschas bewogen worden zu sein, eine andere Schaar der Getreuen gegen Madur- nann ausfallen zu lassen, wodurch das Eindringen der Aufständischen, denen ein zweiter Verräther (angeblich soll )ieser Faraah Pascha sein) die Thore Khartums öffnete, für die- elben ziemnch gefahrlos war. Der General empfing einen tödl ichen Dolchstoß in dem entscheidenden Augenblick, als er un verzagt aus dem Palast herausellte, um die treugebliebenen Truppen zu sammeln. Darauf soll in Khartum eine Metzelei »egonnen haben, bei der selbst Frauen und Kinder nicht ver- chont wurden. Der Heldentod Gordon's und das Blut- >ad in Khartum bilden dm entsetzlichen Kulminationspunkt »er Tragödie im Sudan. Welchen Sinn kann es nun noch jaben, wenn General Wolseley den Marsch auf Khartum noch sortfetzen wollte? Die Eroberung des Sudans hat keinen Zweck und würde Riesenopfer an Gut und Blut nöthia machen. Zudem sind jetzt die einzelnen von Korti ns Gubat stehenden englischen Truppen selbst in ernster Gefahr, von der Uebermacht des Mahdi erdrückt zu werden, da ihnen vor Mitte März feine Verstärkungen von Suakrn aus zukommen können. Man zittert heute in London »ereits für das Schicksal Wolseley's wie ehedem für das Gordon's. Oftmals hat man in England gesagt, Gladstone's Glück sei an das Geschick Gordon's geknüpft und dieser glänzende Stern ist nun erloschen. Der Schmerz der Ena- länder über den Untergang dieses modernen Heroen ist so groß, so tiefgehend, daß sie sicher für diesen schweren nationalen Verlust von Gladstone ernste Rechenschaft fordern werden. Gordons Name, der aber für immer der Geschichte angehört, ist mit der ruhmvollen Verthcidigung Khartums unauflöslich verknüpft. Aehnlich wie von seinem berühmten Landsmann Talbot kann man von ihm sagen: „Sein Denkmal ist der Ort, wo man ihn findet!" Tagesschau. Freiberg, den 12. Februar. Der deutsche Reichstag erledigte gestern zunächst in dritter Lesung die Rechnung der Kasse der Oberrechnungs kammer, soweit dieselbe sich auf die Reichsverwaltung bezieht. Bei der sodann folgenden Fortsetzung der ersten Berathung der Zolltarifnovclle führte zuerst der sozialdemokratische Abg. Bebel aus, daß weder der Schutzzoll noch der Freihandel an sich dauernd Vortheilhaft bekämpft werden könne; Holz- und Getreidezölle seien jedoch solche Zölle, welche nur den Groß grundbesitzern zu Gute kommen, die arbeitende Bevölkerung aber schädigten. Eine definitive Besserung der jetzigen unhalt baren landwirthschaftlichen Verhältnisse könne nur durch den Sozialismus herbeigeführt werden. Der Abg. Leemann sprach sich darauf Namens eines Theiles der Nationalliberalen für die Erhöhung der Getreidezölle aus, welche aus die Brot- preiie von gar keinem Einfluß seien. Der deutschfreisinnige Abg. Dirichlet behauptete demgegenüber, daß die Brotpreise sich genau nach den Getreidepreisen richten. Die Klagen über den Nothstand in der Landwirthschaft entsprängen meist dem Dilettantismus, der sich in der letzteren breit mache. Der Redner kritisirte sodann die bezüglichen Ausführungen des Reichskanzlers Fürsten Bismarck und schloß mit der Warnung, daß die Vertheuerung der nothwendigsten Lebensmittel, sowie die ganze neue Wirthschaftspolitik zum sozialistischen Staat führe. Abg. v. Kar d orff ssreik.) trat den Ausführungen des Abg. Dirichlet entgegen und erklärte, wer sich heute der Landwirth- schast widme, unterziehe sich durchschnittlich einer sehr tüchtigen Vorbildung. Die Schulden, welche auf den Grund stücken lasteten, seien größtentheils durch Vererbung über- gegangrn; das gelte auch von den bäuerlichen Wirthschaften. Er bestritt ferner den Einfluß des Zolles auf die Brotpreise und beantragte, die Zölle mit Ausnahme der Getreidezölle einer Kommission von 21 Mitgliedern zu überweisen, die Ge treidezölle aber in der zweiten Lesung im Plenum zu be- i rathen. Abg. Kröber bezeichnete die Vorlage als ein Unglück Isür Deutschland. Der elsässische Abg. Grad bat, die Vor- Ilage anzunehmen, indem er besonders auf die Verhältnisse in
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