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Sächsische Dorfzeitung und Elbgaupresse : 11.07.1920
- Erscheinungsdatum
- 1920-07-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480533490-192007115
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480533490-19200711
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480533490-19200711
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Bemerkung
- enth. Beil.: Amtliche Fremden- und Kurliste, Nr. 28
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Dorfzeitung und Elbgaupresse
- Jahr1920
- Monat1920-07
- Tag1920-07-11
- Monat1920-07
- Jahr1920
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Rr. 158. . SälKUcke i DMW - (AUWM für die Amtshauptmannschaften Dresden-Altstadt und Dresden-Neustadt, das Amtsgericht Dresden für die Superintendentur Dresden II, das Forstrentamt Dresden «nd für die Gemeinden: Dlasewttz, Weißer Hirsch, Lanbegast, Dobritz, Wachwitz, Ntederpoyritz, Hostrrwitz, Pillnitz, Weißig, Schönfeld Mublikations-Oraan und Lokalanzeiger für Löschung, Nochwitz, Bühlau, die Lößniggemcinden, Dresden-Striesen, -Neugmna und -Tolkewitz » ' - * " DrnM n,d ?l»ela,. -^>»chdr»«d»e-t «»» Verlan«->nl»«I, Her»«»» «»»er » So. ^r^heirt^ed^^^ochettta^na^m^^1hr^8^e^o^gen^wTag?I Bezugspreis, durch die Post Viertels. 12 — einschließlich Bestellgeld,! durch Boten frei ins Hails vierteljährlich 12.—, monatlich 4 I beiAbholunginder(Seschr!stsstnll,>viet-te!iahrslchU -- m"n<>ts"-h Blasewitz Sonntag, 11. Juli 1V20. Die Politik der verflossene« Woche. «m Montag -hat in Spa die Konferenz der Entente mit Iden deutschen Delegierten begonnen. ES wäre verfrüht ein Urteil über -en Wert dieser Konferenz schon heute adguigeben, «wo sie noch tagt. Aber eines darf man füststellen, baß die Verhandlungen bisher 'schvn ergeben haben, -aß die Diktatur HeS Bersailler Schmachfriedens aufrecht erhalten werden soll, »aß die Haßpolitik unserer früheren Gegner auch fernerhin »ie Oberhand behaken soll. Dies zeigte sich besonders am Donnerstag, wo klipp und klar erklärt wurde, das Deutsche Zteich dürfe kein Heer von 200 000 Mann halten. Diese Er- «lärurrg ist die Politik Be»blendeter. Im Innern Deutsch- ilandS hebt der Kommunismus, unterstützt durch eine un sinnige, jedes Verständnis vermissende Politik der Unab- »ängigen, immer kühner sein Haupt empor, während im Osten der russische Bolschewismus immer vernehmlicher an Sie Grenzespforten klopft. Durch Herabsetzung unserer Heercszifser auf 100000 Mann, durch Vernichtung alles Kriegsmaterials ist das deutsche Volk erbarmungslos seinen inneren, wie äußeren Feinden auSgeliefert. Und von einem solchen evbarmungswüvdügen Volke glaubt dann die Entente nl»ch über 100 Milliarden in Gold Entschädigung verlangen gu können. Unsere Gegner sind schlecht beraten, wenn sie «landen, -aß das deutsche Volk dies leisten kann, so lange es nicht instand gesetzt wird, Nutze im eignen Lande her- Lusrelleu, so lange es nicht in der Lage ist, sPne volle Ar- »eitstättgkeit wieder aufzunvhmen. Reichskanzler Fehren- »ach hait vollständig in Spa im Sinke des deutschen Volkes gesprochen, als er den Journalisten aller Länder erklärte: „Keine Vertragserfüllung ohne ein leistungsfähiges Deutsch land, keine leistungsfähiges Deutschland ohne Arbe-itSmög- Lichkeit, keine Arbeitsmöglichkeit ohne Ruhe im Innern, keine stiuhe im Innern ohne Brot, ohne Rohstoffe, ohne eine aus reichende SicherhettStruppe." Das war Fraktur geredet, daß von den Gegnern dies nicht eiwgcsehen wird, ist nicht seine Schuld. Es ist z. Z. eine Stimmung in der Welt, die für »en Fohrenbachschen Gedankengang ein gutes Verständnis er- ihrffen ließ. Wo mans am rvenigsten erwarten zu dürfen la übte, in Deutschlangld selbst, machen sich Zeichen dafür be merkbar. Man höre: „Uns können jetzt gut gemeinte Re solutionen pazifistischer, demokratischer und sozialistischer Ver sammlungen in -en Ententeländcrn nichts mehr nützen." Die Stelle, an der diese Worte geschrieben stehen, ist nicht <:wa ein imperialistisches oder „alldeutsches" oder sonstwie verdächtiges Blatt. Es ist der Leitartikel der „Frankfurter Zeitung" vom letzten Innt, des Blattes also, das im Chor feiner Gesinnungsfreunde während «des Krieges und noch lange nachher seine „treue deutsche Bruderhand" den Inter nationalisten aller Länder immer wieder aufdringlich ent gegen st reckte, mochte sie ihm auch ncch so oft mit dem Schwerte aus dem Wege geschlagen wevden. Freilich diese Ernüch terung kommt etwas spät. Denken wir nur einmal daran zurück, was diese „pazifistischen, demokratischen und sozia listischen" Phrasenuebel von Völkeroersöhnung und „Euro- ptzertum" dem deutschen Volke geschadet halben! Erinnern «vir uns nur einmal kvnz flüchtig, wie sie die Stoßkraft Deutschlands und seiner Heere im Kriege schwächten, wie sie >dem eitlen, unfähigen Botkstribun aus Buttenhausen den Abschluß des Waffenstillstands leicht gemacht und wie sie -en Vertretern Deutschlands in Versailles bei der Unterschrift «uttr den Schandvertrag ,-is Hand geführt haben! Was ist von dem Gefühlsdusel, in dem sich die Demokraten oder So zialisten aller Länder angeblich vereinigen wollten, Übrig ge rieben'? Ein furchtbarer Katzenjammer, den sich nur nie mand eingestehen will. Ist das Geständnis des Frankfurter Blattes ein Anfang, ein erster Schritt? Man mag es noch «richt glauben, so lange das Volk in breiten Massen hinter Idealen herläuft, die jenseits unserer Grenzen liefen. Den deutschen Demokraten ist der Widersinn ihrer Hoffnungen auf die menschliche Behandlung eines demokratischen Deutich- tand ja mit Etsenknüppein eingehämmert morden, und -ie „guten Europäer" in der Scheidcmann-Müller-Hoffmannschen Sozialdemokratie hätten gleichfalls Erfahrungsmaterial ge nug, ihren Irrwahn endlich einzusehen — da und dort däm- mertS auch wohl schon ganz schwach. Aber in -en Hirnen weiter Kreis« schwellen nun andere Hoffnungen aus: Sow- iet-Rußlands Vormarsch im Kriege gegen Polen rückt Er füllungen näher. Wann wir- auch hier di« große Ernüch terung kommen? Müssen wir durch alles Unheil erst selbst hindurch? Und hier schließt sich eine Kette. Was denkt, sagt und tut die Entente auf diese Gewttterzeichen aus Osten? Sieht sie di« Gefahr, -ie an Deutschlands, an ihre eigene Pforte klopft? Rein, ihr Auge war nicht scharf genug, um durch den Schleier des Vernichtuwgsrausches Hindurch zusehen: sie diktierte am 8. Juli dem deutschen Bolle die Ver minderung des derzeitigen, an und für sich geringen Heeres- bestandes. Ss ist dies eine Politik der KurzsichtiilAeit, welche sich bitter rächen wird. Wie gesagt, es ist heute wicht möglich «in Wevturteil über die Spaer Konferenz ahzugsben, es ist möglich, daß in letzter Stunde unseren Gegnern noch ein klarer Blick über die wahre Lage Deutschlands kommt — alber wtu glauben nicht mehr daran. — An diesem Sonntag, den 11. Juli, entscheidet sich das Schicksal unserer Ostmark, Ost preußens, bas vom Reiche in ungerechter und unnatürlicher Weise loSgetrennt, nur mehr als eine Kolonie betrachtet werden kann. Diese -em gemeinsamen Vaterland ganz zu «rhalten, »le freche Polenband von diesem uralten Gebiet deutscher und preußischer kolonisatorischer und kultureller Arbeit fernzuhalten, -aS ist der nationale Sinn dieses Tages, das ist das Ergebnis, das Deutschland von seinen Stammes- genossen jenseits der Weichsel erwartet. Die Zeitungen sin- voll von Berichten über die Stimmung der Bewohner. Zweierlei geht aus diesen Berichten mit Klarheit hervor. Einmal, daß das nationale Pflichtgefühl des ermländtschen und nrasuvischen Volkes über jeden Zweifel erhaben ist, zum andern, daß die Bewohner der Abstimmungsgebiete und die zureisenden Abstimmungsberechtigten von feiten -er pol nischen Behörden, die sich nicht einen Deut um die Bestim mungen des Versailler Vertrages scheren, den schwersten und niederträchtigsten Schikanen ausgesetzt sind. Die Kund gebungen zur Erhaltung deS Deutschtums in der Ostmark mehren sich und lassen keinen Zweifel darüber, wie das Ab stimmungsergebnis bei ordnungsmäßigem Verlauf ausfallen wird. Um so lebhafter regt sich -ie polnische Gegenarbeit. Von den kindischen Versuchen, durch Niederholen der überall an den Häusern prangenden deutschen Wahrzeichen die öffent liche Meinung zu täuschen, bis zur Anwendung von Gewalt, indem Banden auf die Züge der einreisenden Abstimmungs berechtigten schließen, bleibt kein Mittel unversucht. Ueberall sind Spitzel an der Arbeit, die nrit den angeblichen Vorteilen der polnischen Staatsjzug«Hörigkeit locken, fa, man zahlt für einen deutschen AbsttnrmungSauSweis Tausende von Mark. Solche Mittelchen versagen aber bei dem entschlossenen Sinn der Bevölkerung. Die Polen werden enttäuscht sein, denn daß unsere Stammesgenossen am 11. Juli ihre vater ländische Pflicht erfüllen werden, davon sind wir felsenfest überzeugt. Die Schmach von Spa. Wie wir gestern bereits mitteilten, hat die deutsche Dele gation in Spa sich zu dem schweren Entschluß der Unterzeich nung des schmachvollen Diktats der Entente durchringen müssen. Es blieb ihr nichts anderes übrig, sie mußte der Ge walt weichen, wenn sie nicht zugeben wollte, daß wertvolle deutsche Länderstriche durch die Ententetruppen besetzt würden. Ob trotz der Unterzeichnung das rachsüchtige Frankreich trotz dem nicht noch Mittel und Wege finden wird, das Ruhrgebiet zu besetzen, muß man abwarten, zuzutrauen ist es den Fran zosen auf jeden Fall. Diese Politik der Gewalt wird einstens einmal für Frankreich schlechte Früchte bringen. Es ist mit aller Gewalt Haß gesät worden und man wird nur Haß ern ten. Fest steht jedenfalls heute schon, daß einmal eine gründ liche Abrechnung zwischen Deutschland und Frankreich kom men muß, denn auf die Dauer läßt das deutsche Volk sich eine derartige Schmach, wie sie ihm durch den Vertrag von Versailles und durch die Konferenz in Spa aufgebürdet wor den ist, nicht gefallen. Auch England und die anderen Ver bündeten Frankreichs werden in nicht allzu langer Zeit zu der Einsicht kommen, daß sie bisher nur den Büttel für Frankreich gemacht haben. Die Unterzeichnung in Spa in der militärischen Angelegenheit mag den deutschen Männern schwer geworden sein, aber sic haben mit ihrer Unterschrift gewissermaßen nur den Schlußstrich unter den Schmachfrieden von Versailles gemacht. 'Die Spaer Konferenz beweist klar und deutlich, welchen Fehler Deutschland gemacht hat, als es den Versailler Vertrag unterzeichnete. Bon diesem Tage an datiert die Schmach des deutschen Volkes, denn von da ab hat die Entente, angefeuert durch Frankreich, immer neue For derungen gestellt. Hätte man damals nicht unterzeichnet, stän den wir uns heute besser. Damals war noch ein gerechter Frieden durch eine Verweigerung der Unterschrift.zu er reichen, heute ist es nicht mehr möglich, wie die Spaer Kon ferenz beweist. Und das alles haben wir dem Herrn Erz berger und den Unabhängigen mit ihrem Geschrei: Unter zeichnet! Unterzeichnet! zu verdanken. Erzberger hat es meisterhaft mit seiner Geschwätzigkeit verstanden, das deutsche Volk zu täuschen. Und solch ein Mann ist wieder Reichstags abgeordneter. Es wird eine ewige Schmach für das Zentrum bleiben, daß sie einen solchen Menschen in ihre Reihen duldet. Das deutsche Volk wird aber durch die Lasten des Vertrages ein mühevolles Leben führen müssen, denn die Erzeugnisse seines Fleißes werden nur den Feinden Nutzen bringen. Es liegen über den gestrigen Verhandlungstag folgende Meldungen vor: Brüssel, v. Juli. HavaS-Reuter verbreitet folgende Nachricht über die heutige Sitzung in Spa: Die Uebereinkunst betr. -ie Entwaffnung wurde heute von den deutschen Ver tretern nach einer sehr bewegten Sitzung unterzeichnet. Nach dem Dr. Simons erklärt hatte, seine Kollegen seien zur Un terzeichnung der Entwaffnung, nicht aber zur Annahme der Strafbestimmungen bereit, bemerkte Lloyd George, es gebe nur ein ja oder nein. Daraus unterzeichneten die Deutschen. Paris, 9. Juli. Nach einer Depesche des „Echo de Paris" aus Spa wurden Deutschland bzw. der militärischen Klauseln im Versailler Vertrage folgende Zugeständnisse ge macht, die die Mitteilungen über die getroffenen Entschei dungen vervollständigen. 1. Nicht eingeschlossen in die 4000 deutschen Offiziere, die durch den Vertrag Deutschland znge- standen worden sind, sind die Aerzte und Veterinäre, deren Zahl auf 200 bzw. 200 festgesetzt wurde. 2. Nicht eingeschloffen sind ferner in die genannten 4000 Offizier 735 Verwaltungs offiziere. 3. Deutschland kann eine Reserve von 5000 Ge wehren und 2 Millionen Patronen halten, um die Verluste auszugletchen, die seinem KrtegSvorrat durch etwaige innere Kämpfe entstehen. 4.'Die endgültige ^Regelung der Zahl der Maschinengewehre, so daß alle Formationen in der Sage find, Anzetgen-Prets: die Sgespaltene Grnudzelte oder deren Raum 1— Mark, im Tertteile die Zeile 2L0 Mark, für Tabellen- unk schwierigen Satz 5v<>/o Ausschlag. Anzeigeu-Annahme für die nächste Nummer bis vorm. 11 Uhr sich zu verteidigen. Deuts^land hatte außerdem ein fünfte» und sechstes Zugeständnis erlangt für die Vermehrung der Waffen und Munition derart, daß alle Formationen mit Er gänzungen und Schulen mit Waffen versehen seien, um An griffe zurückweisen zu können,- ferner Wiederherstellung einer kurzen Militärdienstzeit mit der Garantie, daß man die Ver günstigung nicht mißbrauchen werde, um eine große Zahl Deutscher militärisch auszubilden. Diese letzten Forderungen sind nicht gewährt worden. Andererseits erhielt Deutschland das Recht, vorübergehend in der neutralen Zone zehn Ba taillone, 5 Schwadronen und eine Batterie zu unterhalten. Spa, 9. Juli. In der heutigen Vormittagssitzung ver teidgte Reichsminister des Aeußern Dr. Simons zunächst nochmals feine Vorbehalte in der Abrüstungsfrage und er klärte, die deutsche Delegation sei nicht berechtigt, die Be setzung weiteren deutschen Gebietes durch ihre Unterschrift zu sanktionieren, da das eine Erweiterung des Versailler Ab kommens bedeuten würde und die deutschen Vertreter nicht das Recht hätten, ohne die vorherige Zustimmung des Reich» tags hierüber zu entscheiden. Lloyd George erwiderte hier auf daß die Deutschen von dieser Bestimmung ja gar nicht be rührt würden. Sie gehe lediglich die Entente selbst an unk stelle eine Drohung dar mit dem Zweck, Deutschland zur Erfüllung seiner Verpflichtungen zu zwingen. Es trat dann eine kurze Mittagspause ein, die dazu benutzt wurde, um die Dokumente zur Unterschrift fertigzustellen. Reichskanz ler Fehr en bach erklärte sich offiziell bereit, das gesamte Protokoll zu unterzeichnen, nach dem Lloyd George nochmals klargemacht hatte: Das Pro tokoll besteht aus zwei Teilen, einem der Deutschland die Pflicht der Abrüstung auserlegt und einem zweiten, der den Alliierten die Pflichten auserlegt für den Fall, daß die Deut schen die Bestimmungen nicht erfüllen. Lloyd George er innerte an das Abkommen, das die Deutschen im Januar unterschrieben bätten. und aus dem die Berechtigung der Alliierten zur Besetzung des Ruhrgebietes hervorgehe. Sehr bemerkt wurde, daß Lloyd George nur von -er Möglichkeit einer Besetzung des Ruhrgebietes sprach, während er gestern die Möglichkeit einer „Besetzung des Ruhrgebietes oder ande ren deutschen Gebietes" erwähnte. — Gegen 1 Uhr mittag» fand die Unterzeichnung des Protokolls statt. Spa, 9. Juli. Die Sonderbesprechung der Justizminister fand heute um 3 Uhr nachmittags im Schloß de la Fraineuse statt. Die Beratungen führten zum Abschluß eines Ueberein- kommens. Es wird dadurch dem deutschen Reichsgericht der direkte Verkehr mit den Justizbehörden der Alliierten ohne Benutzung des diplomatischen Weges zur Beschleunigung der Verfahren gegen die .Kriegsverbrecher" ermöglicht. Das Ab kommen wurde in der späteren Bollsitzung genehmigt unk unterschrieben. Die Vollsitzung trat um Uhr zur Bespre chung der Kohlensrage zusammen. Die Delegierten waren von einem zahlreichen Stabe von Sachverständigen begleitet, Ministerpräsident NMlerand machte im Namen der Alliierten längere Ausführungen, die darin gipfelten, daß Deutschland mit den Kohlenlieferungen, zu denen es durch den Friedens vertrag verpflichtet sei, im Rückstände wäre. Die Alliierten bätten deshalb bestimmte Beschlüsse gefaßt, die sie Deutschland zur Unterzeichnung vorlegten. Nach diesem Beschluß der Alliierten werde 1. den Kohlenanforderungen Frankreichs die Priorität aus allen deutschen Förderungen gesichert, 2. eine alliierte Kvhlen-Kontrollkommission mit dem Sitz in Berlin eingerichtet, um die gesamte Verteilung der in Deutschland geförderten Kohlen zu überwachen und zu beaufsichtigen, 3. Deutschland zur Vorlage eines genauen Kohlenlieferungs planes für seine gesamte Kohlenwirtschast zur Genehmigung durch diese Kontrollkommission genötigt, 4. werden im Falle der Nichterfüllung dieser Bedingungen auf Verlangen der Reparationskommission bestimmte Strafmaßnahmen in Aus sicht genommen. Minister Dr. Simons erklärte im Name« der deutschen Delegation, daß die deutsche Regierung nicht imstande sei. ohne eingehende Besprechung mit den Sachver ständigen sich zu der Angelegenheit zu äußern. Es wurde darauf gegen 7 Uhr eine neue Sitzung aus Sonnabend 11 Uhr angesetzt. Außerdem liefen noch nachstehende Telegramme ein: Spa, 9. Juli. Reichswehrminister Dr. Geßlcr und Ge neral von Seeckt sowie die militärischen und Marineiachver- ständigen sind heute.abgereist. Heute nachmittag werden er wartet Dernburg. Rathenau, Bankdirektor v. Strauß, Rank direktor Urbig, Vergbaudirektor Luebsen aus Essen und Ge heimrat von Flotow. Staatssekretär Albert begibt sich heute nachmittag vorübergehend nach Berlin zurück. Brüssel, 9. Juli. LEut Blättermeidungen ist Hugo GtinneS in Spa eingetroffen. Paris. S. Juli. Nach dem „Petit Parisien" soll zwischen den Alliierten vereinbart worden sein, die Delegation de» Wiedergutmachungsausschusses in Berlin soll eine Kontrolle über die deutschen Kohlenlieferungen auöüben. Diese Kon trolle soll in sechs Abgangsstationen und in zwei Abgangs häfen des Ruhrgebietes eingerichtet werden. Die englische Delegation, die zuerst ernstliche Einwendungen gegen diese Maßnahmen gemacht hatte, hätte ihr jetzt zugestimmt. Paris, 9. Juli. Tie ganze Morgenpreffe bringt zum Ausdruck, daß eS Millerand gewesen sei, der in das Ab kommen über die militärischen Klauseln die Drohung mit einer erweiterten Besetzung des Ruhraebietes etnfügen ließ. Berlin. 10. Juli. Wie die Germania" zuverlässig erfährt, traf gestern in den Morgenstunden bei der Reichs regierung in Berlin ein Telegramm aus Spa ein, wonach unter der Entwaffnung der Sicherheitspolizei keineswegs de ren völlige Entwaffnung oder gar deren Auflösung zu ver stehen sei, sondern vielmehr die Entziehung schwerer Waffen und die Entmilitarisierung. Danach würde also die Sicher» hettswehr al» reine Polt-eitrnppe fortbeftehen können.
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