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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 27.08.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-08-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-188208278
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18820827
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18820827
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFreiberger Anzeiger und Tageblatt
- Jahr1882
- Monat1882-08
- Tag1882-08-27
- Monat1882-08
- Jahr1882
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 27.08.1882
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UN- Tageblatt. Aslsblatt fLr die königlichen nnd Wüschen Behörden zn Freiberg md Brsnd. Lrschrint jeden »ochente, Abend« S Uhr für den 1 UH E tz andern Tag. Preis vierteljährlich 2 Mark 2S Pf., » e— VV > zweimonatlich 1 M. SV Pf. n. einmonaU. 7d Pf. Inserate werden bis Vormittags 11 Uhr angenom- ll mm und beträgt der Preis für die gespaltene Zeile ! I oder deren Raum 1d Pfennige. ff Ber«ut»srtticher Redskte« Julias Brauu i« Freiberg. 34. Iah,,««,. . , , > Simtaz, de« 27. August. f Nachbestellungen MUs den sür de» Monat September werben von sämmtltcheu Postaustalteu wie von ber unterzeichneten Expedition und den bekannten Aus gabestellen in Freiberg, Brand, Langenau, Halsbrücke, Laugheuuersdors und Weitzeuboru zum Preise von 75 Ps. angenommen. Lxpkü. Ü68 „ssnsib. ^nreigsi- u. Isgöblatt". Vie Woche. Am Beginn der jetzt abgclaufcnen Woche erwarteten die Egypter und mit ihnen ganz Europa das Bom bardement von Abukir, welches der englische Obcrkomman- dircnde, General Wvlscley, pomphaft ankündigtc. Allein cs war nur eine Kriegslist, zu der Wolselcy seine Zuflucht nahm, um dcn Ausgangspunkt der Operationen seines Hauptkorps an den Suezkanal zu verlegen. Dadurch ist die Position der Engländer eine wesentlich günstigere ge worden. In Alexandrien war das englische Heer auf die Bannmeile der Stadt beschränkt und mit dem Meere nur durch eine ziemlich schwierige Hafeneinfahrt verbunden. Für die weitere Vorrückung gegen Kairo stand, insolange der General nicht im Besitze von Abukir und Rosette war, nur eine einzige Linie zur Bersügung, welche überdies durch ein schwieriges, stark befestigtes, zwischen zwei Seen hindurch führendes Defilo zog. Nun besitzt die englische Armee in der 160 Kilometer langen Kanallinie eine vor treffliche Zwischcnbasis, die durch ihre beiden Anlchnungs- punkte Port-Said und Suez über zwei Meere mit den wirklichen Basirungsländern Großbritannien und Indien in Verbindung steht. Ein Theil der neuen Aufmarsch linie wird außerdem von der Eisenbahn von Jsmailia nach Suez und in derselben Strecke, was gerade in Eghptcn außerordentlich wcrthvoll ist, auch von dem Süß wasserkanal begleitet. Mit der Besetzung von Jsmailia haben die Engländer auch das Plateau El-Gisr erworben, das als höchster Punkt des Isthmus von Suez besonderen strategischen Werth besitzt. Indem die Engländer darauf verzichten, dcn Stier bei dcn Hörnern zu packen und das „cgyptische Plewna" bei Kafr-el-Dauar zu forcircn, haben sie auch gleichzeitig ihr Operationsfeld in eine Gegend verlegt, wo sie in ihrem Vormarsche auf Kairo weniger Flußläufe zu überbrücken und weniger Ueberschwemmungs- terrain zu passircn haben werden, und wo sie die Haupt stadt des Landes viel leichter und schneller erreichen können, als wenn sie von Alexandrien direkt über Kafr-el-Dauar und Damanhur dahin vorgedrungen wären. Von Suez bis Kairo sind nämlich 130, von Jsmailia bis dahin 140 und von El-Kantara bis Kairo 160 Kilometer, während die Entfernung von Alexandrien selbst in der kürzesten Richtung mindestens 220 Kilometer beträgt. Endlich wird durch die Besetzung des Suezkanals auch dessen Sicherheit und dessen freie Benützung am wirksamsten gewährleistet- Allerdings haben die Engländer alle diese Vortheile für ihre Kriegführung durch einen Vcrtrauensbruch erworben. Indem nämlich Arabi Pascha den Kanal nicht besetzte und keine Vorkehrungen zu dessen Zerstörung traf, handelte er offenbar im guten Glauben, daß die Engländer ihrerseits ebenfalls darauf verzichten werden, den Kanal in den Bereich ihrer Operationen zu ziehen. Vielleicht ist auch Lesseps bei Arabi dafür cingcstandcn, daß die Engländer keine Truppcnausschiffungen im Kanal vornehmen werden. Wie dem nun auch sein mag, die zivilisirte Welt kann sich Glück dazu wünschen, daß "eines der großartigsten und segensreichsten Werke des Jahrhunderts der drohenden Zerstörung entgangen ist. — Bisher sind die Engländer vom Kanal aus siegreich vorgcdrungcn, ohne an den egyptischcn Truppen große Hindernisse zu finden. Die Hauptstreitmacht der letzteren soll 25 000 Mann stark und mit 60 Kanonen versehen bei Tcl-cl-Kcbir stehen, nach welchem Punkte sich der englische Vormarsch unter persön licher Leitung Wolsclcy's richtet. — Ein zweites englisches Korps ist unter General Hamlcy in Alexandrien zurück geblieben, um das von Arabi aufgeworfene Lager bei Kafr-el-Dauar im Äuge zu halten und zu verhindern, daß sich die dortigen egyptischcn Truppen Wolsclcy's Armee ent- gegcnwersen. Arabi Pascha soll das verschanzte Lager von Kafr-el-Dauar verlaffen haben und in Tel-el-Kebir den Angriff Wolsclcy's erwarten. Die Nachricht, daß dieser Angriff bereits erfolgt sei und mit einer Niederlage der Egypter geendet habe, ist ohne Bestätigung geblieben. Neuere Depeschen berichtigen den Sachverhalt dahin, daß General Wolselcy in Nifische angekommen sei und der all gemeine Vorstoß der Engländer am Sonntag erfolgen solle. Das könnte ebenfalls den wahren Absichten des englischen Oberbefehlshabers entsprechen. Die Gcsammtzahl der aus Europa gekommenen englischen Truppen beträgt 23987 Mann und 6227 Pferde. Dazu kommt die indische Division unter Generalmajor Macpherson, welche außer der aktiven Mannschaft von ca. 7500 Mann eine zahl reiche Bedienungsmannschaft, 1700 Pferde, 840 Ponnies und 4500-5000 Maulesel mit sich führt. Allcs zusammen ergicbt 31468 Mann, worunter 19 223 Mann Infanterie, 3818 Mann Kavallerie, 1927 Artillerie, 1278 Genie als Kombattanten anzusehen sind. Während also in Egypten der Krieg im vollen Gange ist, unterhandelt die Türkei noch immer mit England über den Abschluß einer Militärkonvention. Schon vor Wochen sagten wir, daß der Sultan auf die englischen Bedingungen nicht eingchcn könne, Wenner nicht die moha - medanische Welt gegen sich in Waffen rufen wolle. Er hat auch wirklich die englischen Bedingungen abgelchnt und mit seinem passiven Widerstände den Engländern gänzliche Freiheit bei ihrer Aktion in Egypten gewährt Allein der Konflikt zwischen England und der Pforte ist denn doch eine Thatsache. Der Sultan sieht.in dem egypti schcn Kricg eine Verletzung seiner souveränen Rechte, eine Mißachtung seiner Interessen, eine Verhöhnung seiner heiligsten Empfindungen. Vermag auch die Türkei in ihrer Schwäche nicht den Muth zu finden, um die Waffen gegen England zu kehren, so wüthet doch der Haß in den Herzen, und an eine aufrichtige Versöhnung zwischen Europa und dem Orient ist nicht mehr zu denken. Von Europa ist der Sultan losgetrennt, aber man wird kaum behaupten können, daß er das Vertrauen der Moslims noch zu seiner Verfügung hat. Ec hat in der Stunde der Prüfung sich nicht bewährt. Das Schwert des Kha- lifen rostet in der Scheide zu einer Zeit, wo man den Beginn des heiligen Krieges proklamirt hat. So sind denn alle jene Elemente vorhanden, welche nothwendig eine große Katastrophe im Oriente herbeiführen müssen. Der Sultan befindet sich im offenen Konflikte mit Eng land und er nährt Haß und Groll gegen die ge- sammte europäische Welt. Dabei hat der Sultan gleich zeitig das Vertrauen Europas und das Vertrauen seiner eigenen Untcrthanen verloren. Die Leidenschaften im Oriente sind nicht mehr zu zügeln, und jeden Augenblick muß man auf den Ausbruch einer neuen Bewegung gefaßt sein. Andererseits ist das Vorgehen Englands auch für die anderen europäischen Mächte ein Ansporn, sich für ihre Rechte auf dcn Orient Bürgschaften zu erobern. Mag man dem Oriente eine größere oder geringere Widerstands kraft zutrauen, unter allen Umständen ist daran scstzu- halten, daß die cgyptische Frage nur die Einleitung ist zu jenen furchtbaren Umwälzungen, welche dcn Orient zu einem großen Schlachtfelde machen, welche aber auch den Frieden Europas bedrohen können. In der inneren Politik des deutschen Reiches ging cs auch in der verflossenen Woche recht ruhig her. Bc- merkenswcrthe Ereignisse waren nicht zu verzeichnen. Nur bezüglich der kirchenpolitischen Frage in Preußen ist zu erwähnen, daß endlich eine offiziöse Aeußcrung über das Vorgehen des Breslauer Fürstbischofs in Sachen der ge mischten Ehen vorliegt und in welcher versucht wird, den Standpunkt der preußischen Regierung in dieser Ange legenheit darzulegen. Der betreffende Artikel der „N. A. Z." ist in eine Polemik gegen die oppositionelle Presse gekleidet, welche der Regierung die moralische Verant wortung für die Anordnung des Fürstbischofs von Breslau aufbürden wolle und bewegt sich zum großen Theil in kirchcnrechtlichen und kirchengcjchichilichcn Ausführungen, welche jedoch nicht von allgemeinerem Interesse sind. Aus letzteren geht hervor, daß die Regierung die von dem ge nannten Kirchcnfürstcn erlassenen Bestimmungen über die Giltigkeit der Mischehen nicht billigt, daß sie aber vor läufig nicht daran denkt, gegen Herrn Herzog cinzuschrcitcn. In dem offiziösen Artikel wird allerdings die Forderung nach schleuniger Remedur, die von einer höheren Instanz zu schaffen sei, laut, cs ist aber nicht gesagt, ob unter dieser höheren Instanz der Bischof oder der Papst gemeint ist; jedenfalls scheint der Staat bei der gewünschten Remedur sich nicht betheiligen zu wollen. — Auffallend ist die Zurückhaltung der offiziösen Blätter in der dortigen Wahlbewegung. Es scheint fast, daß die Regierung, bevor der Ausfall der Wahlen sich einigermaßen übersehen oder errathcn läßt, sich nach keiner Seite hin engagiren möchte. Die Situation gewinnt dadurch freilich nicht an Klarheit. In Oesterreich blüht der nationale Hader wieder recht üppig. Namentlich ist Mähren und Böhmen der Tummelplatz der slavischen Agitation gegen das Deutsch thum und die Deutschen natürlich wehren sich kräftigst ihrer Haut. Sogar in Schlesien, wo doch die Czechen die verschwindende Minorität bilden, regt sich ihr Eifer und etwa 60 Gemeinden czechischec Nationalität in der Um gegend von Troppau haben an den Statthalter eine Ein gabe wegen Gleichberechtigung der czcchischcn Sprache neben der deutschen in Schlesien gemacht. Auch sonst ist aus dem Donaureiche wenig Erbauliches zu melden; die Affaire mit dem in Triest aufgcfundenen Bombenkoffer ist noch immer unaufgeklärt und aus Bosnien werden wieder holte Zusammenstöße von neuaufgetauchtcn Jnsurgenten- bandcn mit den österreichischen Truppen gemeldet, so daß von einer gänzlichen Niederwerfung des Aufstandes noch nicht die Rede sein kann. Es ließ sich voraussehen, daß in Frankreich das Vorgehen der Engländer in Egypten Neid und Mißgunst erzeugen würde. Dec französische Nationalstolz fühlt sich thatsächlich beleidigt, daß Frankreich nun neben England zur zweiten Rolle in Egypten verurlheilt ist. Dieser Miß- muth spricht sich auch in einem Theile der französischen Presse gegen England aus, während ein anderer Theil trotzdem es sich nicht versagen kann, den englischen Zug nach Jsmailia zu bewundern. Indessen, es liegt nicht im Charakter der Franzosen, sich diesen „Echec" nachhaltig zu Herzen zu nehmen und sie werden sich wohl mit dem Gedanken trösten, daß Frankreich Tunis besitze und daß sich ihm in Syrien möglicherweise ein Ersatz für die ver loren gegangene Position am Nil darbiete. In Rußland fanden merkwürdiger Weise in der vergangenen Woche keine Nihilisten - Verhaftungen statt; wollte man diese Erscheinung als einen Beweis dafür an sehen, daß die nihilistische Bewegung überhaupt zu Ende sei, so dürfte man doch etwas voreilig urtheilen. — Dem Beispiele seiner Vorfahren entsprechend, hat auch Kaiser Alexander III. zur Erinnerung an seinen Vater seinen Titel vermehrt, indem er das von letzterem eroberte Turkestan dem kaiserlichen Titel hinzusügte. Als Wappen dafür wurde das Einhorn, Emblem der Präfektur Asirn des byzantinischen Reiches, angenommen. Die Provinz Turkestan besteht aus drei Gebieten (Oblasty): Semi- retschinsk, 7304 Quadratmeilen mit 550000 Menschen, Syr-Daria, 7807 Quadrat-Mecken mit 1260 000 Menschen, und Fcrjana, 1329 Quadrat-Meilen, mit einer Bevöl kerung von beinahe einer Million, zusammen also 16440 Quadrat-Meilen. Zwischen China und Japan droht d<.r Ausbruch eines Krieges und zwar infolge eines Aufruhres in Korea. Die bisher den Fremden unzugängliche Insel sollte jetzt vertragsmäßig den Japanern und Amerikanern ihre Häfen öffnen. Darüber war die Aristokratie des Landes in Aufregung gerathen, welche schließlich zur offenen Em pörung gegen dcn König führte, der sich energisch bemüht zeigte, das Land dem ausländischen Handel zu öffnen. Wie die Depeschen mitthcilcn, wurde der königliche Palast von den Aufständischen angegriffen und der König, sowie die Königin gctödtet. Wie man vermachet, ist die Be wegung vornehmlich gegen Japan gerichtet, und man hat die chinesische Regierung in Verdacht, dieselbe angestiftet zu haben, um China dcn ausschließlichen Handel mit den Koreanern zu sichern. Aller Wahrscheinlichkeit nach ist der koreanische Aufstand das Signal zu einem japano- chinesischcn Kriege. Man schätzt die Bevölkerung Korca's auf 10 bis 12 Millionen; das Land ist noch "fast ganz unbekannt; es soll im Süden fruchtbar und gut angebaut sein. Die drei dem ausländischen Handcl^geöffneten Häfen sind Fussan, Genzaushin und Genzin. . M'S
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