Suche löschen...
Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 26.08.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-08-26
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-188508262
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18850826
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18850826
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFreiberger Anzeiger und Tageblatt
- Jahr1885
- Monat1885-08
- Tag1885-08-26
- Monat1885-08
- Jahr1885
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 26.08.1885
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
reiöeM Ayeia^ md Tageblatt. Amtsblatt für die königlichen nnd städttschcn Behörden zn Freiberg nnd Bmnd. Verantwortlicher Redakteur: Julius Braun in Freiberg. » A8, Jahrgang. Erscheint jeden Wochentag Abend«»/,7 Uhr sür den . Inserate werden bis Bormittag 11 Uhr angmom- Mittwoch, den 28. August. -- - -- - - - - - - -- . - 1885. Nachbestellungen «tf den Monat September werde« zum Preise von 75 Pfennigen von allen kaiserlichen Postanstatten sowie von den be kannten Ausgabestellen und der unterzeichneten Expedition angenommen. Expedition des Freiberger Anzeiger. Die Kaiserbegegnung in Kremsier. Während Sir Drummond Wolff als außerordentlicher Gesandter in Konstantinopel im Auftrage des jetzigen unter nehmenden englischen Premierministers Salisbury in letzter Zeit versuchte, die Pforte für ein Schutz- und Trutzbündniß mit England zu gewinnen, trafen an diesem Dienstag in dem sürsterzbischöflichen Palaste zu Kremsier in Mähren die Monarchen Rußlands und Oesterreich-Ungarns mit einem auserlesenen diplomatischen Stabe zusammen, um die seit der Begegnung in Skierniewicze wesentlich veränderte Lage der Orientpolitik einer Besprechung zu unterziehen. Die Kaiserzusammenkunft in Kremsier, bei welcher Deutsch land offenbar absichtlich unvertreten bleibt, um die so nütz lichen neu angeknüpsten Beziehungen zu England nicht zu gefährden, wird hoffentlich in erster Linie dazu dienen, jeden Zweifel darüber zu zerstreuen, daß die früheren friedlichen Gesinnungen des russischen Zaren unverändert geblieben sind und alles Drängen der Militärpartei in Rußland auf eine weitere Aktion in Zentralasien an denselben nichts zu ändem vermochten. Die in London angebotene Ueber- laffung des Zulfikarpasses an Afghanistan deutet auf die Absicht Rußlands, aller Welt ein Pfand der friedlichen Gesinnungen zu geben und gleichsam den Schlüssel zu bieten für die Verhandlungen zu Kremsier. Wenn es ge lingt, das Vertrauen zur Aufrechthaltung des Friedens wieder herzustcllen, wie es die Zusammenkunft von Skier niewicze hinterlassen hatte, so würde dem Namen Kremsier «in trefflicher Klang und der Zusammenkunft der beiden mächtigen Herrscher ein dankbares Gedenken innerhalb der sriedebedürftigen Welt gesichert sein. Wenn verschiedene czechische Blätter anläßlich der Krem- sierer Begegnung von einem engeren Bündniß der beiden mächtigsten slavischen Reiche sprachen und auf eine Erkaltung des Verhältnisses zu Deutschland hin deuteten, so sind dieselben von den russischen Regierungs organen sehr rasch zurückgewiesen worden. „So theuer uns die ..nächsten Brüder" sein mögen," schreibt das Petersburger Blatt „Wiedomosti", „so wird doch die alte, traditionelle Freundschaft, welche mittelst gegenseitiger, un trennbarer Interessen uns mit Deutschland verbindet, schwerlich zum Opfer gebracht werden, selbst in dem Falle, daß es wirklich möglich wäre, die famosen slavophilen und panslavistischen Ideale zu verwirklichen." Die russischen Journale sind ganz der Ansicht des „Fremdenblatt", daß schon der Umstand, daß Graf Kalnoky über Varzin nach Kremsier ging, deutlich dafür sprach, es könne von keiner Aenderung der österreichisch-deutschen, und noch weniger der deutsch-russischen Beziehungen die Rede sein. Daß Ruß land die Annäherung zu Oesterreich-Ungarn aufrichtig wünsche, sei zweifellos, aber noch zweifelloser sei es, daß Niemand mit absichtlicher Vermeidung Berlins sich zu diesem Schritt entschließe. Es seien also durchaus will kürliche Kombinationen, wenn ein Theil der österreichischen Presse von der bevorstehenden Begegnung eine Aenderung der internationalen Beziehungen erwarte. Seit einigen Tagen suchte die heitere mährische Land stadt ihre bescheidenen Reize für die Festtage zu erhöhen. Man wand in Kremsier Reißigkränze, steckte Flaggen in österreichischen, russischen, mährischen und belgischen Farben aus, hißte Fahnen an mächtigen Flaggenstöcken auf, zimmerte an Tribünen für den Einzug und baute Obeliske an den Brücken, von deren Geländern nach slavischer Sitte steinerne Heilige in die schlammigen Fluthen der March Herniederschauen. Ja, selbst eine mächtige Triumphpforte ist errichtet worden, von deren Höhe übergroße Embleme deS Friedens grüßen — ein Zeichen, daß auch in Kremsier die Anschauung vorherrscht, die Kaiserbegegnung bedeute den Frieden und sei bestimmt, ihn für viele Jahre zu festigen. Wiewohl es in den letzten Tagen bereits in den Straßen der Stadt lebhaft hin- und herwogte und in den Alleen, welche die Stadt umschließen, Hofwagen unablässig hin- und herfuhren, so ist der eigenthümliche Charakter der Stadt durch alle Festvorbereitungen unberührt geblieben. I In ihrem halb deutschen, halb italienischen Baustyle er zählen ihre mächtigen Kirchthürme und Kuppeln die Ge schichte dieses Ortes, der allezeit — eine hussitische und protestantische Episode abgerechnet — unter geistlichem Regiments stand. Selbst das Lustschloß des Olmützer Erz bischofs, bestimmt, in diesen bedeutsamen Tagen zwei Kaiser familien aufzunehmen, verleugnet trotz des Barockschmuckes, den es dem vorigen Jahrhundert dankt, nirgends den kirchlichen Charakter. Nur wo es gegen seinen grünen Garten, gegen den lauschigen Park mit seinen traulichenWinkeln,seinen Fasanerien, Maierhöfen, Kiosken und Freundschaftstempeln niedersteigt, mildert die liebliche Umgebung den stolzen Zug, der aus diesem vom Kastell zum Lustschlosse umgewandelten Baue spricht. Vor dem Schlosse hatten fünf fürsterzbischöfliche Grenadiere vorgestern die Wache bezogen und wehrten Un befugten den Eintritt. Vor und auf dem Schloßhofe trieb sich ein Durcheinander von Hofbediensteten, Lakaien, Fou- rieren, Forstbeamten, Hof-Gendarmen, Köchen und Kut schern in geschäftiger Thätigkeit umher. Im Ganzen hat der Hof diesmal ein Personal von 430 Bediensteten mobil gemacht, 30 Hofwagen und'60 Suitewagen mitgebracht und ein Marstallpersonal von etwa 100 Menschen auf geboten. Die schwierige Frage der Quartierung dieser großen Zahl von Menschen, zu denen noch etwa 150 rus sische Bedienstete sich gesellen, ist in glänzender Weise ge löst worden. Das Schloß ist in den ebenerdigen Ge schossen von den Hofämtern und den Köchen okkupirt. Zierliche Tafeln künden an, wo die Bureaux des Hofzahl amtes, der Hofreisekasse, des Obersthofmeisters, der Hof- Telegraphenämter rc. sich befinden. Im ersten Stocke sind die Wohnräume der kaiserlichen Familien. Die Zimmer des Kaisers Franz Josef und die des Zaren grenzen anein ander. Die Flügel des Schlosses bewohnen die beiden Kaiserinnen. Ihre Fenster gehen in das zauberhafte Grün des Parkes, der Tausende von Jochen umschließt. Der große Speisesaal — welcher 1848 das Parlament im Exil ausgenommen — ist wiederum Speisesaal und neben dem selben ist ein zweites geräumiges Speisezimmer für die Marschallstafel. Die Lehenstube, die beim Regierungs antritte jedes Kirchenfürsten 61 Lehensherren vor dem Throne ihres neuen Oberherrn den Eid der Treue leisten sah, wurde zum Theater umgewandelt. Der Fremdenverkehr in Kremsier war bereits Montag außerordentlich stark. Unter den bereits vorher in Kremsier aufhältlichen Würdenträgern nennt man: den Erzbischof von Olmütz, Kardinal von Fürstenberg, den Ministerpräsidenten Grafen Taaffe, die Grafen Pallavicini und Larisch, den Intendant des Hoftheaters, den Landeshauptmann von Mähren, Graf Vetter, und den Korpskommandant Graf Stubenrauch. Schon am Sonntag war mit klingendem Spiele die aus dem Alexander-Regiment gebildete Ehren kompagnie und ein Jnfanteriebataillon zum Wachdienst ein- gezoaen. Man zählte in Kremsier am Sonntag bereits 38 Berichterstatter einheimischer und ausländischer Blätter, deren Unterbringung auf den wenigen Plätzen der Bahnhofs tribünen große Schwierigkeiten verursacht. Sonntag Abend fand eine vom Intendanten der Wiener Hoftheater, Frei herrn von Hofmann, für die Journalisten veranstaltete große Theegesellschaft statt, in welcher die Minister und die übrigen Würdenträger, unter Anderem auch der erste Obersthofmeister Prinz zu Hohenlohe erschienen. Abgesehen von den Schloßräumlichkeiten und deren nächster Umgebung, wohin der Zutritt verboten ist, bleibt der Ver kehr in Kremsier ganz unbehindert. Unter der Volksmenge, welche das im Festschmuck prangende Städtchen seit einigen Tagen durchzieht, fallen die Landbewohner in ihrer reichen Nationaltracht auf. Montag Vormittag 11 Uhr reisten der Kaiser Franz Josef, die Kaiserin Elisabeth und der Kronprinz Rudolf, ferner Graf Kalnoky, Generaladjutant Freiherr v. Popp, Freiherr v. Nopcsa mit Gemahlin, Graf Pcjacsevich, Gräfin Goeß, Graf Nostiz und Fräulein v. Majlath mittels Sonderzuges von Wien nach Kremsier ab. Eine Viertel stunde später trat auch der russische Botschafter Fürst Lobanoff mit Begleitung die Reise nach Kremsier an. Bei der Ankunft in dieser Stadt wurde das österreichische Kaiser paar von der dichtgedrängten Menschenmenge jubelnd be grüßt. Veteranen und Korporationen hielten bei dem Einzugdes österreichischen Kaiserpaares die Ordnung auf den Straßen auf recht. Die Schuljugend bildete Spalier. Die Kaiserin Elisabeth empfing am Bahnhof die ihr Namens der Stadt überreichten Bouquets, und im Schloß die Blumen der Landgemeinden. Die I allgemcineStimmung wirdambestendurchdieWortederWiener Abendpost" geschildert: „Die Völker Oesterreich-Ungarn- begrüßen die Begegnung in Kremsier mit aufrichtiger Freude und ungetheilter Genugthuung und erblicken hierin ein neue- Unterpfand des Friedens und einen weiteren Beweis der herzlichen, freundschaftlichen Beziehungen, welche die beiden Souveräne und Völker mit einander verbinden." Tagesschau. Freiberg, den 25. August. Aus Anlaß des Jubiläums des deutsche« Reichskanzler- sind demselben bekanntlich bedeutende Geldbeträge zur Begrün dung einer Stiftung nach seinem freien Ermessen zur Verfügung gestellt worden. Diese Stiftung ist nunmehr begründet und am 8. d. M. unter der Bezeichnung „Schönhauser Stiftung" vom deutschen Kaiser unter Verleihung der Rechte einer juristischen Person bestätigt worden. Die maßgebenden Be stimmungen des von dem Kaiser bestätigten Statuts sind fol gende: „Zweck der Stiftung ist, deutschen jungen Männern, welche sich dem höheren Lehrfache an deutschen höherenLehran st alten widmen, vor ihrer besoldeten Anstellung Unterstützungen zu gewähren, auch im Jnlande wohnenden Wittwen von Lehrern d«S höheren Lehrfaches Beihilfe für ihren Lebensunterhalt und für die Erziehung ihrer Kinder zu leisten. Der Sitz der Stiftung ist zu Schönhausen, wo ihr von dem Stifter die erforderliche» Räume angewiesen werden. Das Stiftungskapital besteht zu nächst aus den durch die Sammlungen zur Verfügung gestellten Geldern, deren Betrag, soweit er bis jetzt festgestellt ist, sich auf 1 200 000 Mark beläuft. Die Stiftung wird von dem Reichskanzler als ihrem Vorsteher verwaltet; nach seinem Tode geht diese Vorstandsschaft auf dasjenige Mitglied seiner Familie über, welches nach den bereits getroffenen Bestimmungen zum Besitz des Stammgutes Schönhausen gelangt, bezw. berechtigt ist. Die Unterstützungen werden aus den jährlichen Einkünften bestritten — das Geschäftsjahr beginnt am 1. Oktober — und an Kandidaten des höheren Lehramts in der Regel im Betrage von 1000 Mark jährlich nach erfolgter Ablegung der zu einer Anstellung als Lehrer des höheren Lehrfaches berechtigenden Staatsprüfung bis zu dem Zeitpunkte, an welchem der Em pfänger eine besoldete Anstellung als Lehrer erhält, jedoch auf nicht länger als auf die Dauer von im Ganzen höchsten- 6 Jahren gewährt. Doch soll auch der Vorsteher der Stif tung berechtigt sein, solchen Lehrern, welche die Staatsprüfung für das höhere Lehrfach abgelegt haben, ohne Rücksicht darauf, ob sie sich bereits in dem Genuß einer besoldeten Stelle be finden oder nicht, aus den Einkünften der Stiftung Stipendien zu Studien im Auslande oder in Deutschland außerhalb ihrer Heimath zu gewähren. An Söhne von Lehrern höherer Schulen können auch schon während ihrer Studienzeit Unter stützungen in dem vorgedachten oder einem geringeren Betrage gewährt werden, wenn sie sich dem höheren Lehrfache widmen. Die Zeit der auf der Universität gewährten Unterstützung ist auf den vorgedachten Zeitraum nicht einzurechnen. Die Aus wahl der zu Unterstützenden aus den Angehörigen des Deut schen Reiches steht ausschließlich dem Vorsteher der Stiftung zu. Derselbe soll darauf bedacht sein, daß die Vertheilung der Unterstützungs-Beträge auf die Angehörigen der einzelnen deutschen Staaten in einem der Bevölkerung oder der Zahl der höheren Lehranstalten in jedem derselben ungefähr entsprechenden Verhältniß entfällt. Auch sollen unter den Bewerbern die Söhne von Lehrern des höheren Lehrer fachs den Vorzug haben. Welcher der vorstehend bezeichneten Kategorien die Mittel der Stiftung vorzugsweise zugewendet werden sollen, hat der Vorsteher nach Maßgabe der Er fahrungen über das vorliegende Bedürfniß zu ermessen. Die Zuweisung der Unterstützung soll in der Regel auf die bereits erwähnte Dauer erfolgen, ist jedoch jederzeit widerruflich, nur muß die einmal zugewiesene Unterstützung während zweier Semester gezahlt werden. Für den Widerruf sind bestimmte Formen vorgeschrieben. Werden durch die erwähnten Unter stützungen die Stiftungseinkünfte Mangels geeigneter Bewerber nicht erschöpft, so soll der Vorsteher diese nicht zur Verwendung gelangten Beträge Wittwen von Lehrern des höheren Lehr faches für ihren Lebensunterhalt oder für die Erziehung ihrer Kinder zuwenden. Der Maßstab für die Vertheilung ist derselbe, wie er bereits oben erwähnt ist. Ein Zuschlag der nicht verwendeten Einkünfte ist nur im ersten Jahre, später überhaupt nur zur Deckung eventueller Verluste gestattet, so daß in der Regel alle Einnahmen zu Unterstützungen verwendet werden sollen. Die Verleihung des Bezugs der Unterstützung findet alljährlich am 1. Oktober statt; das erste Mal erfolgt sie am 1. Oktober 1885. Meldungen zum Bezüge der Unter stützungen sind in der Regel nur zu berücksichtigen, wenn sie.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite