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Sächsische Dorfzeitung : 28.07.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-07-28
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480520429-188807287
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480520429-18880728
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480520429-18880728
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Dorfzeitung
- Jahr1888
- Monat1888-07
- Tag1888-07-28
- Monat1888-07
- Jahr1888
- Titel
- Sächsische Dorfzeitung : 28.07.1888
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50. Jahrgang Sonnabend, den 28. Juli 1888 r N'fld'N bis Montag, MiNNwch u. Freittrg Miuaq cmgenvmniea und tvsirn: di^sfall ^eiie i5Psg. Unler Eingesandt: N Psg. allem Borbehalte wieder. Die militärischen Festlichkeiten in KraSnoje-Selo — so schreibt man aus Petersburg — gaben reich liche Gelegenheit, die beiden Kaiser mit einander zu vergleichen. Angesichts der herkulischen Erscheinung des Czaren tritt der soeben erst zum Manne heran gereifte Kaiser Wilhelm selbstverständlich etwas in den Hintergrund, aber der Ausdruck von Kraft und Entschlossenheit ist doch auch in seinem Wesen unver kennbar. Die breiten Schultern lassen auf ein hohes Abonnements-Einladung. Bestellungen auf die „Sächsische Dorfzeitung" für die Monate August und September nehmen alle kaiserlichen Postanftalten und Posterpedittouen, sowie auch alle Landbriefträger gegen Voraus bezahlung von 1 Mark entgegen. Die Verlags - Expedition. Politische Weltschau. Deutsches Reich. Die deutsche Kaiserin ist in der Nacht vom Donnerstag zum Freitag von einem gesunden Prinzen glücklich entbunden worden. Aus Stockholm meldet man unter dem 25. d. M.: Die Vorbereitungen zum festlichen Empfange des deut schen Kaisers sind im großen Ganzen beendet; fast sämmtliche Häuser, ja selbst die Kirchthürme tragen Flaggenschmuck. Die Aufgänge zum königlichen Schlosse, sowie die Vorräume und Korridore in demselben sind mit exotischen Pflanzen geschmückt. Die für Kaiser Wilhelm bestimmten Räume liegen im zweiten Stocke des westlichen Flügels des Schlosses. Das Schlaf gemach ist mit kostbaren alten Brabanter Gobelins geschmückt, auf denen Scenen aus dem vierten Akte des „Roland" dargestellt sind. Das deutsche Ge schwader wird Donnerstag früh 5 Uhr bei Sandhamm, am Eingänge in die Scheeren, erwartet, wo elf Lootsen sich zum Dienste melden werden. Da einige der deut schen Schiffe zu starken Tiefgang haben, kann nur ein Theil des Geschwaders die Kaiseryacht „HohenzoUern" durch die Scheeren geleiten. Eine aus zwölf Schiffen bestehende schwedische Flottille wird dem hohen Gaste entgegenfahren. Die Begrüßung Kaiser Wilhelms durch König Oskar dürfte innerhalb der Scheeren in der Nähe der Festung Woxholm stattfinden. — Neuesten Nachrichten aus Stockholm zufolge ist Kaiser Wilhelm nebst Gefolge Donnerstag Mittag 12 Uhr 45 Minuten im dortigen Hafen eingetroffen und von einer zahlreichen Menschenmenge enthusiastisch begrüßt worden. Ein ein gehenderer Bericht über den Empfang folgt in der nächsten Nummer. Einem Telegramme aus Kopenhagen zufolge ge denkt der König von Dänemark heute, Sonnabend, dem Kaiser Wilhelm mit einem Geschwader entgegen zufahren und mit seinem hohen Gaste am Abend m der Hauptstadt einzutreffen. Eine wahrhaft sensationelle Meldung bringt ein Londoner Blatt, nemlich die „World." Danach hat Jnscratru- Attnahmcstfllcn: Die Arnoldöche Buchhandlung, InvaUdrndans, Hn.^niteinH Bog'.cr, Nndvls Müsse, G L. Taube <L Eo. in TreSdcn, Lcipziq, Hamburg, B.-rlin, Iranlsurt nM u. s. w. Maaß von Lebenskraft schließen, während das Durch geistigte seines Antlitzes darauf hinweist, daß er ge sonnen ist, seine Gaben den idealen Zielen zu widmen, die der Herrscherberus voraussetzt. Ter tiefe Ernst seiner Gesichtszüge müßte trotz der Schicksalsschläge, die ihn in letzter Zeit betroffen haben, befremden, wenn derselbe nicht durch die gütig und saft bescheiden drein blickenden Augen gemildert würde. „Er hat die schönen freundlichen Augen seines Vaters", sagte eine russische Hofdame, als sie den Kaiser zum ersten Male in Peterhof sah. Mit großem Geschicke weiß der Kaiser namentlich beim Halten der Zügel es zu ver hehlen, daß die Linke nicht zu allen Diensten tauglich ist. Dafür ist die rechte Hand, die handelnde, entscheidende und gebietende, in allen ihren Handlungen von erner um so wuchtigeren Energie. Bei der Grundsteinlegung des deutschen Reichstagsgebäudes, beim ersten Spaten stich zum Nordostseekanal ließ sie den Hammer zu einem weithin dröhnenden Schlage fallen und daß sie das Ruder meisterhaft zu führen weiß, hat sie wieder holt bewiesen. Ter Händedruck des Kaisers ist wegen seiner Kraft fast sprichwörtlich geworden. Es ist kaum eine Indiskretion, zu verrathen, daß der dienstthuende Hosmarschall früher die Herren, denen die Ehre einer Vorstellung zu Theil wurde, auf diese Gewohnheit des Kaiser Friedrich ein Tagebuch, dreißig große Foliobände stark, hinterlassen, welches die Anschauungen deS Monarchen über alle wichtigen politischen Vorkommnisse während der letzten dreißig Jahre enthält. Die Königin Viktoria von Englaud nahm dieses Tagebuch gelegentlich ihrer jüngsten Anwesenheit m Berlin nach London mit. Kaiser Wilhelm II. ließ sofort nach dem Tode des Kaisers Friedrich seine Mutter auffordern, ihm das Tagebuch behufs Einverleibung in das Staatsarchiv zuzustellen. Die Kaiserin verweigerte dies jedoch, indem sie erklärte, ihr Gemahl habe die Veröffentlichung dieses Tagebuches nach vorheriger Revision desselben, mit welcher Aufgabe er sie (ferne Gemahlin) betraute, gewünscht. Jedenfalls wird aber noch geraume Zeit verstreichen, bevor die Publikation des Werkes beginnt. — Wir geben diese überraschende Meldung der „World", für deren Richtig keit wir natürlich bricht einzustehen vermögen, unter Monarchen, die ihm schon als Prinzen elgenthunu.ch mar im Voraus aufmerksam machte, nm namentlich bei älter'en Herren eventuellen Ueberrafchungen vorzubeugen. Das Organ des Kaisers ist voll und kräftig. TaS ,8ckrL^SLtvuit6 rjebat^' (Guten Tag, Jungens.», mit welchem er die am Hafen in Peterhof versammelten russischen Marinesoldaten ansprach und das Hoch, das er ebenfalls m russischer Sprache nach der Parade in «rasnoe-Selo auf Kaiser Alexander III. ausbracht-, haben ihm in dem Lande, wo er als Gast weilte, sofort die H-r en des Volkes gewonnen. Was das Gefolge des deutschen Kaisers betrifft, so nahm naturgemaß Prinz Heinrich in erster Linie die Aufmerksamkeit in Anspruch Wind und Sonne haben tüchtig um seine Wangen gespielt und sie angenehm gebräunt. Sein einfaches,' natürliches und bescheidenes Wesen dürften nur wenige Männer von gleich hoher Geburt mit ihm theilen Ein schöneres Paar endlich, wie den Kaner von Rußland und seine Gemahlin, wird man kaum auf irgend einem Throne finden. Tie Vereinigung von männlicher Kraft und reizender weiblicher Hold seligkeit hat sich hier vollzogen. Tie Kaiserin thnlt mit" ihren Schwestern, der Prinzen von Wales und ; der Herzogin von Eumberland, die tiefen großen, hm > und wieder m einem geheimnlßvollen Feuer austeuch- I tendcn, meistens aber licblich blickenden Augen. Des Gesicht hat, trotzdem die Kaiserin das fünfte Tecenmum i ihres Lebens bereits angetreten hat, noch immer einen i mädchenhaften Ausdruck behalten, der durch die zicr- ! liche Figur noch wesentlich verstärkt wird Ter Ezar > hat die' allzuvolleu Körperformen, an denen er als ; Thronfolger litt und die er noch bei der Moskauer i Krönung zeigte, zum Thcile verloren; er schreml leicht ! emher und feine mächtige Gestalt sitzt gut zu Pferde. » Tas Interessanteste bleibt aber, daß er auch den fast ' versteinert ernsten Ausdruck seines Gesichtes verlor, n j und zu lächeln gelernt hat. Ais er auf den Thron ! stieg, sah er noch d.n Leichnam seines von den . Anarchisten verstümmelten Vaters vor sich; er wußte ! sich nicht sicher unter dem Volke, das er zu beherrschen i berufen war. Erst allmählig ist es ihm vergönnt ge- ! wesen, sich von jenen düsteren und schmerzlichen Erinnerungen loszureißen. Kaiser Wilhelm hat den Mitgliedern der russischen l Kaiserfamilie, sowie den höheren Hofbeamten m PeterS- ! bürg überaus werthvolle Präsente gemacht. Samm:- liche zur Vertheilung gelangte Gegenstände, als da sind Uhren, Tosen, Busennadeln u. s. w., tragen das Portraü des Kaisers Wilhelm I Ueber diese auffällige Thatsache befragt, soll sich der junge Monarch dem Ezaren gegenüber folgendermaaßen geäußert haben: „Mein Großvater hat sich die Verehrung der ganzen Espcd. u. Nedaktien ricSden-Ntuitadt kl. Meißner Gasse 4 Tic Zeitung erscheint Ttettüag, Lounerfta« und Sonnabend früh. Abonnements- Preis: vierietsührl. Mk. 1,50 Zu beziehen durch die kaiserlichen Post- anstaltcn und durch unsere Boten. Bei freier Lieferung ins Haus erhebt die Post noch eine Ge bühr von 25 Pfg. äiMche DochtilMA. Litr unterhcütendes Blatt für den Bürger und Amtsblatt für die kgl. Amtshauptmannschaften Dresden-Altstadt und Dresdei für die Ortschaften des kgl. Amtsgerichts Dresden, sowie für die kgl. Forstrentäm e Tharandt und Moritzburg. Verantwortlicher Redakteur und Verleger Herrmann ?Uültcr in Feuilleton. Erna. Novelle von L. Haid heim. (1 Konsetzuua.) Tief ausseufzend stand er wieder der fürchterlichen Wirklichkeit gegenüber. — Was er da eben erlebt, hatte ihn für Minuten derselben entrückt. Wenn sie mich erschießen wollten, mir wäre gewiß nicht halb so schwer zu Muthe, dachte er und wieder schüttelte er sich vor dem, was in der nächsten Stunde ihm oblag. Dennoch wich da« Mädchen mit dem Kranze nicht aus seiner Phautasie. Er dachte unbewußt nach über ihre Erscheinung. Der sehr schlichte dunkle Regenmantel an diesem sonnigen Morgen, das einfache Hütchen! — Arme Kleine, sie kaufte den Kranz, den sie wohl mit mühsam erspartem Gelde bezahlen wollte. Wie sie roth war, wie erschrocken und wie unbewußt vornehm sie dann sein Geld nahm. „Papa wird eS mit vielem Danke zurückzahlen." — Wer mochte der Vater sein? Gewiß irgend ein Sub alternbeamter! Doch nem, dagegen sprach ein Etwas in dem Benehmen, das er sich nicht klar machte. Viel leicht eine kleine Gouvernante? Aber nein, sie hatte die Tobte ihre einstige Bonne genannt! Na, das kann auch eben nur ein jetzt beliebter Ausdruck für Kinder mädchen sein. Welch' unschuldige ernste Augen sie hatte! Sie sah entzückend au-, wenn sie lachte. Immer stand sie ihm vor der Seele, wie die zier- liehen Hände in den dunklen Handschuhen sein Geld » aus dem Portemonnaie nahmen Für wie reich mochte ! das kleine Ding ihn halten! Ach und wie er da so vor ihr gestanden, war er in allem Glanze seiner Uniform nichts als eine Lüge! Die glänzende Uniform trug er heute zum letzten Male. Und wieder kam alle Qual ! über ihn. Er liebte den Soldatenstand; er wußte nicht, wie er leben sollte in anderen Verhältnissen und doch mußte er leben; er mußte, um der Schwestern willen. Wie eine Erlösung war es ihm jetzt, daß er vor dem Hause seines Onkels, des Generals von Grumbach, stand. Derselbe bewohnte die große Beletage. Nun war der gefürchtete Augenblick da; mit ihm war dann auch das Aergste überstanden. Wie ihm das Herz weh that, das war ja ein echt körperlicher Schmerz. „Seine Excellenz zu Hause?" fragte er den wohl bekannten Diener. „Ja wohl, Herr Baron, Alle im Salon, die Frau Gräfin auch!" Hedwig? Sie war hier? Dann wußten sie schon Alles! Er schritt über den Korridor. Ein zweiter Diener trat aus dem Vorzimmer ihm entgegen. „Ah! der Herr Baron, — sollte gerade jeden Be such abweüen, aber natürlich, — bitte — im Salon Ihrer Excellenz!" „Mein Onkel auch?" „Ja wohl, ja wohl, Herr Baron" und ein neu gieriger Blick folgte dem schon Weiterschreitenden. Erich von Willwart biß die Zähne zusammen, alles Blut strömte ihm zum Herzen. Die Thüre wurde aufgerissen. Sein Onkel war es selbst, sehr aufgeregt aussehrnd; das spärliche graue Haar wild durcheinander stehend, im beguemen Hausjacke!, — eine mittelgroße, fast jugend lich schlanke Gestalt, zu welcher der weiße Vollbart nicht recht paßte. Am Tische, in einen Fauteuil geschmiegt, saß leme weinende Frau. Ein schönes junonisches Mädchen ging hastig und in zorniger Aufregung im Zimmer aus und ab. Ein anderes jüngeres, blond und blauäugig, im blauen Msrgenanzuge, hielt eine ebenfalls weinende, im Beginne der Dreißig stehende Dame umschlossen und diese letztere, zwei Jahre älter als er, rief ihm entgegen: „Sie wissen es, Erich, sie wissen Alles!" und dann rang sie die Hände: „Großer Gott, meine Schuld, meine Schuld!" „Unglücklicher, ist es denn wahr? hast Du Dich für Albert verbürgt?" „Ja, Onkel! — Ich kam, es Dir zu fügen. Wir sind Bettler, die Schwestern und ich! Kein Vorwurf, den Du mir machen könntest, kommt denen gleich, die ich mir schon selbst gemacht habe." „Und Du wußtest nicht, daß er an der Börse spielte?" „ Onkel, ,ch wußte nichts von Albert s Borsenjpiel, er hat mir und Hedwig nicht die Wahr- Yen gesagt", antwortete der Leutnsnt. „Ich gab ihm auf wiederholtes Drängen die Bürgschaft, — er und ^r Agent Blümeler behaupteten, es sei nur eine Form, gar keine Gefahr dabei. Ich weinte mich, fchickte er mich zu Erich!" rief die Gräfin. „Ich that S in meiner Angst. Albert sagte, er würde
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